Wer mich in den letzten zehn Jahren getroffen hat, fand mich meistens in der Umgebung eines Ducato-Wohnmobils. Zuerst ein ziemlich abgeranzter Alkoven-Bürstner, der hier auf dem Blog auch abgebildet wurde, der wurde dann, als etwas Geld übrig war, durch einen neuen Carado mit Rußpartikelfilter ersetzt, mit dem ich auch im Ruhrgebiet noch von der Autobahn runterfahren konnte. (Nachrüstung war bei dem alten Ducato nicht möglich.)

Warum eigentlich ein Wohnmobil? Simpel, ich war ziemlich viel mit der Fotografie unterwegs und brauchte ein Auto, in das auch eine komplette Filmausrüstung reinpasste. Also ein WoMo, mit 5,99m, die allerkleinste Klasse, diesmal keinen Alkoven mehr, weil ich sowieso meistens allein drin geschlafen habe. Dafür aber mit 120 Liter Tank. Da ich nicht vorhatte, das Auto zu verkaufen, habe ich dafür gesorgt, dass es technisch jederzeit in Schuss war. Und dann kam der 14.2. und ich wollte von Rocksdorf morgens zum Kunden fahren, Promofotos für ne Waschanlage machen. Ich hatte dem Kunden schon gesagt, das sei bei minus 16 Grad ne seltsame Idee, aber der Kunde ist König… Bei Minus 16 Grad und tiefstehender Sonne muss man die Scheibe innen schon gut polieren, sonst sieht man nichts. Also habe ich mich an den Straßenrand gestellt und das gemacht und da ist halt jemand hinten links reingeknallt, der der Meinung war, Scheiben putzen ist vergeudete Lebenszeit. Sein Seat ist erst an der Hinterachse zum Stehen gekommen. Man sieht’s dem WoMo nicht an, aber da steht ein Totalschaden. Da muss der halbe Aufbau ausgetauscht werden. Ersatzanschaffung derzeit illusorisch, der WoMo-Markt ist leergefegt.

Das hier ist es jetzt geworden. Ein Renault Trafic. (Baugleich mit dem Fiat Talento, dem Nissan NV300 und dem Opel Vivaro.) Der Bus hat Platz für achteinhalb Personen, das bedeutet, ich kann jetzt mit meinen Seminarteilnehmern endlich mit einem Auto zur Location fahren – und wir haben noch Platz im Kofferraum. Das ist nämlich die Langversion. Hat ein paar Vorteile gegenüber dem WoMo: man kommt in normale Parkplätze, man kommt in Parkhäuser, man kommt durch Tore und Unterführungen, man braucht 40% weniger Diesel und man braucht keine Angst vor Spurrinnen auf der Autobahn mehr zu haben.

Die hintere Sitzbank kann man umklappen, „wickeln“ und ausbauen, die mittlere Sitzbank nur ausbauen. Da sollte man aber zu zweit sein. Zu sechst hat man geschätzt 4 Kubikmeter Laderaum, das reicht für ziemlich viel, man kann sogar die 2,70er Pappen laden. Damit ich unterwegs drin pennen kann (kommt nicht mehr so häufig vor, aber kommt vor.) habe ich mir ein Klapp-Bettsystem aus ein paar Pappelsperrholzplatten gebaut. Mittlere Sitzbank ausbauen, hintere Sitzbank umklappen, Bett ausklappen, fertig. 2,10 x1.40.

Das komplette System – solange es nicht aufgebaut ist, nimmt das kaum Platz weg. Die rote Tasche enthält Unterlegkeile um das Auto am Standplatz in die Waage zu stellen. Klar, je nachdem, was man für ne Matratze mitnimmt, wird es natürlich etwas voluminöser.

Warum ich den Blechhaufen hier vorstelle? Als ich das Auto in Parchim beim Händler abgeholt habe (Achtung! Wenn ihr auch wollt, nehmt entweder den 145er oder 175er Motor und auf jeden Fall das Schaltgetriebe! Tipp vom Renault-Diagnosetechniker.) hat der mir gesagt, ich wäre schon der dritte Fotograf, der so nen Bus bei ihm gekauft hätte. Weil man alles reinbekäme und bei Bedarf auch mal ne Matratze reinknallen kann.

Das ist ein Handwerkerauto. Viel blankes Blech innendrin. Hartplastik. Der Fußboden zwar gepolstert, aber abwischbar. (Deswegen habe ich das Pappelsperrholz auch unten in den Kofferraum gelegt. Das gibt mehr Grip als der Boden drunter.) Aber die Technik ist zuverlässig, alles funktioniert wie es soll, Tempomat und Navi sind an Bord und für unter 30kEuro neu taugt die Kiste.

Und weil ich schon dabei war, habe ich die Herstellung und die ersten 100.000 Kilometer bei atmosfair kompensiert.

Ob ich dem Carado nachweine? Im Trafic kann ich nicht duschen. Ich werd’s überleben.

Übrigens: die Fotos des trafic stammen aus einer E-1. Ja. Richtig. DER E-1. Dazu mehr im nächsten Beitrag

13 Replies to “Fotografenmobil”

    1. Naja, ich durfte mal wieder mit nem Sanka fahren und im Karbolschuppen haben sie mich mit zehn Stichen wieder zusammengeflickt. Aber außer einem kosmetischen Schaden nichts Dauerhaftes.

      1. Gut zu hören…..
        Haben uns schon Sorgen gemacht 😉
        LG + bleibt alle gesund!
        P.S. Schon sehr gespannt auf den nächsten Artikel (E-1)!

  1. Dieser Moment, als du bei dem Wort „Spurrinnen“ an Gendersprache denkst und den Satz drei mal lesen musst, bis du es verstehst.

    🙂

    1. Der Spurr, die Spurrin, Mehrzahl Spurrinnen. Gender wäre SpurrInnen…. Oder so.
      Im Ernst – ich schleudere da oft auch in meinen Büchern, gerade wenn ich explizit nicht nur Fotografen sondern eben auch Fotografinnen ansprechen will. Oder wenn ich im gemischten Team arbeite und den Frauen im Team ihren sauer verdienten Anteil Anerkennung zukommen lassen will. So sehr ich Fan vom generischen Maskulinum bin – es gibt Situationen, da ist es von der Lebenswirklichkeit überholt worden. (Als ich aufs Gymnasium kam, gab’s in der ganzen Schule ein einziges Mädchen, das hatten sie in unsere Klasse gesteckt. Da kam man noch in die Zeitung, wenn man als Frau KfZ-Mechanikerin wurde….)

      1. Ich war nicht unbedingt ein Freund vom Gendern, da es eine Umgewöhnung war und Neues manchmal schwierig ist, weil man es seit 45 Jahren gewohnt ist. Aber die Zeiten und die Sprache ändert sich und auch mir tut es nicht weh. Also habe ich gelernt, mit Fotograf:Innen und Spur:Rinnen umzugehen und kann die Texte mittlerweile wieder flüssig lesen. War gar nicht so schlimm, wie man meinte.

        Aber die Spurrinnen im Text konnte mein Hirn nicht verarbeiten und ich hab echt drei Mal gebraucht um zu verstehen, das das eben kein Gendern ist. Musste schon ein wenig schmunzeln, wie schnell man sich daran gewöhnt.

  2. Servus,
    wollte mir gerade den Wohnmobil-Artikel ansehen.
    Habe vor ein paar Tagen am iPhone eine Firewall mit VPN installiert. VPN liegt in DE.
    Beim Aufruf des Artikels bekomme ich ein „sie wurden gesperrt“.
    Ist das beabsichtigt?
    Viele Grüße
    Reinhold

    1. Vermutlich. VPNs werden sehr gerne von Spammern und Hackern verwendet um Seiten anzugreifen. Auch TOR-Netzwerke, die eigentlich für die Freiheit der Information und zum Schutz von Systemkritikern gedacht sind, werden sehr gerne von Böslingen verwendet. Also werden die ausgesperrt. Sorry, Zwiebelfreunde, ich mag euch, aber ich kann mir keinen Systemkritiker vorstellen, dessen Besuch auf pen-and-tell über TOR stattfinden muss.

      1. Nur zur Info, der Eintrag ist
        – mit dem VPN der Telekom Connect-App zur Absicherung von öffentlichen Hotspots
        – dem Norton VPN aus dem Sicherheitspaket für IOS
        – und auch der Cisco AnyConnect-Software, die viele Firmen für das Homeoffice verwenden ohne Probleme erreichbar.

        Beste Grüße
        Frank

  3. „Und weil ich schon dabei war, habe ich die Herstellung und die ersten 100.000 Kilometer bei atmosfair kompensiert. “

    Wunderbar!
    Hab ich für meinen „Neuen“ auch gemacht.
    Wobei ich das nicht für den gesamten Lebenszyklus auf einmal, sondern Jahr für Jahr mache…
    lg, Martin

    1. Ich hatte gerade Geld am Konto (Schmerzensgeld für meine Beule) und auf die Tour habe ich nur einmal den Buchhaltungsaufwand. Ich bin faul.

  4. Schade um das schöne Wohnmobil.

    Der neue ist halt praktischer und bietet viel weise Werbefläche zum „Umgestalten“…

    LG Andreas

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