
Unter dem Suckerberg-Post hat mich jemand gefragt, ob ich mich schon mal mit dem Fediverse auseinandergesetzt hätte. Mastodon, PeerTube, Friendica, Pixelfed und Co. Klar habe ich. Ich bin dort aber nicht. Ich habe mich entschieden, die wichtigsten – sprich größten – Plattformen mit meiner Anwesenheit zu beehren, teilweise unter Pseudo, weil ich nur dann auf diesen Plattformen recherchieren kann. Auf Facebook war ich gelegentlich in mehr oder weniger geschlossenen Gruppen (Thema Olympus oder Excire oder dergleichen) habe mich aber überall relativ schnell wieder verabschiedet, weil die Menge an Bullshit, der in diesen Gruppen angehäuft wurde, jede Vorstellung sprengte.
Und ich bin nicht so der Typ, dem es schlaflose Nächte bereitet, wenn jemand im Internet Quatsch verbreitet. Wenn der Quatsch haarsträubend genug ist und jemand auch noch kommerzielle Absichten damit verbindet, dann mache ich mich hier mal drüber lustig, aber ich könnte jeden Tag ein Dutzend Reaction-Videos zu Videos von Foto-Influencern machen, es gibt ausreichend Material dafür, aber wozu?Die haben alle ihre Fans und was bringt es mir, wenn ich die gegen mich aufbringe? Die wollen den Unsinn ja glauben, der ihnen da erzählt wird.
Und eben deshalb poste ich auf den sozialen Medien auch nichts. Ich habe keine weltbewegenden Nachrichten, die ich auf X posten müsste. Ich muss keine Memes „retweeten“, ich muss keine Meinungen anderer Leute „liken“.
Ich habe zu diversen Themen einen klaren, moralischen Kompass, zu anderen Themen habe ich eine Meinung und zu wieder anderen Themen habe ich nicht mal das, weil ich die handelnden Personen und ihre Absichten nicht einschätzen kann oder weil mir keine zuverlässigen Informationen zur Verfügung stehen.
In den asozialen Medien ist das aber kein Hinderungsgrund, nicht trotzdem zu posten. Und das hat nichts damit zu tun, wem die Plattform gehört – der Bullshit ist überall und der Haufen wird jeden Tag höher. Muss ich mir das antun? Habe ich eine Chance, irgendwas dagegen zu tun? Nein. Habe ich nicht. Ich kann hier, für ein sehr begrenztes Publikum, kleine Häufchen Bullshit beseitigen. Damit meine Leser in ihrer täglichen Praxis einen Benefit davon haben. Mehr kann ich nicht machen.

Also setze ich mich in meinen Garten, kucke Kirschblüten, schreibe an meinem Lichtbuch und einmal täglich ziehe ich aus meinem Brunnen ein paar Eimer Wasser und gieße Salat, Brokkoli und Rosen.
Und wer auf Mastodon tröten oder auf X zwitschern will, darf das gerne machen. Hier tröten Nilgänse und zwitschern Amseln. Find ich cooler.
Peace.

One like! von Hermann
Ich kann das vollkommen nachvollziehen, wüsste auch keinen Grund, warum ich empfehlen sollte, dass du auf Mastodon mitmischst. Man könnte sich dort sicherlich eine Community aufbauen – aber wenn man schon eine hat, warum dann!
Widersprechen will ich aber dem (gefühlten) undifferenzierten Einsortieren zu den „asozialen Medien“. Denn es gibt einen entscheidenden Unterschied: es gibt keine Algorithmen. Man entscheidet dort selbst, was man liest. Da hat man schnell eine kleine aber feine weitgehend bullshitfreie Blase – so man das denn will.
Eben – man baut sich eine Blase. Eine Echokammer. Wenn man will. Kann ich mir auch bei Insta und Co so aufbauen. Das geht, habe ich gemacht. Nur, wozu? Ich lese Blogs und kucke YouTube-Videos von Leuten, deren Meinung ich nicht teile – weil ich wissen will, welche Argumente die vorbringen. Das bringt mich weiter – manchmal. Eine Echokammer mit lauter Leuten, die die gleiche Meinung haben wie ich – bringt mir gar nichts.
Es gibt hier gelegentlich Leute, die kommentieren oder die mir Mails schreiben und mich entweder auf Fehler aufmerksam machen, Fakten auf den Tisch legen, die ich noch nicht kannte, oder eben auch andere Sichtweisen haben – wie Du mit dem Fediverse. Diese Argumente kann ich mir anhören, ich kann sie übernehmen, Fakten bewerten, und manchmal ändere ich meine Meinung zu etwas. Im Falle Fediverse sehe ich eben für mich persönlich keinen Nutzen. Das mag für andere anders aussehen. Fakt ist für mich: soziale Medien kosten Zeit. Ein gut recherchierter Blogpost kostet mich bis zu vier Stunden, teilweise mehr. Wenn ich dann noch tröte und zwitschere, dann bin ich den ganzen Tag beschäftigt, ohne dass ich ein Foto gemacht oder eine Zeile an meinen Büchern geschrieben hätte. Ich will aber fotografieren. Und ohne meine Bücher muss ich in den Getränkemarkt, Bier verkaufen. Also wird nicht getrötet.