Und wieder eine Chinalinse. Peter hat es beim FolyFos schon gesagt: TTArtisan und 7Artisans lassen in der gleichen Fabrik fertigen. Das 50mm hat auch ein paar Unarten der 7Artisans mitbekommen: Einen Blaugrün-Stich zum Beispiel. So sieht das Bild aus dem TTArtisan aus:
und so aus dem Zuiko 50mm f/2:
Klar, das kann man korrigieren, aber man muss es halt jedes mal machen. Wenn man draußen vor Ort fotografiert muss man den Weißabgleich mit dem Objektiv erstmal feinanpassen oder mit Graukarte knipsen. Einfach „Wolken“ oder „Schatten“, was mit den Zuikos meistens funktioniert, geht mit dem TTArtisan nicht.
Die Schärfe. Zentral knackscharf. Der linke Bereich auch Offenblende akzeptabel, rechts schlimm bis sehr schlimm. Dazu kommt noch eine einseitige Tonne am oberen Rand. Das spricht mal wieder für ein dezentriertes Objektiv – schlechte Qualitätssicherung. Denn von der Rechnung her dürfte das Objektiv gar nicht verkehrt sein. Am besten ist die Schärfe bei Blende 8, danach geht das Objektiv wieder in die Knie. Aber hier erstmal das rechte untere Eck:
Ja, das Objektiv vignettiert natürlich auch, aber das ist selbst offenblende nicht wirklich dramatisch. Die Mitte ist übrigens bei diesem Bild knackescharf.
Blende 1,2: Kauft man natürlich für Götterbokeh. Offenblende ist das mehr so Kartoffelbokeh, vor der Schärfenebene mit lustigen Farben.
Hier die seltsamen Lila Ränder, gelegentlich bekommt man auch orangene Ränder, die sehr spektakulär aussehen. Das ist übrigens Blende 1,2. Wenn man mehr Bokeh haben will, muss man sich dann schon kleinere Motive suchen, knapp an der Naheinstellgrenze:
Das Bokeh ist an den Rändern weich, da fällt dann das Catseye nicht so auf. Wie gesagt: Semi. Kann man mit leben. Sobald man abblendet wird es allerdings eckig. Will man auch nicht unbedingt. Hier schon bei F/2:
CAs: reichlich. Vor allem grün/lila, die auch bei F/5,6 noch nicht weg sind.
Flares: Keine. Auch wenn die Sonne direkt ins Objektiv knallt – ja, da geht der Kontrast in die Knie, aber keine Flares.
Wie man sieht: keine Flares aber brutale CAs. Das ist kein Crop. Dafür hält sich der Kontrastverlust in Grenzen.
Der manuelle Fokus ist sauber einzustellen, da gibt es keine Probleme, der Verstellweg ist gut. Die Naheinstellgrenze von einem halben Meter ist natürlich eher mau. Blümchen mit unscharfem Hintergrund – da muss das Blümchen schon ne amtliche Größe haben. Beworben wird es als Porträtobjektiv für Einsteiger. Kann man mit leben. Bei 1,2 wird es halt schon mit den beiden scharfen Augen knäpplich. Und der Hintergrund ist natürlich blanke Matsche.
Lohnt sich das Objektiv? Es kostet ein bisschen mehr als einen Hunderter. Wenn man mit den Einschränkungen leben kann – passt schon. Eine technisch saubere Abbildung darf man nicht erwarten, es ist ne billige China-Linse und dafür ist sie ganz ordentlich. Wenn man ein sauber justiertes Exemplar erwischt, kann man damit gut arbeiten. Wenn nicht, halt in die entsprechenden Ecken keine Motive setzen.
Wie schlägt sich so eine „billige Chinalinse“ eigentlich gegen adaptiertes Altglas? Gerade 50mm Objektive gibt es massenweise unter 100€ zu kaufen und im Hinblick auf Schonung des Klimas und anderer Ressourcen ist die Weiterverwendung bereits produzierter Gerätschaften sinnvoll. Ich denke daher weniger an „Charakterlinsen“ wie die Trioplane als an die Standardobjektive der Markenhersteller.
Also ich habe dieses Objektiv seit mehr als einen Jahr. Ist definitiv schärfer als ein adaptiertes Zuiko 1.4 50mm. Den Testresultaten von Reinhard habe ich nichts hinzuzufügen. Ach ja: die Tiefenschärfe-Scala ist ein Witz. Ist ja eh immer mit Vorsicht zu gebrauchen, aber hier sind einfach nur zur Zierde ein paar Striche hingemalt, da hat keiner was berechnet!
Mir scheint, dass eine allgemeine Aussage dazu eher schwierig sein dürfte, bei der schier unendlichen Fülle ganz unterschiedlicher alter 50mm-Objektive plus einer inzwischen auch schon beträchtlichen Zahl neuer China-Linsen…
Selber hab ich vor kurzem mal ganz konkret das relativ neue „Brightin Star“ 35/0.95 zwei alten 50mm-SLR-Objektiven plus Speed Booster (= 35mm) gegenübergestellt, dem Minolta MD 50/1.4 (= 35/1.0) und dem Minolta MD 50/1.2 (= 35/0.85). Das Brightin Star kostet in China aktuell 182 €. Sehr ähnlich, wenn nicht baugleich, ist das 7Artisans 35/0.95. Letzteres hat, im Unterschied zum Brightin Star, keinen geklickten Blendenring.
(Für Film gerechnete Objektive nutze ich an MFT fast nur mit Speed Booster, nicht nur wegen des kleineren Cropfaktors und der vollen Stufe mehr Lichtstärke, sondern weil der 4mm dicke Glasblock auf dem FT-Sensor ohne die Korrekturen des Speed Boosters bei größeren Öffnungen tendenziell erhebliche sphärische Aberrationen, d.h. Überstrahlungen erzeugt, was deutlich Schärfe und Kontrast kostet, so dass man allein deswegen für ordentliche Bildqualität ein bis zwei Stufen abblenden muss.)
Mein vorläufiges Ergebnis war, dass das „Brightin Star“ offen kontrastreicher ist als die beiden Minoltas, speziell dem MD 1,4 + Speed Booster in der Bildanmutung einschließlich Bokeh und Form der Unschärfekreise erstaunlich ähnlich sieht, aber in der Auflösung schon in der Bildmitte an beide Minoltas nicht ganz herankommt, besonders bei längeren Einstellentfernungen. Am Bildrand wiederum sind beide Minoltas vor allem im Fernbereich überlegen. Zumal das MD 50/1.2 durch die noch größere Öffnung unscharfe Bildbereiche noch weicher zeichnen kann, wenn man das will. (Zu Verzeichnung, Vignettierung und CA hab ich noch kein publikationsfähiges Ergebnis.)
Ich finde ich das Brightin Star z.B. für Porträts oder allgemein Indoor-Aufnahmen mit knapper Schärfentiefe, bei denen die Randabbildung keine Rolle spielt, trotzdem eine gute Option. Aber als Allround-Objektive taugen die beiden Minoltas am Speed Booster wohl doch mehr. Und das, während speziell dieses „Brightin Star“ verschiedentlich als herausragend gegenüber anderen lichtstarken China-Optionen für MFT bezeichnet wurde.
Ich habe einen Metabones Speedbooster Ultra 0.71 mit den vielen Glaslinsen zur Anpassung auf die Sensoren. Daran verwende ich Altglas von Canon FD.
Für ein FD 50/1.8 muss man nicht mal 100.- zahlen. Ich kaufte mal eine Canonkamera ohne Gehäusedeckel. Weil im Laden keiner vorhanden war, hat man mir ein 50/1.8 als Deckel gratis mitgegeben, weil so viele rumlagen. Im Netz wird man ab 30.- fündig. Das Objektiv ist extrem gut. Eine Stufe abgeblendet, macht es fast den noch besseren Schärfejob wie die neuen mft, weil es nicht digital aufge“hübscht“ wird – die Oly kann es nicht erkennen. Deshalb hat es ein wunderbares Bokeh und echte Schärfe. Die Farbabstimmung passt sehr gut zu den Olys.
Ich habe für ein Buchprojekt mft, FT und Canon FD gemischt. Die Farbbalance der drei stimmt so gut, dass niemand einen Unterschied sieht. Die feinstufigen Farbdarstellungen gehen am besten mit den FD, das Bokeh ist besser als bei allen meinen mft. Wer auf sowas achtet, kann richtig zuordnen. Seit ich Altglas verwende, fällt mir die digitale Objektivtunerei viel mehr auf. Ein 12-100 fällt richtig negativ ab gegenüber FD.
Man kann sich ehemalige Top-FDs für fast nichts kaufen. Ein 50-135 im Neuzustand hat mich 35.- gekostet, 1982 war es 1500.-. Am Speedbooster wird es zum 70-191/ f 2.5 (KB). Man hat grosse Auswahl. Wenn man ein paar FDs hat, relativiert sich der Preis für den Metabones. Ohne den Ultra 0.71 wird es schwierig mit Weitwinkel. Das weite FD 24 mm ist an der Oly ohne Ultra ein Normalobjektiv, mit Ultra wie das 17 / 1.8, nur besser als das mft. Ein FD 80-200 f 4 L wird zum 110-280 / 2.8 mit extrem guten Eigenschaften. So kann man Olys Roadmap weglachen. Das gleiche ohne L bekommt man ab 40.- und ist nur minimal schlechter.
Wichtig ist, vor dem Kauf abzuklären, dass der Schärfering gar kein Spiel hat, denn das ist ein Hinweis auf defekte Gleitlager.
Im „richtigen“ Olyforum findest du viele Fotobeispiele im Altglasbereich. Im Netz gibt es Foren nur zu diesem Thema.