Das Beeindruckende an Soldatenfriedhöfen sind diese absurd langen Reihen an identischen Kreuzen. Und die Gewissheit, dass diese Unmengen Kreuze nur für einen Bruchteil der Soldaten stehen, die tatsächlich ums Leben gekommen sind. Kreuze sind – wer wüsste das besser als die Bayern – ein christliches Symbol. Nun gab’s aber gerade im ersten Weltkrieg viele, viele Juden auf beiden Seiten, die als Soldaten ums Leben gekommen sind. In der Gedenkstätte am Hartmannswillerkopf in den Vogesen hat man dem Rechnung getragen und drei „Altäre“ mit drei unterschiedlichen Symbolen gebaut. Für evangelische und katholische Christen – und für Juden.
Das geradeaus ist die Nische für die Katholiken, die beiden anderen sind genauso groß. Nun gab’s aber unter den Soldaten auch Atheisten. Zoroaster, Buddhisten, Agnostiker, Hindus. Alle sind mit einem Kreuz auf dem Grab versehen worden, weil es, wenn der Mensch tot ist, herzlich egal ist, woran er geglaubt hat, bevor er von einer Granate zerfetzt wurde. Außerdem konnte man ihn ja nicht mehr fragen, wie er’s denn nun mit der Religion halten würde.
Deswegen diese unüberschaubaren Kreuzreihen. Diese bedrückende Uniformität, diese Verneinung aller Individualität. Wie ein amerikanischer Musiker singt: „Man muss in der Armee gewesen sein, um zu erfahren, dass es ein Verbrechen ist, auf sich aufzupassen.“
Wir leben aber mittlerweile nicht mehr im Zeitalter der Massenarmeen, die bedenkenlos in feindliches Maschinengewehrfeuer gejagt werden, sondern im Zeitalter des Individualismus. Da bekommt das Kanonenfutter nicht nur einen Namen, sondern auch, wenn es eine Lobby hat, Sonderbehandlung.
Hätte Aitsaid Said Mohand Arab gewollt, dass er hundert Jahre später so prominent ist, dass das Gras vor seinem Grabstein abgetreten ist? Jean Pouvou, der danebenliegt, kriegt auf jeden Fall keine Sonderbehandlung. Dabei könnte sein Namensschild schon mal wieder etwas Farbe vertragen.
Nein, ich will hier keinen auf Muslimbashing machen. Das wäre billig. Ich hätte das gleiche Foto gemacht, wenn hier jemand ein russisch-orthodoxes Kreuz oder einen Menhir mittenrein gestellt hätte. Das Beeindruckende einer Kriegsgräberstätte ist diese Erinnerung an im Gleichschritt marschierende Soldaten. Wie sie marschieren, so sterben sie. Kästner war seinerzeit der Meinung, man müsse nur die Uniformen abschaffen, dann gäbe es auch keine Armeen mehr. Aber die Generäle konterten damit, dass sie sich die Rangabzeichen auf die Haut zu malen gedachten.
Ich weiß nicht, was ich von der Aktion halten soll. Auf jeden Fall sorgt sie für Diskussion, und das ist schonmal gut.
Das hier ist übrigens der Abgang ins Monument.
Es ist kalt und sieht aus wie eine Mischung aus Bunker, Reichskanzlei und Walhalla. Architektur der 20er Jahre. Damals fand man Engel mit überdimensionalen Schwertern noch passend.
Aber dies ist auch ein Fotoblog, und weil ich eben auch einiges mit der neuen E-PL9 mache, mal noch ein paar andere Dinger:
Das ist die zivile Radarstation auf dem Grande Ballon (Dem großen Belchen), dem höchsten Berg der Vogesen. Wenn sie nicht gerade renoviert wird, kann man da rein und hat einen prima Ausblick. Diese monumentale Pflasterstraße ist übrigens relativ kurz und endet an ein paar Treppenstufen. Hat aber sicher einen technischen Zweck. 14-42 mit 14mm. Und das hier ist eines der Schwenkpanos, die die E-PL9 macht. Klar, kann auch fast jedes Handy. Aber jetzt kann es eben auch eine Oly:
Die Wanderung vom Parkplatz rauf zum Gipfel (nicht vom Parkplatz an der Kneipe, sondern dem vorher) ist übrigens fotografisch sehr ergiebig. Was da an Grünzeug rumsteht ist schon sehr nett. Die Türkenbund-Population dürfte locker hundert Pflanzen betragen.
solche nicht mit einem Kreuz versehene Grabstellen findet man auch in Verdun. Da ist allerdings das Gras noch grün. Liegt evtl. daran, dass es keinen Hype darum gibt.
Ich wurde immer wortloser, gerade wenn man mal über den Arlington Friedhof gegangen ist!