Es gibt davon in Europa genau 13 Stück. Eines davon hatte ich die letzten Wochen rumstehen.
Das Sigma 300-800 f/5,6 APO EX DG für FT. Das Objektiv wiegt ohne alles knapp 6 Kilo. Der Schnörpsel da links ist übrigens kein Rückdeckel, sondern eine E-M1II. Und das Stativ ist kein Taschenzahnstocher sondern ein ausgewachsenes Berlebach Report.
So kuckt das im Vergleich mit anderen Objektiven aus:
v.l.n.r.: Sigma 300-800, Olympus Zuiko 90-250, m.Zuiko 40-150 Pro, m.Zuiko 17mm 1,8.
Freihandfotografie mit dem 300-800 ist es nicht. Und zwar allein aus dem simplen Grund, dass man das Trumm nicht gleichzeitig halten und Zoomen kann. Die dafür erforderliche dritte Hand wird nicht mitgeliefert. An der Stativschelle ist nämlich der MF-Ring. Der Zoomring ist so weit hinten, dass das schlicht nicht verwacklungsfrei geht.
Das Objektiv hat einen AF-MF-Schalter und eine Filterschublade für 46mm-Filter. Und einen Bügel, damit man einen Tragegurt dran befestigen kann.
Was es vor allem hat, ist ein unschlagbarer Aufmerksamkeitswert. Und einen völlig irren Bildwinkel. Bei 800mm sieht man nur einen so geringen Ausschnitt des Motivs, dass man schon sehr genau zielen muss. Meistens muss man mit 300mm erst das Motiv suchen und dann einzoomen. Dadurch ist das Objektiv alles andere als „schnell“. Das lockere Foto aus dem Handgelenk – Nö.
Dabei ist der Autofokus des Objektivs sehr schnell und zuverlässig – gerade an der E-M1II, aber man kommt sehr schnell in eine Zwickmühle. Dabei ist es gar nicht die Naheinstellgrenze von lockeren 6 Metern. Es ist die absurd geringe Schärfentiefe. Im Prinzip kriegt man eine Amsel bildfüllend. Nur liegt die Schärfentiefe dann bei f/5,6 bei 6mm – Das reicht nicht mal für den ganzen Schnabel.
Auf etwa 20m Abstand geht das dann:
und hier der Ausschnitt:
Eine der größten Schwächen der Linse sind die abenteuerlichen CAs:
Das sieht noch „manierlich“ aus, aber das hier ist dann schon heftig:
Für 800mm und Offenblende sowie eine Entfernung von etwa 20 Metern ist die Auflösung des Objektivs in meinen Augen prima. Nur sollte man sich eben Motive suchen, bei denen das Licht aus der Richtung des Fotografen kommt.
Das Objektiv wird seit Jahren nicht mehr hergestellt. Eine Alternative wäre das 300 f/2,8 mit EC-14 oder EC-20. Das sind 430mm mit f/4 und 600mm mit f/5,6. Viel kleiner und leichter. Allerdings nicht billiger.
Offiziell ist das Objektiv als Sportlinse für den Fußballplatz gedacht – allerdings dann für Kleinbild. Für FT ist es eine reine Wildlifelinse für klares Wetter und gutes Licht. Bei den hier in Frage kommenden Aufnahmeentfernungen reduziert allein schon der Dunst in der Luft die Abbildungsqualität erheblich.
Alle, denen die von Olympus gelieferten langen Brennweiten immer noch zu kurz sind, sei mal geraten, das 300-800 in die Hand zu nehmen und zu versuchen, damit zu fotografieren. Winzige Bildwinkel, papierdünne Schärfentiefen und große Aufnahmeentfernungen bei gleichzeitig schweren Objektiven und saftigen Preisen – eine Kombi, die einem schnell die Flausen austreibt.