Putz- und Flickstunde

Seit mittlerweile gefühlt hundert Jahren habe ich in allen meinen Büchern einen „Notfall-Putz“ für den Sensor drin. Wie man mit Kram, den man an jeder Ecke kriegt, irgendwelche böse Flecken auf dem SSWF unserer Kameras loswird. Habe ich X-mal getestet und hat immer funktioniert.

Ich habe nie eingesehen, warum man richtig Geld in ne Sucherlupe investieren sollte und die diversen sündteueren Sensorswabs habe ich mit ausgesprochenem Misstrauen beäugt.

Vor einem Vierteljahr habe ich von EnjouyourCamera eine Sensorlupe, einen Blasebalg und zwei Sorten Sensorswabs mit Flüssigkeit zur Verfügung gestellt bekommen. Die Lupe und den Blasebalg wollen sie wiederhaben, die Swabs sind zum Verbrauchen da.

Und wie der Zufall so spielt, habe ich da auf einmal einen Fingerabdruck auf dem Sensor:

Also habe ich das Zeug von Visible Dust „Dualpower-X“ ausgepackt. Zuerst „VdustPlus“, dann „Smear Away“. Hier das Ergebnis:

Und nachdem ich auch noch das Objektiv geputzt habe, sah das Ergebnis so aus:

Da ganz rechts unten sind noch zwei winzige Punkte, die aber im Normalbetrieb nicht mehr sichtbar sind.

Ich habe dann angefangen, lauter alte Kameras zu putzen. E-M10 und E-P2 und so. Geht prima. Allerdings sollte man, wenn man jahrzehntealtem Dreck zu Leibe rücken will, wirklich zum Dualpower X greifen. Der „Thinlite_X“ mit „Vdust Plus“-Flüssigkeit ist mehr so für den „alltäglichen“ Dreck. Den wird der SSWF der Olys aber auch so los. Festhaftender Dreck wird vom Thinlite erst mal nur verschmiert.

Ich habe auch einen SSWF in einer E-M10, der tatsächlich beschädigt ist. Drei kleine Punkte auf der Glasscheibe, die sich einfach nicht entfernen lassen. Um sowas festzustellen, ist die oben abgebildete Sensorlupe wirklich gut. Man kann zwar immer mit Dramatic Tone-Filter testen, Objektiv runter, wieder putzen, Objektiv drauf, Foto machen, Objektiv runter, weiterputzen, aber mit der wirklich guten Sensorlupe sieht man gleich, wo es klemmt. Und man kann mit dem Sensorswab dann auch mal am Rand rumputzen, wo man sonst erst mal allen Dreck hinschiebt.

Den Püsterich habe ich dann tatsächlich auch noch benutzt, um die kleinen Fusseln loszuwerden, die sich irgendwie in die Kamera verirrt haben und dann beim Testfoto machen lästige Flecken produzierten.

Das hier ist die E-M10 mit den drei Punkten auf dem SSWF, die nicht mehr weggehen – kein Dreck, Schaden. In der Mitte ein Fussel, der beim Putzen auf der Scheibe gelandet ist. Ohne Sensorlupe hätte ich da noch Tage dran geputzt, weil ich den Schaden am SSWF nicht mit bloßem Auge erkennen konnte und im Bild kann man nicht unterscheiden, ob das hartnäckiger Dreck oder ein Schaden ist.

Macht euch keinen Kopf, dass sich der Sensor bewegt, während ihr mit den Swabs drauf rumfuhrwerkt. Da passiert nix. (Kamera ausschalten beim Putzen!!!!)

Und ja, bei den Olys ist es durchaus möglich, dass man jahrelang knipst, ohne jemals zu putzen. Ich hatte eine E-M1, die ich vier Jahre ausgeliehen hatte und dachte – na, da kannste jetzt putzen. Nö. Klar, ein, zwei Fleckchen hatte die Kamera auch, aber das lohnt längst nicht.

Also wenn ihr Sorgen habt, dass ihr irgendwann mal auf einmal Dreck auf dem Sensor habt – so wie ich nicht mit dem Finger der Seminarteilnehmerin gerechnet habe – und das Zeug ziemlich sorgenfrei aber schnell wieder loskriegen wollt – dann eine Packung Dualpower-X in der 1.3x-Größe 20mm kaufen. Das Zeug ist frech teuer (um die 38 Euro) Aber wird euch vermutlich ein paar Jahre reichen.

Und da es so ziemlich überall das Gleiche kostet, könnt ihr es auch bei Enjoyyourcamera bestellen. Ich kriege da nix ab, aber die Leute waren und sind fair zu mir, also bin ich es auch.

Und wie man die Testfotos macht? Objektiv putzen – vorne und hinten – dann Blende 22, Dramatic Tone, mit MF auf Naheinstellgrenze stellen und dann ne weiße Wand fotografieren und dabei auch noch großzügig wackeln.

19 Replies to “Putz- und Flickstunde”

  1. Danke für die Tipps! Aber seit meiner ersten EOS 5D, die noch keinerlei Selbstreinigung hatte, habe ich nie wieder einen Sensor reinigen müssen. O.K, mal mit dem Blasebalg reinpusten bei einer der neueren DSLRs, aber bei den Olympi war nie was nötig, obwohl der Sensor ja immer frei liegt. Allerdings mache ich keine Blende-22-Tests mehr, sondern würde erst bei normal sichtbaren Flecken was unternehmen.

  2. Hi, so eine Sensorlupe wäre wirklich interessant, wusste nicht, dass es sowas zu kaufen gibt.
    Vor Jahren 1x eine DSLR und ein Pen gereinigt. Bei der DSLR musste man ja noch aufpassen, dass der Akku voll geladen war, damit der Verschluss offen blieb und der Spiegel oben(spezieller Menüpunkt). Bei der Pen oder bei den OMDs ist der Verschluss ja immer offen. Hatte da tatsächlich Dreck auf beiden Sensoren, die der Ultraschall nicht mehr schaffte.
    Ich hatte aber eine andere Methode verwendet. Gab eine Flüssigkeit speziell für Kamerasensoren, die aushärtete. Man musste einen speziellen Papierstreifen am Eck mit dazu legen, an dem man dann leicht anzog. Dreck und die Reinigungsschicht ging dann runter und der Sensor war absolut sauber. Seitdem musste ich das nie wieder machen. (Hatte mir dazu aus Holz extra eine lange Pinzette gefertigt, die nicht abstürzen kann)
    Allerdings würde ich damit nicht mehr an einem moderneren Sensor rum operieren. Besonders an einen mit Flour beschichteten Sensor der OM-1. An der DSLR war zudem noch die Antialiasfrontscheibe mit drauf, die dann weg gelassen wurde ab E-5.
    Schönen Gruß
    Werner
    PS: Man kann sich mit dem Reinigungsfimmel auch irre machen (lassen) 😉

    1. Der AA-Filter war immer schon hinter dem SSWF. Man putzt bei den Olys immer nur den SSWF. An was anderes kommt man gar nicht ran. Das war ab E-1 so. Der Aufbau ist vom Bajonett aus: SSWF. Dahinter das Filterpaket. Dann erst der Sensor. Die Zusammensetzung des Filterpakets hat sich mit der Zeit geändert, aber es ist nach wie vor da. Das ist genau das Ding, das ausgebaut wird, wenn man eine Kamera auf „Full-Spektrum“ umbauen will. Oder der eben beim Umbau auf IR ausgetauscht wird.

    2. Du meinst sicher den berühmt-berüchtigten „Discofilm“, der ursprünglich für die Reinigung von Schallplatten gedacht war? Damit habe ich schon in den 80ern durchwachsene Erfahrungen gemacht: Im Prinzip funktionierte es,aber
      1. blieben meistens kleine Fitzel zurück, die man dann irgendwie anders entfernen muss. Bei LPs ist das nicht weiter tragisch, aber auf dem Sensor wäre mir das sehr unsympatisch.
      2. Beim Abziehen kam es immer zu einer statischen Aufladung, die Staub geradezu magisch anzieht.

      1. Fast, ist eine angepasste Variante und durchsichtig.
        Zurückgeblieben ist nichts. Wie geschrieben, hatte ich hinterher keine Probleme mehr. Ob das Produkt noch verkauft wird, weiß ich nicht.

  3. Reinhard,

    wie hast Du einen Fingerabruck auf den Sensor bekommen (“ habe ich da auf einmal einen Fingerabdruck auf dem Sensor“)??? Muss ich mein Bild von Dir revidieren?

    Aber tatsächlich interessiert mich deutlich meht das bei der E-M10 erwähnte:
    „drei Punkten auf dem SSWF, die nicht mehr weggehen – kein Dreck, Schaden“.

    Ich hatte mal eine von mir äußerst unerfreuliche erinnerte Auseinandersetzung wegen eines einzelnen, in der Bildwirkung vernachlässigbaren Sensorfleckchens, von dem der Service behauptete, ich hätte den schuldhaft bei einer Reinigung verursacht. Vom Service darauf aufmerksam gemacht habe ich mir das selber angesehen. Es sah unter meiner Lupe erstmal tatsächlich wie ein Schaden in der Oberfläche aus. Leider wurde bei einer späteren Reparatur diese meine Platine mit dem Sensor nicht zurückgegeben – zu gerne hätte ich einen damals mit Aufnahmen am Elektronenmikroskop beruflich tätigen Bekannten um eine bezahlte Expertise gebeten.
    Der Ärger über die Behauptung, ich hätte den Sensor beschädigt sitzt so tief, dass ich jetzt wegen dieses Schadensbildes bei Deiner E-M10 nachfrage, auch wenn Du mit dem Finger auf den Sensor kommst 😉

    Viele Grüße und den ForentenInnen immer nur harmlosen Schmutz ohne Bildauswirkung!

    Eckhard

    1. Wie Landus schon geschrieben hat: Nicht mein Finger.
      Wegen der Beschädigung: da ich nie mit harten Gegenständen auf dem SSWF rumgeschrubbt habe, vermute ich einen anderen Grund: Objektivwechsel bei fliegendem Sand.

      1. Danke Landus und Reinhard – die Schlußzeilen mit der Reinigungsempfehlung hatte ich nicht mehr gelesen, da ich weiterhin nicht nach Sensorflecken suche.
        – – –
        Die 3 Flecken sehen für mich wie gewöhnliche Schmutzflecken aus, insbesondere die runde Form.
        Der damals strittige Schaden bei meiner Kamera sah in meiner Erinnerung unter der Lupe tatsächlich wie ein Mini-Glasbruch aus, kantig. Aber richtig konnte ich das nicht sehen und mit einem Mikroskop mit Auflicht kam ich an den Schaden ganz an der Schmalseite nicht ran.

        Danke!

        Eckhard

  4. Achtung Leute,
    die Sensorswabs haben nicht das ewige Leben.
    Fünf Jahre mussten die Dinger auf ihren Einsatz warten. Endlich Dreck auf dem Sensor. Blütenstaub?
    Mutig ging ich ans Werk. Leider zersetzen sich die swabs nach der langen Zeit im Tütchen und ich hatte nur noch Geschmiere auf dem Sensor. – Baaz / Batz sagt der Bayer.
    Auf zum Fach Händler mit Reparaturabteilung, nach einer Woche und für einen 50er durfte ich die super überall gereinigte Kamera wieder abholen. Großer Dank an den Techniker.
    vielleicht mal an geeigneter stelle an testen bei Bedenken.

    Christian

    1. Es gibt mehrere Arten SensorSwabs. Früher war das simpel Schaumstoff. Die von Visible Dust sind ein Gewebe aus Nylon und irgendwas anderem. Das ist deutlich beständiger. Aber eben auch teuerer.

  5. Hallo,
    letzens habe ich auf Ebay mit eine gebrauchte OM-D M1III erstanden. Auf den ersten Blick sehe ich eine Verschmutzung auf dem Sensor. Das ist meine 5. Oly und die 2. gebrauchte, und ich hatte noch nie Dreck auf dem Sensor. Da war ich erst mal etwas geknickt. Dann relativ umgehend ein Kamerabuch von Reinhard hervorgekramt, gelesen, Alkohol und Swabs besorgt und ans Werk gegangen.
    Hat schon etwas länger gedauert, aber am Ende war der Dreck weg. Reinhards Tips funktionieren also nachweislich!
    Und die Kamera ist wunderbar…
    LG Ralf

  6. Ich habe eine gebrauchte M1 Mk2 gekauft und auf Schmutz getestet. Keine Ahnung, was der Vorbesitzer gemacht hat, aber sie hatte wirklich übel viele Flecken. Mit dieser Lupe habe sie nicht gesehen, obwohl die Testfotos schlimm waren. Flusen sind eigentlich selten in der Oly wegen der Kamerareinigung.

    Gereinigt habe ich die M1 mit den Pads und der Flüssigkeit von Rollei in der mft-Grösse für 18.- das Set (Pads und Flüssigkeit). Hat sehr gut funktioniert.

    Kann man diese Flüssigkeiten auch nehmen, um die Kontakte an Akkus und Objektiven zu reinigen? Der Pad wäre ja noch feucht nach der Sensorreinigung.

    Da hier einige „Olympiasten“ wie ich in einem Alter sein könnten, wo man noch LPs zuhause stehen hat: Diese Lupe ist perfekt zur Kontrolle und Reinigung des Abtastdiamanten. Für die Kamera hat sie mich enttäuscht, aber vor dem Musikhören ist sie perfekt.

    1. Was man mit einer Lupe sieht, hängt sehr von der Beleuchtung ab. Das ist naturgemäß schwierig im Kameragehäuse. Gute Lupen lassen sich günstig aus alten Objektiven gewinnen, gerade die heute allseits unbeliebten Billigzooms aus den 80ern sind reichlich vorhanden. Oder man zweckentfremdet das gute alte 1,8/50mm aus der Vitrine.
      Da die Reinigungspads normalerweise mit irgendeinem Alkohol (Methanol, Äthanol, Isopropanol) getraänkt sind, lassen sie sich natürlich auch für die Kontaktreinigung verwenden.

      1. Deswegen haben Sensorlupen eine eingebaute Beleuchtung. Siehe oben.
        Und für die Kontaktreinigung das Zeug aus den Sensorreinigungssets zu verwenden – sorry, das ist Geldverschwendung…

        1. Wieso Geldverschwendung? Das Gegenteil ist richtig: Ruedi hat gefragt, ob man zwischen Sensorreinigung und Entsorgung des Pads noch kurz über die Kontakte wischen kann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert