Derzeit läuft ein Ding rum, das es sogar in ein Anfrage der FDP (Mitglied der Ampel) an die Bundesregierung (auch Ampel) geschafft hat. China – jo, die bösen, bösen Chinesen, genau die, die man gerade platt machen muss (auch Ampel) – habe jetzt ein Zeichen „China Export“ erfunden, so eine Art „Made in China“-Zeichen, das exakt so aussieht wie das CE-Zeichen. Nur der Abstand zwischen C und E ist anders. Und die FDP wollte jetzt von der Regierung wissen, was sie denn davon wisse.
Das war aber dann selbst unserer Regierung zu doof und sie hat geantwortet, dass es das nicht gibt. Wer mehr zum CE-Zeichen und zu „China Export“ wissen will, hier ist eine sehr schöne Seite dazu.
Das Titelbild ist von 2016 und zeigt einen ganzen Schwung „BLN-1“, die teilweise damals schon Jahre alt waren. Links oben ein „falsches“ CE-Zeichen mit falschem Abstand. (Und sogar ein gelber Punkt!)
Long story short: Bei den allermeisten Produkten gibt es keine vorgeschriebenen CE-Prüfungen. Der Hersteller erklärt, dass sein Produkt die einschlägigen Anforderungen erfüllt, basta. Ich habe mal bei einem Hersteller im Produktmanagement gearbeitet, als das mit dem CE-Zeichen und den EMV-Vorschriften rauskam. Ich bin sofort zum Cheffe und habe ihm Prospekte für EMV-Messplätze auf den Tisch geknallt, damit wir unsere Produkte auf die Einhaltung der Vorschriften hätten testen können. Der Cheffe hat mir die Prospekte zurückgegeben und gesagt: „Auf den Einzelteilen pappt das CE-Zeichen drauf. Also pappen wir auch das CE-Zeichen drauf. Der Auftrag für die Aufkleber ist schon an die Druckerei raus.“ Dass sich die EMV-Werte beim Zusammenbau dramatisch ändern können, war völlig wurscht.
In China läuft es nicht anders. Der Hersteller bestätigt, dass sie die Vorschriften einhalten. Das soll dann erst mal jemand nachweisen, dass dem nicht so ist. Bei Bedarf liefern die Chinesen auch wunderschöne Zertifikate, auf denen auf chinesisch draufsteht, dass alles in wunderbester Ordnung ist.
Und in Deutschland werden diese Zertifikate dann abgeheftet und die EInzelteile zusammengeschraubt und ein CE-Zeichen draufgenagelt. Ein wunderbares, deutsches, CE-Zeichen.
Bei den Chinesen sehen sie vor allem die Schriftarten und Abstände deutlich entspannter – logisch, würde einem in Deutschland auffallen, wenn zwei chinesische Schriftzeichen sich ein bisschen zu nahe kommen? Und, ehrlich, dieser große Abstand zwischen dem C und dem E – das hat schon immer seltsam ausgesehen.
Also: der Hype um „China Export“ ist ein Fake. Ein Joke, den ein paar Politiker für Spielchen genutzt haben. Sommertheater. Dummes.
Echt jetzt? Das „China Export“-Zeichen gibt es gefühlt seit mindestens zehn Jahren. Dass das nun auch einem Hinterbänkler (?) der FDP aufgefallen ist, freut mich für den Herrn.
Das ganze Verfahren mit dem CE-Zeichen ist lächerlich und lädt zum Missbrauch geradezu ein.
“ Bei Bedarf liefern die Chinesen auch wunderschöne Zertifikate, auf denen auf chinesisch draufsteht, dass alles in wunderbester Ordnung ist.”
Das können die auch mit dt. oder europäischen Zertifikaten von hiesigen Zertifizierungsstellen. Das was dann zertifiziert wird hält auch Vorschriften und Sicherheitsstandards ein. Das geprüfte Teil verbleibt auch beim Zertifizierer, damit der nachweisen kann was er da genau zertifiziert hat.
Nur leider sehen die Teile in der Serienproduktion dann manchmal doch ganz anders aus. Jüngstes Beispiel sind Wechselrichter der Firma Deye, die gern mit “Balkonkraftwerken” vertickt werden. Da fehlt wohl ein Abschaltrelais welches im Prüfmuster vorhanden ist.