Mit Oslo habe ich so meine Probleme, nicht nur fotografischer Natur. Oslo hat sich in den letzten 30 Jahren extrem gewandelt und ist für ein Landei meines Kalibers sehr unzugänglich geworden. Gestern hat es Jochen versucht, mir seine Stadt näher zu bringen.
Der Blick vom Schloss auf die Stadt ist natürlich touristisches Must-Have, die berühmten Treppen, die die Frau eines Parlamentariers besoffen mit dem Auto runtergebrettert ist… Ok. Die Treppe sieht man hier nicht…..
Die Uhr am Hafen, bei der ich allerdings nicht herausfinden konnte, warum die Uhr zur Seeseite beharrlich High Noon anzeigt. Und hier zeigt sich schon das Problem: Oslo ist kleinteilig. Lauter bunter Fitzelkram, der die Bildgestaltung erschwert.
Mit Artfilter Gemälde sieht man, was ich meine. Natürlich passt es dann auch wieder, wenn man einen der zahlreichen Windjammer vor der Linse hat:
In der Innenstadt habe ich es dann mit partiellen Farben versucht:
Aber Rot ist nicht die Farbe von Oslo:
Gullideckel gibt es Oslo höchst unterschiedliche – manche haben seltsame Marken an den Rändern – das sind die Spuren von diversen Staatsbesuchen, wenn die Security verlangt, dass die Gullideckel an der Besuchsroute verschweißt werden….
Ein ziemlich beeindruckendes Stück Oslo ist das Enoteca Svanen in der Karl Johans Gate 13, eine Kaffebar, Vinbar und Cocktailbar. Und man kriegt dort auch alkoholfreies Erdinger, wenn man will.
Und ja, das ist eine Kneipe. Früher war’s eine Apotheke und bei der Umnutzung wurden fast alle Möbel dringelassen. Das Ambiente ist einmalig.
Allein die vollständig erhaltene Glasdecke, die man auf diesem Foto nur erahnen kann, ist einen Besuch wert – die alten gusseisernen Heizkörper sind allein haptisch ein Erlebnis.
Und das hier ist die Bar. Das wollte ich eigentlich mit “Gemälde” machen, aber auch so kommt das klasse. Das Logo der Bar ziert natürlich ein Schwan – und selbst dazu gibt es eine Hintergrundstory – denn am Vordereingang ist der Schwan golden, und am Hintereingang weiß. Ursprünglich waren beide weiß, aber bei Straßenbauarbeiten hat ein Bagger einen Schwan vom Sockel geschubst und dabei kam raus, dass der Schwan ursprünglich mal vergoldet war und erst weiß gestrichen wurde, als das Gold abgeblättert war. (Das ist die Kurzfassung der Story, in der Langfassung der Story spielte der Schwan sogar eine Rolle in den Hauptnachrichten des norwegischen TV…) Um den Dreh wieder zur Kamera zu bekommen: Die Fotos sind mit dem FT 7-14 gemacht, ISO 800 und frei Hand. Der Stabi der E-M5II ist eine Bank. Da gibt es keinen Zweifel.
Und dann noch was mit dem neuen 1,8er Fish:
Das ist das Gebäude der norwegischen Arbeiterpartei, das im Inneren das Lokalradio, eine Shopping-Mall und das Volkstheater beherbergt. Bis zum Bau der neuen Oper war hier auch die Oper untergebracht. Die Planken, die hier zu sehen sind, sind übrigens nicht der Fußboden, sondern die Oberfläche des Tisches der hier ansässigen Hamburgerbraterei. Das Fish verleitet dazu, etwas mit der Wahrnehmung zu spielen….
Und bevor mir noch jemand vorwirft, hier ein rosarotes Bild zu malen: Das hier gibt’s auch:
Und daraus folgen natürlich auch solche Konzertplakate:
Dieses Plakat hängt genau ums Eck des Zeltes des “Worldwide Oktoberfest” in dem den ganzen Abend deutsche Rockmusik und deutsche Schlager gespielt werden. Wem das dann doch zu heimatlich ist, der kann auch an den Hafen, da hat’s derzeit ein pakistanisches Fest mit Rap und HipHop. Langweilig – nein, langweilig ist Oslo nicht….
Update 2020: Das Enoteca Swanen gibt’s nicht mehr. Da ist scheint’s jetzt ein Souvenir-Shop drin. 🙁