Seitdem die Jagd nach Plagiaten ziemlich einfach geworden ist – lade hier hoch und wir sagen Dir, wo geklaut wurde – wird alles auf Plagiate überprüft, was so greifbar ist. Nicht nur Doktorarbeiten von PolitikerInnen, sondern auch – Überraschung – meine Texte. Ich habe regelmäßig in den Logs Aufrufe von „Plagiatsprüfern“, die anscheinend denken, ich würde hier irgendwo abschreiben. „Das kann der doch nicht alles selber geschrieben haben.“
Es gibt auch Spezialisten, die Bücher von mir daraufhin prüfen, ob ich von mir selber abgeschrieben habe – habe ich. (Wenn sich ein Menüpunkt oder eine Funktion zwischen zwei Kameras oder Firmwareversionen nicht ändert, warum soll ich das dann jedes Mal anders formulieren?)
Also habe ich jetzt mal spaßeshalber eines meiner Bücher durch den Scribbr Plagiatsprüfer gejagt. Und siehe da – „Hohes Risiko eines Plagiats“.
Boah ey – ich bin mir keiner Schuld bewusst. Und was stelle ich fest – es handelt sich um Seiten, die illegal Bücher von mir zum Download anbieten. Natürlich amerikanische Seiten. Man kann da natürlich hinschreiben und um Entfernung bitten, aber ob die das machen, ist immer die zweite Frage – und natürlich kann man es vergessen, dafür Schadensersatz zu bekommen Auch wenn da hunderte Bücher runtergeladen wurden – was man auch freundlicherweise angezeigt bekommt.
Im Augenblick bin ich da ein bisschen empfindlich – vor ein paar Wochen bin ich auf einen deutschen Anbieter aufmerksam gemacht worden, der ebenfalls Bücher von mir für Witzpreise anbietet – und von dem ich natürlich weder je einen Cent gesehen habe, noch gefragt wurde. Als ich Ihnen geschrieben habe, dass das so nicht geht, haben Sie mir zurückgemailt, sie seien nur Reseller und hätten das Zeug woanders her.
Ihr kennt sicher diese e-Book-Pakete, bei denen man zwanzig Bücher im Gesamtwert von 800 Euro für 19,90 bekommt? Totales Schnäppchen. Wisst ihr, was die Autoren da bekommen? Nichts. Die werden nicht mal gefragt ob sie das toll finden, dass ihre Arbeit so verramscht wird. Es gab mal eine Urheberrechtsnovelle, in der vorgeschrieben wurde, dass Autoren angemessen entlohnt werden müssen. (§32 und 32a UrhG). Das ist den Verlagen nur leider völlig wurst. Es ist nämlich „Branchenüblich“ dass Autoren über den Tisch gezogen werden. Und dann wundern sich die Verlage, dass die Autoren keine Lust mehr haben.
Für ein Kamerabuch, das man halbwegs gut machen will, arbeitet man drei Monate. Das Garantiehonorar liegt bei 1500 bis 2000 Euro. Wenn die komplette Auflage zum vollen Preis verkauft wird – was selten ist, weil der Verlag nach einem halben Jahr verramscht- geht man mit etwa 3500 Euro raus. Vom e-Book-Umsatz sieht der Autor nur Centbeträge, wenn überhaupt. Da Bezos sich den doppelten Rabatt sichert, den ein normaler Buchhändler kriegt, sind die Händlerverkaufspreise über Amazon auf die Hälfte zusammengeschrumpft und damit auch die Autorenhonorare.
Das Titelbild? Das ist der/die Hanklit in Dänemark. Und der Horizont ist krumm, weil das ne Fishcap-Aufnahme ist.
Die Pinzen besingen das schon seit Sept. ’93
„Es ist alles nur geklaut“ – Die von Scribbr Plagiatsprüfer haben sich dazu zu Herzen genommen …. 😉
und wir müssen damit jetzt leben
Also ich habe immerhin zwei IT-Fachbücher geschrieben – eins für mitp und eins für O’Reilly Deutschland seligen Angedenkens – und mir daran zwar keine goldene Nase verdient (“Harry Potter” wäre einträglicher gewesen), aber doch einen halbwegs anständigen Schnitt gemacht. Ein wichtiger Bestandteil davon war, dass ich selber den druckfertigen Satz übernommen habe und der Verlag mir dafür freundlicherweise das bezahlt hat, was sonst das Satzbüro bekommen hätte. Ein anderer war, dass zumindest eines der Bücher jetzt in der 7. Auflage auf dem Markt ist, was für das Genre schon ganz anständig ist und den ursprünglichen Aufwand besser amortisiert. Die Themen waren im Gegensatz zum schnelllebigen Kamera-Markt auch etwas dauerhafter angelegt, so dass die Bücher nicht “nach einem halben Jahr verramscht” werden mussten.
Ich stimme mit Reinhard überein, dass man die E-Book-Honorare ziemlich vernachlässigen kann – meiner Erfahrung nach nicht nur, weil sie niedrig sind, sondern auch, weil zumindest meine Leser:innen die Papierversionen zu bevorzugen scheinen. Zu den Zwanzig-Bücher-Bündeln ist zu sagen, dass die in der Regel aus Titeln bestehen, die der Verlag ansonsten sowieso gerade verramscht (oder verramscht hat). Das kann einen als Autor natürlich mit einiger Berechtigung ärgern – auf der anderen Seite muss man das wohl fatalistisch als günstige Werbung sehen, denn vielleicht liest irgendwer eines der Bündel-E-Books, findet Gefallen daran, und kommt auf die Idee, zu schauen, was der Typ sonst noch so geschrieben haben könnte. Auch ohne Bündel wäre mit dem Titel honorarmäßig ja wahrscheinlich nicht mehr viel zu holen gewesen, und es ist allemal besser, ein Buch ist im Umlauf, umd sei es über die Ramschkiste als dass es irgendwo im Archiv des Verlags vergammelt, wo garantiert niemand was davon hat.
(Fairerweise sollte ich anmerken, dass ich einem Brotberuf nachgehe, der von meinem literarischen Engagement völlig unabhängig ist und der für meinen Lebensunterhalt und meine kostspieligen Hobbys (Fotografie, …) aufkommt. Deswegen kann ich die betriebswirtschaftliche Seite des Ganzen vermutlich entspannter sehen als Reinhard.)