Outdoor ist Definitionssache.

DPReview hat ein Interview gemacht. Und da DPReview nicht mehr dafür bekannt ist, allzu kritisch zu berichten, hat sich Kazuhiro Togashi die Ehre gegeben. Die Aussagen sind nicht wirklich spannend, aber immerhin interessant:

„Basierend auf unseren Forschungsergebnissen, wird erwartet, dass die Anzahl der Outdoorfotografen zunimmt oder zumindest gleich bleibt.“ Das ist jetzt nicht so erstaunlich, das Problem ist – kaufen die Fotografen auch noch Kameras – speziell von OMSystem?

Man habe sich zuerst an Abenteuer- und Wildlife-Fotografen gewandt, weil das OMSystem für die ideal sei. Wegen klein und leicht und so. Also nur OM-5 und OM1? Nein, natürlich nicht. Outdoor ist für Togashi nicht nur Abenteuer, sondern auch alle Outdoor-Aktivitäten des täglichen Leben. Also Schnappschüsse und Makros und Reisefotografie und Astrofotografie und halt alles was so vor die Linse kommt. Hauptsache Outdoor. Und man wolle auch an Kunden ran, die darunter nicht fallen. Also alle. Auch die, die sich gar nicht für Fotografie interessieren.

Das ist immer so der Knüller bei Gesprächen mit Kunden „Wer ist ihre Zielgruppe?“ „Na, alle! Mein Produkt ist für alle toll, also will ich alle ansprechen.“

Anscheinend ist in Japan die Erkenntnis gewachsen, dass die Anzahl der Outdoorfotografen nicht so schnell wächst, wie der Marktanteil der Konkurrenz und schon macht man eine Rolle rückwärts, und definiert „Outdoor“ um. Das gab’s schon mal bei Douglas Adams: Wonko der Verständige definierte sein Haus als „Außerhalb“, der Rest der Welt war demzufolge „Innerhalb“. Des Irrenhauses. („Macht’s gut und Danke für den Fisch“)

Verblüffend, dass der gute Mann tatsächlich der Meinung ist, dass der GND-Filter in der OM-1II ein Gamechanger ist. Man könne „Kunstwerke erhalten“, die die Erwartungen übertreffen. Und es sei schwierig, das in die alte OM-1 zu integrieren, weil die Speicherverwaltung neu geschrieben sei. Jo. Man kann natürlich eine Software so schreiben, dass Subs nicht mehr funktionieren, wenn der Speicher anders angesprochen wird. Kann man. Ist mehr so der Stil von anno 1980, als man noch an absolute Speicheradressen geschrieben hat, aber wer weiß, was die Entwicklungsumgebung von Sony so alles macht. Ich frage mich nur, wieso dann die Doppelbelichtung und die Überlagerung noch funktioniert – die macht auch nichts anderes, als zwei RAWs kombinieren. Aber vielleicht haben sie ja nur kleine Teile der Speicherverwaltung neu geschrieben, nur für den Speicher, den sie für den GND brauchen. Oder sie haben einfach irgendne dumme Ausrede gebraucht, von der sie denken, dass sie jemand kauft. Zum Schluss kommt er noch mal darauf zurück und behauptet, die OM-1II habe einen neuen Speichercontroller drin – was natürlich stimmt, aber ein GND ist nicht wirklich zeitkritisch.

Dass OMSystem in eine zukünftige Kamera zugekaufte AI-Rauschunterdrückung einbaut, habe ich schon mal beim FolyFos erzählt, hier kündigt Herr Togashi das offiziell an. Und, natürlich, sie wollen auf den CAI-Zug aufspringen, wissen nur noch nicht, auf welchen.

Auch beim Video haben sie nicht zugehört: Sie wollen Video in der Kamera einfacher machen. Nur – einfaches Video gibt’s bereits. Hat jeder im Smartphone. Sie haben nicht verstanden, dass sie nicht Video einfacher machen müssen (warum gibt es den Zoomrahmen nicht mehr????) sondern dass Video Teamwork ist, und sie, wenn sie mehr Videokameras verkaufen wollen, Videoteams brauchen, die die Dinger haben wollen. Macht mal ernsthafte Videowettbewerbe. Hattet ihr mal in den USA. Warum gibt es die nicht mehr? Warum unterstützt ihr nicht die Vernetzung von Filmleuten?

Zusammenfassend: Sie bewegen sich. Langsam. Sie definieren ihre Marketingaussagen um und halten sich alle Optionen offen.

Immerhin.

Titelbild? Peenemünde 2007.

13 Replies to “Outdoor ist Definitionssache.”

  1. Mensch bin ich erleichtert!
    Jetzt habe ich endlich die offizielle Freigabe meine OM1 so weiterzubenutzen wie bisher! Kein Rumdrücken in den Ecken mehr, endlich wieder erhobenen Hauptes außerhalb von Wildlife outdoor fotografieren!

    Nur indoor hm, da muss ich wohl weiter auf nachsichtiges Verständnis der anderen Systemkamerafotografen hoffen, dass mir als (fast) blonder Frau das technische Verständnis für „richtige“ Kameras gefehlt hat und mir deshalb der Ladenhüter aufgeschwätzt wurde….
    Aber, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, wenn OMDS jetzt auch Video wiederzuentdecken beginnt, dann beginnt spätestens mit dem COMEBACK des ZOOMRAHMENs auch bei den letzten Verweigerern meiner Konzertmitschnitte die Akzeptanz. Gruppenmitschnitte sind zwar schon nett, aber so ein Reinzoomen beim Kurzsolo, wie früher mit der E-M1 II das hat einfach mehr Überzeugungskraft.

    Christine

  2. Mir scheint Mr. Togashi habe vor dem Interview noch kurz einen Pangalaktischen Donnergurgler getrunken.
    Ein bisschen von Allem, schön, aber ich befürchte dafür nichts richtig.
    Wenn schon Video, dann bitte auch Kopfhöreranschluss an den Kameras. Ton ist ein nicht zu unterschätzendes Element in Videos…
    Rauschunterdrückung in der Kamera? Nett. Und wenn die AI etwas zu heftig rausputzt und die Gesichter wächsern werden sehe ich das erst zuhause am Bildschirm?

    Liebe OM Leute, wie wäre es, wenn ihr euch erst mal um die wichtigen Baustellen kümmert. Z.B. einen AF, der konkurrenzfähig ist, der z.B. Menschen in Bewegung auch zuverlässig fokussiert, ohne dass man zuerst drei vier Tasten drücken muss und dann trotzdem noch hoffen muss, dass es was wird.
    Eine Überarbeitung der kleinen Kameras aka OM-5 und OM-10 auf aktuellen Stand der Technik. Die EM10 IV ist schon fast Steinzeit und die OM-5 war ein Resteverwertungswitz.
    Und noch wichtiger: ein offizielles Statement zum „Bajonett Gate“.
    Zumindest ein offizielles „Wir sehen da ein Problem und arbeiten an der Lösung. Näheres folgt bald.“ wäre das mindeste, das jetzt sehr zeitnah kommen sollte.
    Nach dem „Firmware“ Shitstorm braucht die Marke keinen zweiten Shitstorm. Im Markenforum werden bereits fleissig die Makroobjektive entstaubt und ALLE Oly Linsen akribisch begutachtet. Was die Leute da sehen, gefällt nicht allen (100-400). Noch sind alle freundlich und floskeln rum, dass Oly schnell ein Statement rausbringen solle und vorsichtige Fragen zu „Wer bezahlt das?“ sind zu lesen. Lange wird es aber nicht mehr freundlich bleiben.
    Da braut sich was zusammen…

  3. In Wien wurde vor einiger Zeit fast ein gesamter Gemeindebezirk mit einer riutuellen Markierung als „indoor“ gekennzeichnet, um der orthodoxen jüdischen Glaubensgemeinschaft die Auflage, am Sabbat daheim sein zu müssen etwas zu erleichtern. Vielleicht wäre das ein Ansatz, für OMDS „outdoor“ neu zu definieren. Ich biete meine Wohnung gegen eine kleine Aufwandsentschädigung gerne als ausgewiesenes „indoor“ an, um dem neuen „outdoor“ mehr Raum zu geben. Bei Interesse gebe ich gern meine Kontodaten bekannt.

  4. Wenn Outdoor die neue Zielgruppe sein soll wäre es wohl sinnvoll, möglichst alle Objektive wetterfest zu machen. Ein überarbeitetes 9-18 dann nicht wetterfest herauszubringen zeigt, was man dem zitierten Interview zu halten hat.

    1. Stimme ich zu – sie sollten einfach alle Objektive entsprechend abdichten. Von mir aus nur die „PRO“ Serie mit Zertifikat. Aber andererseits: Fotos von mitten drin im Schmuddelwetter kommen auch selten richtig gut rüber … und sobald es wieder aufreißt zücke ich auch ohne Bedenken die Kamera mit dem nicht abgedichteten Objektiv.

    2. Stimmt, das ist schon ein Widerspruch.
      Andererseits freut es mich als Vertreter der „Klein-und-Leicht-Fraktion“, dass es überhaupt rauskam, und wir nicht komplett vergessen wurden. Da es mir noch fehlte, hab ich es gekauft. Nettes Teil. Aber der Verriegelungsknopf ist doch falsch beschriftet, oder…?! Wieso „Unlock“ ?!?! Zum Öffnen dreh ich doch nur den Zoomring. Zum Verriegeln hingegen muss ich den Knopf benutzen. Also eigentlich sollte da „Lock“ stehen. Kopfkratz…

  5. Naja wie klein die Nische der outdoor-wildlife Fotografen tatsächlich ist, kann man daran ablesen, daß OMDS die Eigenentwicklung des 150-600mm nicht angegangen ist und statt dessen auf dem für Vollformat gerechneten Sigma Objektiv aufsetzt. Wenn man dann noch den aufgerufenen Preis anschaut, dann braucht man kein Hellseher zu sein, dass die damit keinen großen Kundenkreis ansprechen werden ….

    1. Naja, sie haben ja ein 150-600 entwickelt. Sie haben nur beschlossen, dass Sigma zu produzieren, weil sie damit doppelt so viel Gewinn machen. Wenn sie’s verkauft kriegen. Aber es soll ja Leute geben, die das Ding sogar vorbestellt haben. (Ich habe bis heute keines in die Hand bekommen, obwohl es mir schon zugesagt wurde. Scheint so gut zu sein, dass man meine begeisterten Kommentare nicht braucht….)

  6. Schlecht ist es nicht, was ich bisher so sehen konnte. Aber diesen Preis dafür werde ich nicht zahlen, genausowenig, wie für das Firmware-Update der OM 1.

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