Facebook, Twitter, Instagram, Blogs, YouTube… Social Media eben. Was ist das Wesentliche daran? Im Prinzip ist es ein Medium, dessen Nutzung gratis ist – und zwar sowohl von Creator- als auch von Nutzerseite.
Wir reden hier jetzt nicht von Social Media als privatem Vernetzungsinstrument, sondern von Social Media als Mittel der Unternehmenskommunikation. Denn, o Wunder, da diese „Kanäle“ gratis sind, „bespielen“ Unternehmen diese Kanäle mit ihren Werbebotschaften.
Und genau das zeigt, dass diese Unternehmen Social Media falsch verstanden haben. Wer mal einen kurzen Überblick haben will, wie Social Media funktioniert, vor ein paar Wochen hat mal Thomas Panke, aka „Held der Steine“ eine Viertelstunde darüber referiert, wie Unternehmenskommunikation via Social Media geht – und wie nicht.
Thomas Panke ist simpler Spielzeughändler und hat es geschafft, nur mit dem Zeigen von Klemmbaustein-Sets auf YouTube eine Reichweite von 639.000 Abonnenten aufzubauen. Auf Instagram hat er nochmal 126.000. Und natürlich hat er auch eine Website, auf der alle SM-Kanäle schon auf der Homepage integriert sind.
Wer sich die 17:31 nicht ansehen will (was aber durchaus keine verschenkte Lebenszeit ist, wenn man sich für das Thema interessiert) hier das – für mich – wichtigste Fazit.
Social Media lebt davon, dass es „menschelt“. Ein Unternehmen, das auf SM erfolgreich ist, zeigt sich. Und versteckt sich nicht hinter Fassaden, Pressemitteilungen und Produkten, sondern es zeigt, wer da was macht, wie Produkte entstehen. Und wenn draußen Gerüchte umlaufen, dann reagiert man darauf. Wenn es Gerüchte sind, die man entkräften kann, dann zeigt man, warum das Unsinn ist – indem man einfach zeigt, wie es wirklich ist. Bei einer erfolgreichen Social Media-Strategie gibt es keine „Kulissen“ mehr, hinter die man blickt. (Zur Erinnerung, Kulissen sind die Dinger, die hinten hohl sind.) Sondern der Kunde hat jederzeit das Gefühl, bei seinem Unternehmen im Wohnzimmer zu sitzen. Teil des Unternehmens zu sein, die handelnden Personen persönlich zu kennen. Das sorgt für Kundenbindung.
Auch Fotografen, die auf SM erfolgreich sind, machen genau das. Sie teilen ihr Leben. Nur jeden Tag ein Bild hochladen mit einem schlauen Spruch – das hilft nur, wenn da möglichst viel nackte Haut drauf ist und sorgt zwar für Followerzahlen und vielleicht Influenceraufträge, aber nicht für echten Umsatz. Echter Umsatz sind echte Aufträge. Thomas Panke hat seinen YouTube-Kanal nicht gestartet, um YouTuber zu werden, sondern um Werbung für seinen Spielzeugladen zu machen. Also genau das, was auch das Ziel der großen Firmen ist. Den Umsatz in der Realwirtschaft zu steigern.
Interessanterweise hat Olympus dieses Prinzip schon vor fast 20 Jahren begriffen. Sie haben Nils Häussler abgestellt, um den Fotografen Olympus nahe zu bringen. Nils war das Gesicht von Olympus, die Social-Media-One-Man-Show. Eine Zeitlang war noch Eric Scheuermann von Scheuermann-pr dabei und wer die beiden je live erlebt hat, konnte nicht anders, als Olympus-Fan zu werden, einfach weil es unglaublichen Spaß machte, mit den beiden unterwegs zu sein.
Von diesem „Duo infernale“ zehrt Olympus heute noch. Leider wurde Nils „aus Kostengründen“ immer weiter von den Usertreffen abgezogen, er durfte immer weniger der Unternehmenskultur nach draußen tragen und schließlich gab er nur noch inhaltsleere Werbetexte von sich. Als ich ihn kennenlernte, lief er mit einer E-3 und 12-60 rum und fotografierte selbst – mit den Jahren wurden die Kameras immer kleiner und zum Schluss war es nur noch das IPhone, das ich bei ihm in Betrieb sah.
Aber wie sagt Thomas Panke: Entweder man macht das mit den SMs richtig, oder lässt es ganz bleiben. Wer will Werbesprüche, wenn er Familienanschluss haben kann?
Es gehört zum Mensch sein dazu, dass man mal nicht weiter weiß. Dass man Fehler macht. Dass man sich tierisch über einen Erfolg freut. Dass man ein Gesicht hat. Das auch mal müde aussieht.
Womit wir wieder bei den Kulissen sind. Eine Kulisse kann man einreißen und zeigen, dass dahinter nichts ist. Wenn man aber keine Kulisse aufbaut, sondern durch und durch solide ist, dann kann das niemand einreißen. Und so ein solides Bauwerk kann man auch zeigen. Von außen. Von innen. Von allen Seiten. Und man kann dann auch Räume zusperren und sagen „Das, was da drin ist, darf ich Dir nicht zeigen. Nicht, weil das da drin heiße Luft ist, sondern weil das, was da drin ist, echt Hot Stuff ist und Dich (noch) nichts angeht.“ Familienanschluss bedeutet nicht, dass man alle Besucher gleich ins Schlafzimmer führt.
Ich bin ein klassischer Mitleser. Ich sauge einfach nur Informationen, egal ob mir die verwendete Wortwahl oder das Ergebnis inhaltlich gefällt. Aber dieser Artikel ist aus meiner Sicht ein absolutes Highlight. Sprachlich, inhaltlich, zeitlich. Ja, Du bist ein richtiger Journalist. Danke!
Komentarlos! Nur aufmeksam lesen und verinnerlichen!
Danke Reinhard, für Deinen Job!
Jan
Nächtelang über grüne Pixel diskutiert, nachgedacht was eine Kamera können muss, damit der Spiegel ins Badezimmer verbannt werden kann (und das schon in den frühen 2000-ern!).
Viel Spaß beim Kommentieren der Bilder unserer Wettbewerbe. Nils und Eric, das war Olympus zum Angreifen. Hautnah, und auch wenn sie einen ganzen Abend nichts sagen durften, E-egal, es war trotzdem informativ und man konnte zwischen den Zeilen genug finden um sich auf das was bald kommt zu freuen.
Ich war auf vielen Usertreffen und habe auch welche selbst organisiert. Das war wie Familientreffen, intensiv, durch alle Höhen und Tiefen des Forums und der Community. Mehr social kann ein Medium nicht werden.
Neue Besen kehren gut, manchmal aber auch zu viel.
Genau diese familiäre Atmo (unter den Fotografen wie zu einzelnen Leuten vom Unternehmen) war das, was mich 2009 nach einem Ausflug ins Canon-Lager wieder zurück zu Olmypus geholt hat. Und bis heute gehalten. Momentan verliert die Marke unter OMDS für mich gerade erschreckend schnell an Glanz. Es ist ein wenig wie damals das Verramschen von Grundig, Telefunken, Nordmende, Saba etc. an ferne Billigproduzenten. Ich hoffe, dass OMDS sehr bald viel mehr als nur Lippenbekenntnisse liefert.
Was SM angeht, habe ich ein ähnliches Prob wie du. Nur, dass ich für Unternehmen tatsächlich Lösungen für diese Plattformen entwickeln muss.