Kriegt man natürlich nur mit Emilies Ausrüstung. Kauf sie sofort. OM-1II mit taktiler Benutzerfreundlichkeit. Dazu natürlich das 90mm Makro mit zweifacher Vergrößerung. Wenn man da einen Telekonverter dranhängt hat es 35mm und 8-fache Vergrößerung. Oder irgendsowas. Natürlich braucht man auch noch das 60mm und das 30mm Makro. Letzteres ist nach präzisen Standards hergestellt. Na, wenn wenigstens die Standards präzise sind. Steht im Newsletter. Präzision ist immer wichtig. Genauso wie ein Blasebalg und ein Pinsel zum Pilzereinigen. Muss man unbedingt dabei haben. Emilie sagt es. Und OMSystem schreibt ja – für die besten Pilzfotos aller Zeiten brauchst Du ein Pilzreinigungskit. Dringend. Ersatzakku oder Reservespeicherkarte – nicht so wichtig.
Emilie hat in ihrem Video noch fünf revolutionäre Tipps für alle Pilzfotografen. 1. Verwende die richtige Schärfentiefe, im Zweifel mit Fokusstacking. (Wer dachte, da kriegt man jetzt eine Schulung, wie man bei 1/100s im Wald mit Blitz freihand Fokusstacking macht – Nö. Kommt sicher noch….) 2. Fange das Licht ein. Mit einer LED-Taschenlampe. Und einer Alufolie auf der anderen Seite. (Fotoreflektoren werden stark überbewertet.) 3. Setz den Pilz nicht ins Zentrum, sondern auf die Drittellinie. Bonustipp: Pilz putzen. Und störendes Gemüse entfernen. 4. Gehe auf Augenhöhe mit dem Pilz und kuck, wo im Wald der schönste Hintergrund ist. 5. Sei kreativ. Doppelbelichtung, LiveComposite. So Zeug.
So. Jetzt könnt ihr euch das Video sparen – 3:56 Lebenszeit. Für die Tekkies habe ich jetzt hier noch die Story des Parasols.
Nachdem ich einer Fotokollegin das erste Parasolbild gezeigt hatte, war die der Meinung, das müsse man doch mit Regen. Und Regenschirm und so. Das war ein bisschen doof, da ich zwecks Mittagessen zwei der Parasole gefällt hatte. Ich musste also warten, bis der überlebende Parasol ausgewachsen war. Und es nicht regnete. Simulierter Regen ist OK, echter Regen macht mich nass.
Also, was braucht man für das Foto: einen Funkblitz, den man sehr weit abregeln kann. Ein Stativ für bodennahe Aufnahmen. Eine LED-Taschenlampe. Eine Kamera. Ein Objektiv mit Brennweite so zwischen 70 und 100mm. Das 40-150 f/2,8 ist ganz prima. Geht aber auch mit einem 14-150 oder sogar einem 40-150 4,0-5,6. Eine Wasserspritze die feines Wasser spritzt. Ich habe so eine Pumpspritze für den Garten. Gartenschlauch ist zu heavy. Ein Model. Einen Pilz.
Fangen wir an mit dem simplen Aufbau:
Da ist einfach ein Funkblitz rechts hinter dem Pilz um die Wassertropfen zu beleuchten, damit die schön glitzern. 1/250s, f/2,8, ISO 640. Der Blitz leuchtet mit 1/256 Blitzleistung, also grob 1/22000s. Damit sind natürlich alle Tropfen eingefroren. Das ist mehr so Schneegestöber. Hat was, aber probieren wir es anders:
1/60s f/4, ISO 200, Beleuchtung von hinten mit einer Taschenlampe. Die Wassertropfen sind viel zu lange, dünne Striche, Selbst die Tropfen, die vom Pilzdach heruntertropfen sind längliche Striche. Nicht hübsch. Nächster Versuch:
1/250s, f/2,8, ISO 640. Auch hier Beleuchtung von hinten mit Taschenlampe aber die kürzere Belichtungszeit macht die Regenspuren kürzer. Besser, aber wirklich gut sichtbar wird der Regen halt nur mit dunklerem Hintergrund. Nun ist Hell und Dunkel in der Fotografie immer nur eine Frage der Beleuchtung. Hinten dunkler machen geht nicht, also vorne heller. Blitz von vorne links und mehr Licht von hinten, schon regnet es endlich richtig:
1/250s, f/3,5, ISO 400. Blitz auf 1/128 Blitzleistung. Beim Regnen lassen aufpassen, damit man nicht vor dem Pilz Wasser hinsprüht. Dadurch wird der Eindruck, der Pilz wäre eine Art Regenschirm, buchstäblich „verwässert“.
Ach ja, Das kann man natürlich zu zweit machen. Einer sprüht, einer knipst. Geht aber auch allein. Selbstauslöser auf C stellen und zehn Bilder hintereinander auslösen lassen. Da sind dann eigentlich immer ein paar Gute dabei. Ein bisschen lästig ist, dass die wenigsten Blitze, die 1/256 können, das stabil können. Da sind ab und zu unter- oder überbelichtete Ausreißer dabei. Muss man mit leben. Ach ja, natürlich zwischen den Aufnahmen immer eine Sekunde Blitzladezeit einkalkulieren. Und die LED-Lampe darf durchaus Leistung haben.
Und nach dem Shoot dafür sorgen, dass sich das Model wieder aufwärmen kann.
Klasse !!
Besonders weil ich das Modell persönlich kenne.
Grüße Max
„Mit einer LED-Taschenlampe. Und einer Alufolie auf der anderen Seite“
dann sollte man aber auch ein Bügeleisen mitnehmen. Eine verknitterte Alufolie macht seltsame Effekte 🙂
Ach neeeee, was für ein Aufwand! Dann doch lieber Emilies Tipps. Einfach teure Kamera kaufen, die wird das dann schon richten. 😉
Die Geschichte mit den leider zwecks Essen entschwundenen Motiven kommt mir doch reichlich bekannt vor…
Zu Inhalten von Influencervideos noch eine kleine Anekdote: bei meinen Recherchen zum Orton-effekt habe ich vor allem Videos zur EBV gefunden und mich wie eine Schneekönigin gefreut, als ich eins fand , das versprach “ Orton-effekt nur mit der Kamera, ganz ohne Software“, Hm dachte ich da, keine Software in DigitalKameras? O.K., er meint halt ohne externe Software und schaute rein. Er zeigte erstmal ganz stolz, daß seine Nikon xyz auch Mehrfachbelichtung kann und sogar die überlagerten Einzelaufnahmen abspeichert (hätte ich auch gerne). Dann machte er einige Aufnahmen, transportierte dies in die externe EBV und… dann habe abgeschaltet.
Orton-Effekt aus der Kamera ist Peace of Cake. Mitsamt überlagerten Einzelbildern im RAW. Foto machen. unscharfes Foto machen. Bild in der Kamera aufrufen. OK drücken. nach unten scrollen bis „überlagern“ . Zwei Bilder. die beiden Bilder auswählen. Dann auswählen, wie stark man den Effekt haben will. Ok. Fertig. Drittes Bild, ebenfalls ein RAW.
ProfiTipp: Das unscharfe Bild nicht allzu unscharf machen. Wenn sich die Konturen komplett auflösen, sieht das nach dem Überlagern miese aus.
Soll ich da mal nen Beitrag dazu machen?
Ich hab die Versuche beim Monatsthema zwecks meiner augenblicklichen Situation nicht verfolgt, sonst hätte ich da vielleicht schon was dazu gesagt. Aber wenn gewünscht, kann ich da mal ne Abhandlung zu machen…. (Ich habe das mal vor 16 Jahren im E-520-Buch beschrieben, wie man das ganz simpel machen kann. Ich dachte nicht, dass das noch mal von Interesse ist…)
Wenn „Peace of Cake“ eine Verballhornung von „piece of cake“ ist und so etwas bedeutet wie „wirklich babyeierleicht“, dann gebe ich Dir absolut Recht. Mit meinen Olympus-Fotoapparaten geht das für mich wirklich schnell und einfach in der Kamera und im Handumdrehen sind duftige, zarte Portraits oder z.B. Blumenbilder geschaffen. Micheal Orton musste in den 70ern noch zwei Dias in Sandwichtechnik ins Rähmchen klemmen.
Gruß aus HH
Achim
Eben. Der Kuchenfrieden ist mir lieber als nur ein Stück Torte…..
Danke Reinhard, der Trick mit dem Fotoaufruf und dann über die OK Taste und gfls Gewichten kannte ich bis jetzt nach all den Jahren nicht. Immer den Weg über die Mehrfachbelichtung gegangen.
Der Punkt war mir über die Scrolltaste verborgen. Nahm an da kommt nix besonderes. Danke.
Gruss Thomas
Hallo Reinhard, wäre es was für’s nächste FolyFos?
…und ich Banause hab die Parasole, die ich letzten Sonntag gefunden habe einfach gegessen 😉
Oh, Bild hab ich doch gemacht: Schnöde mit dem Kit Zoom um dann nachzusehen, ob es lohnt 20-30m über einen Graben rüberzuklettern, Fernerkundung eben 😉
SIegfried