Es ist mal wieder so weit. Olympus will innerhalb der nächsten zehn Monate die Kamerasparte aufgeben. Angeblich. Irgendeiner hat da Gerüchte gehört. Und manche sagen, wenn’s da ein Gerücht gibt, dann ist da sicher was dran.
Ja. Bullshit.
In der Branche laufen derzeit die Gerüchte rum, welcher Hersteller als erstes seine Kamerasparte zumacht. Schlicht, weil innerhalb der nächsten fünf Jahre die Stückzahlen um 80% einbrechen werden und dann kein Platz mehr für die große Anzahl Kamerahersteller sein wird.
Es gab in den letzten Monaten Übernahmeangebote in der Branche, es gab versteckte Hilferufe nach Kapital und einen verbissenen Kampf um KnowHow, gerade im spiegellosen Segment. Und in der Branche stehen die Streichkandidaten für die nächsten zwei Jahre auch schon fest.
Olympus ist nicht darunter.
Olympus macht derzeit mit der Kamerasparte Verlust, das liegt im Wesentlichen daran, dass Olympus den Standort China aufgelöst hat, was richtig, richtig Geld und Manpower gekostet hat. Das war notwendig und irgendwann muss man in den saueren Apfel beißen, also halt jetzt. Entsprechend ist, was in letzter Zeit auf den Markt gekommen ist, eher suboptimal. Die E-M10III, die E-PL9, E-PL10, E-M5III – alles jetzt keine legendären Knipsen und die E-M1X – treu und stabil, aber auch keine Revolution. Die Umsätze sind entsprechend.
Aber.
Ein kurzer Blick auf die Bilanz von Olympus lehrt: die Company kann vor Kraft kaum laufen. Die machen ihr Business mit Medizintechnik. Die Kamerasparte ist von Umsatz und Gewinn/Verlust her irrelevant. Warum wird die Sparte trotzdem nicht zugemacht? Olympus braucht die Stückzahlen, die ihnen die Kamerasparte bringt. Es geht um Sensoren, Speicher, Displays. Nur im Kameramarkt werden die Stückzahlen abgesetzt, die es Olympus erlauben, überhaupt Sensoren nach eigener Spec fertigen zu lassen. Sensoren, Prozessoren und Speicher werden nicht für 5000 Endoskope gebaut und geliefert – sondern für 100.000 Kameras. Wer nur ein paar Kartons schnelle Speicher haben will, der darf sich hinten anstellen und muss nehmen, was die Großen übrig lassen. Damit bricht für Olympus die Innovationsführerschaft weg.
Olympus hat nicht das Problem, dass sie mit der Kamerasparte Geld verdienen müssen. Olympus hat das Problem, dass sie Stückzahlen verkaufen müssen. Und wenn sie um einen Sensor zehn verschiedene Kameras drum rumbauen, ist das auch OK.
Ich bin ausgesprochen skeptisch, was die Marktansprache durch Olympus (und die anderen Hersteller) betrifft, weil ich jeden Tag sehe, wie man es besser machen kann. Aber dass Olympus die Kamerasparte einstellt?
Näää.
Update 24.1.2021
Mittlerweile wurde die Kamerasparte ausgegliedert – nicht eingestellt. Nicht nach zehn Monaten, sondern nach 14 Monaten. Und meine Argumente oben sind nach wie vor gültig. Denn natürlich gibt es Verträge zwischen Olympus und OMDS über die Zusammenarbeit auf Komponentenbasis. Mehr werde ich zu den Verträgen und den Hintergründen der Entscheidung nicht sagen um meine Quellen nicht zu gefährden.
wie war das mit den totgesagten? Die leben ja bekanntlich länger. Da verlasse ich mich einfach auf das alte Sprichwort und sch… auf Gerüchte.
Also Yasuo Takeuchi san,
sei so nett und bringe die PEN-F Mark 2 und die E-M1 Mark 3 auf den Markt.
Dann noch ein High-End-Flaggschiff als Technologieträger!
Die Treuen Kunden werden dir diese Kammeras dankend abkaufen.
In diesem Sinne:
Orinpasu wa eien ni ikiru
LG Andreas
Olympus – ja bitte!
Olympus ist der einzige Hersteller, dessen optische Systeme mich von außen und innen abgebildet haben. Kurz bevor ich in diesem Juli in der leichten Narkose versank, erkannte ich noch auf dem Koloskop meines Gastroenterologen den bekannten Schriftzug. So wurde ich mit einem Lächeln bewusstlos. 🙂
Dirk
Es gibt jetzt eine Stellungnahme von Olympus auf der Seite Photografix. Wenn es so ist, dass es bei Olympus um die Stückzahlen von Sensoren geht, dann wird auch klar, warum sie so lange brauchen, bis sie Kameras mit moderneren Sensoren auf den Markt bringen. Meines Erachtens hat MFT eine gute Zukunft, wenn weiter technische Innovationen und gute Kameras kommen. Die PEN-F und die EM!X zeigen, wie groß die Nutzungsbandbreite ist…..wenn in der nächsten Generation Sucher und Sensor noch etwas besser werden, die Haptik tendenziell so gut ist (nur kompakter) wie bei der EM1X bleibt das System hochattraktiv…..
Nachdem ich noch etwas im Netz nachgelesen habe, ist es vielleicht doch wahrscheinlich, dass Olympus an seiner Imaging-Sparte etwas ändert: So lange Sony für MFT keine besseren Sensoren baut, MFT zum Niveau der neueren Alphas bei Sensor, Sucher und Tracking-AF aufschließen kann, gibt es für Olympus – trotz aller Innovationskraft – keine Möglichkeit, mit neuen innovativen Produkten Marktanteile und Umsatz zurück zu erobern. Und in der Nische ist wenig Platz, seitdem Smartphones immer besser werden…
Je nach dem, was Du suchst, findet Du im Netz allerhand….. Zum Beispiel die Beschreibung eines 3D-Stacked-Sensors, den Olympus entwickelt hat…. 😉
Du bist auf dem falschen Dampfer. Olympus entwickelt selbst Sensoren. Und zwar ziemlich fortschrittliche Dinger…..
Die dunklen Wolken werden dunkler: Irgendetwas scheint mit der Imaging-Sparte bei Olympus zu passieren – Takeuchi sagt immerhin bei Bloomberg, dass etwas passieren wird und auch ein Verkauf möglich ist, toll dann sitze ich auf einer Objektiv- und Kamerasammlung, die rapide an Wert verlieren wird und die ausstirbt. Wenn es diese 3D-Sensoren gibt, dann frage ich mich, warum Oly nicht technisch voranschreitet…………
Man sollte bei dem Interview (https://www.bloomberg.com/news/articles/2019-11-19/olympus-job-cuts-may-come-as-push-into-medical-tech-intensifies) vorsichtig sein. Wer da was zu wem sagt. Und was der Journalist daraus macht. Bei Japanern ist der Wortlaut außerordentlich wichtig. Es kann sogar sein, dass Bloomberg ihn zu einer Äußerung befragt hat, die er im zitierten Wortlaut nicht gesagt hat – und er deshalb diese Äußerung dementiert hat.
Wie auch immer, die beiden Äußerungen haben den Aktienkurs von Olympus unter Druck gesetzt. Seit dem 11.11. ist er von 14,30 (höchster Stand der letzten 3 Jahre) auf 13,80 runter. Die Investoren beurteilen den möglichen Verkauf der Imaging-Sparte wohl eher negativ. Das sollte ein paar Leuten in USA zu denken geben…. 😉 Oder hier hat sich jemand verspekuliert und versucht seine Termingeschäfte zu retten….
Unabhängig davon gehe ich mal nicht davon aus, dass Olympus gerade eine neue Strategie veröffentlicht https://www.olympus-global.com/news/2019/nr01439.html um dann ein paar Tage später alles wieder über den Haufen zu werfen.
Hallo Reinhard,
du schreibst „Und in der Branche stehen die Streichkandidaten für die nächsten zwei Jahre auch schon fest. “ – da würde mich interessieren welche denn da im Zentrum der Spekulation stehen. Magst du das Erläutern ?
Ich sehe Probleme im spiegellosen KB-Segment, da kommt mit Nikon/Canon/Pansonic ein grosses Angebot auf den Markt, Zahl der Interessenten wird eher kleiner. Der Einstieg grad von Nikon/Canon kommt viel zu spät – wenn ich nicht schon 2015 zu Olympus gewechselt hätte würde ich heute Sony in Betracht ziehen, ist mit IBIS und Objektivangebot in ein recht gutes System, bei recht geringem Gewicht (Reiseset 12-24,24-105, 70-200).
Olympus hat mich die letzten Jahre etwas verschreckt , ‚Marktansprache‘ ging da an mir vorbei, veraltete Sensoren mit 16 MP, M1X- Ziegelstein, wo doch Portability in der Olmpus-DNA liegen soll, wie in Interviews gern genannt.
Sorry Andreas, ich disse hier keinen Kamerahersteller. Das wäre ne echt heiße Nummer…
Hi Reinhard,
sehe ich nicht als Dissen an – die Spekulation drängt sich beim aktuellem Kameramarkt einfach auf und wird im Netz diskutiert. Ich tippe auf Nikon und Pentax – bei Nikon sind Kameras das Kerngeschäft mit entsprechender Abhängigkeit, und Pentax steht beim Thema spiegellos abseits (die Q mit Winzsensor aussen vor gelassen). Wie Nikon sich so einfach Marktanteile von Sony hat abnehmen lassen ist ein Phänomen – zu erwarten dass der Kunde brav weiter DSLR’s kauft, nach einer eine D5677 eine minimal bessere D5678, oder spiegellose mit 1″ – Flop Management.
Ja, natürlich wird das im Netz diskutiert, wer überleben wird. Für Nutzer von Kameratechnik ist es natürlich sinnvoll, vorher zu wissen, wer den Bettel hinwirft, und wer nicht.
Aber wenn ich jetzt hier Hersteller nenne, deren baldiges Dahinscheiden in der Branche diskutiert wird, dann sind die zu Recht sauer. Ich würde das als Angestellter auch nicht mögen, wenn über meine Firma draußen „Gerüchte“ verbreitet werden. Schließlich kann sich sowas sehr schnell zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung auswachsen.
Und: Ich wünsche keinem Hersteller, dass er vom Markt geht. Ich fand es auch bei Samsung nicht toll, die hatten echt intelligente Ansätze und sehr brauchbare Optiken. Dass sich die Kameras nach Plaste anfühlten und die Koreaner dachten, die Knipsen würden sich im Gefolge der Smartphones von alleine verkaufen – naja, klassischer Marketingfail.