m.Zuiko 90mm vs Sigma 150mm

Dass man mit dem 90ee Makro prima Fotos machen kann, das hat ja Frank schon bewiesen. Ich habe es mal gegen das uralte 150er Makro von Sigma antreten lassen. Beim Bild unschwer zu erkennen, das 150er steht rechts. Kaum länger, mittlerweile für 350 Euronen zu kriegen und nicht mehr zu reparieren.

Vorab: Ich habe das Objektiv von OMDS zur Verfügung gestellt bekommen und ich bin skeptisch, weil ich das Objektiv für zu teuer empfinde.

Ich habe ja schon was zu den LensFlares und der Bildgeometrie geschrieben. Diesmal zum Makro. Dass man 2:1 nicht aus der Hand machen kann, brauche ich niemandem zu erzählen. Bei dem Abbildungsmaßstab sind auch Stacks aus der Hand illusorisch. Das hier:

Da sind wir beim Abbildungsmaßstab von etwa 1:2 und da habe ich Dutzende Versuche gebraucht, bis ich die Augen erwischt habe. Aber da funktioniert der AF noch ganz anständig. Bei 2:1 reden wir über MF.

Der hier ist ein Stack vom Stativ. Kameraintern mit 8 Bildern. Und hier der Crop:

Alles ohne Nachbearbeitung. Da sind wir schon im Super-Macro.Modus, also irgendwo zwischen 2:1 und 1:1. Der grüne Bollern ist eine Mohnkapsel.

Ja. Das Makro kann Makro. Der MF mit dem Snapshotring ist es nicht, der ist nicht fein genug, man muss die Kamera auf MF umstellen, dann kann man mit dem MF-Ring auch sauber scharf stellen. Im Super-Makro-Modus ist der AF unbrauchbar. Pumpt und trifft nicht. Da ist der MF mit MF-Assistent weit schneller und exakter.

Aber jetzt mal den Vergleich mit dem Sigma:

Das ist ein Stack aus dem 90er Makro

Das ist kein Stack – aus dem 150er. Gleiche Blende, aber das 150er ist dunkler. Vor allem an der Naheinstellgrenze macht sich das stark bemerkbar. Das 150er verliert da zwei Blenden Helligkeit. Es ist dann immer noch heller als das 90er Makro, das ja auch verliert, aber die Bilder haben beim Sigma einen leichten Gelbstich, das 90er ist neutral und farbtreu.

Was sich wirklich brutal auswirkt ist die Brennweite:

Das hier ist aus dem Sigma und das folgende Bild stammt aus dem 90er Makro vom gleichen Standpunkt aus:

Die 90mm hat das Objektiv definitiv nur bei Unendlich. Im Nahbereich liegen wir bei vielleicht 75mm.

Aber hier sieht man halt doch den Unterschied. Oben da Sigma, unten das 90er Makro. Man muss dem Viech zwar gewaltig auf die Pelle rücken, aber der höhere Abbildungsmaßstab im Supermakro-Modus macht sich bemerkbar. Die 100%-Crops zeigen einen deutlichen Auflösungsvorteil des 90er Makro. Und durch die kurze Brennweite ist halt auch die Schärfentiefe deutlich größer. Hat alles Vorder- und Hinterfüße.

In Summe: für Makrofans, die sich um Fluchtdistanzen nichts kümmern müssen, ist das 90er eine feine Sache. Stativ ist Pflicht und bei größeren Abbildungsmaßstäben manueller Fokus.

Wer das 60er schon hat und eine gute Vorsatzlinse braucht das 90er nicht.

4 Replies to “m.Zuiko 90mm vs Sigma 150mm”

  1. „Die 90mm hat das Objektiv definitiv nur bei Unendlich. Im Nahbereich liegen wir bei vielleicht 75mm.“

    Ich dachte bisher, dass Festbrennweiten immer nur eine bestimmte Brennweite haben. Stimmt das nicht?
    Ist die Brennweite etwa von der Entfernung abhängig (und von welchen weiteren Faktoren noch)?

    So etwas höre/lese ich zum ersten mal. Wie wäre es mit einem gut erklärenden Artikel dazu?

    1. Ich versuche es mal mit ein bisschen Rechnerei mit dem Strahlensatz, wie es früher mit Objektiven in symmetrischer Bauweise üblich war, abgewickelt mit 90 mm:

      Diese Brennweite gilt für Unendlich, für Massstab 1:2 musste man die Hälfte von 90 mm zusätzlichen Auszug haben, entweder mit Tubusverlängerung oder Zwischenringen. Ein normales Objektiv konnte etwa bis 1:10 einstellen, also etwa auf 90 cm, was 9 mm Verlängerung bedeutete. Den Rest auf 45 mm musste man mit 36 mm dicken Zwischenringen machen. Ein 90er Makroobjektiv sollte den Tubus viel weiter ausfahren und wurde bei 1:2 entsprechend 45 mm länger. Die Abbildungsverhältnisse waren mit den Objektivwerten: 90 + 45 mm = 135 mm, 1:2 ging nach Strahlensatz mit der doppelten Grösse, also 270 mm ab Objektiv. So musste das Motiv 135 + 270 = 405 mm von der effektiven Aufnahmeebene entfernt sein. Zusätzlicher Lichtbedarf gut 1 Stufe.

      Bei 1:1 musste das Objektiv um 90 mm verlängert werden (doppelte Entfernung zur Aufnahmeebene und deshalb ein Viertel des Lichts, also 2 Stufen mehr Belichtungsbedarf). Das Objektiv hatte total 180 mm Bauweise und bei 1:1 ist der Abstand zum Motiv nochmals 180 mm, macht 360 mm Abstand zur Aufnahmeebene.

      Das OM 90 mm Objektiv hat aber eine minimale Distanz von knapp 25 cm, was nicht zur obigen Rechnung passen kann. Deshalb rechnet man rückwärts. 1:1 heisst Symmetrie, aufgeteilt auf Objektivlänge und Abstand ab Objektiv je hälftig, also je 125 mm. Das Objektiv hat die selbe Verlängerung wie es selber lang ist, also die Hälfte der 125 mm. Ergibt 63 mm, was die effektive Brennweite ist bei 1:1. Das ist alles reine Geometrie. Reinhards 75 mm sind eher noch etwas grosszügig, aber hinreichend korrekt.

      Bei einer Vergrösserung wie bei 2:1 sind die Verhältnisse nochmals krasser. 4 Stufen mehr Lichtbedarf, einen Riesenauszug und ein minimaler Abstand zum Motiv.

      Problemzugabe: Die Verwackelungsgefahr hat genau genommen nichts mit der Brennweite zu tun sondern mit dem Abbildungsmassstab. Normalerweise ist diese Unterscheidung unwichtig, weil eine längere Brennweite eine grössere Abbildung bewirkt. Im Nahbereich bleibt die Brennweite, aber der Abbildungsmassstab nimmt zu. Bei 2:1 müsste man das 90er Objektiv wie ein 360er im Fernbereich behandeln. Nach Reinhards neulichem Artikel kommen nochmals 2 Stufen aufgrund des 20 MB-Pixelstich dazu. Man endet bei einer Zeit von mindestens 1/1000 s und das bei 4 Stufen mehr Lichtbedarf. Aus der Hand ist das nicht mehr zu schaffen, der minimale Schärfebereich nicht mal betrachtet. (Frage an Reinhard: wie gross ist der Schärfebereich? Viel mehr als 1/10 mm bei offener Blende dürften es kaum sein? Abblenden wäre wegen der Beugung nicht mehr zu empfehlen?)

      Nun kommen die Kundenwünsche und Herstellerversprechen ins Spiel. 1:1 heisst immer den zusätzlichen Belichtungsbedarf von 2 Stufen, was mühsam ist, denn dann sehen die Blendenwerte schlecht aus bzw. sehen die Fotos oft verwackelt aus. Also wird versprochen, dass man z.B. nur eine Stufe opfern muss. Das widerspricht der Geometrie, wird aber möglich, wenn man intern Linsen so verschiebt, dass die Brennweite im Nahbereich kürzer wird. Das Objektiv wird auch nicht zum Monster. Preis ist eine Verkürzung des Motivabstandes. Man kann nun obige Rechnungen machen oder die Anzeige in der Kamera genau ansehen und ablesen, wieviel die Belichtungszeit ändert, wenn man das Objektiv nach Skala auf 1:1 stellt. Alles unter 2 Stufen bedeutet Brennweitenverkürzung. Etwas Abweichung muss man einberechnen, weil heutige Objektive nicht mehr symmetrisch aufgebaut sind.

      Alle Objektive mit Innenfokus haben den Trick auch eingebaut. Weil sie nicht länger werden können, wird die Brennweite verkürzt für die Naheinstellung. Die Kunden freut es, weil die Objektive billiger gebaut werden können (längere Tubusausfuhr braucht Stabilität und gute Mechanik = teuer) und weil sie schnellere Belichtungszeiten und weniger Beugung erhalten. Verärgert werden diejenigen, die mehr Abstand für weniger Fluchtgefahr von Kleintieren wollen und dann feststellen, dass sie trotz viel grösserer Nominalbrennweite fast genau so nah heranmüssen wie mit einem kürzeren Makro in klassischer Bauweise. Wenn sie dies feststellen, ist der Umsatz aber schon gemacht. Diese Tricks sind übrigens schon alt, weil ohne sie die Kundenträumereien nicht erfüllt werden können.

      Das 60 er Makro schneidet übrigens etwas besser ab mit 19 cm Nahabstand. Bei 1:1 ist die Brennweitenverkürzung etwas geringer als beim 90er. Dort würde man bei entsprechenden Verhältnissen etwa 28 cm Mindestabstand erwarten. Dann könnte man ev. die Streulichtblende montiert lassen, nun dunkelt sie zu stark ab. Für diese Verhältnisse und die Licht“stärke“ erscheint das 90er einiges überteuert.

      PS: Diese ganze Rechnerei war früher mit allen Fachkameras notwendig. Es gab Tabellen oder man musste/konnte Kopfrechnen. Heute übernimmt die Kameraelektronik all das Rechnen. Ein Gewinn für OM – früher wäre ihnen ein grosses Gelächter sicher gewesen, weil jeder, der sich mit 2:1 herumgeplagt hat, die Geschichten durchschaut hätte.

      1. Danke!
        Wegen des Schärfebereichs: Sowas dürfte hinkommen. Stacks aus der Kamera sind an der Naheinstellgrenze ziemlich witzlos. Frank hat Stacks mit ein paar hundert Bildern gemacht – ich dachte zuerst, das sei Overkill – Nö. Braucht man.

      2. Eine beachtliche Fleißaufgabe. Solche Rechnungen habe ich „früher“ oft mit „uralt“ Glas gemacht. Die Optiken hatte ich aus alten Kameras ausgebaut und an meine analoge, geliebte PEN FT irgendwie adaptiert. Das sah teilweise abenteuerlich aus, aber es hat Spaß gemacht, dass man fast kostenlos Aufnahmen machen konnte.
        Lutz

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