Push and Pull-Marketing

Push – Schubschiff auf dem RMD-Kanal

Es gibt zwei Sorten Marketing: Das nervige, das einen dauernd mit Werbebotschaften zuballert („push“)- und das, das man sich selber abholt („pull“). Weil man es lustig findet. Spannend. Berührend. Oder von mir aus auch informativ.
Push-Marketing sind Dinge, die vom Werbetreibenden dem Kunden aufs Auge gedrückt werden. Zettel die den realen und digitalen Briefkasten verstopfen. Werbeschilder an der Straße. Werbung in Radio und TV. Werbebanner auf Nachrichtenseiten.

Pull-Marketing muss sich der Kunde selber abholen. Die eigene Firmenwebsite ist zum Beispiel Pull-Marketing. Leider ist den Leuten in den Führungsetagen nicht klar zu machen, dass die eigene Website kein Tool zur Selbstbeweihräucherung ist – sondern ein Kanal zum Kunden. Wenn da nur „Ach was sind wir toll“-Content drauf ist, dann kuckt man da einmal hin und das war’s dann. Man geht nur noch auf die Website, wenn man ein Problem hat. „Wo zum Henker ist dieser Servicebereich?“ Die Website wird also mit negativen Gefühlszuständen verbunden. Master-Fail.

Eine Mischung zwischen Push- und Pull-Marketing sind Influencer. Die machen Content – Schminktipps – und stellen dabei irgendwelche Produkte vor. Je besser die Influencer sind, desto dominanter ist der „Pull-Anteil“.

Pen-and-tell ist fast 100%iges Pull-Marketing. Es gibt keine Bannerwerbung, keine Pop-Up-Ads und keine „Payed Content“-Artikel. Der Inhalt der ganzen Webpräsenz ist Content mit dem Ziel, Leser für meine Bücher zu finden. Ich habe keinen Newsletter und wem pen-and-tell auf den Senkel geht, braucht nicht vorbeisurfen.

OMDS betreibt dagegen fast 100% Push-Marketing. Im Firmenforum – das offiziell eine „unabhängige Plattform“ ist, werden Werbeposts geschaltet, alle paar Tage gehen Newsletter raus, Diese verlinken auf Rabatte, Produkte und – jawohl, sogar auf einen Bereich mit Tutorials. Leider geben diese im Wesentlichen Prospektsprüche wieder. Das tut man sich nicht mehr als einmal an, der Erkenntnisgewinn ist eher beschränkt. Teilweise wird sogar hanebüchener Unsinn erzählt, nur um ein bestimmtes Produkt zu promoten.

Entsprechend ist der Erfolg. Die mit dem deutschen Mailing vom Ende des Jahres beworbene „Best of 2022“-Playlist hatten sich nach drei Tagen nicht mal 1000 Leute angetan. Klar. Das sehen sich Leute an, die bereits Fanboys sind. Warum sollte sich das ein Nicht-Oly-User reinziehen?

Pull: Kutschenrennen in Seebach C.R.E. Alsace 2014

Als der DLSR-Hype begonnen hat, da haben sich die Kunden noch Zeug aufgrund von Zeitungswerbung gekauft. Vielleicht. Mittlerweile wird das Zeug aber auf Empfehlung gekauft. Mundpropaganda. Es gibt reihenweise Fotoclubs, in denen die Oly-Quote extrem hoch war- weil ein(e) Fotograf(in) einfach hervorragendes Zeug abgeliefert hat und die anderen das auch wollten. Und feststellten, dass das Gerede über den unterlegenen Sensor einfach Unfug ist.

Nicht der bezahlte YouTube-Influencer ist der Held, sondern der Typ, den man anfassen kann. Und bei dem man sieht, wie die Fotos entstehen.

Und wie bekommt man nun diese „Mini-Influencer“ dazu, für die Firma zu trommeln? Indem man sie zu einem Teil des Ganzen macht. Als Olympus noch Usertreffen gesponsert hat, regelmäßig zwei Mann für die Betreuung während des Treffens abgestellt hat, neue Hardware gezeigt hat und die Community bei der Photokina hinter die Kulissen eingeladen hat – da wären viele der User für die Firma durchs Feuer gegangen. Man hat sich vertraut und man hat eine Kamera gekauft, egal, ob sie nun E-7 oder E-M1 hieß. Das war „E-Egal“. Es gab einen Händler, der die Vorbesteller mit einer Kiste Wein für jede Woche Lieferverzug vertröstet hat. Derselbe Händler hat jetzt nicht mal mehr die OM-5 gelistet. Von einer E-PL10 oder E-P7 ganz zu schweigen. Warum dieses? Die Hamburger haben sich von den Kunden zurückgezogen. Es gibt keinen Ort mehr, wo man mal hingehen und schnacken konnte. Wo man persönlich eine Kamera zur Rep abgeben konnte. Die Firma ist unsichtbar geworden. Nur noch im digitalen Raum präsent. Man bekommt digital optimierte Gesichter vor gefaketem Hintergrund präsentiert.

Pull-Marketing bedeutet, interessante Inhalte zu bieten, die den Kunden dazu bringen, sich aus freien Stücken die Werbebotschaften reinzuziehen. Weil er sie cool findet. Interessant. Lehrreich. Nützlich. Und das anderen erzählt „Du, kuck Dir das mal an, das ist krass, was die da machen.“

Warum sind hoch bezahlte Influencer groß geworden? Weil sie Pull-Marketing betrieben haben. Sie haben Tipps gegeben, haben sich selbst als Produkt präsentiert, haben Geschichten aus ihrem Alltag erzählt und das fanden die Leute interessant. Die konnten gar kein „Push-Marketing“ betreiben, weil sie noch gar keinen entsprechenden Kanal hatten, den sie „bespielen“ konnten.

Niemand will Werbeprospekte vorgelesen haben, aber man will wissen, was in einer Firma hinter den Kulissen vorgeht. Von OMDS Europa gibt es nichts. Das ist eine nicht existente Black Box. Wie soll man sowas sympathisch finden? Es gibt ja nicht mal eine Liste der Ansprechpartner mit Foto. nicht mal ohne Foto. Jeder Handwerker hat heutzutage sowas. Auf der Haupt-Website ist tatsächlich noch der Text des CEO von OMDS zur Neugründung der Firma Anfang 2021 und sonst nichts. Really? Really!

Ja, aber auf myolympus kann man doch ganz viele Fotos ankucken? So what? Was interessieren mich zigtausend Blümchenfotos?

Exzessives Push-Marketing: Herr Gonschorowski hat alle Gartenzäune und Autobahnklos Deutschlands mit seinem Logo verziert. Zeitweilig war Kago die bekannteste Ofenmarke Deutschlands. Hier die Zentrale in Postbauer-Heng. Das Haus steht noch, die Treppe ist abgerissen. Als Hobby fuhr der Firmenchef eine sechsspännige Kutsche mit Shetlandponys. (Pull)

Wirklich spannend wäre ein Blog – dass sie das können, beweist Adrian Rohnfelder. Klar, auch da ist wieder der Marketingdreh mit dem Holzhammer drin, aber es sind nur zwei, drei Sätze. Warum so etwas nicht täglich? Dann würden es auch mehr lesen, als 247 Personen. Stattdessen sind die meisten Artikel aus dem Amerikanischen übersetzte Texte – ohne Autor. So stellt man keine Beziehung her. Dann die ganzen Dinge eingebunden in eine Website, bei der prominent „Wettbewerbe“ beworben werden – die es seit einem halben Jahr nicht mehr gibt. Der letzte Post des Tauch-Blogs ist vom Juli 2020. Leider lädt mein Browser dort keine Bilder. Und der Blog ist in Englisch. Und selbst als er noch gepflegt wurde, kam gerade ein Post pro Monat. Pull-Marketing bedeutet „Daily Content“. Und man sollte tunlichst die Spam-Kommentare rauslöschen….

Push wird heutzutage vom Konsumenten vor allem ignoriert. Die Streuverluste sind gigantisch. Pull ist King. Wenn ich eine gute Pull-Website habe, brauche ich nicht mal mehr Newsletter – ich kann meine News jederzeit über die Website verteilen – mit überhaupt keinen Streuverlusten.

21 Replies to “Push and Pull-Marketing”

  1. Bin sehr gespannt, vielleicht auch etwas nervös, wie sich das alles entwickelt.
    Aktuell sehr happy mit den Produkten. Bin von der M1-ii auf die OM-1 und von der m10-ii auf die OM-5 umgestiegen. Beides hat sich bisher sehr bewährt, war aber auch eine größere Investition. Ich hoffe, dass die Firma OMDS sinnvoll weiterläuft. Zumindest mal die 5 Jahre verlängerte Garantie/Gewährleistung.
    Habe letztes Jahr (2022) bei einer Objektiv-Justierung sehr gute Erfahrung gemacht.
    Aber der Umgang von OMDS mit den Händlern macht schon sehr nachdenklich. Bei einigen Händlern würde ich gefühlt sagen, dass die Rabatt-Aktionen weniger prominent platziert werden wie früher. Sollte mir das Sorgen machen?
    Bin aktuell mit meiner Ausrüstung sehr zufrieden und ein „Mehr“ will ich jetzt eher in meine Praxis und Kenntnisse stecken als in weiteres Material.
    Freue mich schon auf das Buch zur OM-5

  2. Für mich stellt sich die Firma als Black Box dar. ich weiß nichts darüber und noch weniger was diese in Zukunft vor hat.
    Die momentanen Aktionen wirken auf mich wie ein Reste- oder Abverkauf um noch alles rauszuholen.
    Ich hoffe ich irre mich und die Firma bleibt weiterhin bestehen.
    Inverstieren werde ich nichts mehr, dafür ist mir der Laden zu nebulös und hoffentlich bleibt vorhandenes störungsfrei.

  3. Eigentlich hätte ich (bei meinem Kamerahersteller) gar keine Probleme mit wöchentlichen Newslettern. Macht mein Fotohändler auch, nur der hat auch was anzubieten.

    Das Problem der „verramschten“ wertigen Produkte macht sich spätestens jetzt bemerkbar und das war wirklich für uns alle vorhersehbar. Bestandskunden haben alles, was sie sich leisten konnten. Wenn du einen Newsletter bekommst, weißt du doch vorab, dass da nichts angeboten wird, was für dich noch infrage kommt. Selbst bei den Firmen-Stammtischen kommen keine Infos mehr rüber, die dich erhellen oder News die einen bei der Stange halten.

    Ein neues Gehäuse kauft man eh, wenn man es braucht, bei interessanten Optiken (z.B. lichtstarke Zooms) hat man die Erwartungen der Kunden mehr als nur gedämpft. Das Blitzsystem wird totgeschwiegen. Mit Fl-600R und Fl-900R bin ich sehr zufrieden. Die Erweiterung zum Funksystem hätte mich interessiert, aber im Moment sehe ich nicht, dass das von OMDS weiter gepflegt wird.

    Sie schaffen es auch nicht mit Wartungsplänen mir das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ich habe auch kein Interesse ohne Not den Logistiker zu machen und Equipment für mehrere tausend Euro in die Post zu werfen. Hier könnte man mal wieder, bei einer Reaktivierung, die Händler stärker einbinden. Auch vermisse ich Kooperationen. Die Kameras bieten PD und OMDS könnte ja mal Powerbanks ins Programm nehmen oder zumindest einen Anbieter empfehlen, wenn sie seine Produkte schon nicht branden. Auch Empfehlungen von 1-2 Berlebach-Stativen, abgestimmt aufs OM-System, würde den Kunden helfen (geht aber wohl nicht wegen dem weltbesten Stabi-Marketing). Der Sondermüll im Oly-Shop (CBG-10 zum Beispiel) hat mein Vertrauen hingegen nicht gerade gestärkt – nur gut, dass man das als Altkunde irgendwie wegstecken konnte.

    Das größte Problem nach meinem persönlichen Empfinden ist aber, dass sich OMDS selbst als Nischenanbieter für Nature bezeichnet. Ich kann damit nichts anfangen. Ich brauche keine Super-Tele-Brennweiten und zerlatsche auch nicht die Wildnis, um auch noch selbst einen Eisvogel in die Foren-Galerie zu nageln.

    In meinen Bücher-Regalen biegen sich die Bretter unter dem Gewicht der Gesamtausgaben OM Olympus-Magazin, VisionAge und Pursuit. Die Social-Media-Kanäle könnten (egal was man von ihnen hält) für Kundenbindung sorgen und daran anknüpfen. Aber was D-A-CH dort bietet ist einfach traurig, zudem man selbst von den anderen Niederlassungen noch lernen könnte.

    1. „Ich brauche keine Super-Tele-Brennweiten und zerlatsche auch nicht die Wildnis, um auch noch selbst einen Eisvogel in die Foren-Galerie zu nageln.“

      Na na, meinen Eisvogel-Foto machte ich zuletzt vom Steg aus und bin nicht mit Wathose und Tarnzelt ins Schilf gegangen. Diese Vögel sieht man schon ab und zu ganz nah und vom Steg aus.

      Ansonsten verstehe ich die festgenagelte Richtung Wildlife und Natur nicht, bei der Einführung der E-M1 X haben sie auch Sport und Action auf die Fahnen geschrieben. Davon ist kaum was zu sehen. Die Werbung für Landschaft in entlegensten Stellen sehe ich kritisch. Im Moment wird zu viel Landschaft zerstört. Nicht alle Naturfotografen halten sich an die Regeln.

      Zum Pull-Marketing wünsche ich mir, dass die Website auch Einstellungstips bzw. -Möglichkeiten um den fotografischen Horizont zu erweitern. Es gibt ganz wenige im Werbemail worin der Künstler ein beeindruckendes Live Composite Bild und dazu sein Making Of zu sehen ist (der Licht-Schwan im See).

      Es gibt Pull-Marketing, die ich nicht mag: Podcast. Da bin ich raus. Ich lesen und wenn dann soll auch informatives sein. Ich vermisse auch die Zukunftsaussichten wie die nächsten Kameras und Objektive sein werden und die Pflege der Produkte (z.B. Firmware)

  4. Ich möchte mich hier an dieser Stelle einbringen, weil ich die Marke Olympus bisher immer positiv gesehen habe. Mag sein, dass es an den Gehäusen oder besser an der Vielfalt der Linsen lag – ich mochte Olympus.

    Was aber nun in dem „neuen Laden“ OMDS abgeht, dass verstehe wer will, ich verstehe es nicht.
    Für mich ist diese Firma ein „fliegender Holländer“, ein Geisterschiff, dass ohne klar erkennbaren Kurs auf rauher See des Fotomarktes herumirrt.

    Keine klaren Webauftritte; keine Benennung eines Markenverantwortlichen. Wenn man das Impressum zu Rate zieht, wird zwar eine Dame mit Mailanschrift genannt, die aber nie antwortet. Schon merkwürdig für ein Unternehmen, das angetreten ist, die Marke Olympus wieder neu zu beleben.

    Ich habe mir den letzten Videoauftritt mit dem Moderator des Forums, einem Vertreter von OMDS und dem Landschaftsfotografen Rohnfelder angesehen. Angekündigt war, eine interessante Unterhaltung. Was herauskam war eine bessere Diashow.

    Wenn Fragen zur Technik oder Zukunft von den zuschauenden Forenten gestellt wurden, dann erfuhr man vom OMDS Vertreter nur die stereotype Antwort: Das entscheidet Japan; wir müssen die kulturellen Unterschiede beachten, das kann ich noch nicht bekanntgeben, usw. usw.

    Nichts aber auch nichts, was irgendwie anfassbar war und Substanz hatte. Traurig auch die Präsenz des Moderators. Dieser hinterfragte nichts und gab sich mit den nichtsagenden Kommentaren des OMDS Mannes
    zufrieden – sein Olympus Forum steht ja auf der Payroll von OMDS. Wie heisst es so schön? Ach ja, wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing – wie wahr doch so ein altes Sprichwort ist…wen wundert es denn noch, dass dieses Forum nur noch eine Sprechblase des Herstellers ist.

    So wird OMDS es sehr schwer haben, neue Kunden – und auf die kommt es in dem engen Markt doch an – , zu finden und begeistern zu können. Mit Ramschaktionen und Ausverkäufen von Lagerbeständen des Vorgängers, ist nicht viel Staat zu machen und eine Marke baut man damit ganz sicher nicht auf.

    Wenn sich hier nicht radikal etwas ändert, dann ist das Ende dieses Herstellers nicht fern und wir werden uns auf die allseits bekannten andern Hersteller fokussieren müssen. Haben auch schöne Töchter und verstehen ihr Marketing Handwerk!
    Beste Grüße und allen ein Gutes 2023!
    Timeless

  5. Hallo Reinhard,

    ich habe auf oly-forum.com eine Idee aufgeschrieben, mit
    der man (meiner Meinung nach) neue Kunden gewinnen könnte.
    Die dortige Gemeinde ist nicht besonders erfreut darüber.

    Es wäre schön, wenn du mir erklären könntest, inwiefern
    meine Idee un-/geeignet ist, um neue Kunden zu finden.

    Oly-forum.com:
    Forum / Community -> Small Talk -> Wie gewinnt man neue Kunden?

    Falls diese Idee Unsinn sein sollte, dann bitte auch so sagen.

    P.S.: Würde meine Idee zu Push- oder Pull-Marketing gehören?

    1. Fotowettbewerbe halte ich persönlich schon immer zum Bewerben eines Kamerasystems für unsinnig. Aus dem simplen Grund, dass man sein Equipment schon gut beherrschen muss, um so einen Wettbewerb zu gewinnen – und dann eher nicht so motiviert ist, umzusteigen. Never change a winning team. Olympus fand es mal ne gute Idee, in Zingst einer Pentax-Botschafterin einen Preis zu verehren. Überraschung – sie hat nicht gewechselt. Fotowettbewerbe werden oft gemacht, um billig an Bildmaterial zu kommen. Der Wettbewerb in Zingst war für die Gewinner seinerzeit ein Gewinn, aber der Promo-Effekt auf die Marke ausgesprochen mau.
      Der Wettbewerb selbst ist ein Produkt – das muss dann vermarktet werden. Wenn man Werbung für den Wettbewerb auf der eigenen Website macht, ist das Pull, wenn man es in Foren und Newslettern promotet, Push. Ist das Produkt „Wettbewerb“ gut, dann macht das Werbung für den Veranstalter. Es ist also eine Art Imagepflege. Es kann sogar sein, dass im Rahmen eines renommierten Wettbewerbs – Pull-Marketing – aggressive Sponsorbotschaften – Push-Marketing – untergebracht werden. Ist alles vielschichtig….
      Neukunden in diesem Segment gewinnt man heute nur noch über Mundpropaganda. Und dort verliert man die Kunden auch wieder. Und die Leute müssen nicht nur zufrieden sein, mit ihrem „Geraffel“ sondern sie müssen auch gute Fotos machen. Dann kommen die Leute daher und fragen „Cool, Alter, mit welchem Topf kochst Du? Will ich auch.“ Man muss also den mFT-Fotografen Gelegenheit geben, affengeile Fotos zu machen, die sie dann rumzeigen können.
      Es gibt abgesehen davon natürlich wirklich schräge Marketingideen aus dem Guerilla-Marketing, die da ganz anderes ticken. Aber dazu braucht man Leute, die sich was trauen. Und jemand, der sich mit sowas auskennt. Die Videos der verschiedenen Supermarktketten Edeka oder Penny, beziehungsweise der BVB – so macht man das….

  6. Olympus war eine Firma, mit der man sich wohlfühlte. In Tschechien nette Leute, die erreichbar waren und zurückriefen, wenn etwas nicht gleich zu klären war. Eine Presseverantwortliche und eine PR-Agentur, die reagierten und einen kannten. Chaotische Websites, aber doch einigermaßen präsent. Und man hatte das Gefühl, einer besonderen Marke mit tollen Kameras und Objektiven verfallen zu sein. Es war eine sympathische Firma mit Köpfen.
    Nun gibt es praktisch keine Pressemitteilungen mehr, wöchentlich drei E-Mails, die ungelesen in den Spam-Ordner wandern, zweimal wöchentlich neue „letze“ Chancen auf noch mehr Rabatt und Cashback und das Gefühl, dass mit Gewalt das Lager geräumt werden muss.
    OMDS ist ein Zombie geworden: Man weiß, dass es sie noch gibt, aber die Firma lebt nicht mehr und geistert ruhelos, aber offensichtlich ziellos, umher. Selbst die rosarote Brille in Zingst und der auch mit Leica, Sigma und anderen Logos bepflasterte Aussichtsturm wirken wie Relikte aus besseren Tagen. Und in London sitzt die EMEA-Geschäftsführerin, die allem Anschein nach nichts kann und nichts will, außer das Lager abzuverkaufen.
    Ich habe zwar schon eine größere Menge an Kameras und Objektiven und brauche eigentlich nichts mehr. Sollte ich eines Tages Ersatz brauchen, werde ich mich woanders umsehen, notfalls sogar bei inzwischen fast so vielseitigen 35mm-Kameras. Weil OMDS mit diesem aufdringlichen Push-Marketing keine Überlebenschance hat und keine neuen Kunden gewinnen wird.

    1. “Weil OMDS mit diesem aufdringlichen Push-Marketing keine Überlebenschance hat und keine neuen Kunden gewinnen wird.”

      Naja, in den einschlägigen Foren erscheinen gefühlt mehrmals täglich Posts der Form “Hallo, ich bin X aus Y und habe gerade eine OM-1/… gekauft”. Dass gar keine neuen Kunden dazukommen, ist also vielleicht etwas übertrieben. Was natürlich nicht heißen soll, dass das OMDS-Marketing nicht besser funktionieren könnte.

      Und das mit dem “Push-Marketing” mag aufdringlich scheinen, aber ein paar Mails in der Woche sind, mit Verlaub, gar nichts. Da gibt es noch deutlich aktivere Firmen; im Fotografie-Dunstkreis könnte einem da zum Beispiel Saal-Digital einfallen …

      1. Es erscheinen „gefühlt“. Ich habe jetzt mal ein einschlägiges Forum gewälzt. Da waren es im letzten Viertel Jahr vier NeukundInnen. In der gleichen Zeit sind etwa so viele wieder verschwunden.
        Wegen Saal: Die haben eine ganze Zeit lang das oly-forum mit fake-Accounts geflutet, die Propaganda für Saal gemacht haben. Ich konnte die IPs seinerzeit nachverfolgen – die haben das ganz offiziell aus ihrem Firmennetzwerk gemacht. Als ich dann die Pressestelle um Aufklärung gebeten habe, haben sie frech behauptet „Wir waren das ganz sicher nicht… Nöööö….“ Übrigens die gleiche Nummer wie CEWE. Und nur weil es noch schlimmere Schlitzohren gibt, muss ich das nicht gut finden. Im Übrigen finden das ja auch andere nicht gut. Aus gutem Grund.

        1. Also im Oly-Forum (ich weiß, ich weiß, …) waren es seit Weihnachten neun Leute, die sich im Willkommens-Forum vorgestellt haben. Das ist jetzt natürlich keine Flut, aber auch besser als nichts (wie M. Aldinger behauptete). Es gibt wahrscheinlich auch noch mehr neue OMDS-Kund:inn:en, die entweder das Oly-Forum nicht benutzen oder es noch nicht über sich gebracht haben, dort eine Hallo-Nachricht zu posten. – Ob diese Leute nun wegen oder trotz des Marketings zu OMDS gekommen sind, ist eine andere Frage (die wohl vor allem OMDS interessieren sollte, aber naja …).

          Was Saal & Co. angeht, so ist es fairerweise so, dass die aufdringlichen E-Mails in der Regel mit Rabattcodes usw. kommen, mit denen man die dort üblichen Mondpreise etwas drücken kann, falls man wirklich mal was von ihnen brauchen sollte (was bei mir typischerweise jährlich im November der Fall ist, wenn es an die Weihnachtsgeschenke geht). Ansonsten ist es vor allem eine Frage von vernünftigem E-Mail-Management: Wenn man alle Werbung von OMDS, Saal usw. beim Eingang in einen Ordner filtert, wo ungelesene Mail nach einer Woche automatisch gelöscht wird, kann man den Kram nur bei Bedarf anschauen und ansonsten ganz bequem links liegen lassen. Die E-Mail ist also eigentlich nichts, worüber ich mich groß aufrege – aufregen könnte man sich höchstens darüber, dass die Leute dort ihre Zeit nicht dafür einsetzen, etwas Interessanteres zu machen.

          Und während “Pull-Marketing” natürlich den Vorteil hat, einen nicht mit Mail zu belästigen, die man die meiste Zeit gar nicht lesen möchte, ist dessen Nachteil, dass man sich auch aufraffen muss, diverse Webseiten, Foren usw. periodisch nach interessanten Neuigkeiten abzusuchen. Nicht jede interessante Web-Präsenz veröffentlicht auch einen RSS- oder Atom-Feed, damit man bequem auf Änderungen oder Neuigkeiten aufmerksam gemacht wird, ohne die Seite gezielt besuchen zu müssen. Und manchmal wünsche ich mir die gute alte Zeit zurück, wo USENET noch benutzbar war und man nicht diverse Foren mit jeweils ihren eigenen Web-Oberflächen, Benutzerkonten usw. verfolgen musste, um einigermaßen a jour zu bleiben. Seufz …

          1. Du hattest von „ich habe mir gerade eine OM-1 gekauft“ -Usern gesprochen. Die entsprechenden Anmeldungen, die Du erwähnst, fallen aber nur zu einem sehr geringen Prozentsatz in diese Kategorie. Und das ist eben ein Unterschied, ob sich jemand anmeldet, der für 2300 Euronen plus Objektiv neu in ein System einsteigt oder der schon seit Jahren im System ist und mit E-M10 oder E-M1II fotografiert.
            Saal: Hmmm eine Firma, die Mondpreise verlangt und lästige Newsletter rausschickt, nur um Rabattcodes zu verschicken, damit ihr Zeug normale Preise hat? Muss man sowas unterstützen? Wie wär’s mit Firmen, die einfach völlig normale, faire Preise verlangen? Ganz ohne Sonderaktionen?
            Und ja, nicht alle haben RSS-Feeds. Und warum nicht? Kostet nix. Kann man einfach machen. Die Technik ist da. Das ist keine Ausrede. Der Grund ist: es gibt RSS-News-Aggregatoren. Und die greifen den Traffic ab, die Marketingfuzzis wollen den Traffic aber auf der eigenen Seite haben, weil sie dann die höheren Zugriffe präsentieren können Denen geht es nicht darum, ihre Message zu verbreiten, sondern Zahlen präsentieren zu können. Das ist aber genau die falsche Herangehensweise. Als Firma lebe ich nicht von Zugriffszahlen auf meiner Website, sondern davon, dass ich Produkte gewinnbringend verkaufe.
            Ich hatte da vor Jahren lange Diskussionen mit Nils zu dem Thema. Der Vertrieb bei Olympus bezweifelte den Sinn von Usertreffen – denn da würde ja kein Umsatz gemacht. Dass da oft nach so einem Usertreffen zigtausend Euronen für das neue Spielzeug über den Tisch gingen, war nicht nachzuvollziehen. Bei Newslettern kann man durch das Tracking sehen, wie viele Leute dann was kaufen. Bei Pull-Marketing fehlt die hieb-und-stichfeste Evaluierung des Erfolges. Das ist der ganze Grund. Lieber verkauft man weniger, aber jemand kassiert die Provision, als dass man die Marke hochbringt und muss dann jemand Danke sagen, der keine Verkaufszahlen vorlegen kann.

  7. Ich hatte “eine OM-1/… gekauft” geschrieben – die Auslassungspünktchen sollten da für andere Kameras stehen. Daran also bitte nicht zu sehr festmachen. Wenn sich jemand eine gebrauchte E-M10 vom Flohmarkt holt, dann ist das natürlich doof für OMDS, weil sie dem Menschen keine neue OM-5 verkauft haben, aber wer weiß, vielleicht erbt er oder sie demnächst reich oder bekommt anderweitig mehr Lust drauf und steigt vielleicht noch größer ein. Sich in einem Forum zu registrieren und dort als aktiv zu “outen” zeugt zumindest von einem gewissen Interesse an der Sache.

    Wahrscheinlich gibt es nettere Firmen als Saal – irgendwann früher galten die mal als der heiße Tipp, aber was weiß ich. Ich bin aber mit deren Qualität (und den rabattierten Preisen, irgendein Rabatt ist ja immer) ganz zufrieden und habe meine Workflows darauf eingeschossen; ein Umstieg wäre erst mal wieder Arbeit und müsste auch handfeste Vorteile bringen. Wie gesagt, deren E-Mails stören *mich* nicht besonders.

    Traffic ist wichtig, wenn man ein Influencer ist, weil die Kunden (Firmen) ja nach Leuten mit Reichweite suchen. Für eine Firma wie OMDS zählt Traffic auf der eigenen Webseite höchstens indirekt (man möchte natürlich eine Webseite haben, die tatsächlich besucht wird, und auf der eigenen Firmen-Webseite schaltet man ja auch keine externe Werbung). Wie Du richtig anmerkst, verdient OMDS daran, Produkte zu verkaufen, und nicht, eine Webseite zu betreiben. Ich würde die unerfreuliche Situation auch nicht zwingend nur den “Marketingfuzzis” in die Schuhe schieben; die Marketingfuzzis haben vielleicht einen Chef oder eine Chefin, die ihnen wegen den falschen KPIs im Nacken sitzen, und können nicht anders. (Im wirklichen Leben kommen ja meistens eh mehrere Gründe zusammen.)

    Sogar für mich als Laien liegt auf der Hand, dass User-Treffen, Auftritte bei Fotogeschäfts-Hausmessen usw. Leute dazu animieren können, sich die netten Sachen zu besorgen, die sie bei anderen dort gesehen haben. Ich persönlich bin seinerzeit bei der E-M5 gelandet, unter anderem weil ich sie mir auf einer Veranstaltung eines Händlers am Olympus-Stand ausführlich anschauen und erklären lassen konnte, und Olympus/OMDS hat in den gut 10 Jahren seitdem ganz anständig an mir verdient. Warum man den Wert solcher Events bei Olympus nicht eingesehen hat, ist mir ein Rätsel. (Ich meine mich aber auch zu erinnern, dass es mal Pläne für User-Treffen gab, die aber dann pandemiebedingt hinten runtergefallen zu sein scheinen.) Es geht ja auch nicht darum, dass man die Leute ins Grand-Hotel einlädt und mit Kaviar und Champagner traktiert – ein paar hundert Euro Unterstützung hier und da würden bestimmt schon einiges bewirken, und die Orga der Treffen machen die engagierten Kunden ja sogar selber. Niemand würde sich beschweren, wenn es etwa hieße “Die erste Runde Getränke heute abend geht auf OMDS”, und wenn dann zwei oder drei Leute unter dem Eindruck des Treffens eine OM-1 oder ein PRO-Objektiv kaufen, dann hätte man das wahrscheinlich schon wieder eingespielt (von dem Goodwill in der Gemeinde, der mit Geld schwer aufzuwiegen ist, ganz zu schweigen). Wenn es einem aufs Tracking ankommt, kann man ja nummerierte Rabattgutscheine verteilen und schauen, wo die dann von wie vielen Leuten eingelöst werden.

    Ideen gäbe es sicher genug, OMDS müsste sich nur den Ruck geben und etwas experimentierfreudiger werden (auch wenn sich dann wahrscheinlich Leute beschweren, dass zuviel rumprobiert wird – man kann es eben nie allen recht machen). Ihre Produkte sind ja ziemlich genial, das wissen nur zu wenige Leute.

    1. Anselm,
      wir hatten doch jahrelang von Usern organisierte Stammtische und größere User Treffen bei denen Olympus mit dabei war, diese Treffen waren immer sehr gut besucht, sprich Olympus musste gar nicht zu irgendwas einladen oder etwas „spendieren“.
      Dann kam OMDS und Corona und heute gibt es zwar noch Treffen aber eben ohne jegliche Beteiligung von OMDS. Der letzte Versuch, den ich mitbekommen habe, war ein Abendessen bei den Naturfototagen in FFB. Da hatten die OMDS Mitarbeiter vom Stand leider alle etwas anderes vor. Wäre eine tolle Gelegenheit gewesen, mal wieder direktes Feedback von den Usern einzusammeln.
      Ich nehme an, dass bei den vielen Baustellen (Support – insbesondere die Hotline, Webseite, Marketing, Händlerbeziehungen, ….) momentan einfach weder Personal noch Budget für User Treffen da ist. Produkt-Neuvorstellungen bei „Premium-Händlern“ gibt es wohl nicht mehr, damit entfällt auch der Grund durch DACH zu reisen. Und aus der eigenen Tasche wird kein OMDS Mitarbeiter einen Ausflug von HH zu einem Stammtisch oder anderem User Treffen nach Köln, Stuttgart, München oder Berlin bezahlen wollen.
      Die günstigste Gelegenheit sich zu zeigen, sind halt diese Veranstaltungen des OlyFotums, bei denen man ebenso wie hier bei Reinhard vorher Fragen stellen kann, die dann vielleicht beantwortet werden.
      Die wenigen Zoom Sessions, bei denen man sich beteiligen konnte, waren OK – sofern man einen Platz ergattern konnte – weil man wenigstens mal wieder mit jemandem von OMDS reden konnte. Aber so nett und zwang,os wie auf den Stammtischen und User Treffen war es nicht und wegen der chaotischen Administration und Zugangsproblemen hat man das wohl auch wieder aufgegeben.

      Was mir derzeit Sorge macht ist die mangelnde Präsenz von OMDS, da ist nichts greifbares mehr, alles nur virtuell und selbst da oft eher peinlich.
      Der beste deutsche Markenbotschafter (Frank) ist keiner mehr, wenn man ihn besser unterstützt und seine tollen Fotos entsprechend vermarktet hätte, wäre man heute DAS Makro System.
      Adrian erlebt tolle Abenteuer, schreibt interessant und hält ebenso sehenswerte wie unterhaltsame Vorträge … ABER die Bilder zu denen es Making Ofs gäbe, inspirieren mich nur ganz selten, das auch zu versuchen.
      Bis auf Petr und Peter sind alle Markenbotschafter, die wirklich spektakuläre Bilder und Videos geliefert hatten, nicht mehr präsent und das was jetzt geliefert wird (z.B. Frank Smith in den Dolomiten) beeidruckt mich nicht, das können wir normale Nutzer mindestens ebenso gut und es wird keinen Sony, Canon oder Nikon Fotografen zum Wechseln inspirieren.
      Mir scheint, dass es also egal ist, ob OMDS derzeit PUSH oder PULL Marketing macht, solange sie nur noch eine winzige Ziel User Gruppe haben und anderen potentiellen Kunden aktiv den Eindruck vermitteln, man könne mit OMDS nur noch Adventure und Wildlife fotografieren, braucht es gar kein Marketing mehr, denn in diesen beiden Zielgruppen sind sie schon präsent und andere wollen sie ja offensichtlich nicht mehr.
      Irgendwie Schade!

      1. Vermutlich liegt es daran, dass die Fotos die OMDS als Werbung für ihre Produkte zeigt, in einer fotografischen Endlosschleife spielen mit immer den gleichen Sujets.
        Diese Fixierung auf eine einzige Definition von visueller Schönheit erzeugt Unmengen an Kopien die wenn einmal gesehen dann nur noch langweilen.

      2. Sehr gute Fiebermessung für das OM-System, schließe mich gerne an.
        Die 2 Peter (Forsgard und Baumgarten) sind Spitze, Petr Bambousek ist Oberspitze; wer solche Leute im Portfolio hat, muß händeringend alles tun, sie als Botschafter zu promoten. Und richtig – mit Frank Rückert in stärkerer Medienpräsenz wäre die Firma DAS Makrosystem überhaupt.
        Frank Smith kannte ich bisher nicht, wohl aber jede einzelne Location seiner Bilder aus den Dolomiten; völlig ausgelutschte Kalendermotive, viele keine 5 Gehminuten von der Autotür. Damit angelt man heute niemand mehr. Acahaya-Dolomiten (das bisschen, das ist gesehen habe ) ist mindestens ebenbürtig.
        Vielleicht braucht es nur noch etwas Geduld, aber eine persönliche Identifikation wie für Olympus wird bei mir für OMDS nicht mehr stattfinden.

  8. Lieber Reinhard,
    eine – leider – präzise Analyse. Seit 1976 fotografiere ich mit Kameras, auf denen der Schriftzug „Olympus“ prangt. Wahrscheinlich bin ich hier im Forum einer derjenigen mit der längsten Markentreue. Warum? Schon damals klein, leicht, hochwertig und innovativ. Dann kam die neue digitale Welt und der Skeptiker konnte auch dank Usertreffen überzeugt werden. So zogen diverse E- und EM-Kameras ein und wieder aus. Der Objektivpark wurde ergänzt und war dank Kompatibilität weiter nutzbar. Und fand seine – derzeitige – Vollendung in der Gestalt der OM 1, die mit den alten FT Pro und TopPro-Optiken Bilder ermöglicht, von denen wir früher nur geträumt haben.
    Man kann mich/uns (Frau und Kinder haben mitgezogen) also als wahrscheinlich extrem „markentreu“ bezeichnen.
    Gleichwohl fühle ich mich mit OM DS nicht mehr wohl. Das liegt nicht an der Technik, sondern tatsächlich an der Präsentation und dem Umgang des neuen Unternehmens OM DS für und mit seinen Kunden. Was nützen mir eine auf englisch zu führende, völlig unpersönliche Anlaufstelle im Reklamationsfall? Was nützt mir das Durcheinander bei der Belieferung der Vorbesteller der OM 1 und das Hin- und Herschieben von Verantwortung? Was nützen mir versteckte Einschränkungen bei „CashBack-Aktionen“? Und wer sich den Sprung der Reperaturpauschalen von der EM 1 III zur OM 1 angesehen hat, der fragt sich auch, was da passiert ist bzw. wer da abgekocht wird. Ach ja, nicht zu vergessen das Chaos der Ersatzteilversorgung alter, ungeliebter (?) Kameras. Was nützen Objektiv-Neuentwicklungen, die m.E. am Kunden vorbeigehen (ja, ich werde mir wahrscheinlich dieses verdammte 90 mm Macro kaufen, aber mit tiefer Skepsis, weil für meine Bedürfnisse einfach zu lichtschwach)? Wo sind die Spitzenoptiken mit 2,0/2,8 Anfangsöffnung? Olympus konnte das…
    OM DS muß dringend begreifen, dass Kundenbetreuung, Service genauso wichtig sind, wie die Technik. Diese Bindung stellten früher die Usertreffen sicher, wo knowhow vermittelt wurde und die Technik ausprobiert werden konnte (ich bin damals mit Deiner EM 1 durch Ballenstedt gepirscht und habe sie anschließend gekauft, weil begeistert).
    Olympus Fotografen waren immer etwas Besonderes, manchmal belächelt, manchmal bewundert (wenn dann das Foto aus der „Knipse“ besser aussah als aus dem NiCan-Klotz) und manchmal schlicht nicht wahrgenommen. Ich habe mich in dieser Nische mit einem Hersteller, dem ich mich – wie auch meinem Händler (trotz online) – persönlich verbunden fühlte, immer wohlgefühlt.
    Ich wünsche mir, dass das so bleibt. Das mal in Richtung Hamburg, Nils, Ihr lest hier ja mit!
    Viele Grüße
    Hans-Joachim Engell
    (für Hamburg: wir haben das HOT ausgerichtet)

  9. Werner Beikircher sagte es schon: Man fühlt sich mit OMDS nicht mehr wohl. Als ich prophylaktisch auf die Suche nach Alternativen ging, stieß ich auf eine Sony KB-Kamera mit 61 MP, die wohl mindestens so rauscht wie unsere MFT-Sensoren und furchtbar langsam ist, bei markantem Preis. Dann schaute ich mir Videos an und erschrak wegen der Farben: Hautfarben mit Gelbgrün-Stich, Wälder im Schatten in Blaugrün wie im Kinofilm. Um zwei Blenden abgedunkelte Ecken. Bei Pressebildern von Canon-Fotografen sticht das Blau heraus, als ob es nur einen Blauton gäbe, FDJ-Blau. Die Farben der Olys sind natürlich und nicht auf Effekt getrimmt wie bei den 35mm-Kameras. Hautfarben sind ein Traum. Ein Vorteil, der nirgends kommuniziert wird. Zumal niemand einen Menschen sehen will, der mit einem 61-MP-Sensor aufgenommen wurde und wegen der brutalen Schärfe wie ein Pelztier aussieht.
    Ich veröffentliche auf meiner Abo-Seite jährlich um die 3000 Fotos von sehr teuren Modelleisenbahnen im Maßstab 1:32. Die wären mit KB-Kameras rein technisch gar nicht möglich, weil man viel zu wenig Tiefenschärfe hat und mit den Objektivmonstern nicht nahe genug herankommt. Ich mache zum Beispiel Innenaufnahmen der Führerstände mit dem 8-mm-Fischauge und lasse sie in der Kamera oder Photoshop entzerren. Mit anderen Systemen unmöglich. Makroaufnahmen werden mit Blende 8 bis 11 und auch Focus-Stacking bei Motiven schräg und tief auf dem Fototisch perfekt (wenn die hellen Unschärfen nicht Lichthöfe erzeugen würden). Focus Stacking spart mir eine Menge Zeit, weil das zusammengesetzte Foto in 3 Sekunden fertig ist. „Profis“ fotografieren da mit Blende 32 und erhalten matschige Fotos, die in keiner Weise die MFT-Qualität erreichen.
    Die Zugverfolgung funktionierte schon mit der X fast perfekt. Nur wenn man die Brennweite während der Serie verändert, braucht es leider drei Bilder, bis der Fokus wieder sitzt. Ich habe aber auch schon 91 Bilder von einem auf mich zukommenden Zug mit der OM-1 aufgenommen, jedes perfekt scharf trotz Pflanzen im Vordergrund. Züge fotografiere ich mit Blende 4,5 bis 5,6 und ISO 200 oder 400. Der KB-Nutzer muss auf Blende 8 bis 11 gehen und die ISO hochschrauben. Das Ergebnis ist gleichwertig und meine dafür benutzte Ausrüstung hat keine 7.000 € gekostet.
    Es ist für einen halbwegs geübten Nutzer mit fotografischem Blick kein Problem, spektakuläre Landschaftsfotos in Island, in der Wüste oder in skandinavischen Wäldern zu machen. Solche immer ähnlichen Vorbilder und Influenzier sind langweilig. Und nicht jeder interessiert sich für Vogel-Fotos. Da beschießt OMDS unnötig eine Zielgruppe, die keine Nachhilfe mehr braucht. Aber Makro wäre ein Thema, dafür hätte ich neben der schwachen 30-mm-Scherbe (das 60er ist hervorragend) gern was Besseres oder gar ein Endoskop. Mondfotos mit dem 300er und 1,4er-Konverter freihändig wären auch ein Thema.
    Wir haben die immer noch schnellsten und vielseitigsten spiegellosen Kameras der Welt zu vernünftigen Preisen und mit natürlichen Farben. Und da fällt OMDS nichts ein, um uns bei Laune zu halten? Ein Trauerspiel.

  10. Hallo Reinhard,
    bei all den berechtigten Diskussion zur Ausrichtung der Fa. OMDS frage ich mich immer wieder, sind die aktuellen Gegenbenheiten im DACH-Raum bei den maßgeblichen Personen in Tokio bekannt?

    Wenn dem so wäre, besteht m. E. kaum Hoffnung auf Besserung in nächster Zukunft.
    Liegen die Probleme aber nur in HH und/oder London auf dem Tisch und Tokio wird außen vorgehalten, besteht vielleicht doch noch die Hoffung dass die Missstände nach Tokio durchdringen und man dort reagiert.

    Wie ist deine Sicht?

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