Dinge, die’s bald nicht mehr gibt.

Dies ist ein Briefträger in Ribe. Vorweihnachtszeit 2020. Dänemark. Auf seinem Wägelchen steht „Post“ drauf.

2026 ist das Geschichte. Die dänische Post stellt nächstes Jahr die Briefzustellung ein. Nach 400 Jahren. Weil sie im Jahr nur noch 110.000.000 Briefe befördert haben. Habe sich nicht mehr rentiert. In den letzten Jahren sei der Briefversand eingebrochen.

Falls sich jemand darüber wundert – in Dänemark kostet ein Inlandsbrief 29 Kronen. Das sind knapp vier Euro. Seltsam, dass dann die Leute lieber Mails verschicken, gelle? Man habe ja erst vor kurzem das Briefmonopol gelockert und jetzt gebe es ja private Konkurrenz – die sollen das dann mal machen. Die Post konzentriert sich jetzt auf Pakete. (Was passiert, wenn bei der Briefpost der Kapitalismus ausbricht? Einige Zeit nichts, dann werden keine Briefe mehr befördert.)

Und scheiß doch auf die älteren Leute aufm Land, die noch Briefe schreiben. 110 Millionen Briefe – hey, das bisschen Papier… Es gibt ja in Dänemark von Führerschein bis zum Bargeld alles aufm Handy. Alles voll digital und so. Niemand braucht mehr Briefe schreiben.

Solche Fotos aus Varde gibt’s dann nicht mehr. Die Briefkästen sollen im Laufe des Jahres abgebaut werden.

Wer von euch noch 2025 nach Dänemark fährt: kauft Ansichtspostkarten und verschickt die, auch wenn ihr von den Dänen für komplett durchgeknallt gehalten werdet, denn niemand in Dänemark schickt noch Ansichtspostkarten. Und ja, kauft noch ein paar absurd teure dänische Briefmarken. Ist der letzte Jahrgang. Wenn ihr noch Briefmarken habt – bis 2026 nimmt die Post die noch zurück.

Mir ist es letztes Jahr übrigens passiert, dass ich in der Polserbude stand und gerade das EC-Lesegerät nicht funktionierte. Tja, was macht man da? Man kriegt das Würstchen in der Brotpappe geschenkt. Denn kassieren geht nicht. Da wird auch gar nicht nachgefragt, ob man nicht vielleicht Bargeld hat. Niemand hat Bargeld.

Und vielleicht seht ihr ja noch nen Postboten. Seid nett zu ihm, es ist ne aussterbende Spezies.

19 Replies to “Dinge, die’s bald nicht mehr gibt.”

  1. Oje, das passt zu der traurigen Nachricht, dass die Post hierzulande 8.000 Stellen streicht. Weil der Briefversand rückläufig sei…

    1. Ich habe letzthin in der Postagentur Briefmarken gekauft. Und unter dem Ladentisch gesehen, dass es da hübsche Briefmarken gibt. Mit der Rakotzbrücke drauf. Haben will. „Die sind aber nicht selbstklebend!“ „So what?“ „Ja, da haben Leute mit ein Problem. Briefmarken lecken gilt seit Corona als gefährlich.“ Gefährlich ist genau mein Stil – Zehnerpack gekauft. Jetzt bin ich Outlaw…

        1. Briefmarken, deren Kleber bereits aktiv sind und auf einen Untergrund geklebt sind. Muss man nicht anfeuchten, damit die kleben. Nur abziehen und auf den Brief kleben.
          Schönen Gruß
          Werner

            1. Die selbstklebenden gibt’s seit mindestens 2000 in Deutschland. Du hast scheint’s schon lange keine Briefe mehr verschickt…..
              Seeehr lange…

  2. Wir waren letzten Sommer in Schottland unterwegs und haben verzweifelt nach Postkarten gesucht.

    Ja ich gehöre noch zu der Generation die ihren Lieben Zuhause so zeigen wo sie „gerade“ unterwegs sind. Man soll es nicht glauben, die handschriftliche Nachrichten, sei sie noch so banal, freut die Beschenkten auch noch.

    Zurück zum Thema, meine Frau war dann in einem Schreibwarenladen, sie brauchte Papier zum Aquarelltieren und auf die Frage nach Postkarten hat man ihr berichtet, dass es das nicht mehr gibt. Nachdem die Preise für den Versand so absurd hoch geschraubt wurden hat keiner mehr Postkarten geschrieben. Also werden diese nicht mehr hergestellt.

    Wir haben dann in der Postfiliale noch welche gefunden (Tipp aus dem Schreibwarenladen), geschrieben und auch versendet.

    Könnt ja Mal schauen was wir für die 10 Karten in die Heimat bezahlt haben. Die Dame hinterm Schalter hatte Mitleid mit uns und meinte, dann soll es wenigstens schnell gehen und hat uns noch 10 „Priority“ Aufkleber dazu gegeben. Sollte dann per Luftfracht versendet werden, hat aber trotzdem zwischen 10-14 Tage gedauert bis die Karten in Deutschland ankamen.

    Das scheint also kein urdeutsches Thema zu sein, die Post zieht hier nur dem allgemeinen Trend hinterher. Wir sind halt im digitalisieren nicht die schnellsten, aber nicht nur bei Postkarten.

    1. „…die ihren Lieben Zuhause so zeigen wo sie „gerade“ unterwegs sind“

      Schau dir mal die sympatische App Polarsteps aus den Niederlanden an.
      Link an Freunde teilen und jeder kann an der Reise teilhaben, wenn man es denn möchte.

      Echt super für sowas wenn es digital sein darf.

      1. Klar kenne ich solche Tools, aber darum geht es nicht.
        Sich die Zeit nehmen, Postkarten für jeden Adressaten einzeln aussuchen, einen Text ausdenken, von hand schreiben, Briefmarke drauf und zur Post tragen haben was mit Wertschätzung zu tun, darum geht es.

  3. Dann wird wohl der letzte Postkasten der auf Galapagos sein. Der funktioniert dadurch, dass seit ein paar hundert Jahren Leute, die hin fahren Post von daheim mitbringen und dafür was bei sich daheim in der Gegend mitnehmen und zustellen.
    Oder er mutiert zur Selfie-Kulissee und es ist endgültig aus mit dem Brief.

    1. Der ist auf Floreana, da war ich kürzlich. Ist aber auch nicht mehr das Original, wobei er immer noch befüllt war. In Ecuador wurde die Briefpost aber auch schon abgeschafft.

  4. Interessant, und wie kommen die Schreiben wer von wem wieviel Geld zu bekommen beansprucht dann verifizierbar zu ihren Adressaten….. hmmmm…..

  5. Sind die selbstklebenden Briefmarken in der Produktion eigentlich teurer oder billiger als die herkömmlichen Briefmarken, spart es Zeit beim aufkleben?

  6. Moin,
    wenn man Romane aus dem frühen letzten und dem vorletzten Jahrhundert liest, stösst man gelegentlich darauf, daß die Post damals mehrmals täglich Briefe zugestellt hat. Muß man erstmal begreifen, sonst “funktionieren” die Texte manchmal in der zeitlichen Abfolge nicht.
    Ich schicke auch noch Postkarten. Eine blöde E-Message kostet mich 45 Sekunden (Text diktiert) eine Postkarte mindestens 20 Minuten bis die gekauft, geschrieben, beklebt und in einen noch geleert werdenen Kasten gesteckt ist. Was zeigt dem Adressaten wohl eine höhere Wertschätzung?
    Ich fotografiere Telefon -boxen, -zellen, -apparate und Kaugummiautomaten. Das verschwindet auch alles.
    Gruss,
    Dirk

  7. Die Fotografen unter uns, die noch mit Film aufgewachsen sind, erinnern sich auch noch an die „Nachtentwicklung“. Diafilm abgegeben und am nächsten Tag entwickelt zurück. Mal abgesehen vom Diafilm selbst kann das heutzutage Wochen dauern. Auf der anderen Seite werden sie noch (oder auch wieder?) entwickelt.

    Ich war mit meiner Frau in 2022 in Norwegen und wir haben Ihrer Mutter wie schon seit Jahren eine Postkarte aus dem Urlaub geschickt. Das war damals auch ein unglaublich hoher Preis, wir haben uns daher auf die Familie und Freunde beschränkt, die sowas auch noch wertschätzen. Bei meiner Schwiegermutter ist der ganze Kühlschrank voll mit Postkarten Ihrer Kinder…

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