Fotomarketing für Dummies

Ich weiß nicht, wie das Marketing in Japan abläuft, aber ich weiß, wie es in Deutschland funktioniert. Ich habe das auf die harte – sehr teuere – Tour gelernt und dabei viiiiel Geld versenkt.

Wir reden hier von Produkten, die niemand braucht. Kein Mensch muss eine mFT-Kamera oder ein entsprechendes Objektiv kaufen. Das sind völlig überflüssige Luxusprodukte. Ähnlich wie Modelleisenbahnen. Spielzeug für Erwachsene. Nur dass Modeleisenbahnen gelegentlich erhebliche Wertsteigerungen erfahren. (Selbst LEGO gilt unter Freaks als Geldanlage.)

Ich habe also Kunden, die zu viel Geld haben. Das müssen sie irgendwo her haben. Meistens haben sie es durch mehr oder weniger ehrliche Arbeit erworben. Das sind also keine Leute, denen ich kompletten Mist erzählen kann. Die Bedienung ist anspruchsvoll, das Produkt ist erklärungsbedürftig.

Ich habe mal Computer verkauft und da gab es auch Leute ohne Plan, die viel Geld für den allerneuesten und tollsten Kasten auf den Tisch legten – nur um die Kiste zu haben und vor den Kumpels der Held zu sein. Die haben wir einmal im Laden gesehen, dann nie mehr wieder. Und es gab natürlich die Dampfplauderer und Wichtigtuer und die Leute, die einfach gekauft haben, was sie brauchten und dann wiedergekommen sind und mehr gekauft haben, wenn sie mehr gebraucht haben.

Wir haben von der Zentrale Werbung bekommen und dann war der Laden immer voll – von Einmalkunden, die das Angebot gekauft haben und dann nie wieder kamen. Die Marge war miese, nur der Umsatz hat gestimmt.

Was hat uns am Leben gehalten? Stammkunden. Die gekommen sind und gute Beratung bekamen und das passende Gerät und anständige Preise gezahlt haben. Ich habe die Zentrale bekniet, dass wir auch Service anbieten dürfen, also Kunden vor Ort betreuen, weil mir damals klar war, dass die Kistenschieberei keine Zukunft hat. Sie haben es abgelehnt und zwei Jahre später war die Firma und viele, viele Filialen dicht. Während ich in dem Laden stand, haben wir uns einen guten Ruf erarbeitet, weil wir Fehler an Geräten innerhalb weniger Stunden repariert haben. Die Leute sind zu uns genau deswegen gekommen: Ehrliche Beratung und schneller, guter Service. Mundpropaganda. Denn wir hatten natürlich kein eigenes Werbebudget. Aber wir hatten sogar Kunden in der – damaligen -Tschechoslowakei. Die sind aus Prag direkt nach Nürnberg gefahren, haben den Lieferwagen vollgestapelt und retour. Die wiederum haben Mundpropaganda gemacht, worauf Studenten aus Prag zu uns in den Laden sind.

So funktioniert erfolgreiches Marketing. Kunden, die ich mit geringem Aufwand gewinne, kann mir die Konkurrenz mit genauso geringem Aufwand auch wieder abnehmen. Olympus hat über Familieninnfluencer E-PLs verkauft. 40% Rabattcode und schon rennt der Umsatz. Einmalkunden. Das nennt man „Marktanteile kaufen“. Das funktioniert, wenn man entsprechend Kohle in der Portokasse hat. Wer mehr Geld hat, gewinnt. Für kleinere Firmen ist das der sichere Weg in den Untergang. Da braucht nur jemand daherkommen, der Influencer besser bezahlt und schon sind die weg.

Printwerbung ist Ineffektiv und viel zu teuer. Über Fernsehwerbung müssen wir gar nicht erst reden. Für Internetwerbung gibt es Adblocker – und Werbeanzeigen werden mittlerweile längst nicht mehr wahrgenommen und wenn, dann als lästig empfunden.

Wirklich effektiv im Vergleich zu den Kosten ist Guerillamarketing und virales Marketing. Beides muss man können und man muss es richtig einsetzen. Und es ist ein Risiko, weil da die Marketingabteilung ihre Kunden sehr genau kennen muss. Da kann man nicht mit selbstdefinierten Kundenprofilen daherkommen, da muss man sich wirklich auskennen. Wenn man das vernachlässigt, kann das virale Marketing gewaltig nach hinten losgehen. (Beispiel: Ich habe mal vor Archivaren einen Vortrag gehalten und dabei, um die Haltbarkeit eines Buches zu demonstrieren, das Buch geworfen. Damit war ich tot. Mir war nicht klar gewesen, dass jemand, der ein Buch, und sei es auch ein dafür hergestelltes Buch, durch die Gegend wirft, für einen Archivar ein Schwerverbrecher ist.)

Und weil die meisten Marketeers ihren angewärmten Bürostuhl ungern verlassen, setzen die auf den gleichen Mist wie alle anderen. Oder lagern das an eine Agentur aus, denn dann kann man die verantwortlich machen.

Es gibt noch, siehe oben, die Strategie, geile, zuverlässige Produkte mit perfektem Service und toller Beratung zu entwickeln, das teure Marketing zum Teufel zu schicken, die Kunden persönlich anzusprechen und sich auf Mundpropaganda zu verlassen. Verrücktes Konzept, funktioniert aber. Denn, so seltsam das klingt, zufriedene Kunden erzählen das weiter. Über Social Media, beim Kaffeetrinken, beim Knipsen. Ganz ohne, dass sie was dafür verlangen. Irre, gell?

Olympus hat das über Jahre gemacht. Sie haben ganz normale Leute gepampert, die wiederum in ihrem Bekanntenkreis rumgelaufen sind und erzählt haben, wie geil der Laden ist. Die mit Nils abends in die Kneipe sind und die ganze Nacht über grüne Pixel diskutiert haben. Die Elisabeth Claußen-Hilbig in Zingst umarmt und mit Eric Scheuermann Witze gerissen haben. Die für die Firma durchs Feuer gegangen wären – und Schweinepreise für ihre Hardware abgedrückt haben. Die Händler wurden auf unvergesslichen Events begeistert und alle hatten das Gefühl, in einer großen Familie zu sein.

Jetzt erleben wir eine Lehrstunde, wie man eine in zwei Jahrzehnten scheinbar betonierte Userbasis innerhalb kurzer Zet pulverisiert.

Wird das noch mal? Die Chance wird jeden Tag kleiner.

30 Replies to “Fotomarketing für Dummies”

  1. Wirklich traurig was da gerade passiert. Dabei gibt es coole Sachen, die aber nirgendwo beworben werden. Besagte Firma aus Japan bietet kleine, kostenlose Kurse per E-Mail. Nicht den üblichen Kram wie man eine Kamera bedient und was ISO und Blende bedeuten. Sondern wie lerne ich wie ein Fotograf zu sehen. Oder jetzt ganz neu Bildgestaltung. Unabhängig vom Kameramodell. Kleine Happen, jede Woche eine E-Mail.
    Das es dieses Zeugs gibt habe ich nicht mal im Werksforum erfahren. Auf der Homepage ist es auch nicht oder nur sehr schwer zu finden. Verstehe ich nicht warum sowas von denen nicht kommuniziert wird und so immer nur die Sche**** beim Kunden hängen bleibt…

    1. Diesbezüglich sind sie tatsächlich auf den Social-Media-Kanälen einen kleinen Tick besser aufgestellt – zumindest wurde dort über die von Dir genannten Aktivitäten berichtet.

      1. Leider ist da die Konkurrenz weit besser. Die haben da regelmäßige Talks mit Profis, die aus dem Nähkästchen plaudern. Ich meine Leute, die wirklich Brot und Butter mit Fotografie verdienen. Inwiefern alle diese Tipps von Wert sind, steht auf einem anderen Blatt. Wenn ich mich mit Nicht-Influencenden Profis unterhalte klingt das alles ein kleines bisschen anders… Aber ist halt Marketing.

      2. Ah OK. Bin seit einer Weile schon weg von Instagram, Twitter / X, bei Facebook war ich noch nie. Die nicht-kommerziellen Alternativen sind für viele leider noch nicht attraktiv…

  2. Es ist wie so oft, wenn ein Unternehmen den Besitzer wechselt. Warum wurde das Unternehmen verkauft? Weil irgendetwas suboptimal gelaufen ist. Umsatz, Gewinn, Produktion, Vertrieb, was auch immer. Folglich glaubt der neue Eigentümer Dinge anders machen zu MÜSSEN! Und anstatt sich bei denen umzuhören, die im vorliegenden Fall das Zeug kaufen sollen, glaubt man lieber allen anderen. Vorne weg Unternehmensberatungen oder anderweitige Experten (idealerweise branchenfremd ). Also fängt man mal irgendwo an, Abläufe und Strukturen zu ändern, ohne auch nur das geringste Gespür dafür zu haben, welche Bremsspur man gerade hinterlässt.

    Das, was hier und in vielen, vielen anderen Unternehmen in unserer komplexer werdenden Welt schief läuft, ist die Neigung von Führungskräften, Business, Marketing, Sales by book zu machen. Sprich: Lösungen von der Stange. Frei nach dem Motto „Hat schonmal wo anders funktioniert. Wird schon klappen.“ So muss man am Ende auch keine Verantwortung für sein Handeln übernehmen, falls doch mal etwas schiefgeht. „Ich habe mich nur an die etablierten Verfahren gehalten. An mir lag es nicht. Muss an verändertem Kundenverhalten gelegen haben…“

    Ein weiterer Aspekt: Alle Unternehmen, die gute Produkte verkaufen und mit wachem, betriebswirtschaftlichem Denken und Handeln, den Kunden in den Mittelpunkt stellen, sind langfristig erfolgreich. Wenn ich aber auch nur ansatzweise die Neigung habe, Kunden hinters Licht führen zu wollen, dann ist das der Anfang vom Ende.

  3. Ich habe den Eindruck, da wirden Unternehmensberater und ander Experten eingespart und die jung-dynamischen Manager haben die Künstliche Intelligenz befragt, was man mit MFT Ausrüstung machen kann. Dummerweise kennt KI die Möglichkeiten nicht und plappert die immer wiederholten Vorurteile nach. Und die Leute im Marketing knipsen nur mit Smartphones, wenn überhaupt… Anders kann ich mir solche Entscheidungen nicht erklären, wie etwa ganze Nutzungsszenarien aus zu schließen.

  4. Das trifft sicher alles zu und Du hast bereits vor einiger Zeit sehr deutlich gemacht, dass zumindest unser Hersteller auf Neukunden angewiesen ist.

    Zu analogen Zeiten, als noch Festbrennweiten das Maß der Dinge waren, hat man sich als Amateur eine Reihe von bis zu sieben Objektiven (21, 28, 35, 50, 85, 135, 200 mm) ins Regal gestellt. Diese wurden dann auch noch in diversen Lichtstärken angeboten, so dass Leute auch noch upgraden konnten. Das Wichtigste aber war, dass das Zeug auch „sinnvoll“ genutzt werden konnte.

    Erst kürzlich hatte ich wieder Bemerkungen gelesen, dass man die hervorragende Mitgift von Olympus verspielt hätte. Ich sehe das etwas anders. Meiner Meinung nach hat man dem Nachfolger einen gesättigten Markt hinterlassen und das sogar durch die Rausverkäufe potenziert.

    Drei Zooms 7-14 mm, 12-40 mm, 40-150 mm und man ist als nicht spezialisierter Amateur bestens bedient. Auch der Preis tut nix mehr bei der Entscheidung zwischen 2.8 oder 4.0, zudem die 2.8 ja lange Zeit zuvor auf dem Markt waren.

    Die drei 1.2er Festbrennweiten zusätzlich wurden von den meisten Leuten nur durch das Verschleudern angeschafft. Bis auf das 40-150 mm F2.8, kann ich eigentlich alle Objektive mit den beiden 1.7ern von PL ersetzen. Ich finde das fatal. Hätte PL noch eine längere Brennweite (dieser Reihe) im Programm, wäre das gehobene Standardprogramm unseres Herstellers nahezu überflüssig.

    Bleiben eigentlich nur die Spezialitäten. Makros, die eine enorme Einarbeitung erfordern oder lange Tüten, die man nicht mal ebenso mit dabei hat. Zumindest wer in der Stadt lebt, überlegt wie oft die zum Einsatz kommen würden. Da gehst Du nicht mal nach Feierabend kurz raus, weil die Bedingungen passen, sondern eher am Wochenende und dann passt es auch oft eben nicht. Also selbst wenn die Kohle nicht das Thema ist und die Faszination an der Technik lockt, hier siegt nicht selten die Vernunft über das Habenwollen. Wer ein ungenutztes Makro in der Vitrine hat, stellt sich selten in diesem Bewusstsein noch das weiße Rohr daneben.

    Das letzte Objektiv für mich war das 12-45 mm F4.0. Endlich ein angenehm zu bedienendes Zoom von guter Qualität, passend zur PEN-F. Die Spielkombination, purer Luxus, eigentlich nicht notwendig denn…

    Die Hauptarbeit verrichten zwei E-M1X. Das sagt eigentlich schon alles. Auch bei den Gehäusen ist der Sack bei mir zu. Alle digitalen Vorgänger im Tauschrausch verhökert. Ich mache weder BIF noch Sport. Die beiden Gehäuse sind von der Bedienung und Zuverlässigkeit das Beste was ich je von Olympus hatte und bei den beiden aktuellen 1ern müsste ich diesbezüglich wieder einen Schritt zurück machen. Der AF taugt für meine Anwendungen völlig. Oder der jetzt bessere der OM‘s wiegt die anderen Vorteile der X für mich nicht auf.

    Kurz und gut, ich kann meinem Hersteller nicht entgegnen, ich kaufe nichts mehr, weil dein Service, dein Marketing oder was auch immer gerade nicht passt. Die haben aktuell tatsächlich nichts für mich, was noch halbwegs sinnvoll in der Anschaffung wäre.

    Im Bereich von 40-150mm sehe ich noch eine Lücke für ein lichtstarkes Objektiv. Der eigene Hersteller würde es wohl auf die Wildlife-Freunde ausrichten und als Pendant an das 150-400 mm anlehnen (interner Stabi, Konverter, ziemlich viel verbaute Elektronik – Schalter). Für mich eher semi-optimal, da ich mir eine auf die wesentlichen Merkmale reduzierte Ergänzung passend zu den 1.7ern wünschen würde. Hier stellt sich dann die Frage, ob Panasonic den Mut hat das weiterhin auch auf die Oly-Gemeinde auszurichten und auf den nicht kompatiblen Stabi zu verzichten oder man gerade dadurch versucht User auch auf die Lumix-Gehäuse zu bringen, was wohl aktuell noch nicht klappen würde. Ich denke die Diskussion pro/kontra Stabi ist einer der Gründe, warum sich Panasonic hier nicht traut.

    Mein Fazit: Ob ich will oder nicht, ich bin gar nicht mehr relevant. Ich brauche den Service oder mal zuverlässigen Ersatz bei einem Totalverlust. Gehäuse müssten schon einen riesengroßen Schritt machen, um mich zu einem Upgrade zu bewegen. Ein erstklassiges Standardzoom hätte mich noch gelockt, aber das ist nun das 25-50mm F1.7 der Konkurrenz geworden. Unverständlich, warum man im meistgenutzten Brennweitenbereich nicht eine hochpreisige Edellinse anbietet. Ich denke, dass ich kein Einzelfall bin. Werbung an mich gerichtet ist rausgeschmissenes Geld. Man braucht gänzlich neue Kunden. Das Versprechen verstärkt in Video zu gehen, ist für mich nicht erkennbar. Für Kunden mit Interesse an einem hochwertigen Gehäuse und zwei Zooms im alltäglichen Anwendungsbereich sehe ich auch keine Chance mehr, diese durch noch so tolle Werbung für meine Hausmarke zu begeistern.

    1. „Ich brauche den Service oder mal zuverlässigen Ersatz bei einem Totalverlust.“
      Das ist halt das Problem. Wie lange gibt es Service? Wie lange wird die X noch repariert? Bei der E-M1 war nach 6 Jahren Schluss, die PEN-F sind noch vor vier Jahren neu verkauft worden.
      „Man braucht gänzlich neue Kunden. “
      Tja. Woher nehmen? Wildlife erfordert sehr viel Geld und Zeit, wenn man sich nicht auf die Spatzen und Tauben vor der Haustür beschränken will. Das Equipment kostet auch. Also wo soll der Nachwuchs herkommen?

    2. Frank, ich bin wie Du eigentlich gut eingedeckt mit EM1 III und EM5 III, 12-40 2.8 Pro, 40-150 2.8 Pro, 75 1.8, 60er Makro, dem kleinen R 40-150, Pana 15 1.7 und diversen Festbrennweiten von Sigma und Laowa.
      Wir sind aber keine Neukunden und dass wir nicht mehr viel Neues kaufen liegt auf der Hand.

      Ich sehe bei OM System zwei Baustellen im Angebot (alles weitere wie Service, Kommunikation usw lasse ich jetzt mal weg):

      1. Kameras:
      Eine ernsthafte neue kompakte OM5 II auf modernem Stand fehlt. Die aktuelle OM5 weckt bei mir nicht die geringste Lust von der EM5 III zu wechseln und wirkt wohl auch für potentielle Neukunden altbacken und dank fehlender Möglichkeit mit Kopfhörer den Ton zu kontrollieren, ist die OM5 auch für YouTuber und Co uninteressant.
      Eine Einsteigerkamera wie eine OM-10 fehlt ebenfalls.
      Eine PEN-F II, die den aktuellen Retrotrend bedient, fehlt auch.

      2. Objektive:
      Die Olympus Festbrennweiten wirken sehr altmodisch und haben keinen einheitlichen Look und gerade das 12 f2 und das 17 1.8 dürften durchaus optisch auch etwas aufgewertet werden. Eine Überarbeitung der früher Premium Objektive genannten Linsen, gerne auch abgedichtet, wäre bei mir sehr willkommen, ebenso eine Erweiterung des Angebots mit Festbrennweiten im Weitwinkelbereich.
      Ja, eine Antwort auf die Pana 1.7er Zooms fehlt natürlich auch, für Leute die bereit sind für Spitzenqualität Geld auszugeben. Eine kürzere Version des 150-400 4.5 fehlt auch.

      Fazit:
      Mit einer EM5 oder EM10 und den günstigen Festbrennweiten konnte man früher günstig ins System einsteigen und erhielt eine ganze Menge Qualität für das Geld. Die Entwicklung ging Links und Rechts weiter, bei der Konkurrenz, aber bei OM System ist man ausser bei der Spitzenkamera und den Pro Linsen stehen geblieben.
      Das ganze Lineup unterhalb Pro Linsen, 150-400 4.5 und OM-1 wirkt leicht angestaubt und unattraktiv.

      Ja, man braucht Neueinsteiger, aber was sollen Neueinsteiger kaufen, die nicht gleich in die Spitzenlinie investieren möchte, oder gerne etwas kompaktes, aber trotzdem auf aktuellem Stand kaufen möchten?
      Oder die bei engem Geldbeutel anstatt F4 Zooms lieber bezahlbare Festbrennweiten kaufen oder die 4er Zooms mit den Festbrennweiten ergänzen möchten?
      OM System ist doch nicht zuletzt auch deswegen bei den Fotohändlern aus den Vitrinen geflogen, weil die vorhandenen Exponate langsam Staub ansetzten, nicht nur in der Vitrine, sondern auch im übertragenen Sinne…

      1. Dieses Argument mit dem angestaubten Sortiment kommt oft. Ich halte das für wenig stichhaltig. Ein Redesign a la 35-1000 f/2,8 bei Panasonic bringt keine zusätzlichen Kunden. Drei Versionen. mit jeweils minimalen Verbesserungen. Kauft irgendwer die neuere Version, der die alte hat? Auch bei den Händlern ist das ziemlich egal, wie lange die Objektive auf dem Markt sind. Die Voigtländer 0,95 sind teilweise seit einem Jahrzehnt unverändert auf dem Markt und werden sehr gerne verkauft. Warum? Weil sie stabile Preise und stabile Margen haben.
        Du sagst selbst, dass Du gut eingedeckt bist. Du bist also als Kunde draußen. Interessant wären Neukunden. Aber es gibt derzeit blöderweise kein OM-10 DZ-Kit. Maximal 799,-. Fester UVP überall, mindestens 20% Händlerspanne.

        1. Aber Reinhard, Du schreibst es doch bei den Kameras selber: es fehlt z.B. das OM10 Kit.

          Ich kann z.B. hier in der Schweiz die EM10 IV im Set mit dem 14-42 für Fr. 777.- kaufen.
          Aber wer bitte will die noch?
          Das ist ein klarer Fall für den Blackfriday, wo man das Set vielleicht noch für 599.- weggkriegt.
          Die EM10 IV ist gar keine schlechte Kamera, aber die Kamera ist über 6 Jahre alt…

          Wenn die klassischen Festbrennweiten optisch überarbeitet, mit neuerer Vergütung und abgedichtet auf den Markt kämen, könnte ich durchaus schwach werden. Das 17er 1.8 würde ich z.B., wenn es randschärfer wäre, durchaus dem Pana 15er 1.7 vorziehen.
          Schöne Ultraweitwinkel unterhalb 12mm mit AF mit guten Astroeigenschaften (v.a. weniger Vignettierung als die Laowas) für meine Winternachtlandschaftsbilder würde ich auch sofort kaufen.

  5. Was die Marktsättigung angeht, sehe ich das ähnlich. Mit dem Prob kämpft wohl auch Sony ein wenig. Die haben aber eben auch gute Ideen als Gegenmittel: Die Mark II-en, die allesamt leichter, kompakter und noch schärfer sind als ihre jeweiligen Vorgänger. Die verkaufen sich wohl ganz gut, obwohl sie sauteuer sind, wie das G-Master 24-70 2.8 II. Desweiteren tolle neue Objektive wie ein 20-70 4.0 oder ein kompaktes und leichtes 24-50 2.8.

    OMDS macht ja nichts weiter, als Lack und Markenlogo zu verändern. Wer will für ein lichtschwaches OMDS 9-18 ohne Abdichtung 600 Euro bezahlen, wenn es den baugleichen Vorgänger von Oly für 250 gebraucht gibt? OMDS könnte mal was Neues bringen, ein 10-40 2.8 fände ich zB ziemlich geil. Für kompakte Kameras wie die E-P7 fehlen mE außerdem sowohl ein aktuelles kompaktes 12-42 (nicht 14!) als auch lichtstarke Pancakes. Dass sowas geht, zeigt ja Panasonic mit dem 20mm 1.7.

  6. Ein Versuch der Begriffs-Klärung und Einordnung: Das was Reinhard von seinem PC-Laden berichtet, das war kein „Marketing“. Das war „Vertreib“. Ich erkläre es mal so: Der Vertrieb mäht die Wiese, Marketing gießt die Wiese. Und so wie man nicht gleichzeitig gießen und mähen kann, sind Marketing und Vertrieb zwei Paar Schuhe. „Guerillia-Marketing“ ist kein Marketing-Werkzeug im engeren Sinn, sondern eher eine Form der Akzentsetzung in der Kommunikation. Man will bewußt auffallen und Konventionen brechen, und damit Aufmerksamkeit erhalten. Funktioniert in der Regel nie gut vor Fachpublikum, weil das mit dem über sich selbst lachen bei Fachleuten immer so eine Sache ist und die haben ja die Konventionen gemacht (oder fühlen sich berufen diese weiterzutragen), die man mit Guerillia-Marketing gerade brechen will. Hätte Dir also ein guter Marketing-Mensch vorher gesagt, daß das keine gute Idee ist, vor Archivaren ein Buch zu schmeißen – vor genervten Lateinschülern wärst Du dagegen der King gewesen. Und schließlich „virales Marketing“: Das kennen wir alle und praktiziert jeder Kamerahersteller: Man versucht über digitale Knotenpunkte seine Message möglichst breit zu verteilen. Vorteil dieser Methode: Je mehr Reichweite ein Knotenpunkt hat, desto besser und „wertvoller“ für die Kommunikation der Botschaft und die Menschen haben eine gewisse „Beziehung“ zu dem, der die Botschaft überbringt. Nachteil: Man hat nicht die volle Kontrolle über den content und man operiert in Echo-Blasen was es schwer macht, neue Käuferschichten zu erreichen. Es kommt nicht von ungefähr, daß Marketing-Leute immer scharf die Luft einziehen, wenn nassforsche Vertriebler meinen, „das“ können wir auch aber billiger … Nee eher nicht …

      1. Reinhard, Deine Zeit mag noch kommen, die Wirtschaftswelt von der Richtigkeit Deiner Meinung zu überzeugen. Bis dahin wird diese Abgrenzung zwischen Marketing und Vertrieb halt nun mal aus gutem Grund gelebte Praxis sein.

        1. Die Zeit ist bereits da. Pentax hat das Marketing nach Haus geschickt und macht nur noch Vertrieb. Und siehe da, sie machen auf einmal Gewinn.
          Das Internet hat die Welt verändert. Markenbotschaften wird nicht mehr getraut. Wirklich wirksam sind Personen, die selbständig Vertrauen in ihre Person aufbauen. Neudeutsch „Influencer“. Genau deshalb versuchen sich Marketeers an Influencer anzuhängen. Nur funktioniert das halt nur begrenzt. Denn gute Influencer achten auf ihren eigenen Markenkern und lassen den nicht durch dumme Botschaften ruinieren. Und wenn der Botschafter mittendrin geht, verursacht das unter Umständen mehr Schaden für die Marke als vorher aufgebaut wurde.
          Die bessere Strategie: Wenn der Vertrieb selbst die Marke aufbaut. Natürlich kann das auch ein Marketingspezialist machen. Aber der fundamentale Irrtum ist, dass Marketing, Controlling, Vertrieb und Entwicklung jeweils unabhängig voneinander agieren – und keiner von denen tatsächlich sich damit auseinandersetzen, was der Kunde will. Man lese sich mal durch, wie die erste Olympus PEN entstanden ist. Niemand wollte die, außer dem Kunden. Maitani und sein Chef mussten sich erst durchsetzen. Und wenn da kein Überzeugungstäter wie Maitani und kein risikobereiter Chef ist, dann gibt es solche Dinge schlicht nicht.

          1. Pentax ist auch eine kuriose Randerscheinung. Wie so ein Regionalfußballclub, dem die Leute mehr aus lokalpatriotischen Gründen die Treue halten und nicht weil die Spieler bessern Fußball spielen oder der Verein immer wieder neue Talente hervorbringt. Das taugt nicht als Beispiel, das sich verallgemeinern lässt.

            1. Ähh. Doch. Pentax hat mittlerweile unter Profis deutlich mehr Marktanteil als diese neue japanische Kamerafirma. Geh zu Händlern – was kriegst Du? Die Pentax Outdoorknipsen, keine Tough. Dieser Regionalfußballclub macht leider ein Superspiel. Die liefern das, was ihre Fans sehen wollen. Und die sind zufrieden und die Ticketverkäufer sind auch zufrieden. Pentax repariert heute noch die K01. Kann sich keiner mehr erinnern? Das war eine spiegellose Pentax. Der „gelbe Ziegelstein“. Kam 2012 raus. Ein Jahr vor der E-M1, zwei Jahre vor der E-M10, dreieinhalb Jahre vor der PEN-F.

  7. Wofür gibt OMDS Geld im Marketing-Bereich aus?
    Für Influencer, für Werbe-Emails – zusammengefasst: für Werbung,
    die durch den Hersteller gemacht wird. Bei mir wirkt so etwas
    nicht. Vielleicht wirkt diese Art von Werbung bei anderen Kunden.

    Ich habe mir die „Ricoh GR IIIx“ gekauft. Warum? Weil …
    1. Ich brauchte eine kleine Kamera, die in die Hosentasche passt.
    2. Viele Benutzer in diversen Foren waren von ihr beeindruckt.
    Das Angebot war vorhanden und die Werbung wurde von Kunden
    gemacht. Ich hatte vorher keine einzige Kamera von Ricoh gekauft.

    Wenn OMDS will, dass ich deren Kameras kaufen soll, dann muss
    OMDS zumindest ein breiteres Angebot machen, z.B. Alternativen
    für Ricohs GR-Reihe oder für Fujis X100-Reihe oder man könnte
    ja eine modernisierte PEN-F herausbringen (wenigstens im Bereich
    des Autofokus modernisiert). Oder von mir aus soll man doch
    Webcams bauen (seit 2020 scheinen sie sehr beliebt zu sein).

    Stattdessen verengt man den Kundenbereich auf Outdoor.

    Aber das ist bloß die Meinung einer einzelnen Person, die kein
    Marketing studiert hat. 😉

    1. Ich finde die outdoor Strategie nicht falsch. Diese Nische ist für andere Kameraformate nur schwer zu besetzen. Nur passen dann halt keine Diktiergeräte ins Portfolio. Und zwei, drei Kameras und ein paar Ferngläser und ansonsten hübsch retuschierte Bilder von Wald, Wiese und Bergen reicht dann halt auch nicht aus. Wenn, dann muß man das Thema groß denken: ein breites Sortiment and Kameras, Objektiven, Teleskopen, Drohnen, Richtmikrofonen, Unterwassergehäusen. Da will ich GPS und augmented reality („Guck mal wer da piept“) durch die Bank in den Geräten haben. Da erwarte ich vom Marketing keine Hipsterchen, die mir ihrem „looooook“ von mehr oder weniger ausgetretenen Motiven präsentieren, sondern da will ich sehen, wie einer Action in der Wüste fotografiert oder wie einer im Urwaldregen einem Frosch auf dem Baum nachjagt. Da will ich aus einem Programm von Erlebnis-Trips aussuchen können, um sicher und unter Anleitung geile Bilder von Viechern zu schießen. Oder Erlebnis-Fotografie in den Bergen. Macht man am besten auch unter wissender Anleitung. Da kann man sich schon verdammt viel ausdenken, denn „outdoor“ ist ein riesiger Markt. Gleich hinter „Sport“ (wofür die OM-1 ja auch prädestiniert ist).

      1. Es wäre ja schon mal ein Anfang für die Outdoornutzung, wenn alle Kameras, auch die kleinen Zweitbodies, die gleichen Akkus nutzen würden und konsequent USB-C ein unkompliziertes, schnelles Aufladen ermöglichen würde. Wird OMDS der erste Hersteller sein, der aufgreift was 3rd Party bereits bietet, nämlich USB-C direkt am Akku? Auf Reisen outdoor will ich möglichst wenig Ladegeräte und Ersatzakkus schleppen. Ein Blitz, der den gleichen Akku wie die Kamera nutzt statt AA oder was Propietäres um auch hier Akkus zu sparen? Da gäbe es IMHO schon viel Optimierungspotential.

  8. Olympus Österreich und Olympus Deutschland haben mir für Tests und Basteleien einen Haufen an Gerätschaft zur Verfügung gestellt. Ich habe sogar vorab die Abmessungen des 7-14mm f2.8 bekommen damit ich den Filterhalter schneller verfügbar machen konnte. Dafür hat sich ein Mitarbeiter aus der oberen Etage proaktiv bei mir gemeldet.
    Ich erinnere mich an ein Usertreffen in der Schweiz, bei dem wir die Frage, was passieren müsste, damit wir auf den Spiegel verzichten können erörtert wurde. Das Ergebnis einige Zeit später war Live View. Ich kann mir unter heutigen Bedingungen nicht vorstellen, dass sich solche Aktionen wiederholen.

  9. Da bin ich doch froh, daß ich meine Gehäuse von EM5 über EM1 bis PenF noch rechtzeitig beim Service hatte und meine alten OM Objektive tun immer noch gute Dienste und wenn doch was klemmt sind sie beim OM-Labor immer noch in guten Händen…

  10. Um an Helges Kommentar anzuknüpfen, im Forum wurde damals heiß diskutiert, teilweise mit detaillierten Vorschlägen wie ein automatischer Stack funktionieren könnte, der damalige Admin verfeinerte mit seinem Fachwissen diese Vorschläge noch und gab Sie weiter. es ist unglaublich das ein Jahr später es so etwas in der Tough gab, und ein weiteres Jahr in einem OM Gehäuse.
    Was waren das für Zeiten, in denen ein Kamerahersteller auf innovative Vorschläge von Kunden hörte, es teilweise gute und interessante Gespräche auf Veranstaltungen mit leitenden Mitarbeitern gab, oh verdammt verzeiht mir, das ich als älterer Mensch mich gerne an an vergangenes erinnere, war es damals wirklich besser, oder lebe ich schon in der Vergangenheit.
    Es liegt wohl in der Natur von alten Menschen, das Sie sich gerne an die vermeintliche gute alte Zeit erinnern, ist die neue Zeit besser, null Kontakt, alles anonym, man wird elektronisch mit Werbemails zugeschüttet, mir schwirrt der Kopf, alles billiger, Prozente, Prozente, schnell kaufen bis….., dann läuft die Aktion aus.
    Ich weiß nicht, ist das noch der Kamerahersteller den ich vor kurzem noch jedem Empfohlen hätte………

    1. „… verzeiht mir, das ich als älterer Mensch mich gerne an an vergangenes erinnere …“

      Wieso verzeihen?
      Im Gegenteil: Ich habe diese guten alten Zeiten verpasst, sodass es sehr interessant
      ist, wenn Zeitzeugen davon erzählen. Bitte mehr davon.

      Und wer weiß:
      Vielleicht wird (durch das Erzählen der alten Geschichten) der Kamera-Hersteller
      unseres Misstrauens 😉 ja doch noch vernünftig oder Olympus erinnert sich an die
      schönen Zeiten und kauft die Kamera-Abteilung wieder zurück.

    2. Nein, früher war nicht alles besser.
      Aber manches war gut. Und es wäre auch heute noch gut, wenn man es so gelassen hätte wie es ist.

  11. „…ist das noch der Kamerahersteller … „Eindeutiges „Nein, ist er nicht!“
    Die beschriebenen positiven Erfahrungen wurden fast ausschließlich mit dem Hersteller namens Olympus gemacht! Olympus entschied sich aber vor einigen Jahren die Kamerasparte abzugeben. Seitdem haben wir es mit dem Neuen zu tun: OMDS.
    Wir alle haben gehofft, dass der neue Eigentümer Bewährtes beibehält und sich darauf konzentriert, die Abläufe im Hintergrund zu verbessern. Dafür haben wir OMDS einen Vertrauensvorschuss gegeben und erwartet/gehofft, dass es sich bei negativen Erfahrungen in der ersten Zeit um Startschwierigkeiten handelt. Inzwischen muss ich aber für mich klar festellen: die Flitterwochen sind vorbei, der Alltag ist eingekehrt und das Verhalten von OMDS gegenüber uns Kunden und Geschäftspartnern zeigt mir, welche Wertschätzung uns von der Führungsetage noch entgegengebracht wird.
    Die Konsequenz für mich ist, dass ich künftige Kaufentscheidungen nur noch an den Erfahrungen mit OMDS ausrichten werde.

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