Das Sigma f/1,4. Meine Erwartungen waren hoch. Sigma kann Objektive bauen. Beim Outdoorknipsen war aber schon ein merkwürdiges Gefühl dabei. Also fangen wir doch mal mit den CAs an:
Lila Ränder bei Offenblende. Nicht zu knapp. An den Rändern zum Ausgleich grün/lila Kanten, die auch bei f/5,6 nicht verschwinden. Wenn man etwas zu reichlich belichtet, kann die Kamera die Kanten nicht mehr entfernen, so dass kahles Geäst in der Unschärfe auf einmal grünlich wird.
Das ist ein Ausschnitt – das Objektiv stellt auf den Punkt scharf, aber sobald es aus der Schärfebene rausgeht, franst es aus. Das fällt nicht immer auf, man kann auch sowas machen:
Da sind 1,4 natürlich ne Ansage. Und ja, das Objektiv wird in der Kamera korrigiert:
Unkorrigiert hat es eine mäßige Tonne, denn natürlich ist das Gitter nicht gebogen.
Bokeh:
Ecke links oben. Eine leichte Kartoffel, da kommt dem Objektiv zu Gute, dass es für APS-C gerechnet ist So ist das Bokeh fast über die ganze Fläche rund, weich und sauber. Sehr schön.
Blendensterne und Flares:
Blende 16, mehr geht nicht. Unter Blende 8 braucht man nicht groß nach Blendensternen suchen. Und natürlich ist das ein Crop. Auf die ganze Bildfläche gesehen sind Blendensterne wirklich nicht die Stärke des Objektivs. Allerdings: Keine Flares. Keine. Ich konnte keine provozieren.
Und beim Testchart ist die rechte obere Ecke miese und wird erst bei F/4 brauchbar. Da die anderen Ecken aber OK sind, denke ich, da ist das Objektiv einfach nicht gut justiert. Also beim Kauf erstmal die Ecken checken und dann unter Umständen umtauschen.
Denn im Prinzip ist der AF schnell und exakt, das Objektiv ist – bis auf die rechte Ecke – auch schon offenblende scharf, die CAs muss man halt im Auge behalten. Der Preis ist für ein echtes 1,4 absolut OK. Ja, die Chinesen können die Optik mittlerweile besser, aber da kostet ein solches Objektiv ohne AF schon diesen Preis.
Und ja, es ist vergleichsweise ein Klopper. Hätte man nativ für mFT sicher kleiner bauen können. Aber es ist vor laaaanger Zeit auf den Markt gekommen – 2017 – und damals waren die Optiken aus Chinaland noch lustige Exoten.
Die Tonne ist schade, bei den CAs muss man wirklich aufpassen und das Ausfransen hinter der Schärfeebene muss man mögen. Ansonsten ist es eigentlich ein feines Stück. Die Lichtstärke ist echt, also ist es in der direkten Konkurrenz zum 17mm f/1,2 von Olympus. Das ist optisch besser, aber es ist halt die Frage, ob einem der Unterschied 800 Euro wert sind.
Ich finde das 16er ist die schwächste Linse in dem Trio. Das 30er und das 56er sind besser korrigiert und auch deutlich kompakter. Ich nutze die beiden Linsen sehr gerne. Anstatt dem 16er Sigma habe ich lieber das 15mm f1.7 von Panasonic. Ist aber auch kein Gegenlichmonster…
Von dem Trio habe ich das 30er und das 56er getestet, das 16er war mir zu groß. Das 30er ist schlicht unscharf (meine Kopie) — Test beendet. Das 56er ist toll, hatte es gerade wieder bei einem Festival im Einsatz, wo man sich über jedes Photon freut, das den Weg zum Sensor findet. Das 56er fokuussiert schnell und genau (E-M1II und OM1), ist scharf und hat ein schönes Bokeh. Außerdem mag ich die Brennweite und die Haptik.