Eierlegende Wollmilchpen – und kostenpflichtige Firmwareupdates.

Ich habe in Excire nach „Eierlegende Wollmilchsau“ gesucht und er hat mir Schafe und Kühe gefunden und eben den Strauß. Den fand ich dann passend….

Vielleicht hat das noch nicht jeder mitbekommen. Pentax hat ein Firmwareupdate für seine Spiegelreflexe ausgerollt, das einen GND-Filter mit bis zu 5 EV Unterschied hat. Das läuft auch auf der K1. Die kam vor acht Jahren raus. Im gleichen Jahr wie die PEN-F. Das Update kostet 80 Euro.

Wer für seine zwei Jahre alte OM-1 einen GND-Filter in der Kamera haben wollte, durfte über 2000 Euro zahlen. Und bekommt nur 3 EV Unterschied. Und ihm wird weisgemacht, dass das unmöglich in die „alte“ Kamera per Update eingebaut werden kann, weil … aus Gründen die Dich nichts angehen, denn das ist Geschäftsgeheimnis. Und Influencer und Fanboys plappern das nach.

Das nur mal nebenbei, um klarzumachen, wie die Firma tickt, von der die Community jetzt eine PEN-FII gerne hätte, auf die so ziemlich alles projiziert wird, was man sich so wünschen kann.

25MP mit dem Sensor der G9II.

Bitte nicht. Der Sensor ist gerade mal halb so schnell wie der Sensor in der OM-1. Der Rolling Shutter ist gruselig, das High-ISO-Verhalten wird nur durch brutale Entrauschung akzeptabel. Der AF ist schnell aber unzuverlässig.

Radikal kleineres Gehäuse ohne mechanischen Verschluss, dafür mit allem KI-Bling, was man haben will und natürlich Sensor mit 1/400s Auslesezeit.

Olympus war und ist weltweit führend in Sachen Miniaturisierung der Kameras. Die haben sehr viel Geld reingesteckt, neue Materialien zu entwickeln, Heatpipes zu bauen und überhaupt das Wärmemanagement und die Akkus zu optimieren. Die Olys kommen immer noch ohne Lüfter aus. Das ist mittlerweile nicht mehr selbstverständlich. Die Hitze, die die KI entwickelt, braucht Fläche, um abgeführt werden zu können. Es geht längst nicht mehr um Rechenleistung oder Speicher. Es geht um Hitzemanagement. Ein Sensor mit 1/400s Auslesezeit liefert die vierfache Datenrate. Es muss riesiger, extrem schneller Puffer da sein. Das frisst alles Strom und produziert Wärme. In riesigen Gehäusen ist das alles kein Thema, kriegt man irgendwie unter, im Notfall hat man großes Glas vornedran und heizt über das Bajonett noch das Objektiv mit.

Eine kleinere PEN-FII mit Fishcap vorne dran – wo soll die die Wärme hinleiten? Und, aus welchem Akku soll der Strom kommen? BLS-50? Der BLX-1 gilt in der Branche als bester Kameraakku. Bei meinen Tests haben die zwei Jahre alten Akkus brandneue Clone mit höherer Nennkapazität deklassiert. Aber der Akku ist doppelt so groß wie der BLS-50 und braucht ein entsprechendes Gehäuse.

Die „PEN-FII“, wie auch immer sie heißen wird, wird keine schnellere, bessere OM-1II in klein, billiger, stylischer und für die Unverbesserlichen mit Kreativrad sein, wie sie in den Foren und Kommentaren gewünscht wird. (Ja klar, wünschen kann man ja. Ich wünsche mir einen Smart für 15k Euro mit 500km Elektroreichweite, Platz für 8 Personen und der Möglichkeit ihn zum Wohnmobil für zwei Personen umzubauen. Und er sollte nicht wie ein Smart aussehen, sondern wie ne Ente und sich auch so fahren…)

Die Physik setzt der ganzen Sache Grenzen. Ja, andere Kameras haben coole KI – aber nicht mit dieser Bildrate. Ja, es gibt Sensoren die schneller sind – aber die muss man zahlen wollen. Moderne Sensoren sind allein bereits für fast die Hälfte des Kamerapreises verantwortlich. Eine PEN-F II wird vielleicht 50.000 mal verkauft. Das sind keine Stückzahlen. Da fängt Sony gar nicht erst an zu produzieren.

Die PEN-FII wird also nicht mehr sein können, als eine OM-1 im kleineren, stylischen Gehäuse. Technisch gesehen. Die Bildrate wird reduziert und der Puffer verkleinert. Auch hier wieder – gar nicht so sehr, um die Kunden zu ärgern, sondern weil der Strom irgendwoher kommen und die Wärme irgendwohin gehen muss.

Wer alles „viel einfacher daheim am Computer“ macht, der wird sich die Knipse wieder als stylisches Gadget um den Hals hängen um auf der Straße Fame abzugreifen. Und sich beschweren, dass sie bei Lowlight immer noch schlecht fokussiert. Denn auch zur OM-1 gibt es diese Beschwerden. Irgendwas ist ja immer.

Für die, die die alte PEN-F verstanden haben, die wissen, was „Arbeit am Motiv“ bedeutet, wird es darauf ankommen, ob Kreativfunktionen eingebaut sind, die inspirieren, die neue fotografische Möglichkeiten eröffnen. Und ich meine dabei nicht einen ND-Filter oder einen GND-Filter. Das konnte ich mit der PEN-F und ein bisschen Glas schon haben. Da brauche ich keine 2000 Euro ausgeben.

Vor allem, wie man sieht, hätte man das auch in die PEN-F einbauen können. Oder hat Pentax Programmierer, die so viel besser sind, als die von OMDS?

Oder – wilde Theorie – nimmt Pentax am Ende seine Kunden ernst? Wäre ein völlig verrücktes Konzept….

3 Replies to “Eierlegende Wollmilchpen – und kostenpflichtige Firmwareupdates.”

  1. Ich gehe da sehr weitgehend mit. Es wird ja schon seit Jahren in der Netzöffentlichkeit nach Nachfolgern für PEN-F und auch GX9 gerufen mit möglichst ähnlicher Technik wie in aktuellen Großen, und beide kommen einfach nicht. Ich sage auch schon seit Jahren immer wieder: gleiche oder auch nur ähnliche Technik in klein ist noch teurer als in groß, und bei heutigen Fertigungskosten und Stückzahlerwartungen (selbst im Systemkamerasektor nur noch so um ein Siebtel des Niveaus von 2010) sind die 2000 € dann in der Tat schnell erreicht oder überschritten. Einige mögen bereit sein, so viel zu bezahlen, aber reicht die Nachfrage dann noch, um beim Hersteller Profitabilität herzustellen?

    In einem Punkt würde ich vorsichtig widersprechen wollen; in Kameras steckt nach meinem Verständnis eigentlich keine KI, dafür bräuchte es KI-Prozessorenmonster auf dem Niveau aktueller High-End-Grafikkarten, die ein Kameraakku gar nicht bedienen könnte. Die KI steckt im Vorfeld und dampft dort auf entsprechender Hardware Datenmassen per „Deep Learning“ auf eine überschaubare Datenbasis für die Kamera-Firmware ein, mit deren Hilfe die Kamera dann AF-Motiverkennung betreibt. Die gängigen Datenraten für 4K 60p im Video oder 120 fps bei 20-MP-RAWs reichen aber mehr als aus, um auch konventionelle Prozessoren dabei heiß werden zu lassen, insofern bleibt dein Argument natürlich trotzdem valide.

    Persönlich würde ich mir übrigens eher einen GX9-Nachfolger als einen PEN-F-Nachfolger wünschen – wenn ich denn mit der Panasonic-UI so gut zurechtkäme wie mit Olympus/OM System. Genaugenommen würde mir *irgendeine* OMDS-Kamera in der Größenordnung passen, für den Spaziergang mit kompaktestmöglichem Gepäck, denn dafür würde sie bei mir eingesetzt. Wenn sie nur in der Bildqualität keinen Rückschritt machte und irgendeine Art Sucher hätte und der AF halt so in etwa auf dem Niveau der E-M1 II wäre. Langsamer von den fps her darf sie gerne sein, gerne auch viel langsamer – ich brauche beim Spaziergang keine 120 fps. Wenn ich die brauche, nehme ich die Große.

    Aber es ist natürlich auch klar, dass es viele andere Ansprüche gibt, die Leute an die PEN F gestellt haben, und an eine PEN F II stellen würden, ich bin da ja nicht maßgeblich, zumal ich aktuell aus den bekannten Gründen auch die tollste und beste PEN F II erst mal im Regal stehen lassen würde.

    1. KI: Das hast natürlich recht, dass es hier „nur“ um ein Wiederkäuen extern generierter Datenmuster geht. Braucht aber trotzdem Rechenleistung.
      Wegen der fps: die AF-Performance hängt direkt mit der Ausleserate des Sensors und der Geschwindigkeit des anhängenden Speichers zusammen. Je schneller die Bilder an den Proz geliefert werden, desto exakter und schneller kann der den AF steuern. Um die hohen FPS zu erreichen, gibt es die Möglichkeiten, den AF mit verminderter Auflösung zu fahren (dedizierte AF-Pixel) oder eben den Sensor selbst zu beschleunigen, bzw eben mit langsamem Sensor, aber zeilenweise wechselnde AF-Pixel zu vernwenden. Wie auch immer – je schnell desto besser…. deswegen wird ja bei vielen Kameras (Paradebeispiel für mich ist die G9II) ein beeindruckend schneller AF durch verminderte AF-Auflösung erreicht. Der AF der G9II ist bei LowLight bei weitem schneller als bei der OM-1. Nur trifft er halt oft knapp daneben. Schlechte AF-Auflösung. Grund: Sensor zu langsam. Um einen schnellen Sensor geht nichts rum. (Alternative: KI-Funktionen, die das Motiv erkennen und dessen Bewegung vorhersagen. Dann geht’s auch mit lahmen Sensoren und schnellen Prozessoren. Schnelle Prozessoren kriegt man – muss man halt kühlen – aber Kleinbild-Sensoren, die 120fps in Vollauflösung können, die sind halt richtig, richtig teuer.)

  2. Hitzemanagement ist vermutlich wirklich ein wichtiger Knackpunkt. Meine Pen-F hat vor ca. 5 Jahren ein paarmal gezickt, d.h. Kamera wird warm, Monitor wird schwarz; diese Erfahrung haben sicher auch andere User hier schon gemacht. Nach dem ersten Schreck ist das leicht behebbar: Kamera ausschalten, abkühlen lassen, wiedereinschalten und der Spuk ist vorbei. Nur blöd, wenn das gerade in einer unwiederbringlichen Serie passiert. Im übrigen hat R.W. in seinem Pen-F-Buch diese Kameraerwärmung thematisiert (S. 72); auch andere Kameramarken haben dieses Problem.
    Damals wurde in mehreren Foren diskutiert, ob das ein Bug der FW 2.0 sei; mit meiner derzeitigen FW 3.1 ist das nicht mehr vorgekommen (nur Zufall ?). Tatsächlich ist das bei keiner anderen Olympus- oder OM Kamera passiert.
    Auch ich wünsche mir, dass Kameras klein und hervorragend transportabel sind, deswegen bin ich ja bei Olympus gelandet, aber offenbar lässt Physik sich nicht überlisten.
    Leistungssteigerung bei Miniaturisierung geht nur mit Sildenafil.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert