Wieder ein Objektiv, das ich von einem Leser zur Verfügung gestellt bekommen habe. Das Objektiv ist winzig und hat sogar einen Stabi eingebaut, der natürlich bei der Oly lahmgelegt ist. Wie winzig das wirklich ist, sieht man hier:
Das daneben ist auch ein 35-100. Das f/2. Größe ist nicht alles, was kann der Winzling? Fangen wir mit der guten Nachricht an: Bei 35mmm hat das Objektiv kaum Tonnenverzerrung und ist in der Mitte brauchbar scharf. Dann hat es sich aber. Typisches Panasonic-Kartoffelbokeh, langsamer, unzuverlässiger Autofokus, bei 35mm sind die Ecken unscharf, bei 100mm das gesamte Bild. Lustige Lensflares – die Pana-typischen lila Strahlen, allerdings fast Laser-Style scharf und dünn. Kommt Licht aufs Objektiv gibt’s große lila Flecken. Am langen Ende hat’s eine Kissenverzerrung. Allerdings, Ehre wem Ehre gebührt, hält sie sich in Grenzen.
Und noch was kann das Objektiv: ich habe eigentlich keine CAs entdecken können.
Hier mal ein bisschen Bokeh bei 100mm und natürlich f/5,6. Ein bisschen Swirl ist immer, aber da habe ich schon heftigeres Catseye gesehen. Kann man mit leben.
Da sollte man aufpassen. Knapp an der Sonne vorbeiknipsen ist keine gute Idee.
Direktes Gegenlicht resultiert in heftigen lila Strahlen, und zwar werden sie immer heftiger, je weiter die Blende geschlossen wird. Dafür gibt es kaum Flares außer dem üblichen Pünktchenmuster im Umkreis der Lichtquelle. Vorteil: bei direktem Gegenlicht gibt es kaum Kontrastverlust.
Bei 35mm sind die Augen und die Haare scharf, Taugt, kann man mit arbeiten, (f/5,6)
Bei 100mm fangen Auge und Haare an zu matschen. Sieht man allerdings nur in der 100%-Ansicht. Wer seine Bilder nur auf dem Handy ankuckt oder bestenfalls 10×15-Bilder macht, für den ist das winzige Pana vielleicht gar keine schlechte Wahl.
Zwei Dinge haben mich allerdings genervt: Der Ausfahrmechanismus – man muss immer erst auf 35mm drehen, bevor man knipsen kann – und die lächerlich große Naheinstellgrenze. Die geringste Bildbreite sind etwa 15cm bei 100mm. Da mal schnell ein Blümchen knipsen – nö. Grob 1:9, mehr geht nicht.
Der Preis beträgt um die 300 Euro. Für den Preis bekommt man auch das 40-150 f/4,-5,6. Das ist zwar etwas schwerer und hat die gleiche Naheinstellgrenze, aber eben bei 150mm. Allerdings hat das Olympus-Objektiv ein Kunststoffbajonett.
Wenn man ein 35-100 erwischt, das am langen Ende scharf ist, ist es eine Überlegung wert, ansonsten ist der Griff zum längeren 40-150 kein Fehler.
Update: Nachdem ja einige Kommentare hier von “soo schlecht ist das ja echt nich” geschrieben haben, habe ich beschlossen, zwei 100%-Crops vom Zentrum (!) bei 35mm und 100mm einzustellen. Dann kann jeder selbst beurteilen.
Oben 100mm, unten 35mm. Jeweils Offenblende.
Danke für den ausführlichen Test!
An welchem Sensor wurde das 35-100 mm F4-5.6 getestet? 16, 20 oder 25 MP?
Es war ja ursprünglich mal für einen 16 MP Sensor (mit davor geschalteten optischen Tiefpassfilter) gedacht und macht an der winzigen GM1 / GM5 vom Bauraum durchaus Sinn. (Dafür muss der Stabi dann ins Objektiv.)
Wenn man mit der GM1 das andere Kit-Zoom (12-32) gewohnt ist, fällt einem ein weiches Objektiv vielleicht auch gar nicht auf.
Test an der PEN-F.
Ob 16MP oder 20MP ist eigentlich ziemlich egal. Am langen Ende liefert das mir vorliegende Objektiv offenblende so in etwa 4MP. Das kann bei anderen Exemplaren besser sein, aber ich habe nun mal nur dieses da und kann nur darüber berichten. Und – am kurzen Ende ist es ja in er Mitte scharf – und da fällt es halt doch auf….
Die lila Artefakte wäre interessant zum Vergleich auch mal an einer Panasonic Kamera anzusehen, da Panasonic das wiedergegebene Spektrumg etwas früher abschneidet als die Farbfilter bei Olympus. Damit wird die Farbkorrektur einfacher, kann aber bei Oly zu verstärkten Artefakte führen – wobei das nicht bei jedem Objektiv der Fall ist.
Ich hatte das mal bei einem Objektiv mit der G9II verglichen, kam aber zu seltsamen Ergebnissen. Soweit ich mich erinnern kann, hat die G9II durchaus lila Flecken gezeigt – aber nicht bei ihren eigenen Objektiven. So wie das aussieht, ist es also nicht der berühmte optische Filter, der da abschneidet – es ist einfach eine Farbmaske, die bereits auf das RAW angewendet wird und die lila Flecken ausfiltert.
Ich kenne das 35-100/4-5.6 nicht, aber gerade das 12-32 finde ich auch an den 20 MP der OM-1 hinreichend gut, dass ich außer dem 300/4 oder dem Panasonic 50-200 oft nicht anderes mitnehme.
Reinhard, bist du sicher, dass der Objektivstabi des 35-100 an Olympus nicht funktioniert? Nach meinem Eindruck funktioniert ein Panasonic-Stabi an den Olympus-Gehäusen durchaus, sobald man den Stabi im Kameramenü auf Objektivpriorität stellt. Allerdings sind manche Panasonic-Objektivstabis so schwach, dass man kaum spürt, dass sie da sind – so im genannten 12-32 oder auch in dem von mir ebenfalls sehr geschätzten 14-140/3.5-5.6 (nicht das ältere 14-140/4-5.8).
Klar funktioniert der Stabi – wenn man ihn einschaltet. Da der Stabi der E-M1II aber bis etwa 300mm den Objektivstabis überlegen ist, gibt es keinen Grund, ihn einzuschalten.
Ich konnte meines im Geschäft ausprobieren und finde es ausreichend gut. Es gibt schärfere mft, aber so mangelhaft ist meines nicht. An der Pen F mit dem SW-Artfilter ist es super. Zusammen mit einem Oly 12/2, einem PanaLeica 25/1.4 hat man ein super kompaktes System mit insgesammt weniger als 1 kg. Nur die SoBle sollte man gut hüten, es gibt keinen Ersatz.
Ich habe dieses Objektiv und das 12-32er als “Zweitset” zum 2,8/12-40 und 2,8/35-100 an der Lumix G81und Olympus E-M5III gehabt. Ich hatte bei beiden sehr gute Exemplare erwischt, die richtig Spaß gemacht haben. Oft war ein Unterschied zu den besseren 2,8er Objektiven nicht sichtbar.
Moin,
auch ich betreibe das Ding sein einigen Jahren an Panasonics. Für Preis und Grösse bin ich super zufrieden. mit dem 12-32 und dem 15mm f1.7 zusammen ein schöne Kombi auf dem Rad.
Besonders langsamen AF habe ich weder an der GM5, noch an der GX9 festgestellt. Die Ausfahrerei nervt, aber dafür ist es halt zusammengeklappt extrem klein.
Wenn ich Pixelpiepen will nehme ich halt kein 300 € Miniobjektiv.
Gruss,
Dirk
Knapp 400 Euro war der UVP – und das ist für so ein “Miniobjektiv” schon knackig. Aber es ist jedem überlassen, mit seinem Equipment zufrieden zu sein oder nicht. Meine Artikel mache ich, damit die Leute wissen, was sie erwarten können. Wenn sie das dann immer noch kaufen, passt es für sie und alle sind glücklich. Es kommt halt gelegentlich vor, dass Leute Zeug kaufen, weil es überall als total toll angepriesen wurde – und dann geben sie Geld aus – und 350 Euro sind für manche Leute eine halbe Monatsmiete – und sind enttäuscht, weil die Qualität halt nicht supertoll sondern mehr so semi ist und das vermeintliche Schnäppchen sich als “für das Geld kannste nicht mehr erwarten” rausstellt.
Deinen Artikel finde ich ja auch gut. Ich wollte den nur durch eine etwas andere Perspektive ergänzen. Unbestreitbar gibt es bessere Objektive für diesen Zoombereich in Mft.
Ich finde 400€ für ein 35-100, unter der Annahme daß ich das vielleicht 10-15 Jahre nutze eher günstig, zumindest im Vergleich zu einem Body für 1200-1500 €, den ich vielleicht nur 3-5 Jahre nutze und dann gegen etwas Neueres austausche.
Gruss,
Dirk
Ich habe meines gebraucht für 100.- mit Testmöglichkeit gekauft. Aber die Tests hier sind wertvoll, damit man weiss, worauf man sich einlässt. Leider sind diese erst neulich gekommen, zu spät für meine Kaufentscheidung. Das 35-100/2.8 hätte ich nun nicht mehr gekauft, da es teuer ist und dafür zu wenig leistet. Aber f2.8 bei 300 g sind gelegentlich auch ein Grund, dass es mitdarf und die schwereren pausieren müssen. Das hier besprochene ist leichter als man je erwarten würde, gut 100 g und kleiner als ein Apfel. Ideal, wenn man keine Fotoabsichten hat und doch nicht “fotonackt” gehen will.