Die F/2-TopPros

Ja, dieses Thema ist für viele ein buchstäblich uralter Hut. Aber es gibt Menschen, die diese Objektive nie gesehen haben und nicht wissen, was da Olympus mal für Objektive verkauft hat…

Es gibt von Olympus vier f/2 -Objektive für das FT-Bajonett. Das 50mm f/2 Makro, das 14-35, das 35-100 und das 150mm „Fässchen“. Drei davon sind aus der „TopPro“-Reihe. Das 14-35 ist das letzte, jemals für FT entwickelte Objektiv. Thema hier sind diese TopPros.

Das Titelbild zeigt links das 14-35, daneben zum Größenvergleich das 25mm f/1,2 und das 25mm f/1,8.

Das 14-35 hat einen Ultraschallmotor, man kann also auch bei S-AF am Fokusring den Fokus verstellen, aber verblüffenderweise funktionierte das 14-35 auch mit dem Kontrast-AF der ersten PENs und der E-M5 ganz anständig, bei denen die beiden anderen SWD-Objektive 12-60 und 50-200 eine klägliche Performance ablieferten.

Das Objektiv drohte seinerzeit eine Never Ending Story zu werden. Mehrfach wurde die Markteinführung verschoben, eine fertig entwickelte Version wurde wieder in die Tonne gekloppt und komplett neu gebaut und anfangs war es nur in winzigen Stückzahlen erhältlich.

Die Abbildung und Farbwiedergabe ist von unglaublicher Brillanz, feinste Details und Farbverläufe werden sauber wiedergegeben, CAs und Tonnenverzerrung sind Fremdworte. Das Objektiv ist nicht auf Kontrast korrigiert, so dass Kanten nicht überzeichnet sind. Es ist also nicht überschärft, so dass die Bilder nicht „knackig“ wirken. Dafür liefern die Bilder eine Natürlichkeit und einen Detailreichtum, die kein anderes Objektiv für FT/mFT erreicht. Auch die Panasonic 1,7er Objektive, die in etwa ähnliche Abmessungen haben, kommen da nicht ganz ran. Sie sind, dem Zeitgeist geschuldet, etwas „schärfer“ ausgelegt und nicht ganz so gut auskorrigiert. Und sie haben halt nicht den Brennweitenbereich…

Das Ding ist ein Trümmer und wird von niemandem mehr repariert. Die Marktpreise unter Freunden sind mittlerweile deutlich unter 1000 Euro gesunken. Wie alle Objektive sollte das 14-35 regelmäßig bewegt werden, damit die Blende nicht „einrostet“. Die Streulichtblende hat einen kleinen Schieber, falls man ein Polfilter montiert hat und das justieren will. Leider verabschiedet sich dieser Schieber manchmal und geht auf Wanderschaft. Ersatz gibt es nicht für Geld und gute Worte.

Das 14-35 ist übrigens tatsächlich ein 1,8-2,0 und wird am kurzen Ende zwischen 14 und etwa 22mm abgeblendet. Man hört es an der Blende. Mit den alten FT-Kameras konnte man auch mit 1,8 fotografieren, wenn man vor dem Auslösen den Objektiventriegelungsknopf drückte. Der Trick ist mit mFT leider verunmöglicht worden.

Das 35-100. Für die wenigen Profis, die noch mit mFT rumrennen, die Brot- und Butter-Linse. Auch ein Trumm – hier neben dem 45 f/1,8. Wird nicht mehr repariert und die Streulichtblenden brechen gerne. Helge Süss hat eine Ersatzblende im 3D-Druck entwickelt. Auch beim 35-100 hört man am kurzen Ende beim Auslösen die Blende werkeln, allerdings ist der Lichtstärkenunterschied nicht nennenswert. Was aber berücksichtigt werden sollte: Das Objektiv hat eine um etwa 1/3 Blende schlechtere Transmission. Das fällt im Normalbetrieb nicht auf, wenn man es parallel etwa mit dem 40-150 f/2,8 einsetzt, merkt man, dass man es auf 2,5 stellen muss, um die Helligkeit des 40-150 zu erreichen.

Das Objektiv hat natürlich Sahnebokeh, verzerrungsfreie Abbildung und auch CAs sind kein Thema. Was ein Thema ist, ist der brutal laute Autofokus und die grünen Lensflares bei hartem Gegenlicht. Von kleinen Kinden sollte man Abstand halten und wenn möglich das Objektiv mit Kamera nicht vor’s Auge nehmen – LiveView aus der Hüfte ist die Methode der Wahl. Das Gerät ist furchterregend. Sieht aber voll Profi aus.

Es ist von unglaublicher Robustheit und steckt Dinger weg, die bei anderen Objektiven zu spontaner Nichtexistenz führen. Aber auch das 35-100 will bewegt werden. Und jahrelanger täglicher beruflicher Einsatz sorgt auch bei diesem Panzer für Verschleiß. Das ewige Leben hat auch das 35-100 nicht. Auch hier liegen die Preise mittlerweile stabil unter 1000 Euro. Niemand repariert es mehr.

Leider immer noch alternativlos. An einem mFT-Nachfolger wird seit Jahren gebastelt, es gibt auch schon Prototypen aber ein Releasedatum wissen nur die japanischen Götter.

Das Fässchen. 150mm f/2. Hier mit einem MC-14 und einem MMF-1 kombiniert. Für manche die längste Praline der Welt…. ähhh, das beste, jemals von Olympus gebaute Objektiv. Sahnebokeh, Details, Farbe, alles vom Feinsten. Schneller AF. Niemand repariert das, niemand verkauft das. Aus Japan kann man noch neuwertige Objektive für etwa 1300,- bekommen. In Deutschland ist der Gebrauchtmarkt eigentlich tot.

Auch das 150er hat die grünen Flares bei starkem Gegenlicht. Der Betrieb mit Telekonvertern ist natürlich möglich, mit dem EC14 ist das auch problemlos möglich, mit dem EC-20 wäre das ein 300 f/4, aber leider braucht man da einen der raren perfekten EC-20. Mit dem MC-20 und einem MMF-1 ist das natürlich auch möglich, aber dann funktioniert der Stabi eben nur mit 150mm.

Für mich die ultimative Linse für die Personenfotografie wenn ich den Abstand frei wählen kann. Perfekte Freistellung, feine Hauttöne, Macht extrem viel Spaß. Alternative: Das Samyang 135mm. Kein Autofokus aber neu erhältlich und eine Naheinstellgrenze von nur 80cm – das Zuiko braucht 1,4m.

Alle drei f/2 wiegen zusammen 4 Kilo.

Details und Beispielfotos natürlich im Buch „Objektive für FT und mFT

5 Replies to “Die F/2-TopPros”

  1. Oh ja, ich hatte alle vier, als ich noch Reportagen von Firmenveranstaltungen gemacht habe. Das 50er Macro hab ich noch immer, wenn auch jetzt schon mit Ersatzgummi am Fokusring, weil das Original nach massiver Nutzung zerbröckelte.
    die anderen habe ich schweren Herzens verkauft, als die Zeit der Reportagen vorbei war.
    Wenn ich jetzt mal gelegentlich bei einem Konzert fotografiere, gehen sie mir schmerzlich ab.

    1. Du kannst sicher sein, lieber Helge, deine TopPros (zumindest zwei davon) leisten weiter gute Dienste und werden hoch geschätzt!
      LG, Martin

  2. Vielen Dank für diesen Beitrag! Wenn ich liefern muss, dann sind die Top Pro’s einfach sowas von. Egal, wie schwer und gross sie sind. Wer nicht damit fotografiert, wird es nie verstehen…

  3. Danke für diese kleine Hommage … alle drei der genannten Schätzchen sind bei mir noch immer und immer noch mit mindestens gleichgebliebener Begeisterung im Einsatz. Da kommt keine mFT-Linse ran, Punkt!

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