Pelinna war eine Stadt in Griechenland, die mit Philipp dem Zweiten zu tun hatte. Das war der Papa von Alexander dem Großen. Sie durfte eigene Münzen prägen und hatte einen Zeustempel. So um 160 vor Christus prügelten sich die Römer mit den Athamaniern um Pelinna, das tat der Stadt nicht sonderlich gut und 130 vor Christus tauchte die Stadt zuletzt in schriftlichen Zeugnissen auf.
Naja, so ne Stadt halt, paar Häuser, bisschen Mauer außenrum, Und mit Hilfe der EU wurden ein paar Grundmauern ausgebuddelt.
Nur dass die Stadt einen Umfang von 3 Meilen hatte. Das ist in etwa so groß wie der Altstadtring von Nürnberg, das seinerzeit eine der ganz großen Städte in Europa war.
Über die Ausgrabungsstätte von Pelinna bin ich mehr so zufällig gestolpert. Da gibt’s ein Schild an der Autobahn und dann fährt man irgendwelche Schotterstraßen lang. Die Dokumentation besteht aus einem verblichenen Schild in Englisch und Griechisch. Was ich sehr beeindruckend fand: Die Ausgrabung sah aus, als wären die ganzen Ausgräber gerade Vesper holen. Die Stühle standen rum, die Wasserflaschen, die gefundenen Scherben in einem Plastikbottich.
Sie haben gerade an einem relativ kleinen Bereich im Zentrum von Pelinna gegraben. Und fette Mauern gefunden.
Und ja, dass die Ausgrabung gerade ruht, liegt daran, dass gerade Pfingsten ist. Da ist ganz Griechenland am Meer. Oder anderweitiger Kurzurlaub. Außer die Leute, die arbeiten. In der Gastro, in den kleinen Läden, Tankstellen. Bei der Kurbelei habe ich mir ne Schraube in den rechten hinteren Reifen gefahren. Sonntag am heiligsten Wochenende des Jahres. Alles hat zu? Nein, der Reifenservice in Leptokaria hat das nicht. Die Chefin dort und ihr Mitarbeiter flicken bei drei Autos gleichzeitig die Reifen, egal ob es gerade 40° im Schatten hat. Faule Griechen? Habe ich nicht gesehen.
Klar – Dinge werden verwendet, bis sie auseinanderfallen. Stühle, Autos, Reifen. Jedes dritte Auto hat völlig milchige Scheinwerferabdeckungen. So what? Ja, es gibt auch die Reichen und Schönen. Aber nicht am Land. Am Land wird das Zeug benutzt. Und wenn es für nichts mehr zu gebrauchen ist, werden die Überreste gestapelt. Wenn man Platz hat, auf dem eigenen Gelände, wenn nicht, woanders.
Was macht man mit alten Gewächshausbögen? Klar – Archäologen in den Schatten stellen.
Es gibt Gegenden, in denen man sieht, dass Geld im Überfluss da ist. Aber das platte Land versucht einfach, klar zu kommen. Und jedes bisschen Fortschritt und Kultur ist das Ergebnis von harter Arbeit.
Bei Hitze und Trockenheit, und mit Arbeitsbedingungen, die in Deutschland undenkbar wären.
Ich habe mich viel mit Griechen unterhalten. Und immer wieder hört man: Ja, die Politiker säen Hass. Und es gibt Leute in Deutschland, die die Griechen hassen und Griechen, die die Deutschen hassen. Aber das ist alles nur Mache. Die Politiker hätten nicht verstanden, dass man nur zusammen etwas erreichen kann. Es gibt genug zu tun, man muss nicht auch noch aufeinander schießen.
Danke fürs mitnehmen! Wie heist es bei Iphigenie so schön: „ das Land der Griechen mit der Seele suchen“
Gerne mehr davon
AndyT
Ein schöner Schlusssatz! Und danke für die filigranen Einblicke in Details, zu denen man weder in “Wunderschön“ vom NDR noch bei Arte Reise-Reportagen mitgenommen wird. Ach ja: Und Dir weiterhin eine tolle Reise!
Wir haben uns mal in Italien ein LKW-Felgenausgleichsgewicht in den Auto-Reifen gerammt. Der Tankstellenbesitzer war völlig „überfordert“. Zwei in Italien arbeitende Albaner haben sich angeboten, mit mir dann eine Werkstatt gesucht und gefunden. Ich solle da aber besser die Klappe halten, haben sie gesagt, sonst wird es teurer. Habe ich auch brav gemacht. DAS ist das, was wir brauchen: Völkerverständigung und Empathie.
Wieder einmal ein Beispiel dafür, wie wichtig qualifizierter Service ist. Besonders, wenn man nicht mal schnell was wegwerfen und neu kaufen kann oder möchte.
Danke für die schönen Bilder aus Griechenland.
Hallo Reinhard,
vielen Dank für die Bilder, die in mir Erinnerungen wach werden lassen. Es ist wie eine Reise in die Vergangenheit.
Dir noch schöne Tage und
herzliche Grüße
Thomas
Moin,
mir kam die Verleumdung der Griechen als faul zum ersten Mal in Zusammenhang mit der Eurokrise unter, als Polemiker und Nationalisten versuchten der Öffentlichkeit Dinge zu erklären von denen sie nichts verstanden. In dem Zusammenhang bietet Wolfgang Schorlaus das Buch “Der große Plan” Blicke auf die Hintergründe davon wer da was mit den Griechen angestellt hat. Wie immer bei Schorlau sind alle seine Quellen auf seiner eigenen Website dokumentiert.
Gruß,
Dirk