Am Abend dann in Amsterdam wurden die Stative ausgepackt und die Funktion „Live-Bulb“ ausprobiert. Was ist das? Das ist eine ziemlich neue, und gleichzeitig ziemlich alte Geschichte. Vor vielen, vielen Jahren, als man im Labor noch die schwarz/weiß-Filme entwickelt hat, konnte man im Schein der roten Lampe zusehen, wie das Bild auf dem Papier entstand – und im Zweifelsfall auch rechtzeitig mit dem Entwickeln aufhören.
LiveBulb setzt nun noch eine Stufe vorher an: Man sieht auf dem Display wie sich das Bild WÄHREND DER AUFNAHME entwickelt. Und sobald die Sache passt, beendet man die Belichtung. Das ist für Leute, die Langzeitbelichtungen machen, schon mal eine sehr feine Sache – man kann nämlich loslegen und wenn die Sache passt – oder eben wenn man sieht, dass es nicht passt – abbrechen. Anstatt dass man im Zweifelsfall eine halbe Stunde belichtet und hintennach noch eine halbe Stunde auf den Dark Frame wartet um dann festzustellen, dass das Bild nichts geworden ist. So etwas frisst nicht nur an der Batterie, sondern auch an den Nerven – und kalt wird einem mit der Zeit auch.
Doch mit LiveBulb spart man sich nicht nur Belichtungsversuche, es gibt auch Bilder, die ohne gar nicht möglich wären – oder eben nur mit viel Glück.
Das oben zum Beispiel: 14mm Brennweite, Blende 8, 3,9sekunden. Etwas länger belichtet und die Fackel hätte sich wieder bewegt und der Effekt wäre flöten gewesen. Das kann man vorher nicht wissen – hier sieht man es am Display, das je nach Einstellung alle 0,5 Sekunden aktualisiert wird. Man kann LiveBulb auch mit Effektfiltern kombinieren:
Das hier ist mit dem 7-14 gemacht (das kommt morgen an die Reihe), 19,3s, f/11, ISO 200. Auch die Kollegen waren von der Funktion ausgesprochen angetan. Aber unsereiner hat gleich was zum maulen: Ich habe keine Möglichkeit gefunden, das LiveHistogramm während des LiveBulb einzuschalten. Das wäre noch das Tüpfelchen auf dem i. Genau genommen sind die Bilder übrigens nicht mit „Live-Bulb“ gemacht, sondern mit „Live-Time“. Das geht anders. Bei Live-Bulb nimmt man einen Fernauslöser und bleibt auf der Taste, bis das Bild fertig ist. „Live-Time“ ist dagegen die lange vermisste Funktion aus mechanischen Urzeiten. Auslöser drücken: Verschluss geht auf. Auslöser nochmal drücken: Verschluss geht zu. Genial. Genial einfach.
Heute habe ich von Olympus noch ein paar Fotos aus Amsterdam bekommen – die will ich euch nicht vorenthalten, auch wenn sie nicht mit Live-Bulb gemacht wurden:
Hier die silberne E-M5 mit MMF-1 und altem 50-200 montiert. Rechts Herr Terada, links meine Wenigkeit.
Und hier das 14-35 an der E-M5 im Einsatz aus der Froschperspektive. Als Suchermensch fällt mir immer erst hinterher ein, dass das Ding ein Kleidung schonendes Klappdisplay hat….
Alle Bilder sind aus E-M5 mit Firmware 0,95, also Betaversion.