Das Deutsche Fotoinstitut

42 Millionen hat der Bund ausgespuckt um in Düsseldorf ein Dingens zu etablieren, von dem noch niemand weiß, was es nun eigentlich wirklich werden soll. Nur eines ist klar: es soll kein Museum sein. Also sowas, wo man als Otto Normalbürger hinlatschen kann und sich ankucken, was so die Ahnen zuwege gebracht haben. Das nicht. Aber man will Nachlässe von Fotografen sammeln. Ganz dringend. Und da gäbe es schon ein paar Fotografen, die dringend ihren Nachlass unter Dach und Fach bringen wollen. Es wären ein paar Fotografen, die die Nachkriegsfotografie in Deutschland geprägt hätten. Und deshalb hat sich da ein privater Verein gegründet, der das nach Düsseldorf umgeleitet hat, denn eigentlich sollte das in Essen eingerichtet werden, wie eine Expertenkommission empfohlen hat. Allerdings seien die Fördermittel des Bundes an Düsseldorf gekoppelt gewesen (???) und deshalb ist das Ding jetzt dort. In Essen wären bereits Räumlichkeiten und mit dem Folkwangmuseum Fachkompetenz vor Ort, in Düsseldorf ist jetzt immerhin eine Kommission, die sich jetzt überlegt, was man überhaupt machen will.

Wenn man nicht mehr weiterweiß, gründet man einen Arbeitskreis.

Man will also Fotonachlässe archivieren und erforschen. Man hat dafür exakt nichts. Außer der Kommission. (Nichts gegen einige Mitglieder dieses Kommittees. Da ist zum Beispiel Herr Scheidemann. Der besitzt eine eigene Firma für Kunstkonservierungen. Die konservieren auch Doughnuts und Leberwurst. Der kann dann sicher seine Expertise und seine Firma in das Institut „einbringen.“)

Andere Institute, wie zum Beispiel die Deutsche Fotothek machen das seit Jahren. Die haben Expertise. Die Deutsche Gesellschaft für Photographie macht auch Nachlässe. Wie so ziemlich jedes Museum, das irgendwas mit Fotografie zu tun hat. Entsprechend ist zum Beispiel der deutsche Fotorat etwas angefressen, dass sie nicht gefragt werden. Der verlinkte Fragenkatalog des Fotorates ist interessant – und anscheinend nicht beantwortet worden.

Wie können nun zwei völlig unbekannte Fotografen (Moritz Wegwerth und Stefan Hostettler) so ein großes Rad drehen? Simpel, sie haben in ihrem Verein zum 31.8.2022 den zweiten Vorstand Frau Hock abgewählt und durch Herrn Gursky ersetzt. Genau den Gursky mit den sündteueren Bildern.

Das allein reicht aber noch nicht.

Frau Hock war auch Geschäftsführerin der D.Live Management GmbH als sie noch Multifunktionsarena Immobilienverwaltungs GmbH hieß . Das ist eine GmbH, deren Jahresabschlüsse kaum Geschäftstätigkeit aufweisen – also eigentlich eine Briefkastenfirma. Interessant daran ist, dass ein weiterer Geschäftsführer dieser GmbH bis 2019 Herr Burkard Hintzsche aus Köln war. Der ist unbezahlter Geschäftsführer der Holding der Landeshauptstadt Düsseldorf GmbH (Verlust 2020: 60,37 Mio Euro, Verlust 2021 60 Mio Euro) Und Vorstand in der „Lobby für Demokratie“ und dort ist auch Michael Becker Vorstand, der wiederum Vorstand der Tonhalle Düsseldorf ist gleichzeitig Vorstand des entsprechenden Fördervereins. Wo wiederum Herr Schwarz-Schütte Vorstand ist, der wiederum Gesellschafter von Black Eagle Investment KG, ehemals Black Horse Investments GmbH und bei einem halben Dutzend weiterer Investment-Gesellschaften mit Immobilienbezug Geschäftsführer ist. Wer will, kann da noch weiter forschen…

Wir haben es hier also mit einem extrem gut vernetzten Geflecht in die Immobilien- und Investmentszene zu tun.

Kein Wunder, dass es viiiel sinnvoller ist, in Düsseldorf ein neues Grundstück zu suchen (Wobei die Holding der Landeshauptstadt natürlich ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hat) und dort ein neues Haus zu bauen um den Geldsegen aus Berlin in die richtigen Kanäle zu leiten, als in Esssen ein vorhandenes Haus umzunutzen.

Logisch.

Und das ganze muss sehr schnell gehen, weil ja die ganzen Fotografen unbedingt ihren Nachlass gesichert sehen wollen. Gaanz dringend. Deswegen kann man auch unmöglich auf vorhandene Infrastruktur und Archive zurückgreifen.

Auch logisch. Gelle?

Die Fotos sind aus dem Folkwangmuseum in Essen.

Update:

Ich habe nach Überprüfung der Jahresabschlüsse der beteiligten GmbHs das Wort „Bilanzsumme“ durch „Verlust“ ersetzt.

8 Replies to “Das Deutsche Fotoinstitut”

    1. Ob das Grüne, das einem hochkommt, schwarzer Sumpf oder rote und gelbe Irrlichter – das stinkt schon sehr nach einem Kaptiel aus dem Lehrbuch „Wie bereichere ich mich mit öffentlichen Geldern“

  1. Bitte eines bedenken: das Konzept ist zuerst hier in Düsseldorf entstanden. Erst später ist Essen dazwischen gegrätscht und hat über die Politik versucht, das ganze nach Essen umzubiegen. In der betreffenden beratenden Kommission saßen Experten aus (wen wundert’s) Essen. Das notwendige Grundstück in Düsseldorf stand bereits schon länger fest (zwischen Kunstpalast und Hofgarten), einen Architekturentwurf (großenteils unter der Erde) hatte es auch schon gegeben. Jetzt wird allerdings noch mal neu geplant – ein unnötiger Zeitverlust.

    1. Das Konzept von Gursky und Co im Ehrenhof hat ein paar kleine Schönheitsfehler: An dem Ort muss der Denkmalschutz sein OK geben, der wurde nicht gefragt – und das Gebiet ist hochwassergefährdet, gerade bei unterirdischer Lagerung der Archive. Entsprechend ist der Standort vom Tisch und muss jetzt erst mal wieder gesucht werden. Ein unnötiger Zeitverlust, man hätte es gleich richtig machen können. Die Expertenkommission hat nicht umsonst für Essen votiert – dort muss man kein eigenes Haus bauen, was Unmassen Geld spart.
      https://www.handelsblatt.com/arts_und_style/kunstmarkt/bundesinstitut-fuer-fotografie-der-streit-um-das-deutsche-fotozentrum-ist-neu-entbrannt/25907572.html
      Das Handelsblatt hat noch über einige andere Mauscheleien im Zusammenhang mit der Vergabe berichtet. Wer sich damit näher beschäftigt, kommt aus dem Gruseln nicht mehr raus. Es geht da nicht um fachliche Dinge, sondern nur um Seilschaften.

      1. Zunächst: Ich schätze sehr die Artikel und vor allem den fotografischen Sachverstand auf Ihrer Seite und lerne viel davon, vielen Dank. Die Diskussion zum Thema hier scheint mir jedoch stark mit emotionalem Hintergrund gefüttert. Die zitierten Finanzkennzahlen sind falsch. So hat die Holding der Landeshauptstadt Düsseldorf GmbH keineswegs eine negative Bilanzsumme sondern eine Bilanzsumme von etwa 472 Mio. EUR (2021). Negativ ist das Jahresergebnis von ca. 65 Mio. EUR. Dies ist überwiegend von der Verlust übernahme aus der Beteiligung an der Rheinbahn, den öffentlichen Verkehrsbetrieben der Stadt, von circa 81 Millionen im Coronajahr 2021 geprägt. Hieran zeigt sich auch, dass die Holding der Landeshauptstadt Düsseldorf GmbH keine reine Immobilien Holding ist. Genaueres lässt sich aus den veröffentlichen Jahresabschlüssen, abzurufen auf http://www.bundesanzeiger.de, entnehmen. Sie tragen nach meiner Meinung auch nichts zu der langjährigen Diskussion um das Deutsche Fotoinstitut bei. Sicherlich sind Finanzkennzahlen etwas außerhalb der Fotografie liegende Sachgebiete, eine journalistische Berichterstattung mit Kommentierung sollte aber fehlerfrei bleiben.

        1. Hallo Cord. Danke für den Hinweis auf das falsche Wording. Ich habe den Artikel berichtigt. Ich habe auch nie behauptet, dass die Holding eine „reine Immobilien Holding“ ist – ich habe zum Geschäftsfeld der Holding überhaupt keine Aussage getroffen, da es um die personellen Verflechtungen geht. Ob die Finanzkennzahlen etwas zur Diskussion beitragen – offensichtlich schon, denn wie man sieht, wird darüber diskutiert. q.e.d.

  2. In unserem Land geschehen viele Dinge die man „normal“ mit dem sogennanten gesunden Menschenverstand nicht versteht. Ich habe mir Inzwischen die Testfrage angewöhnt: „Und wie würde ich das finden, wenn ich eine Baufirma hätte?“ …

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