100-400 II vs 100-400

Ich habe ja bei der Imaging World das Lumix 100-400 II in die Hand gedrückt bekommen. “Teste mal”. Ist ja bekannt, dass ich von der Version I nicht allzuviel gehalten habe. Entsprechend bin ich mit wenig Erwartungen an die Sache rangegangen. Kompakter als das Sigma äh Olympus und am kurzen Ende auch noch lichtstärker? Das soll was sein?

Das Lumix fährt viel länger aus, hat eine eingebaute, nicht abnehmbare Stativschelle die überhaupt nicht aufträgt und hat ein paar mehr Features bis zur eingebauten und ausziehbaren Sonnenblende – und natürlich noch eine aufsteckbare außerdem.

Das Lumix kann das alles aber nicht ohne Kompromisse. Das Objektiv hat über den gesamten Brennweitenbereich eine deutliche Kissenverzerrung, die zwar im JPG von der Kamera ausgeglichen wird, aber das geht halt über die “Anmutung” her. Das Bokeh “holpert” und wird gelegentlich unharmonisch. Die Schärfe aber ist bei meinen Test – sowohl am Testchart als auch beim “Real Life”-Test dem m.Zuiko überlegen. Beide wurden an der OM-1 getestet, wo man natürlich den Stabi des m.Zuiko auch abschalten sollte. Vom Handling her geht der Zoom des Pana deutlich schwerer.

Erstaunlich: Das Lumix zeigte bei der Testentfernung von etwa sieben Metern bei allen Brennweiten ein größeres Bild. Vor allem bei den kurzen Brennweiten ist das deutlich.

Test im Freiland bei Motivabständen von 150 Meter: Gleiche Nummer. Bei 400mm sind die beiden Objektive fast deckungsgleich, bei 100mm hat das Lumix ein deutlich vergrößertes Bild. Ein Vergleich mit dem 40-150 gibt eine Brennweite von 106mm für das Lumix, beim m.Zuiko 100-400 muss man etwas einzoomen aber der interne Sensor gibt auch nur 100mm weiter. Da das 40-150 bei 100 mm deckungsgleich zum 100-400 ist, dürfte das Lumix am kurzen Ende eben eine längere Brennweite haben – wen auch immer das stört.

Hier mal ein bisschen Bokeh des Lumix bei 117mm und f/4,5. Deutlich sichtbar: Catseye und Swirl. Das kann das Oly deutlich besser.

Die f/4 liegen wirklich nur bei 100mm an, schon bei geringfügig längerer Brennweite landen wir bei 4,1, bei 200mm sind es dann f/5. Allerdings wird Blende 6,3 auch erst bei 400mm erreicht. Das ist supertoll – denn das 100-400 von Olympus fängt bei 5 an und ist bei 200mm schon bei 6.0.

Nur:

Oben das Oly, unten des Lumix. Beide bei 400mm f/6,3 1/60s. ISO 200. Gleicher Weißabgleich. Abstand der Fotos: 24 Sekunden. Gleicher AF-Punkt auf das Schild. Das m.Zuiko liefert nicht die bessere Schärfe in der Schärfeebene, aber einen deutlich besser definierten Hintergrund. Und es ist heller. Eine Drittel Blende. Man denkt, das ist nicht viel? Wenn das m.Zuiko f/6,3 hat, hat das Lumix f/7,1. Wie kann das sein? Ein Vergleich der Histogramme bei den Testcharts liefert die Erklärung. Das Lumix ist extrem auf Kontrast korrigiert. Feine Farbverläufe interessieren das Lumix nicht. Dadurch werden Bilder unter Umständen dunkler, weil eben die Kontraste aufgesteilt werden. Tatsächlich ist das Lumix am langen Ende etwas dunkler, das macht aber keine Drittel Blende aus. Gerade die beiden Bilder oben zeigen sehr deutlich, wo das Problem liegt.

Fazit: das Lumix ist ein Objektiv, das kleiner ist als das Oly, aber es gibt keine Wunder. Das Kissen im RAW, die Fixierung auf Kontrast. Wer damit klar kommt – zum Lumix greifen. Wer bessere Farbverläufe und mehr Dynamik im Bild haben will und dafür ein Eck digitale Schärfe opfert: Oly.

Was beim Lumix wirklich klasse ist: die extrem kurze Stativschelle. Wenn das Ding jetzt gleich noch einen Schwalbenschwanz hätte…..

5 Replies to “100-400 II vs 100-400”

  1. Danke Reinhard für den ausführlichen Test. Ich bin zum PanaLeica 100-400 mm II wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Im Februar wurde in einem Fotofachgeschäft das neue M.Zuiko 100-400 II zum Anfassen vorgestellt. Ich war wild entschlossen, es endlich zu kaufen (träumte schon lange davon). Beim angrabbeln war ich dann allerdings von Gewicht und Volumen regelrecht enttäuscht. Fühlte sich für mich nicht mehr wie MFT an. Per Zufall konnte ich dort das PanaLeica 100-400 im Vergleich an meine E-M1 II anflanschen. Habe mich dann allein der Haptik und des Aussehens wegen (Gewicht und Volumen) für das PanaLeica entschieden. Schön, hier zu lesen, dass es natürlich auch keine eierlegende Wollmilchsau ist, aber jedenfalls kein gravierender Nachteil im Vergleich zum M.Zuiko. Ich komme damit super klar und war über meine ersten Bird-in-Flight Schüsse regelrecht überrascht. Ohne jede Vorerfahrung oder Training sind mir direkt ein paar schöne scharfe Bilder von ca 200 m entfernt fliegenden Greifvögeln gelungen. Keine Wettbewerbsfotos, aber treffsichere Bilder.

    1. Für’s Birding dürfte das Objektiv sogar besser sein. Der AF ist dem Olympus vergleichbar, aber durch den Fokus auf Kontrast wird das mit den Federn besser.

  2. Ich freue mich über das schöne Testergebnis. Ist das PL 100-400 II am langen Ende wirklich scharf? Das war ja der Hauptkritikpunkt beim ersten Modell.
    Kleine Ergänzung: Einen Stativfuß mit Schweizer Schwalbenschwanz gibt es vom freundlichen Chinesen zu kaufen. Einfach nach THP140 suchen. Ich habe das Teil am PL 100-400 I, an das neue Modell müsste es auch passen. Einziger Wehrmutstropfen: Es stößt am Batteriefach der E-M1X an und muss etwas mit der Feile bearbeitet werden.

  3. Du schreibst zutreffend:
    “… hat eine eingebaute, nicht abnehmbare Stativschelle, die überhaupt nicht aufträgt …“
    Ergänzung aus der Praxis:
    Die integrierte Stativschelle hat serienmäßig eine abschraubbare Verlängerung, die den Schwerpunkt ein bisschen nach vorne verlegt und damit besser zentriert (Ich selbst benutze die selten und habe sie abgeschraubt und weggeräumt) ….

  4. Als Hobby-Knipser benutze ich das Panasonic Lumix 100-300 mm 1 : 4.0-5.6.
    Damit bin ich auch zufrieden. Vorteil: Der Preis beträgt etwa nur 1/3 vom 100-400.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *