Wenn ich ein Buch über eine Kamera schreibe, mache ich mich immer erst dran, das komplette Menü durchzuforsten. Jede einzelne Menüoption aufrufen, ausprobieren, herausfinden, warum ein Menüpunkt ausgegraut ist, Geschwindigkeiten testen, Nickeligkeiten, die ich an anderen Kameras gesehen habe, überprüfen. Da ich das immer anhand eines Vorgängerbuches mache, stelle ich immer wieder fest, was sich da so unauffällig unter der Haube getan hat. So ist damals die berüchtigte E-M10III-Liste zustande gekommen. Die Liste der OM-5 ist diesmal kürzer, die Gene der E-M1III sind doch ziemlich dominant.
Hier also zuerst mal die Dinge, die mir fehlen:
- Das 80MP-JPG beim HighRes gibt’s nicht in der Kamera. Das muss man aus dem RAW am PC entwickeln.
- Das Niveau der Bildstabilisierung kann man nicht mehr einstellen.
- Keine Vorhörmöglichkeit. Kein Kopfhöreranschluss…. Das nervt vor allem, wenn man einen PCM-Recorder anschließt. Dessen Kopfhöreranschluss ist nämlich dann belegt, so dass man seine Vorhöre dort auch nicht anschließen kann. Abhilfe: getrennten Ton. Ist sowieso besser.
- Die Funktion „Bild aus Video“ ist wieder entfallen. War manchmal praktisch, wenn man schnell ein Standbild aus einem Video gebraucht hat.
- Die Anwendermodi kann man nicht mehr aufs Wahlrad legen – man muss im Menü umschalten. Das war bekannt, ist aber trotzdem etwas lästig.
- Bei ProCap L kann die Bildwiederholrate nicht eingestellt werden. Man schießt automatisch mit 10fps. Der Grund dafür ist mir schleierhaft. Bei ProCapH kann man das nämlich einstellen.
- Die Selbstporträthilfe mit der Schaltfläche und der Auslöseverzögerung ist verschwunden. Das Ding macht noch Spiegelbild. Das war’s. Ich habe die Auslöseverzögerung und die Schaltfläche oft gebraucht. Schade. Ist ein Erbe aus der OM-1, die das auch nicht mehr hat.
- Kein Capture. 🙁 Die E-M5II hatte das noch. Aber vielleicht hat man das gestrichen, weil man noch E-M1III verkaufen wollte.
- Der Verschluss ist der langsamste, den ich seit Jahren bei Olympus/OMDS gesehen habe. Schon bei 1/320s hat man deutliche Abschattungen beim Blitzen. (Bei der OM-1 konnte man bei 1/400s noch blitzen.) Dafür klingt er gut.
- Keine Möglichkeit, den Prozessor dem PC für Om Workspace zur Verfügung zu stellen. OK, habe ich nur zum Testen verwendet.
Und hier nun die Dinge, die mich gefreut haben:
- Bei den Intervallaufnahmen gibt es jetzt die Zeitpriorität und die Belichtungsoptimierung aus der OM-1. Das ist ziemlich geil, weil die Abstände jetzt wirklich exakt eingestellt werden können.
- Die ISO für das Video geht jetzt bis 6400. Ich brauch’s zwar nicht, finde ich aber gut.
- Der Pre-MF im Videomodus ist jetzt richtig gut einsetzbar. Das bedeutet, man kann mitten im Video auf die Taste drücken und der Fokus wird auf einen vorher eingestellten Punkt gesetzt. Sehr fein.
- Die OM-5 hat noch die genau konfigurierbare LV-Erweiterung! Ich hatte schon Bammel, dass die Methode der OM-1 mit NightLV und S-OVF um sich greift.
- In der Bilderschau wird mittlerweile auch der CWB-Wert angezeigt. Also nicht nur „CWB“ sondern auch der Kelvinwert.
- Es gibt keinen Parameter „Bildfolge“ mehr. Endlich. Der war komplett überflüssig.
- Die OM-5 – JPGs haben auch im Bemerkungsfeld nicht mehr OLYMPUS CAMERA drinstehen. Sehr erholsam.
- Der MF-Assistent hat jetzt die Fokusanzeige. Also die Anzeige, wo man sich im Fokus gerade befindet, ob kurz vor unendlich oder im Nahbereich. Gerade bei schwierigen Motiven echt ne Hilfe.
- PreMF funktioniert jetzt auch mit FT-Objektiven! Goil!
Ja, die E-M1III, die es ja gerade zum gleichen Preis gibt, hat ein paar Vorteile. Neben den Offensichtlichen. Aber die OM-5 kann auch ein paar Sachen. Gerade für Video sehe ich die Kamera gerade ziemlich vorne dran. Sie hat noch den Zoomrahmen, den die OM-1 nicht mehr kann, dafür Hochkantvideo, USB-Webcam und den coolen PreMF. (Ja, natürlich. spezialisierte Videokameras können da mehr. Aber die OM-5 hat Phasen-AF.)
Also: für ne Mittelklasse-Kamera eigentlich ne gute Sache. Ob E-M1III oder OM-5 – ist echt schwierig und kommt auf das eigene Anforderungsprofil an. Außerdem gibt’s die OM-5 in silbern, die E-M1III nicht. Hübscher ist die OM-5….
Ich persönlich finde eine silberne OM-5 mit ein paar kleinen, silbernen Objektiven auch sehr hübsch, der schlechtere Handgriff stört mich dann nicht so sehr.
Vermutung: da die OM-5 jetzt sicher ein paar Jahre „aushalten“ muss, gibt es vielleicht in der Zukunft ein paar FW Upgrades, die es dann für die 1M3 nicht mehr geben wird…
Vielen Dank für die sorgfältige Aufstellung und den Vergleich mit anderen Modellen. Sehr hilfreich.
Dabei musste ich schmunzeln :
„Schade. Ist ein Erbe aus der OM-1, die das auch nicht mehr hat.“
Wie kann etwas vererben, was man nicht hat? Das hätte mein Vater wissen müssen, dann wäre ich reich…
Man kann Vermögen, nichts oder Schulden vererben, alles ist möglich!
Schade nur, dass da OM System drauf steht… Da warte ich lieber, bis es die OM-5 II mit der Technik der aktuellen OM-1 gibt und bleibe bei meiner silbernen M5 Mk III 😉
P.S.: Die Schachteln waren auch schon mal schöner.
Ach komm – das ist ne Recycling-Verpackung. Das ist doch echt OK. Klar, die Hasselblad Lunar ist im Holzkasten mit Samtpolsterung gekommen. Hat dafür aber auch 20k Euro gekostet.