Alte Häuser sind spannend. Nicht nur, wenn man sie renoviert und Dinge findet. Oder wenn man illegal knipsenderweise drin rumstrolcht und behauptet, es sei ein Lost Place und deshalb sei das völlig OK. Gelegentlich ist das auch spannend, wenn man nur von außen knipst und dann ein paar Jahre später wieder vorbeikommt.
Heute habe ich mal ne Story aus Eysölden. Das ist ein winziges Kaff im Fränkischen, der Ortskern besteht im Wesentlichen aus denkmalgeschützten Häusern, einem Schloss mit Kern aus dem Hochmittelalter und einer Kirche – früher mal Wehrkirche, spätmittelalterlich.
Hier haben wir die Kirche, davor das Kastnerhaus (1613) davor die ehemalige Schule, nicht denkmalgeschützt. Was ein Kastnerhaus ist? Da hat der Kastner gewohnt, so eine Art früher Finanzbeamter. Hier mal eine Seitenwand des Kastnerhauses:
Das Foto ist von vor drei Jahren. Die Wand im ersten Stock gibt’s nicht mehr, die ist Im Dezember 2023 während eines Gottesdienstes mit Rumms rausgefallen. Wenn man sich das Foto ansieht – jetzt nicht wirklich eine brutale Überraschung. Das Haus stand schon ne Weile – 40 Jahre – leer, dem Besitzer war’s Wurscht.
Hier gibt’s die andere Seite:
Beim Einsturz hat es auch den Bereich des Daches erwischt, der hier bereits einen deutlichen Knick aufweist. Das Kastnerhaus ist eines der wenigen seiner Art, die in Bayern überhaupt noch erhalten sind. Die Gefache sind noch original. Da es hier nicht um eines der hunderten Bauernhäuser geht, die genau so alt sind und in sich zusammenfallen, sondern eben um ein altes Finanzamt, ist die Taskforce des Denkmalschutzes ausgerückt, hat 100.000 Euro in die Hand genommen und das Gemäuer verpackt. Das sieht jetzt so aus:
Und vorne dran so:
Ob sich irgendwer findet, der den Besitzer, der in der Schule daneben wohnt, dazu überredet das Haus zu verkaufen? Es gab Angebote des Denkmalamtes, bis zu 90% der Sanierungskosten zu übernehmen. Ob das Haus jetzt renoviert würde, habe ich ihn gefragt. “Das ist schon fertig.” war die Antwort.
Hallo,
würg.
Und das hat das Denkmalamt so abgenommen? Blechdach, veränderte Ansicht, quasi ein externes Skelett, von der Dachrinnenkonstruktion ganz zu schweigen.
Bei uns wird gerade die Kirche unter Denkmalschutz saniert. Da darfst du nichts ohne Dokumentation und 4 wöchiger Prüfung machen, selbst wenn ein schon beauftragter Restaurator eine zerfressen Maria restauriert. Irgendwas Unvorhergesehenes….erst mal Baustopp in dem Bereich. Seitenaltar abbauen, damit das Fenster saniert werden kann? Ausgiebige Prüfung…4 Wochen Verzögerung.
Und dann sieht man so etwas…. Abreißen und nach alter Bauweise wieder aufbauen wäre da gescheiter gewesen, wenn es so baufällig ist, dass es ein Exoskelett braucht. Oder Sanierungsfachleute hin lassen.
Nur meine unmaßgebliche Meinung.
Schönen Gruß
Werner
Das ist nichts anderes als eine Art Stabilisierungsdingens, dass das, was drunter ist, nicht noch weiter zusammenfällt. Quasi ne Kiste um das Haus. Wenn mal jemand ne Million in die Hand nimmt, dann kommt die Kiste wieder weg….
Nein, das ist nicht “renoviert”. Das ist eine Erhaltungsmaßnahme für die Bausubstanz. Wenn man die Feuchtigkeit von einem Gebäude abhält kann es praktisch ewig stehen bleiben. Wenn du mal nach Quedlinburg fährts kannst du dir das in der Altstadt dort ansehen. Die Häuser wurde alle erst mal so “konserviert” und danach Haus für haus wieder renoviert. Die alten Häuser halten es problemlos aus 40 Jahre oder länger auf die Renovierung zu warten, wenn (!!!) das Wasser nicht ran kommt.
Und zum Thema “Fundement”: bei vielen alten Häusern ist der Boden nur gestampfter Lehm, also nich so etwas wie wir heute kennen. Daher ist der Boden im EG auch oft Feucht und der Raum oft dreckig. Man hat damal dann im EG entweder Vieh gahlten (Bauernhof), ein Werkstatt oder eine Lagerfläche gehabt, geschlafe wurde in einem Raum im OG
Genauer: die alten Bruchsteinmauern wurden buchstäblich “in den Dreck gelegt”. Methode: Acker suchen, lange Furche ausheben, so knapp nen Meter breit, Steine reinfüllen. Sand dazwischen. Und dann je nach Geschmack Steine nach oben stapeln. Wenn man schlecht gestapelt hat, ist das Ganze wieder eingefallen. Deshalb ist bei den meisten Häusern, die heute noch stehen, richtig gestapelt worden. Bei der Renovierung von Rocksdorf habe ich festgestellt, dass in der Mauer erst nach dem 17 Jhd ein bisschen Kalkmörtel verwendet wurde. Das davor besteht aus Bruchsteinen und – Luft. Kein Witz. Da ist nicht mal mehr Sand drin. (die alten Mauern waren nach dem 30-jährigen Krieg ein paar mehr Jährchen ohne Dach. Da hat der Regen den Sand rausgewaschen.)
Das mit dem gestampften Lehm ist nicht das Fundament, sondern eben einfach der Fußboden. Statt Estrich. Funktioniert halt nur dann, wenn die Räume nicht dicht sind. Dann aber prima.
Hallo Reinhard,
mein Elternhaus, Fertiggestellt 1970, stand ohne Fundament auf gewachsenem Mutterboden. Der Keller, der selbst ebenfalls zu größten Teilen keinen Boden hat, steht direkt im Löss. Falls Du mal wieder in der Nähe bist, darfst Du dir das gerne anschauen, der Keller steht noch. Das Haus darüber wurde mittlerweile abgetragen, aber weil alles andere eben in prekären Zeiten sehr günstig gebaut wurde.
Gruß, Matthias
Was für ein Jammer.
Das Haus muss man im Prinzip abtragen und dann neu aufbauen. Bei Fachwerkhäusern war das früher durchaus üblich. Hier im Nachbarort steht ein solches Fachwerkhaus, das vor 200 Jahren mal komplettaus der benachbarten Stadt umgezogen ist. Bei der Gelegenheit kann man sich dann auch um ein neues Fundament kümmern. Das war bei den alten Häusern meistens ein Schwachpunkt. Aber das ist alles sehr teuer.
Sockel ist Bruchstein. Wenn Du das Abtragen und neu aufbauen willst, dann hast Du echt Späße…..
Wenn das Sockelgeschoss standfest ist, umso besser. Dann muss man “nur” das Fachwerk abbauen. Bei uns hat jemand nachträglich abschnittsweise einen kompletten Betonkeller unter ein Fachwerkhaus gebaut. Das war über Monate ein schönes Spektakel für die Passanten.
Tja, wenn. Alte Bruchsteinmauern können von einem Tag auf den anderen ohne Vorwarnung – außer ein paar Rissen – einfallen. Das sind oft Kalksteine. Und wenn da einer an strategischer Stelle beschließt, auseinanderzufallen – was gerade bei Feuchte mal passiert – dann macht es Polter und Du kannst den Schuttcontainer bestellen.
Laut bayerischer Verfassung könnte man den Eigentümer – gegen Entschädigung – enteignen, aber das wird nur für Autobahnen, Flughäfen und ähnlich nützliche Dinge gemacht.