Gerade bin ich über einen Post eines OM-System-Ambassadors gestolpert, der dort Gewitterfotografie mit ProCapture promotet.
Er zeigt dazu ein Bild, das 2019 auf einer USA-Reise entstanden ist. Voller Stolz präsentiert er auf seiner Website auch Making Ofs, wo eine Handvoll Fotografen um eine Handvoll Stative auf freiem Feld rumstehen und dem Wettergeschehen zukucken und knipsen.
OK, rein vom technischen Standpunkt kann man das natürlich machen, den Finger auf dem Auslöser lassen, bis der Blitz kommt. Und natürlich jede Minute den Finger runternehmen, weil ProCapture halt nur eine Minute läuft. Sein Foto ist natürlich spektakulär. Eine weite Wiese und im Hintergrund ein kleiner Blitz am Horizont. Kein Einschlag. Einschlag kann ja jeder.
Was mich zu diesem Post veranlasst, ist der unglaubliche Leichtsinn dieser „Stormchaser“. Wenn Sie ihre eigene Haut für ein paar mittelmäßige Bildchen riskieren, ist das ja deren Ding, und es kommen in Amerika jedes Jahr Leute beim Sturmjagen ums Leben.
Wenn man aber solche Sachen promotet – noch dazu mit finanzieller Unterstützung eines Kameraherstellers, dann finde ich das grenzwertig.
Bis zu 20 Kilometer von einer Gewitterzelle entfernt, kann der Blitz „aus heiterem Himmel“ einschlagen. Wer sich mal die Mühe macht, unter lightningmaps.org eine Gewitterzelle zu beobachten, sieht, dass da oft völlig unerwartet Blitze einschlagen. Es empfiehlt sich nicht, in der Nähe eines Gewitters mit einem Stativ auf ner Wiese rumzustehen. Das ist eine SCHEISS-IDEE. „In der Nähe“ bedeutet dabei, 20km Abstand. Der Horizont im Flachland ist 5km entfernt.
Wenn ich Gewitter fotografiere suche ich mir Orte aus, an die ich mit dem Auto komme, erhöht mit möglichst weiter Sicht. Auto hinstellen: Tür auf (Schiebetür im Bus ist ganz prima) Stativ direkt vor die Tür stellen, Kamera drauf, einrichten, am besten zwei Kameras. Eines mit Tele auf markante Punkte der Umgebung, zum Beispiel auf Sendemasten:
Und eines mit Weitwinkel um vielleicht auch ein bisschen dramatisches Wetter einzufangen:
Die Stative sollten durch das Auto Windschutz bekommen. Man selbst sitzt im Fahrzeug und beobachtet Wetter, Horizont und die beiden Kameras/Stative.
Die Knipsen stehen auf LiveComposite, wenn das Wetter weit entfernt ist, auf f/5,6, wenn es näher kommt, f/8. Natürlich MF beim Sendemasten auf den Sendemasten fokussiert, ansonsten auf unendlich. ISO 200.
Weißabgleich ist egal, da Blitze Gasentladungen sind und kein kontinuierliches Spektrum haben. Wie man’s macht, ist es verkehrt.
RAW ist natürlich Pflicht. Wenn der Regen das Fahrzeug erreicht, ist es höchste Zeit einzupacken, bei Wind ist es die gleiche Nummer.
Das Stativ innerhalb des Fahrzeugs aufzustellen ist eigentlich eine super Idee, aber dann sollte das schon ein massives Gerät sein, Typ M113 oder dergleichen. Die normalen Autos wackeln nämlich, wenn sich die Insassen oder die Luft außen bewegen. Das ist ein bisschen doof bei LC.
Nehmt Gewitter ernst. Die Wahrscheinlichkeit, vom Blitz erschlagen zu werden ist zwar gering – in Deutschland in neun Jahren „nur“ zehn Tote und 400 Verletzte. Aber die Wahrscheinlichkeit steigt rapide an, wenn man sich bei Gewitter draußen aufhält. Näheres hier.
Das Verhalten bei Gewitter ist: weg von Bäumen, in der Freifläche NICHT hinlegen, sondern hinhocken. Die Stative nicht neben sich stellen, sondern sehr weit weg. Außen um einen Blitzeinschlag herum entsteht eine „Schrittspannung“ im Boden, die einen umwerfen und im Extremfall töten kann . Beine zusammenhalten. Nicht in Pfützen stehen. Besser ist immer: rechtzeitig stabilen Schutz suchen. Nicht alles, was Regenschutz bietet, bietet Schutz vor Gewitter.
Passt auf euch auf.
Und glaubt nicht den Tipps, die manche bezahlte Influencer von sich geben.
Hallo Reinhard,
es ist schön, daß du in anderen Foren mitliest. Weniger schön empfinde ich dieses stetige bashing. Das könntest du doch auch anders schreiben. Es wäre bestimmt ein Gewinn für deinen Blog. Ich habe keine Ahnung, was zwischen dir und dem Rest der Olympus-Welt vorgefallen ist, aber diese Häme, auch stark im Folyfos vertreten, finde ich sehr unangenehm. Warum stellst du dich nicht dort der Diskussion, wo die fragwürdigen Beiträge entstehen?
Gruß,
Stefan
P.S. ja, ich habe Karten für XXX Vortrag „YYY“ in Freiburg und ich freue mich darauf. Genauso wie auf den Vortrag zwei Tage zuvor von XXX, dem ich schon Jahrzehnte begeistert folge und auch auf den Vortrag von XXX, Profi Mountainbiker und Extremsportler. Sein Vortrag hat garantiert auch nicht die einfachsten Radl-Bilder. Wir sind alle in einem Alter, wo wir nach gesundem Menschenverstand handeln und tun, was wir für richtig und für uns machbar halten. Wer läßt sich da von einem Influencer beeinflussen. Und bist nicht auch du ein Influencer?
Hallo Stefan,. Hast Du auch Argumente? Habe ich irgendetwas Falsches geschrieben? Ich habe niemanden mit Namen genannt. Und ich habe die Namen aus Deinem Post entfernt.
Bezahlte Influencer jubeln über den Kram eines Herstellers, auch wenn er den letzten Mist verkauft und werden, sobald ein anderer Hersteller mehr zahlt, den anderen Hersteller bejubeln. Ich habe genug von der Sorte persönlich kennengelernt. Keiner von denen hatte ernsthaft ne Ahnung von Fotografie, alle waren moralisch höchst flexibel.
Ich bin kein bezahlter Influencer.
Ich habe wirklich gute Fotografen kennengelernt. Keiner von denen lässt sich so weit unter die Grasnarbe herab, für einen Hersteller den dauernden Applausonkel zu machen. Selbst als ich für Olympus noch das oly-forum moderiert habe, kam bei denen nie jemand auf die Idee, mir die „Ambassador“-Würde anzutragen. Obwohl ich Leuten, die „Botschafter“ wurden, das Fotografieren beigebracht habe. Ich war immer zu „unzuverlässig“. Ich bin auf offiziellen mFT-Events mit FT-Gear rumgelaufen – ganz böse.
Warum ich mich nicht in einem anderen Forum beteilige? Weil der Erkenntnisgewinn dort exakt Null ist. Zeitverschwendung. Im Übrigen habe ich nicht auf den Beitrag in einem anderen Forum reagiert, sondern auf den Beitrag eines Influencers auf seiner Homepage. Und auf dessen Homepage gibt es keine Kommentarmöglichkeit. Warum wohl.
Mein Ton? Unpassend? Tut mir nicht leid. Wenn jemand ein lebensgefährliches Verhalten als explizites Vorbild zum Nachmachen hinstellt, gibt es keinen Ton, der scharf genug ist. Selbst die dümmsten YouTuber schreiben an ihre Videos ran „Macht das nicht zuhause!“ Wenn das Ganze auch noch mit finanzieller Unterstützung durch den Hersteller passiert, dann ist der Artikel eigentlich noch viel zu zahm.
Du solltest das vielleicht noch erklären für die Nicht-Physiker:
„erhöht mit möglichst weiter Sicht“ ist bei Gewitter grundsätzlich KEINE so gute Idee…
Aber „Man selbst sitzt im Fahrzeug und beobachtet Wetter, Horizont und die beiden Kameras/Stative.“
Da kommt nämlich Herr Faraday ins Spiel: Das Auto bildet den nach Herrn Faraday benannten Käfig und schützt vor den Blitzen (solange mensch wirklich komplett IM Auto ist).
https://de.wikipedia.org/wiki/Faradayscher_Käfig
Aber Achtung: je mehr die Autos aus GFK oder anderen Kunststoffen sind, desto geringer wird die Abschirmwirkung!
Nachtrag:
Sollte der Blitz tatsächlich in das Auto einschlagen, IN dem ihr nur mit dem Schrecken davon gekommen seid, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ihr trotzdem nicht mehr wegfahren könnt:
Oft überlebt die Elektronik den Blitz nicht. Hin und wieder brennen die Reifen durch und sind dann platt. Es ist auch vorgekommen, dass ein Blitz wie ein Schweißbrenner ein Loch ins Autodach gebrannt hat.
Wenn ihr also, wie Reinhard schreibt, „erhöht mit möglichst weiter Sicht“ Position bezieht sucht euch bitte eine Stelle, wo in der Nähe etwas noch höheres ist, das den Blitz ableiten könnte. Also ein Gebäude, ein Mast, eine Baumgruppe, stellt euch auf einen Parkplatz unterhalb des Gipfels, etc…
Better safe than sorry!
Ich kann mich wegen der Fakten doch auf Dich verlassen, da brauch ich das nicht selber erklären…. Das mit dem „möglichst weiter, guter Sicht“ hat den Hintergrund, dass man eben auch vom Wettergeschehen weiter entfernt ist. Der Einschlag im Sender Dillberg ist aus 12km Entfernung aufgenommen – übrigens einer dieser „Einzelgänger“, die 10km von der Zelle entfernt eingeschlagen sind. Der Einschlag im Gebirge aus etwa 30km. Und ja. GANZ im Auto sitzen.
Die vielen Einschläge hinter den Häusern sind in der Ebene aufgenommen worden, da war das Feuerwerk kaum drei Kilometer weg. Das ist eines der wenigen Fotos, die von innerhalb des Womos aufgenommen wurden. Fenster gerade so weit ausgestellt, dass die Kamera drunter durchkucken konnte. Bei WoMos übrigens aufpasssen: Die Alten hatten eine Alubeplankung. Die sind sicher. Die neueren haben reine GFK-Schalen, die schützen eher gering. Umgebaute Kastenwägen sind da besser.
Es ist aber auch in einem Plastikwohnmobil sicherer als auf freiem Feld oder im Zelt, weil man zwar kaum gegen einen direkten Treffer geschützt ist, aber wenigstens gegen die Auswirkungen des Spannungstrichters, der einen im Freiland im Umkreis von 50 Meter um einen Einschlag erwischt. Wenn man die Stützen runterkurbelt, hat man zusätzlich die Chance, dass einem bei einem „Direct Hit“ nicht die Reifen verbrutzeln. Metallgepäckträger am Dach mit Erdungsleitung sollen übrigens auch helfen.
Von wegen Blitz und Wahrscheinlichkeit: Meine 86-jährige Mutter stand im April diesen Jahres mit ihrem Vogelfuttereimerchen draußen an der Terassentür. In der Ferne grummelte es leicht. Plötzlich schlug ein Blitz in den Telefonmast an der Ecke ihres Grundstücks ein, keine 10 Meter entfernt, und schleuderte sie zu Boden. Zum Glück nichts weiter passiert – außer, dass bei allen anderen Häusern in der Straße die TK-Elektronik hinüber war.
Ja, das mit der Wahrscheinlichkeit…
Bei Unglücken (oder Krebs vom Rauchen, etc…) sagen die Leute „wird mich schon nicht treffen“ – und spielen trotzdem Lotto!
*lol*
Die Wahrscheinlichkeit, im Lotto den fetten Jackpot zu knacken, ist so ungefähr 1 zu 140 Millionen. Mit anderen Worten, man wählt zufällig irgendeinen beliebigen Russen aus und bekommt Wladimir Putin.
Wenn das nicht ein fettes OT ist, dann bin ich Hunter Biden.
Bitte zumindest so halbwegs beim Thema bleiben. Okay?
Wer noch eine größere Herausforderung sucht und auf der sicheren Seite zu Hause sein will: Man kann auch Sprites fotografieren.
Dazu braucht man ein Gewitter in ein paar 100 km Entfernung und klaren Himmel. Die Sprites schießen oben heraus und das Ganze hat was von Sternschnuppen Fotografie:
Kürzere Belichtungszeiten bei möglichst großer Lichtmenge die man sammelt und viele Bilder. Wenn man Glück hat, sind welche drauf. Video geht auch….
Siegfried
»Die Wahrscheinlichkeit, vom Blitz erschlagen zu werden ist zwar gering […]«
https://xkcd.com/795/
Der ist gut….
7.7.2017, in zwei Industriegebäude 2 Blitzeinschläge innerhalb weniger Sekunden.
Gebäude 1, 2/3 drittel der elektronischen Substanz verbrannt. In der Obersten Geschossdecke die 30 Zentimeter dick ist, durch den Blitz eine Faustgroße Öffnung geschlagen.
Auf 300 Quadratmeter, die Blitzableiter pulverisiert. 20 Meter tiefer, Spannungsüberschlag mit Verbrennungen für einen LKW Fahrer.
Gebäude 2 Ausfall der elektronischen Technik, Lang/Mittelfristig.
Auf dem Campus, 20KV, 6KV, 0,4 KV Schalter geöffnet. 40 Fahrstühle ohne Funktion.
8 Menschen durch den WB geborgen. 650 Internet, Telfon Haupt und Nebenstellen verbrannt, usw. Der Schaden ging in die Millionen, verteilt auf etlichen Quadratkilometer Gelände.
Trotz moderner Sicherheitstechnik.
Nur 2 Blitze.
HG
Wolfgang