Seit 14 Jahren engagiere ich mehr oder weniger professionelle Models. Ich habe sie in einem Gratis-Kleinanzeigenblättchen gefunden, auf der Straße, im Bekanntenkreis, auf Plattformen wie „Stylished“ und „Model-Kartei“ und bei professionellen Agenturen.
Derzeit suche ich mir meine Models bei „Jobwrk“ raus. Dort stellt man als Auftraggeber einen Auftrag ein, Ort, Datum, welchen Typ braucht man, was zahlt man, wer ist man überhaupt, der Auftrag wird geprüft und wenn die Sache plausibel klingt, auch freigeschaltet. Da geht’s nicht nur um Models, sondern auch Promo-Jobs und Filmrollen. Enthält der Job Nacktheit, kriegt man den Job mit freundlichen Grüßen zurück.
Sobald der Job Online ist, kriegt man dann Links auf Sedcards (Nicht Setcards! Die heißen Sed-Karten nach dem Erfinder Sebastian Sed von der Agentur Parker-Sed. Eigentlich sind das nur Karteikarten mit wenigen Bildern und den Modelmaßen. Das was man da verlinkt bekommt, ist eigentlich ein „Book“. Physikalisch ist das ein Ordner mit Klarsichthüllen in A4 mit etwa 20 hochwertigen Fotos. Aber digital ist das halt eine Seite mit Maßen, Selbstdarstellung, Anschreiben und einem Eimer Fotos. Und wird im deutschen Sprachraum als Sedcard oder auch, ganz cool, als „SC“ bezeichnet.)
Wenn der Job gut ist, können das auch 30 oder 50 Bewerbungen sein, durch die man sich dann durchkämpft und entweder selbst oder den Kunden raussuchen lässt, wen man gerne hätte. Dem Rest sollte man dann höflich absagen. Das ist Arbeit und viele machen sich nicht die Mühe, aber man muss sich ja nicht auf deren Niveau herablassen.
Klar, viele Models liefern nur ein Standardanschreiben, das sie per Copy and Paste reinhauen und in Wirklichkeit gar nicht gelesen haben, um was es bei dem Job geht und auch eine fixe Honorarvorstellung als verhandelbar sehen – im Zweifel über Fahrtkostenzuschüsse. Aber die muss man halt aussortieren.
Derzeit ist Jobwrk mit weitem Abstand die fotografenfreundlichste Möglichkeit, an gute Models zu kommen. Ich habe da bisher eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht. Solange man nur weiß, was man will, hat man keine Probleme. Ich habe mich im Frühjahr mal länger mit dem Chef von Jobwrk, Herrn Niederwipper, unterhalten. Als Journalist hatte ich natürlich erst mal recherchiert und bin da auf ein Netzwerk gestoßen, das bei mir ein paar Fragen aufwarf.
Herr Niederwipper war am Telefon erstmal ausgesprochen reserviert – er wolle sich eigentlich nicht in die Karten kucken lassen. Man habe mit der Plattform einiges vor, habe ein kleines, aber engagiertes Team und wachse organisch. Mittlerweile sind sie vom Hinterhof an die Friedrichstraße umgezogen – Glas und Stahl. Macht mehr her.
Jobwrk ist für die Auftraggeber – aka Fotografen – kostenlos, die Schaupieler/Models bezahlen. Früher waren es 30 Euro pro Jahr, jetzt sind es für die Premium-Mitglieder 6,99 pro Monat. Für Jobs, in denen es nichts zu verdienen gibt, also TFP-Zeug, reicht auch eine Free-Mitgliedschaft zum Bewerben.
Im Unterschied zur Model-Kartei oder Stylish, wo man jederzeit alle SC der Modelle stalken kann, kriegt man bei Jobwrk tatsächlich nur die SCs zu sehen, die sich auf den eigenen Job bewerben. Das ist auch das Vorgehen von professionellen Agenturen. Man liefert seinen Job – und kriegt ne Auswahl vorgelegt. Keine vernünftige Agentur stellt alle ihre Models mit allen Daten ins Netz.
Die Konkurrenz von Jobwrk ist „Stagepool“, die aber den Fokus eher auf Schauspielern haben. Allerdings deutlich größer sind.
Sie haben den Anmeldeprozess für Models und Schauspieler aufwendiger gemacht, damit die Profile besser werden – die entsprechende Entwicklung habe ich im letzten Jahr mitbekommen. Sie sehen über jedes Profil drüber und korrigieren teilweise sogar Rechtschreibfehler.
Klar, diese „Bevormundung“ mag nicht jeder. Die Philosophie ist „Man muss auch mal jemanden vor den Kopf stoßen können.“ Der Lohn ist eine hohe Weiterempfehlungsquote. Durch das System gibt es keine Karteileichen, durch die man sich in anderen Portalen erst durchkämpfen muss.
Insgesamt war das Gespräch ne gute Stunde lang, aber viel davon kann ich hier nicht erzählen, weil es um Interna ging, um Pläne, um projektierte Funktionen. Dinge, die brauchen, bis sie sauber umgesetzt sind, Ideen, die die Konkurrenz nichts angehen. Und die ich deshalb hier auch nicht ausplaudere.
Wenn ich einen Job einstelle, bekomme ich genügend brauchbare Bewerbungen, so dass ich eine gute Auswahl habe und meinen Job machen kann. Ich muss mich nicht durch hunderte dumme Profile kämpfen, von denen die Hälfte nicht antwortet oder bekomme gar keine Bewerbungen, weil – wie mittlerweile in der MK – viele nur noch auf ihre Insta-Profile verlinken und sich für Jobs in der MK gar nicht mehr interessieren.
Für Models ist die Vorauswahl der Auftraggeber prima, die Anzahl an „merkwürdigen“ Angeboten ist dadurch exakt Null – was auf der MK oder auch auf Facebook völlig anders ist.
Also: wer für ein Projekt ein Model sucht: Account auf Jobwrk als Auftraggeber ist gratis. Job einstellen. Antworten abwarten.
Und wer wissen will, wie man mit Models umgeht – Seminar in Rocksdorf buchen. (SCNR)
Die Models hier – Ksenia, Carina und Yasemin, habe ich alle über JobWrk gefunden.