Diesmal geht es um Rauschen und Dynamik der E-M1II im Vergleich zur E-M1.
Das oben ist das Target.
Bei den Rauschvergleichen ist mir aufgefallen, dass die Belichtungsmessung der beiden Kameras etwa eine Drittel Blende auseinanderliegt. Wenn ich beide Kameras auf ESP-Messung belichte, kommt die E-M1 eine Drittel Blende zu hell. Kann natürlich an dem Target liegen, das sehr viel schwarz aufweist. Warum auch immer – die E-M1II belichtet exakter.
Was ebenfalls auffällt: Der Sensor der E-M1II ist kleiner. Bei gleicher Brennweite und gleichem Standort ist der Bildwinkel der EM1II enger. Dies setzt einen Trend fort – seit der ersten PEN werden die Sensoren kontinuierlich kleiner. Aber das ist mal ein anderer Artikel.
Die RAWs der MarkII haben in den Schatten ein stärkeres Gewicht auf Grün. Die E-M1 hatte eher den Schwerpunkt in blau/lila. Das fällt natürlich nur auf, wenn man einen extrem dummen RAW-Konverter wie Picasa hat, der einfach nur auf „bunt“ entwickelt und unterbelichtete Bilder gnadenlos aufreißt.
Beim Test wurde ein 35-100 f/2 verwendet, das manuell fokussiert wurde. Beim Kamerawechsel wurde der Fokus nicht verändert. Stativ und 2 Sekunden Selbstauslösung sind selbstverständlich. Bei beiden Kameras wurde der WB fix auf 4200 K und die Rauschunterdrückung auf „Aus“ gestellt.
Hier 100% Crops aus den JPGs mit unterschiedlichen ISOs
Die E-M1II hat sehr deutlich weniger Rauschen als die E-M1. Zwar verliert auch die E-M1II bei ISO 1600 bereits Details, aber diese Details werden nicht durch Artefakte ersetzt wie bei der E-M1. Diese Artefakte müssen bei der E-M1 durch die Rauschunterdrückung beseitigt werden, was nochmal für Detailverlust sorgt. Insgesamt beherrscht die Mark II das Rauschen um Klassen besser. Ein Gewinn um etwa eine Blendenstufe ist realistisch. Im RAW sind ISO 3200 aus der E-M1 und ISO 6400 aus der MarkII vom Rauschen her nicht zu unterscheiden. (Update: Wie üblich gibt’s wieder Leute, die die beiden Bilder sehr wohl unterscheiden können. Na klar – kann ich auch. Aber ich habe hier auch ISO 6400 aus der E-M1 – und das sieht gaaanz anders aus. Im Vergleich dazu sind die Unterschiede in den beiden folgenden Bildern vernachlässigbar. )
Das folgende Beispiel ist wieder mit Picasa entwickelt. Der RAW-Konverter ist lausig, aber enthält sich jeglicher Schönfärberei. Hier sieht man die unterschiedlichen Farben in den RAWs.
Oberhalb von ISO 6400 wird es allerdings auch bei der E-M1II mit Dynamik und Details eng. Mit ausreichend gutem Licht sind zwar auch hier noch sehr gut brauchbare Fotos zu erzielen – aber wer fotografiert mit ISO 25600 freiwillig bei gutem Licht? Ich habe zwar ISO 12800 und 25600 gemacht, aber das muss jetzt echt nicht.
Dynamik:
Es wurde ein Target aufgebaut, das zuverlässig bei ISO 200 sowohl abgesoffene, als auch ausgefressene Stellen aufwies.
Das hier ist das Target. Links wurde die alte PEN EE mit einem Spot beleuchtet, rechts wurde so gut es geht abgeschattet. Das Bild stammt aus der E-M1II und wurde mit ISO 200 gemacht. Der WB ist wieder auf 4200 und damit zu warm, weil die Hauptbeleuchtung von einer 3400 Kelvin Glühbirne kam. Für die Dynamik ist das aber hier irrelevant, weil hier alle drei Kanäle in die Sättigung gefahren werden.
So sieht das gleiche Bild mit der E-M1 aus. allerdings in den Schatten brutal aufgehellt:
Was hier auffällt, ist die Überstrahlung links an der Kamera, die die E-M1II nicht hat. (Nochmal, es handelt sich hier um das identische Objektiv, ein 35-100. Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder meine alte E-M1 hat einen so dreckigen Sensor, dass die Schmierer darauf Flares verursachen, oder Olympus hat dem SSWF der E-M1II eine Nano-Vergütung verpasst um Rückspiegelungen auf die Hinterlinse zu minimieren.)
Und hier der Vergleich im RAW bei ISO 6400, oben E-M1, unten E-M1II
Auch hier sieht man: weniger Überstrahlung bei der E-M1II, der ausgefressene Bereich ist erheblich kleiner. (Beide Bilder sind exakt gleich belichtet.)
JPG: Die E-M1II wies deutlich weniger Überstrahlungen bei den ausgefressenen Lichtern auf, dafür sind die tiefsten Tiefen nicht so homogen wie bei der E-M1. Insgesamt deutlicher Vorteil für die E-M1II. Wer die Schatten so aufreisst, dass er diesen Unterschied feststellt, hat schon beim Fotografieren etwas falsch gemacht. Die geringeren Überstrahlungen sind aber ein Benefit, den man bereits im Bild sieht.
In den RAWs ist der Unterschied wesentlich deutlicher. Die E-M1II hat etwa eine Blende mehr Reserven in den Lichtern, dafür ist am alleruntersten Bereich der Schatten etwa eine Drittelblende verloren. Dieser Bereich ist aber im Normalfall sowieso für kaum etwas zu gebrauchen, da dort das Rauschen stark ansteigt.
Auch wenn das widersprüchlich wirkt: Die E-M1 verliert das Duell bis ISO 800 auch in den Schatten. Ab ISO 1600 werden bei beiden Kameras keine abgesoffenen Stellen mehr in die Datei übernommen, da das Grundrauschen in den Schatten so hoch wird, dass es kein reines Schwarz mehr gibt.
Die E-M1 kann also nur in den tiefen Schatten zwischen ISO 1600 und ISO 25600 geringfügig mehr Details aufweisen. ( In diesem Fall sieht man im RAW die Griffrillen des 12-50er im Bild bei der E-M1 etwas besser, als bei der E-M1II. Wenn man sich ansieht, dass das 12-50er im Original-JPG eigentlich nur anhand der Chromringe zu erahnen ist, weiß man, was ich mit „tiefen Schatten“ meine.) In allen anderen Disziplinen ist die E-M1II teils deutlich vorne.
Disclaimer:
Es ist mir bewusst, dass manche die von mir gezeigten Bilder anders sehen – das kann ich nicht verhindern, ist halt nun mal so. Jeder kann seine private Meinung dazu haben. Dass andere andere Ergebnisse haben, verstehe ich, das kann schon allein daran liegen, dass andere andere Objektive verwandt haben, oder eine andere Beleuchtung. Ich habe es nach bestem Wissen und Gewissen gemacht und versucht, alle methodischen Fehler auszuschließen. (z.B: habe ich eben ein Objektiv verwendet, das den Dynamikumfang der Kamera/Objektiv-Kombination möglichst wenig beschränkt.)