Ich hatte ja schon ein paar Real-Life-Bilder gepostet und einen ersten Eindruck beim FolyFos. Heute habe ich die Optik ins Studio genommen und – was soll ich sagen – die Ernüchterung war eine Große.
Ja, das Objektiv ist auch bei f/0,95 in der Mitte knackscharf. Die Tonne ist nicht sehr ausgeprägt und wenn man ein Gutes erwischt, sind wahrscheinlich auch die Ränder bei f/0,95 scharf.
Das, was ich habe, ist indiskutabel. Das hier ist der rechte Rand, Mitte:
Da ist nicht nur nichts wirklich scharf, da sieht man auch eine Doppellinie rechts, wo nur eine sein sollte. Am linken Rand ist da, so wie es gehört, nur eine Linie. Diese Linie verschwindet auch bei f/2 nicht, bei f/4 kann man dann über Schärfe reden. Die Ecken haben locker eineinhalb Blenden Helligkeitsabfall.
Wirklich böse ist aber, das Objektiv ist nicht mal annähernd f/0,95. Zwischen f/2 und f/0,95 wird das Bild nur 2/3 EV heller. Zwischen 1,4 und 0,95 gar nicht. Das Objektiv ist also irgendwo zwischen f/1,4 und f/1,6 angesiedelt. Da ist das m.Zuiko 17mm f/1,8 die weit bessere Wahl. Schärfer, kleiner leichter und nur minimal lichtschwächer. 600 Euro für dieses vollmanuelle Objektiv ist eine Frechheit.
Bei Foto Brenner wird sogar behauptet, bei der Fokussierung würde sich der Bildwinkel nicht ändern.
Dank eines geringen Focus Breathings kommt es zu keiner Veränderung des Bildausschnitts, wenn man am Schärfering dreht und die Schärfe innerhalb des Bildes verlagert
Sorry, das ist einfach falsch. Von eineinhalb Meter bis unendlich ist keine Bildwinkeländerung wahrnehmbar, von eineinhalb Metern bis 0,2 Meter wird das sehr, sehr deutlich.
Mir fällt gerade kein Grund ein, dieses Objektiv zu kaufen. Es ist groß, es ist schwer, es ist optisch keine Offenbarung und das Lichtstärkelabel das draufklebt, ist falsch. Der Karton, in dem das geliefert wird, ist wunderschön – aber das ist auch alles. Das Catseye-Bokeh ist extrem ausgeprägt und helle, definierte Lichtquellen machen Spiegelflares entlang der optischen Achse, dazu natürlich ganz normale Flares und blaue Blobs. Und abblenden geht nur bis f/11. Blendensterne fangen bei f/8 an, brauchbar zu werden. Nur ist das Bild dann voll mit lauter hellen runden Flecken. Auch nicht hübsch.
Laowa, das könnt ihr besser. Weit besser.
Eine Seite schärfer als die andere?!
Hmmm, hast du nach dem Folyfos vielleicht doch den Falltest gemacht?
wundert sich…
Martin
Nein, habe ich nicht. Das Problem bei den Weitwinkeln ist, dass sie absolut plan zum Target ausgerichtet werden müssen, gerade bei den Lichtstärken von 0,95. Freihand draußen kriegt man da sehr schwer belastbare Ergebnisse. Und links ist es scharf, rechts nicht. Wer rechnet mit einem dermaßen dejustierten Objektiv. Erst mit genauer Ausrichtung mit Wasserwaage und auf dem schweren Studiostativ und Blitzbeleuchtung habe ich dann belastbare Ergebnisse bekommen.
Dieses Objektiv ist ein gutes Beispiel dafür, dass Äquivalenz nur teilweise funktioniert: Hinsichtlich Bildwinkel und Schärfentiefe entspricht es einem 2,0/35. Für das gleiche Geld gibt es von Sigma ein 2,0/35mm für E- und L-Mount. Aber das bietet im Gegensatz zum Laowa ordentliche Qualität, Autofokus und wiegt nur gut die Hälfte.
Ungefähr das gleiche Kampfgewicht wie das Laowa zum doppelten Preis bei guter Qualität hat das Cosina Voigtländer 0,95/17,5mm.
Nein. Es „entspricht“ einem 35 f/2,8. Und das Voigtländer 17,5er hat eine Blende mehr Lichtstärke. Hier hinken sämtliche Vergleiche, weil das Laowa ein falsches Etikett drauf hat. Die Verzerrung des Sigma ist deutlich größer als des Laowa, die CAs, die beim Laowa keine Rolle spielen, müssen beim Sigma von der Kamera korrigiert werden. Diese ganzen Korrekturen fressen Glas und bringen Gewicht und Größe. Die Schärfe des Sigma bei Offenblende ist selbst mittig nicht so dolle. (Und ob das Sigma auch wirklich 2,0 ist, hat auch noch keiner getestet…..) Davon abgesehen ist das Konzept der „Äquivalenzblende“ sowieso fragwürdig, aber das hatten wir ja schon mehrfach.