Seit gestern ist die Excire 4.0.1 verfügbar. Das Programm meldet das bei Prüfung auf Updates noch nicht, aber die Version ist offiziell und man kann sie runterladen.
Bei der Installation kann es selten passieren, dass eine Fehlermeldung kommt, dass irgendwelche Dateien nicht entfernt werden können, wenn vorher Excire gelaufen ist. Wenn das passiert, einfach den PC neu starten, dann ist Frieden.
Die neue Version läuft jetzt bei mir rund. Und zwar subjektiv deutlich runder als die 4.0.0 , Wer die 4.0.0 schon installiert hat – beim Update auf 4.0.1 wird die Datenbank verändert, ein Zurück – warum auch immer – gibt es deshalb nicht. Wer Paranoia hat, Datenbank sichern. Habe ich noch nie gemacht, ging immer gut, aber das muss ja nichts heißen.
Natürlich habe ich noch Dinge zu meckern – habe ich immer – aber die jetzige Version ist produktiv einsetzbar und ganz realistisch gesehen sind die Drawbacks verkraftbar.
- Excire kann ganz viele Videoformate nicht abspielen. VLC kann. Das liegt nicht am bösen Willen von den Leuten bei Excire, sondern schlicht daran, dass die VLC-Bibliothek CC-Lizenz hat – wer sie verwendet, darf kein Geld für seine Software verlangen. Also verwendet Excire die beim Betriebssystem mitgelieferten Codecs. Und wenn ein Video einen Codec verlangt, den zwar VLC hat, das Betriebssystem selbst aber nicht – dann wird das nicht abgespielt.
- Excire verschlagwortet Videos – naja, eigentlich nicht. Excire liest das Thumbnail aus und verschlagwortet das. Wenn man es „richtig“ macht und man die ersten Sekunden des Videos die Klappe mit der Beschriftung zeigt, wird eben die Klappe verschlagwortet. Genauer, die Person, die die Klappe hält. Ist die nicht sichtbar, steht da schlicht „Text“ und „ungesättigt“. Wenn man ehrlich ist, ist eine automatische Verschlagwortung eines Videos, das im Extremfall ein Musikvideo mit Dutzenden Szenen oder gar einen Spielfilm enthält, eigentlich nicht zu machen. Wie verschlagwortet man „Yellow Submarine“? Oder Koyaanisqatsi? (BTW – ich war damals im Kino, als der rauskam. Ich bin kopfschüttelnd raus und habe mir gedacht, was für ein Mist. Aber der Film ist einer der wenigen Filme aus der Zeit, die sich mir eingebrannt haben.)
Ob sich das Update lohnt? Wer Videos verwalten will – Ja. Unbedingt. Der hierarchische Stichwortbaum funktioniert mit Videos genauso, und man kann sich mal schnell alle Medien zu einem bestimmten Event anzeigen lassen, oder zu Zingst oder alle Videos, in denen Nils Häussler auftaucht.
Das neue Feature „Auswahlprojekte“, mit dem man Excire mal die besten und die miesesten Bilder raussuchen lassen kann, funktioniert ganz brauchbar. Mit Mitziehern kommt das Programm nicht klar- obwohl es gerade da natürlich schick wäre, mit einem Klick genau das eine Bild zu finden, das scharf ist. (Workspace macht das ganz ordentlich) Bei Studioshoots, bei denen ich mit 4.0.0 noch nicht glücklich war, funktioniert das jetzt gut. Und auch bei Serien von gescannten Fotos aus den 50ern gibt’s verblüffende Ergebnisse. Drei Fotos meiner großen Schwester, auf denen sie gerade im Alter von zwei Jahren eine Zeitschrift zerlegt – eines davon ist stark bewegungsunscharf, das wird aussortiert. OK, da kuckt sie gerade besonders fröhlich, aber das kann Excire ja nicht riechen. Generell hat Excire meistens schon einen Grund, warum es Bilder in den Papierkorb schiebt. Drüberkucken ist trotzdem gut.
Natürlich hat auch dieses Feature einen kleinen Hinterfuß: um die Schärfe beurteilen zu können, baut das Programm bei allen Bildern, die im „Auswahlprojekt“ sind, 1:1 Vorschauen. Wenn man da so eine Hochzeit mit 5000 Bildern hat – RAW und JPG gelten nicht als „Eines“ sondern als Zwei – dann dauert das. Also schnellen Rechner und schnelle SSD. Wenn die mal erstellt sind – derweil Kaffee holen – dann geht es allerdings superkomfortabel und schnell, die besten Shots aus einer normalen Tagesausbeute rauszufischen.
Ich habe Excire auch mal einen kompletten Tag Whalewatching „auswählen“ lassen, also Naturaufnahmen. Orcas, Seeadler, Puffins, Ausgewählt: Keine. Papierkorb: Zwei. Personen mag die Software, Viecher eher nicht so. Die Sortierkriterien sind entsprechend. „Gesichtsschärfe“ „Lächeln“ „Augen offen“. Für Seeadler oder Wale tut es „Schärfe“ und das funktioniert gut.
Was ich immer wieder höre. „Das taugt nichts, weil die automatischen Stichwörter völlig blödsinnig sind. Das kann andere Software viiiiel besser.“
Ähh – ja. Kleiner Nachteil: die gleicht die Bilder mit Bildern aus dem Internet ab und kann da natürlich gleich nicht nur „Vogel“ ausgeben, sondern auch gleich „weiblicher Mäusebussard“. Und da wird dann eben nicht nur der Eiffelturm erkannt – den kann Excire von alleine – sondern auch SacreCouer. Was auch Google nicht kann, ist die Freiheitsstatue auf der Seineinsel von hinten erkennen. Scheint’s hat die noch nie jemand geknipst und es hinterher hochgeladen. Dafür werden die Bilder gleich genutzt, um „KI-Bilder“ zu erstellen. Hat man wenigstens nicht nur für die Schublade geknipst, andere haben auch was davon. Das passiert dafür mit Excire nicht. Hat alles Vorder- und Hinterfüße.
Also: die seltsamen Schlagwörter am besten ignorieren und seine eigenen eingeben. (Manchmal sind die KI-Wörter trotzdem nützlich.) Unbedingt an eine sinnvolle, kaskadierte Struktur denken. (Und wenn man Eisbären verschlagworten will, sucht man sich eben einen Eisbären raus und sucht nach „ähnlichen Fotos“ und Zack, kriegt man die ganzen Eisbären serviert und wenn nicht alle, dann zumindest aus so ziemlich allen Ordnern, in denen sich Eisbären verstecken. Sie haben noch nie Eisbären verschlagwortet? Kein Problem, einfach in der Freitextsuche nach „Eisbären“ suchen.)
Ach ja: Die Software hat jetzt eine Möglichkeit, die Bilder nach Aufnahmedatum zu sortieren. Das klingt total supi – scheitert bei mir aber an zwei Dingen: Manchmal habe ich vergessen, bei der Kamera das aktuelle Datum einzustellen – und bei allen Bildern, die aus analogem Material digitalisiert wurden, ist natürlich das Scandatum drin – und damit ist die ganze Sortierung für die Füße. Also am besten schon auf der Festplatte eine vernünftige Struktur anlegen.
Hier noch ein Eisbär im Nürnberger Zoo von 1940.
In Summe: jetzt kann man’s meiner Meinung nach installieren, die Kinderkrankheiten sind beseitigt und man kann produktiv loslegen.
Servus,
bzgl. gescannte Bilder.
Ich passe das Aufnahmedatum in den Exifs an, lasse aber das Digitalisierungsdatum in Ruhe.
Vorteil: Ich habe meist Dias. Da ist idR das Entwicklungsdatum aufgedruckt.
Mit etwas Recherche bekommt man das genaue Datum/Ereignis raus oder zumindest den Aufnahmebereich. Im Worstcase halt einen Zeitraum von mehreren Monaten…
Wenn man Glück hat, ist in einer Serie auch eine Uhr abgebildet und man kann die genaue Tageszeit raus finden. Als Abstand lass ich da meist den Zeitabstand den ich zum Digitalisieren gebraucht habe.
Schönen Gruß
Werner
Schönen Gruß
Werner
Dazu nimmt man dann sinnvollerweise WPMeta. Excire kann das nämlich nicht. https://wpsoft.pilwousek.de/?WPMeta
Eine weitere Alternative wäre: XnView MP
Gruß
Jürgen