Die OM-1 funktioniert doch noch!

Immer, wenn es darum geht, dass eine Kamerafirma gerade wieder ein Ding so richtig hart in den Sand gesetzt hat, kommt irgendwer mit dem Argument daher „Was wollt ihr denn, die alte Kamera funktioniert doch noch, die wird ja nicht plötzlich zu einer schlechten Kamera. „

Völlig korrekt. Die Blitze von Metz blitzen auch noch. Manche zumindest. Was habe ich mich mit den Vertrieblern von Metz gezofft, dass sie doch endlich in den Quark kommen und neue Produkte bauen sollen, die Nachfrage wäre da! Nö, Blitze müssen auf der Kamera sein und entfesseltes Blitzen ist des Teufels. Die Techniker von Metz waren meine besten Freunde, die Vertriebler dagegen haben in den Angriffsmodus geschaltet, sobald ich nur auf der Bildfläche erschienen bin. Die Folge: Sie haben sich von den Chinesen die Butter vom Brot und dann das Brot nehmen lassen. Jetzt ist Godox der Platzhirsch und die entwickeln laufend weiter und beherrschen den Markt nach Belieben. Vor ein paar Jahren war das ne Billigmarke, wo man nen potenten Blitz unter hundert Euro bekommen hat. Sie haben auf dem Level von Yongnuo angefangen. Deren Blitze haben knapp zwei Jahre gehalten und waren dann wegzuwerfen, weil es niemand gab, der die Dinger repariert hat. Godox hat ein Händlernetz aufgebaut und repariert in Deutschland. Preislich sind sie fast schon auf dem Level von Metz – nur dass sie halt dauernd neue Dinge entwickeln und eine gute Lösung nach der anderen raushauen. Der Effekt: Foto Koch hat im Augenblick einen einzigen Blitz und ein Kabel von Yongnuo im Angebot. Aber hunderte Artikel von Godox.

Und die Metzblitze? Die kriegt man bei Kleinanzeigen.de

Die analogen OMs sind immer noch tolle Kameras – wenn es nicht ein paar verrückte Bastler gäbe, die die Dinger immer wieder ins Leben zurückrufen, wären die alle längst nur noch nett aussehender Schrott. Leica repariert ihre alten Schätzchen noch. Und können auch deshalb absurde Preise für ihre Knipsen aufrufen.

Wir leben in einer kapitalistischen Welt und da ist es notwendig, dass eine Firma regelmäßig neue Produkte entwickelt, die dem Kunden einen Mehrwert gegenüber früheren Produkten bietet um mit den Einnahmen aus diesen Produkten Service und Marktpräsenz aufrechtzuerhalten. Wird nichts Neues mehr verkauft, kann man noch in begrenztem Maße vom Service leben, aber da dann innerhalb kürzester Zeit die Entwickler unnötig sind und die Firma verlassen, wird es keinerlei Weiterentwicklung mehr geben, das KnowHow verschwindet aus dem Laden und die Firma ist nicht mehr fähig auf veränderte Marktbedingungen zu reagieren. RIP.

Wird eine Firma also von der Konkurrenz in einem schrumpfenden, anspruchsvollen Markt technologisch uneinholbar abgehängt, kann man schon mal den Abdecker bestellen. Die Anzahl der Fanboy-Kunden, die schlechtem Geld Gutes hinterherwerfen und schlechtere Produkte kaufen um ihrer Leidenschaft zu frönen ist begrenzt. Und Firmen, die sich nur noch auf ihre Fanbase verlassen, sind verlassen. Von allen guten Geistern.

Panasonic hat es geschafft, mit drei Features – besserer AF, vielseitigeres Video und mehr Pixel – eine Kamera, die ansonsten absolut ebenbürtig, wenn nicht sogar im Vorteil ist, uralt aussehen zu lassen. Perfektes Marketing. Die G9II hat nun den Ruf der besseren Kamera, Panasonic den Ruf der innovativeren Firma. Dagegen kann man nicht mit Rabatten oder mit schlecht übersetzten Albernheiten ankämpfen. Da braucht es ganz andere Kaliber. Denn wer wird denn eine „schlechtere“ Kamera für mehr Geld kaufen? Von einer Firma, die sich selbst als „Startup“ bezeichnet, nicht mal cool ist und im Fachhandel, auf Social Media und ihrem eigenen Webauftritt grotesk „underperformed“?

Ja, die OM-1 ist nicht schlechter geworden durch die G9II. Aber die Mängel des Herstellers sind zutage getreten.

Überdeutlich.

17 Replies to “Die OM-1 funktioniert doch noch!”

  1. Das Thema trifft es auf den Punkt und man kann es derzeit auch überdeutlich an den – wenigen – FT-Top-Pros miterleben. Eigentlich an dem einzigen, relevanten Objektiv dieser Reihe, für das es keinen Ersatz gibt.

    Analoge Gehäuse lassen sich zumeist reparieren, für eine digitale E-M 1 / E-M1 II finde ich in der OM-1 einen Ersatz. Aber wer jetzt eine E-M1X oder gar OM-1 schrottet, wird zumindest mal einen Blick zur Konkurrenz werfen – Ausgang ungewiss.

    OMDS hat seine Gefolgschaft auf leicht und kompakt dressiert, obwohl man in anderen Bereichen durchaus konkurrenzfähig, interessant oder zumindest eine Option für die Leute war, die gezielt das kauften, was sie brauchten.

    Das eigene Funkblitzsystem wurde regelrecht totgeschwiegen. Fragen dazu, oder die Bitte das mal bei einem Online-Stammtisch zu präsentieren, wurden ignoriert. Vielleicht ist das Zeugs nicht konkurrenzfähig, zu teuer, aber gerade für den Amateur ist es, weil „alles aus einer Hand“, eventuell doch mal einen Blick wert. Zumindest wenn man es nicht großartig erweitern will. Aber der Zug ist wohl auch abgefahren und die Zukunft dieser Produkte zu ungewiss.

    Das Thema Kompaktknipse hat OMDS mit der TG-7 endgültig beerdigt. Ich hatte wirklich mit dem Gedanken gespielt, mir nochmal eine zuzulegen. Als „Immerdabei“. Nur hätte eben die Bildqualität einigermaßen akzeptabel sein müssen und ein Modus M existieren. Mehr hätte ich gar nicht gefordert. Ich denke, wer heute noch eine Kompakte kauft ist irgendwie fotoaffin und sieht eine Kompakte eher als Erweiterung seines Systems und möchte die Ergebnisse halbwegs unauffällig mit den anderen Bildern mixen.

    Ich kann mich nur wiederholen, wenn Panasonic noch ein lichtstarkes Telezoom als Erweiterung zur 1.7er Reihe bringt, dann ist der Sack zu. Dann sind die Oly 2.8er und 1.2er – mit für mich akzeptablen Kompromissen – in einer Linie ersetzt. Auch das kann eine Definition von Kompakt sein, 3 statt 6. … und natürlich schaut man dann auch mal nach Gehäusen aus diesem Hause. Da spielt dann auch nicht jede einzelne Funktion eine Rolle, sondern nur was ich tatsächlich nutze. Präziser AF und Belichtung, gute Bildqualität und hohe Zuverlässigkeit – der Rest ist dann das Zubrot, aber nicht kaufentscheidend – oder man hat halt Freude dran, wenn man den Pana-Blendenring auch nutzen kann.

    1. Das Funkblitzsystem ist eigentlich gut – nur gibt es halt außer dem 700er keinen Blitz, der damit funktioniert. Und der Empfänger ist so teuer, dass man woanders da einen kompletten Blitz MIT Empfänger bekommt. Und dann ist noch Geld übrig, einen weiteren Empfänger für einen weiteren Blitz zu kaufen. Und trotz des absurden Preises sind FC-WR und FR-WR Made in China. Das ist ziemlich symptomatisch für OMDS derzeit: Premiumpreise und im Shop gibt’s nicht mal technische Daten dazu.
      Aber ich kann mal beim nächsten FolyFos ne Einführung in das Blitzsystem geben, wenn gewünscht…

      1. Hallo Reinhard,
        Oh ja – das mit dem Blitz(en) wäre etwas für den nächsten Stammtisch. Ich habe vor ein paar Tagen den 700er gebraucht erworben – mich aber damit noch nicht wirklich beschäftigt. Habe neben der PEN-F und der OM-1 noch den kleinen Ausfsteckblitz von Olympus und noch nen alten Metz 45 CT3 (oder 4) mit Fotodioade. Wäre ein spannenden Thema!
        Viele Grüße, Marcus

        1. Ich stimme zu. Ich hatte einen alten FL-36R und ich würde sagen, dass der TTL besser funktionierte als der Godox V860ii. Es hat die Haut nicht verbrannt. Ich muss mehr mit Godox kompensieren. Welche Erfahrungen hast du gemacht, Reinhard? Macht es ihm etwas aus, den FL-700WR zu kaufen?

          Vergessen Sie nicht, dass sich jeder Foto Hersteller in der gleichen Situation befindet. Godox hat sie geschlagen. Blitze von Sony sind zudem extra teuer. Und sie alle produzieren in China oder anderswo in Asien.

      2. Hallo Reinhard, das wäre prima. Nutze bisher den 600er und 900er, allerdings noch ohne Funkadapter. Mit den Blitzen bin ich sehr zufrieden.

      3. Hallo Reinhard,
        da würde ich mich auch freuen..
        Ich habe zwei 700er Blitze und ein 900 mit Empfänger im Einsatz. Das funktioniert gut.
        Ich bin beim Multi Blitzbetrieb noch Anfänger und kann mit Sicherheit noch eine Menge lernen.
        Danke im Voraus.

  2. Moin,

    da passt das Titelfoto ja ganz gut. Der Conger wird seit 1965 gebaut und lebt „irgendwie“ immer noch.
    Die Zahl der Neuboote ist allerdings wohl eher homöopathisch.

  3. Also meine Yongnuos funktionieren seit mehr als 10 Jahren einwandfrei und werden im Einsatz nicht geschont. Übrigens, wenn ich die sehr stabil gebauten Yongnuos mit meinem um 2007 gekauften Metz für Olympus FT vergleiche, ist mir klar, warum Metz den Bach runter ging: Klapperiges, billig gemachtes Gelumpe zu einem hohen Preis. Kurz nach Garantieende war er dann kaputt. Daher war das mein letzter Metz.

    1. Dann gratuliere ich Dir. Meine Yongnuos haben beide ziemlich genau nach zwei Jahren den Geist aufgegeben. Der eine sogar mitten beim Termin, als zwei 54er, ein FL50 und ein Yongnuo im Funkbetrieb eine Bigband ausleuchten sollten. Der Yongnuo ist schlicht überhitzt und RIP. (Ähnliche Geschichten kenne ich von anderen Profis, die nach eigener Aussage „ne ganze Plastiktüte Yongnuos“ dabeihaben um die abgerauchten schnell ersetzen zu können.)
      Ich habe ein halbes Dutzend Metze, die seit knapp zwanzig Jahren professionell eingesetzt werden. Ich habe in der Zeit drei Blitzröhren und zwei Trafos sowie drei Streuscheiben (wg. persönlicher Blödheit) ersetzen lassen. Einen Blitz hatte ich mal über Nacht im Garten vergessen. Der funktioniert heute noch. Allerdings waren das alles SCA-Modelle. Von den Metzen mit festem Interface bin ich auch nicht überzeugt.

  4. Ein guter Artikel, um OMDS (schon wieder) zu erinnern, dass OMDS „den Arsch bewegen“ soll.

    Wenn ich mir anschaue, was andere „Start-Up“-Firmen im MFT-Bereich machen, obwohl sie bei
    Null starten. Hier zwei Beispiele, die sich zwar in Marktnischen bewegen, die aber doch
    etwas tun – nämlich, sich bewegen:
    https://www.alice.camera (MFT-Ansteckkamera für Handys)
    https://imback.eu (neues Modell: „I’m Back Film“; FT-Sensor für 35mm-Analogkameras)
    (petapixel.com/2023/10/06/a-20mp-sensor-in-a-film-canister-reinvigorates-vintage-analog-cameras)

    Zusätzlich entwickeln sich die chinesischen Firmen immer weiter, sodass man nicht wenige
    von ihnen bereits jetzt als professionell bezeichnen müsste. Da wächst gerade eine
    große Konkurrenz für japanische Kamerafirmen. Wenn die japanischen Kamerafirmen nicht
    aufpassen, dann enden sie noch dort, wo sich deutsche Kamerafirmen momentan befinden.

  5. Im Folyfos vom September war die Kompatibilität der neuen Pana G9 II mit den FTs ein Thema, weil sie nicht unterstützt werden. Peter sah als Lösung eine M 1 II als Gehäuse für die FTs, für die mft-Objektive die neue Pana.

    Was sind die Gründe, dass er nicht die OM 1 dafür verwenden will? Ist die M 1 II besser / genauer für die FTs als die OM 1?

    1. Der Grund ist simpel: er hat keine OM-1. Und nein, es gibt keinen besseren AF für die FTs als mit der OM-1. (Muss anscheinend öfter mal gesagt werden.) (Immmer vorausgesetzt, man hat perfekt justierte FTs oder wenn eines nicht sauber justiert ist, dann setzt man es nur mit S-AF ein.)

      1. „Immmer vorausgesetzt, man hat perfekt justierte FTs…“ Das bedeutet aber, dass man seine FT-Objektive eventuell justieren lassen muss. Wer macht das noch?
        Wenn mein Gedächtnis mir keinen Streich spielt, gibt es bei der OM-1 die Möglichkeit der AF-Justage individuell für jedes Objektiv nicht mehr. Dann wäre man mit einer E-M1* doch besser bedient?

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