Sveindal ist eine Gemeinde in Südnorwegen. Und mitten in der Pampa steht das Sveindal Museum. Man denkt, das ist einfach so ein weiteres Heimatmuseum, wie es die im Dutzend billiger gibt. Nicht ganz. Das Museum feiert nämlich nächstes Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Anna Sveindal – die hieß wirklich so – hat das Haus nämlich 1925 dem Staat vermacht – unter der Bedingung, dass es ein Museum wird, damit die Schulkinder sehen, wie es früher war. Anna Sveindal war eine Frau, die es geschafft hat, zehn Jahre, bevor Frauen in Norwegen überhaupt das Wahlrecht bekommen haben, im Gemeinderat von Mandal zu sitzen (1904 bis 1913). Ihr Mann hat seinerzeit Bankrott gemacht, sie hat dann in Mandal einen Buchladen aufgemacht und den Restladen über Wasser gehalten, denn durch den Bankrott war nicht nur die Firma des Mannes flöten, sondern auch das Wohnhaus in Mandal.

In Sveindal hat sie bereits 1917 elektrisches Licht installieren lassen. Die Originalkabel und Originallampen hängen noch.

Das Bild im Hintergrund ist Anna Sveindal. Das Haus selbst datiert von ca. 1845, die Uhr im Hintergrund von 1796. Untypisch für Norwegen, vermutlich vom deutschen Stil inspiriert. Das Haus besteht links aus einer typischen Stube mit zwei Kojenbetten, einem Tisch, umlaufenden Bänken und einem Ofen, rechts aus einer gleich aufgebauten Stube für Gäste, im ersten Stock aus zwei Zimmern für Knechte und Mägde mit jeweils drei Betten. Das bedeutete nicht, dass da nur drei Leute geschlafen haben. So ein Bett war normalerweise mehrfach belegt. In diesem Haus wohnte der Vater von Anna Sveindal mit ihrer Mutter und sieben Kindern.

Die zwei Betten, eine Wiege, dazwischen der Geschirrschrank. Oberhalb des Bettes eine Leiste, in der ein Löffel steckt. Man pflegte den Holzlöffel nicht abzuwaschen, sondern lediglich abzulecken und ihn dann oben an die Leiste zu stecken. So wusste jeder immer, wo der eigene Löffel war. Gekocht wurde übrigens nicht in diesem Haus. Die Küche war in einem Anbau aus dem 17. Jhd:

Nochmal, hier steht zwar auch einiges rum, was so in den letzten hundert Jahren zusammengetragen wurde, aber im Prinzip ist das alles Original. Hier wurde tatsächlich für Frau Sveindal gekocht. Es gibt im „Neubau“ keine Küche.

Noch ne Uhr, diesmal im Gästezimmer und die Tracht von Frau Sveindal. Selbst gestichelt und die freundliche Führerin im Museum erklärte uns, dass ihre eigene Tracht kaum anders aussieht. Das ist die typische, norwegische Tracht, die man immer dann anzieht, wenn es feierlich werden soll. Heute noch.

Erlen, die Führerin, hat sich unglaublich Zeit genommen, uns komplett herumgeführt und jede seltsame Frage beantwortet. Sie macht das als Ferienjob während der Saison, die noch bis 15.8. dauert. Dann ist das Museum wieder zu. In dieser Saison hat das Gästebuch etwa 30 Einträge. Wir waren die einzigen Gäste an diesem Tag. Der Eintritt kostet 50 Kronen pro Nase – inklusive Führung und Fotoerlaubnis (ohne Blitz) – und natürlich ist das Museum damit nicht zu finanzieren. Allein die Fensterrenovierung in diesem Jahr hat Unsummen verschlungen. Hier spring der Norwegische Staat als Träger ein.

Wer in die Nähe von Sveindal vorbeikommt: Hingehen. Bargeld mitbringen, denn dort gibt es kein Kartenterminal. Es gibt meiner Meinung nach kaum ein Heimatmuseum in der Gegend, das in so tollem Originalzustand ist.

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