7Artisans 35mmm f/1,2

Es handelt sich hier um die zweite Version des Objektivs. Die erste Version hatte einen Filterdurchmesser von 43mm, die Version II hat 46mm. Straßenpreis so um die 160 Euro.

Ich hatte ja schon ein paar 7Artisans-Objektive in der Hand – alle waren mehr oder weniger „strange“. Das hier hat die meisten Unarten seiner Familienmitglieder geerbt: Blaustich, wilde Flares, Katzenaugenbokeh, lächerliche Unschärfe, „Glow“, CAs, Tonnenverzerrung. Nicht mal anständige Blendensterne gehen damit. Im Internet wird das Objektiv gelobt, weil es so lausig ist und einen tollen Effekt bei den Bildern bewirken würde.

Naja, sie werden halt erst ab Blende 5,6 halbwegs scharf. Hier mal ein Vergleich:

Das ist Blende 5,6 mit Blitz und Weißabgleich auf Graukarte mit Zuikos. Der Hintergrund sollte weiß sein. Nicht blaugrün.

Blende 1,2, AutoWB. Klar, kurz nach der Naheinstellgrenze ist die Schärfentiefe papierdünn, aber selbst die Scheinwerfer, die eigentlich in der Schärfe sind, haben einen „Glow“. Wirklich scharf ist das Objektiv nur in der Mitte. Die Ränder sehen so aus:

Der rastende Blendenring läuft „reibend“. Die Entfernungsskala auf dem Objektiv stimmt ziemlich gut, die Schärfentiefenmarkierung fängt zu Recht erst bei f/4 an, ist aber ausgesprochen optimistisch. Sie zeigt bei Blende 4 und Einstellung 1m eine Schärfentiefe von 0,8m bis etwa 1,5m an. Tatsächlich liegt die Schärfentiefe bei 45mm. Die Schärfentiefe ist für 1/1500 Bilddiagonale bei Kleinbild gerechnet. (Kleinbild hat ne größere Schärfentiefe? Jepp. Überraschung. Mit dem gleichen Objektiv schon….)

Das Catseye-Bokeh. Vorteil: Die Ränder sind nicht hart. Es gibt einen Swirl im Bild, aber es wird nicht brutal auffällig. Man muss halt alle Bilder zentriert aufbauen.

Der LensFlare bei f/1,2. Das ist kein Crop. Das ist das ganze Bild. Kann man sicher was Kreatives damit machen, mir fällt im Augenblick nur nichts ein.

Hier mal ein „Real Life Bild“. Das Bild hat einen seltsamen Blaugrün-Stich? Jepp. Siehe oben. Grober Fehler beim Bildaufbau: Alles was in der „Schärfeebene“ liegt, ist außermittig und deshalb unscharf. Das sieht man sogar in dieser Auflösung.

Fazit: Wer gerne Objektivfehler ablichtet, für den ist das Objektiv eine Wundertüte. Ich nehme da aber lieber das Lensbaby Muse mit der Plastiklinse. Das besteht nur aus Objektivfehlern. Das 7Artisans für mFT ist in meinen Augen eine Fehlinvestition. Es ist nicht richtig, richtig schlecht, mehr so semi. Aber es ist halt auch nirgendwo gut. Die Scharfstellung ist fummelig, die Farbe, die Flares, die Schärfe, keine anständigen Blendenstern – das Objektiv ist der beste Beweis, dass Lichtstärke nicht alles ist.

One Reply to “7Artisans 35mmm f/1,2”

  1. Das Ergebnis entspricht meiner Erwartung: Das Objektiv ist für APS-C gerechnet, entspricht also etwa einem 50mm Normalobjektiv an Kleinbild. Das Objektiv ist ein typisches 6-linsiges Doppelgauß-Objektiv ohne asphärische Linsen. Solche Objektive wurden früher mit Lichtstärken bis 1:1,7 angeboten, waren offen ziemlich weich und ab Blende 2,8 gut brauchbar. Wie man mit 6 sphärischen Linsen die Bildfehler bei höheren Öffnungen ausgleichen will, ist ein chinesisches Rätsel. Die klassischen 50mm Objektive hatten bei 1:1,4 7 Linsen und bei 1:1,2 8 Linsen.
    An der Nahgrenze darf man erst recht keine gute Leistung bei Offenblende erwarten.
    Unterm Strich hast du natürlich Recht: Das Objektiv lohnt sich nicht.

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