
Ich habe 1995 mein erstes Buch auf den Markt gebracht. „Die Befreiung“. Da ging es um den Kampf um Nürnberg im April 1945. Ich habe damals einen etwas anderen Ansatz gewählt, als die offizielle Geschichtsschreibung. Ich habe Originaltagebücher dieser Zeit veröffentlicht. Also keine „Zeitzeugenberichte“, die im Nachhinein aufgezeichnet wurden, sondern tatsächliche, seinerzeit geschriebene Texte. Die nicht für die Öffentlichkeit gedacht waren und deshalb zwar subjektiv, aber ungeschminkt berichteten.
Natürlich habe ich seinerzeit auch im Archiv geforscht. Damals waren gerade die OMGUS-Akten freigegeben worden und ich kam da an Berichte über die Wahlen im April 1946 ran. Diese waren aus amerikanischer Sicht ein Fehlschlag. Sie seien so massiv verfälscht worden, dass die Ergebnisse korrigiert werden müssten. Sie bemängelten besonders die massive Parteinahme der Kirchen auf Seiten der CSU, daß die Bauernpartei personell oft mit der CSU identisch sei und daß Mitglieder der Bauernpartei oft höhere Zuteilungen rationierter Güter erhielten. Der SPD gestand man immerhin zu, daß sie mit Unterstützung der Militärregierung vielleicht einmal eine demokratische Partei werden könne. Für die KPD hatte man nur Mitleid übrig. „KPD leaders said little, worked hard..:“. Man bemängelte, daß sie von den Kirchen massiv behindert würden und ihnen vom politischen Gegner vorgeworfen werde, daß sie ehemalige KZ-Insassen in ihren Reihen hätten. Die CSU wurde dagegen mit Mißtrauen beobachtet,
da sie sehr viele „small nazis, wives of nazis“ und Militaristen in der Führung habe.
Das Buch ist längst vergriffen. Ich veröffentliche aber nun aus aktuellem Anlass einen Abschnitt daraus, in dem es um die Gründung der KPD in Nürnberg und die ersten Tage nach dem Ende der Nazis geht.
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19. April, früh
Spengler Kreuzung Rothenburger wurde zu einem Stützpunkt.
2 Pakgeschütze sind aufgefahren. Liege im Luftschutzraum. Die Amerikaner sollen sich Ecke Knauer – Hessestraße eingenistet haben. Das Pakgeschütz Knauerstraße steht verlassen auf der Straße. Ein Feldwebel (Pakführer) will zum Geschütz. Er bleibt mit einem Kopfschuß tot vor demselben
liegen.
Mache einen Blick auf die Straße. Unheimliche Stille. Geschützfeuer ist verstummt. Maschinen und Gewehrschüsse peitschen durch Straße. Ruhe vor dem Sturm? Gegen Mittag verschwinden allmählich die deutschen Soldaten. Wird es zu einem Kampf kommen? Die Panzersperre an der Kanalbrücke kann nicht mehr geschlossen werden, sie liegt unter Maschinengewehr- und Geschützfeuer. <1945 war an der Stelle der heutigen Stadtautobahn der Ludwig-Donau-Main-Kanal.>
17:30
Stehe unter der Haustüre. Plötzlich sehe ich wie ein Amerikaner von der linken Seite (Knauerstr.) zum Pakgeschütz rennt, dem toten Feldwebel die Pistole aus der Tasche zieht und wieder zurückspringt. Sie sind tatsächlich da. Ich mußte mich am Kopf greifen. Ich laufe in den Keller, verlange ein weißes Tuch gehe in den Hof um es an einem Stock zu befestigen. Ein Blick im Hof Spenglerstraße 5 . Deutsche Soldaten stehen ratlos beisammen. Ein Teil will Widerstand leisten, der andere Teil hat Angst, buchstäblich Angst. Ich schreie „Kinder macht keinen Unsinn und ergebt Euch!“. Einer sagt „Ja, wir haben ja keine weiße Fahne!“ „Habe ich“ ist meine Antwort. Mit der weißen Fahne voran (ein Handtuch der Frau Loos) werden wir von den Amerikanern empfangen.
Die Naziherrschaft hat sein Ende gefunden. Ich bin glücklich. Ein einziges wertvolles Menschenleben ging verloren.
19 Uhr
Meine Enttäuschung wächst von Minute zu Minute. Die Amerikaner sind nicht Fisch, sie sind nicht Fleisch. Wir werden alle über einen Kamm geschert, ob Faschist, ob Antifaschist. Die Amerikaner sind über das
Lindeeiswerk hergefallen. Schleppen Fleisch, Geflügel, Butter, gefrorene Früchte heraus. Panzer fahren auf. Die Bevölkerung steht auf der Straße.
Wo alles liebt kann Karl allein nicht hassen!
Das Plündern geht los. Das Lederlager in der Hessestraße wird von den Zivilisten geplündert. Schwache alte Frauen, Greise, Kinder, Männer keuchen unter der Last. Ich begebe mich in das Lederlager ohne etwas
anzufassen. Wie Wahnsinnige stürzen sich die Menschen auf die Lederballen und anderen Gegenstände. Ein unbeschreibliches Wirrwar herrscht im finsteren Lager. Leute liegen am Boden, sie brechen unter der schweren Last des geraubten Gutes zusammen. Furchtbar, es ist unmöglich, sowas mit Worten zu schildern. Die Bestie ist los, das Ich feiert Triumphe.
Ekel, Wut, Scham ergreift mich. Ich bin traurig.
20. April
Unser Haus wird als Befehlsstelle eingerichtet. Fleischmann, Weber, Loos müssen ihre Wohnungen räumen, Loos und Weber wohnen bei mir.
Wenig Schlaf, der Himmel im Norden ist rot. Widerstandsnester werden liquidiert. Dem deutschen Faschismus entronnen und dem englischen und amerikanischen Imperialismus ausgeliefert. Welch ein Hohn. 12 Jahre lang Sabotage, Kampf gegen den Faschismus. Jeden Tag gewärtig dem Fallbeil der Nazis ausgeliefert zu werden und alles soll umsonst gewesen sein?
Ich bin krank.
In aller früh ging das Plündern des Lederlagers weiter. Ich fuhr mit dem Rad hin. Das Lager war schon ziemlich ausgeräumt. Was nicht niet- und nagelfest war, wurde auch mitgenommen. ich beobachtete das Treiben einige Minuten und – mir wurde sozusagen wortwörtlich das Rad vom A…. weggezogen und gestohlen. Der Dieb war wie vom Boden verschwunden.
Das Plündern in den letzten Tagen der Naziherrschaft konnte ich begreifen. Denn sie wollten bloß einen Schutthaufen, Not, Elend und Tod überlassen, aber daß auch die Amerikaner solches stillschweigend dulden grenzt an Sadismus. Es soll anscheinend auch der beste Teil, Menschen, die sich die Aufgabe machten den Nazismus zu zertrümmern, mit in den Abgrund geschleudert werden. Aber trotzdem, solange ich noch lebe werde ich kämpfen.
Ich bin nicht mehr Herr in meiner Wohnung. Ich habe mich in eine Ecke geflüchtet.
Die Schmerzen schwellen allmählich wieder an.
21. April
Ein Schauspiel für Götter!
100% Nazis (Nickel, sowie der Schwiegersohn von Frey) fraternisieren sich mit den Amerikanern. d. h. sie wollen es, aber es wird ihnen nur die kalte Schulter gezeigt.
Gestern noch warf mir Nickel haßerfüllte Blicke zu, als ich die Soldaten zur Übergabe aufforderte. Es ist zum Speien. Lauderbauch, der Lumpenprolet, schielt mit angsterfüllten Augen auf die Straße. Gehe ich hin und melde diese Nazibande, so werde ich mit Verachtung angehört. Man liebt den Verrat, aber man verachtet den Verräter.
18:10 Uhr
Man glaubt im tiefsten Frieden zu leben. Keinen Kanonenschuß. Keine Fliegerangriffe. Amerikanische Wagen, Panzerwagen flitzen durch die Straße. Englisches Ideom, breitet sich langsam aus „any darling, my baby“
Rosseaus Selbstbekenntnis, dazu reicht der Schweinehund nicht. Eine Dostojewski-Seele steckt in mir. Ich erniedrige mich selbst! Wer bin ich, wieder ein Heuchler. Liebe, Haß, Egoismus, alles, alles steckt in mir. Bin ich ein Betrüger, betrüge ich mich selbst. Bin ich ein Egoist, ein Idealist? Ich weiß es nicht!
Bedeck Dein Haupt mit Millionen Laken, stell deinen Fuß auf Ellen hohen Socken. Du bleibst doch immer was Du bist. (Phraseur)<Bis zu dieser Stelle wurde die Schrift zusehends unleserlich. Das in Klammern gesetzte Wort wurde deutlich erst am nächsten Tag hinzugefügt.>
Ich hatte mich gestern abend bis zur Bewußtlosigkeit betrunken. Mein geschwächter Körper, ich habe fast 5 Tage keine feste Nahrung zu mir genommen.
Sonntag 22. April 1945
Mache einen Besuch in die Altstadt. Die Häuser, die nicht den Luftangriffen zum Opfer fielen, wurden von der Artillerie zusammengeschossen. Schwere Kämpfe tobten in der Altstadt. Die Plünderungen gehen weiter. Jetzt kommen die Lebensmittel, Kleider, Schmuckgeschäfte u.s.w. Der Pöbel feiert Orgien. Die Amerikaner schauen tatenlos und mit Schadenfreude zu.
Montag 23. April 1945
Besuchte heute meine Belgier<Karl Wagner war als Dachdeckermeister zuständig für eine Arbeitsgruppe Fremdarbeiter. Diese Arbeitsgruppen bestanden im Allgemeinen aus Kriegsgefangenen. Er erhielt von seinen russischen Arbeitern nach dem Krieg Dankesschreiben, weil er Ihnen das Leben gerettet hatte.> Das Kaufhaus Dietz wurde nach der Plünderung angezündet. Chaos, Anarchie, die Menschen
sind Bestien geworden.<Das Kaufhaus Dietz stand an der Stelle des späteren Kaufhaus weißer Turm.>
90% der Bevölkerung sind Marodeure. Noch 1 oder 2 Tage und die Stadt hat kein Krumpm Brot mehr. <Krumpm: Mißratene Semmeln, unverkäufliches Brot.(Nürnbergerisch)> In einigen Wochen geht dann das Krepieren an. Können wir uns retten? Jawohl! Auf den Trümmern werden wir ein neues, ein Sowjetdeutschland aufrichten. Die Sowjetunion läßt uns nicht im Stiche!
„Zuviel des Hasses, zuviel der Schmach wird täglich Euch geboten:
Euch muß der Grimm geblieben sein – o glaubt es nur, den Toten!
Er blieb Euch! Ja, und er erwacht! Er wird und muß erwachen,
Die halbe Revolution zur ganzen wird er machen!
Er wartet nur des Augenblicks, dann springt er auf allmächtig:
Erhobenen Armes, weh’ndes Haar, da steht er wild und prächtig!
Die rost’ge Büchse legt er an, mit Fensterblei geladen
Die rote Fahne läßt er wehn, hoch auf den Barrikaden!“
Ich habe die Verbindung mit der Partei hergestellt. Ein Direktorium aus 3 Männern der Partei hat sich gebildet. (Schirmer<Hermann Schirmer, ehemaliger Stadtrat der KPD, „Das andere Nürnberg“>, Weidinger, Wüstner). Entzückt bin ich von diesen Leuten nicht. Von einem Idealismus kann man nicht reden, es riecht zu stark nach Postenjägerei. Von einer Organisation kann auch keine Rede sein. Es herrscht Durcheinander und Mißtrauen. Jeder möchte gerne der einzige anständige Kommunist sein. Wenn mir meine Ideale nicht zu hoch stünden, würde ich mich mit Ekel davon wenden.
Karl, ein früherer Landtagsabgeordneter und ich wurden beim provisorischen Bürgermeister Rühm als Vertreter der K.P.D. vorstellig. Wir mußten ihn wieder im negativen Sinn verlassen. Es herrscht Feigheit. Großspurig wurde an der früheren Ortsgruppe der Nazi in der Maximilianstraße ein Plakat „Antifaschistischer Kampfbund der K.P.D.“ angebracht. Mittag, als ich vom Bürgermeister Rühm zurückkam und durch die Maximilianstraße ging, lag das Plakat zerfetzt am Boden und als Hohn steckte eine Amtsleitermütze am Gitter.
Die Faschisten und Halbfaschisten haben sich schon wieder breitgemacht.
Wir stehen vor den Toren und beratschlagen in nutzlosen Debatten.
Dienstag, 24. April 1945
Schirmer war heute beim Oberst der Militärregierung. Es wurde strikt die Bewilligung zur Gründung einer kommunistischen Partei abgelehnt. Den Metzgersgang hätte ich Schirmer schon vorher sagen können.
Ich machte Schirmer den Vorschlag, aufgrund seines Stadtratsmandats sich der Zivilverwaltung zur Verfügung zu stellen. Schirmers dünne Antwort war „Daran habe ich kein Interesse, ich kann meine Kräfte
für so etwas nicht zersplittern.“ Himmel hast du uns in Nürnberg Geisteskräfte geschenkt!
25. April
Neue Männer sind zu uns gestoßen. Ein noch verhältnismäßig junger Mensch, er muß 1933 gerade den Kinderschuhen entwachsen sein (Hübner), Hering, ein Phrasendrescher übelster Sorte, er hält sich allen anderen haushoch an Intelligenz überlegen. Schellhorn ist um kein Jota besser. Eisenbahnfragen sind sein Steckenpferd. Der vierte im Bunde ist ein Mensch, der wenig spricht, aber was er spricht zeugt von einer Unwissenheit in Allem, so daß man darüber nur den Kopf schütteln kann. Streber, Ignoranten und einige ehrlich überzeugte Genossen, die sich aber nicht durchsetzen können, sind die Partei.
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Hier bricht das Tagebuch wieder genauso abrupt ab, wie es wenige Tage vorher begonnen hat. Ich habe die Rechtschreibung aus dem Original übernommen. Bürgermeister Julius Rühm war übrigens NSDAP-Mitglied und wurde von den Amerikanern eingesetzt, nachdem Gauleiter Holz kurz vor seinem eigenen Ende noch Bürgermeister Liebel erschossen hatte, der die Stadt übergeben wollte. Rühm wurde schon im Juli wieder abgesetzt und durch Martin Treu (SPD ) ersetzt, der selbst kurz darauf durch Hans Ziegler (auch SPD) ersetzt wurde.
Das Haus Spenglerstraße 5, in dem der Autor im Dachgeschoss wohnte, wurde übrigens deshalb von den Amerikanern als Befehlsstelle eingerichtet, weil im Erdgeschoss die Gaststätte „zum Glücksstern“ war. Die Gaststätte gibt es nicht mehr.
Die Plünderungen durch Deutsche wurden durch andere Tagebucheinträge von denen, die plünderten, übrigens bestätigt.
Es ist auch ein offenes Geheimnis, dass die Wehrmachtsröhren, mit denen Max Grundig den Radiobausatz „Heinzelmann“ anfangs auslieferte, aus einer „Beschaffungsaktion“ am Güterbahnhof in Nürnberg stammten. Erst als dieser „Vorrat“ aufgebraucht war, wurde der Heinzelmann ohne Röhre ausgeliefert.
Titelbild: Das ist nicht von 1945, dürfte von 46 sein, da ist bereits ein Gerüst am Turm zu sehen. Die Türme der Sebalduskirche wurden erst „von der Artillerie“ zusammengeschossen, weil jemand auf die grandiose Idee gekommen war, im Turm Artilleriebeobachter des RAD zu postieren.
Danke für diesen Bericht. Unglaublich wie wenig Zeit es gebraucht hat, um zu vergessen. Wieviel Leid muss ein Mensch erfahren, um so nüchtern über all das zu schreiben. Wie viel Leid wurde erfahren von denen, die nicht einemal mehr die Kraft zum Aufschreiben hatten? Unglaublich, dass schon so viele wieder meinen, Aufrüstung, und „notfalls“ Krieg seien der einzig gangbare Weg …
Hallo Reinhard,
der Abschnitt hat mich neugierig gemacht.
Besteht denn eine Chance, dass Du das Buch erneut als eBook veröffentlichst?
Gruß
Markus
Ich bin am Überlegen. Wenn ich die Zeit dazu habe, setze ich mich vielleicht dran.
ich fände das auch richtig und wichtig, sowas darf nicht verloren gehen!
Schließe mich den Vorredner/inne/n an (und wäre ebenfalls interessiert).
dito
Von mir auch vielen Dank für diesen spannenden Einblick! „Erlebnisse aus erster Hand“ zu lesen, macht die Verhältnisse von damals noch viel greifbarer als eine rein dokumentarische Aufarbeitung. Der Vater meines Vaters war Kommunist in Österreich und hat am Ende seines Lebens seine politisch aktive Zeit ab etwa 1930 sehr ausführlich niedergeschrieben, vom Aufstreben der Nationalsozialisten, die er damals mit seinen Genossen buchstäblich „zusammengehauen“ hat, bevor er später zunächst des Landes Tirol verwiesen wurde, dann ins KZ Mauthausen kam, in einer Strafkolonie Schützengräben ausheben musste und letztendlich in Kriegsgefangenschaft geriet. Mein Vater hat später seine eigenen Erinnerungen ab frühester Kindheit niedergeschrieben, so dass ich diese Zeit aus zwei Perspektiven nachfühlen kann. Wir wissen und schätzen gar nicht genug, in was für friedlichen und sicheren Zeiten wir aktuell (noch?) leben.
Tagebücher sind eine wichtige Quelle. Besonders, weil sie nicht mit dem Vorsatz der Veröffentlichung geschrieben wurden. Sie sind eine Konserve des subjektiven Empfindens, ohne durch Erinnerung und häufiges Erzählen zu mutieren.
Ich hab erst vor ein paar Monaten meine alten Tagebücher ausgegraben um bei einem Tagebuchslam zu lesen. Autsch, bin ich froh, keine 18 mehr zu sein! Spannend zu lesen, wie weit meine damalige Ansicht von meiner heutigen Erinnerung abweicht.
„ Können wir uns retten? Jawohl! Auf den Trümmern werden wir ein neues, ein Sowjetdeutschland aufrichten. Die Sowjetunion läßt uns nicht im Stiche!“
Wenn der gute Mann sich da mal nicht getäuscht hat….
Ich bin sehr froh, dass die Westalliierten das nicht zugelassen haben.
Ja, klasse Bericht. Ich meinerseits hätte gerne mehr über meine Familiengeschichte im „Dritten Reich“ erfahren. Da wurde aber nicht drüber geredet. Mein Großvater (Gewerkschaftler und SPD-Mitglied) mütterlicherseits kam 1949 aus einem Lager in Murmansk zurück. Ich war noch ein Kind, als er in den späten 1960ern an den Spätfolgen starb. Meine Familie väterlicherseits kam mit meinen Großeltern von der Alb. Meine Großmutter hatte eine Horde Kinder, war gesundheitlich angegriffen. Sie „übernahmen“ einen Gemischtwarenladen in Beilstein bei Heilbronn. Von meinen Tanten erfuhr ich später nichts, mein Vater war damals erst geboren. Ich konnte nicht herausbekommen, ob dieser Laden Vorbesitzer (und welche) hatte…das beschäftigt mich immer wieder bis heute…
Ja, da gibt es viele Fragen, die keiner mehr beantworten kann.
Obwohl ich relativ viel über meine Familiengeschichte weiß, gibt es doch weiße Flecken (oder eher dunkelbraune).
Meine Mutter und auch ein Onkel haben ihre Geschichten als Buch veröffentlicht und in Zeitzeugeninterviews hinterlassen. Bei genauerer Betrachtung sind damit aber weitere Fragen entstanden. Ich habe versucht, ein paar davon zu klären, aber das endet schnell in Archivarbeit und stößt bei Ereignissen knapp um das Ende des Krieges schnell an Grenzen. Da wurde kaum mehr was dokumentiert bzw. man kommt schwer an Informationen.