…. für die Bilanzen. Stand als Kommentar drei Artikel weiter vorne. Der Kommentator meinte es ironisch und dem stimme ich zu. Viele Firmen haben ihre Kunden vergrault, weil sie dachten, sie müssten “Alte Zöpfe abschneiden.”
Ein Beispiel ist Mercedes. Die haben jahrelang keine Ersatzteile für ihre Klassiker geliefert – die wollten die alten Karren von der Straße haben und neue Autos verkaufen. Irgendwann ist dann einer auf die Idee gekommen – Ey cool, wir hören auf, unsere Kunden zu bekämpfen und bereichern uns an ihnen. Und Peng, haben sie eine eigene Oldtimerabteilung aufgemacht. Und sie horten über 30.000 Ersatzteile und fertigen selbst für hundert Jahre alte Autos noch Teile nach. Ab Werk. Klar ist das für den Kunden nicht billig – aber dafür sind die Mercedes-Klassiker unglaublich wertstabil. Weil man eben das Vertrauen hat, dass man sie wieder repariert kriegt. Es gibt Oldtimer, die sind genauso alt, aber weit weniger wert. Alfa 164, genauso alt wie die Ente, erreicht selbst in Topzustand nicht mal Neupreis. Warum? Weil man sich nach Ersatzteilen einen Wolf sucht und nur eine Handvoll Techniker überhaupt damit klarkommen – und deren Adressen sind gutgehütete Geheimnisse. (Bei den 164-er Fans sind die Autos auch Kult. Und wie.) Ich habe zwei Roller. Einen Koreaner und einen Chinesen. Den Koreaner habe ich geschenkt bekommen, der Chinese hat richtig Geld gekostet. Warum? Die Ersatzteile für den Koreaner sind absurd teuer, wenn man welche kriegt. Für den Chinesen kriegt man alles und in jeder Farbe für ‘n Appel und ein Ei.
Olympus hat, als sie FT auf den Markt brachten, als erstes einen OM-Adapter dazu geliefert, damit die Fans ihre alten Schätzchen anflanschen konnten. Das gab hunderte Gummipunkte bei den Fans. Gleiches Spiel als die E-P1 auf den Markt kam. Ein Adapter für die FT-Objektive, ein Adapter für OM, und AF-Unterstützung für die FT-Optiken. Die Fans waren begeistert. Sie haben alle diese Schritte mitgemacht. Weil jeder Schritt die Möglichkeiten erweitert hat. Man konnte auf einmal ein teures OM-Tele mit Stabi betreiben. Klar, die neueren Objektive waren schneller, aber wenn man Lust hatte, konnte man den ganzen Kram im Schrank wieder ausführen. Und bekam Ergebnisse, die besser waren, als das, was man zu analogen Zeiten damit machen konnte. Und die meisten Leute, die ein Vermögen in OM gesteckt hatten, waren bereit, ein weiteres Vermögen in FT und dann in MFT zu stecken. Weil alles zusammen funktionierte.
Dann wurden die stabilen, aus dem Vollen gefrästen OM-Adapter abgeschafft. Dann die stabilen FT-Adapter mit Messingbajonett, Dann die weniger stabilen Plastik/Alu-FT-Adapter. Dann wurden die ersten FT-Objektive aus dem Service genommen und dann die erste mFT-Kamera auf den Markt gebracht, bei der die FT-Objektive tot blieben – die E-M10IV. Und jetzt ist der komplette Service für FT abgeschafft worden.
Wie man sieht, ist mFT mit Nostalgie groß geworden, und wir reden noch gar nicht vom Retro-Design der PEN-F. Sondern von etwas, das man auch als “Nachhaltigkeit” bezeichnen kann. Kein Wunder, dass OMDS auf die Frage “Wie halten Sie es mit Nachhaltigkeit” nicht mal ein Stottern rausbringt, sondern sich nur umdreht und flieht.
Sich auf seine Wurzeln zu besinnen, zahlt sich aus. Fiat hat sich mit dem 500er aus dem Sumpf gezogen. BMW mit dem Mini unverschämt Geld gemacht. Wie man es nicht machen darf, zeigt der New Beetle. Denn Nostalgie ist kein Wert an sich. Einen Golf nehmen, ne andere Optik draufbasteln und die Kiste dann teuer verticken, funktioniert nur für die Fanboys. Denn der New Beetle hatte alle Nachteile des alten Käfers geerbt – aber den Vorteil nicht: preiswert und leicht zu reparieren. Man kaufte den Käfer nicht WEIL er schlecht war, sondern OBWOHL er schlecht war. Hier gibt’s eine Doktorarbeit zu diesem Thema. Ich hatte auch einen Käfer, einen 1300er von 1964. Ein Rost-Alptraum. Pendel-Hinterachse und damit war nasses Kopfsteinpflaster und Straßenbahnschienen in Kurven echt anspruchsvoll. Konnte man aber easy reparieren. Als der dann den Rosttod gestorben ist, habe ich meine erste Ente gekauft und bin seitdem dabei geblieben.
Es täte OMDS gut, sich nicht nur beim Logo auf das Erbe zu besinnen. Denn nur ein Logo draufpappen hat schon bei anderen Firmen nicht funktioniert.
Ich hatte (fast) alles zum OM-System. Die OM-3 war absolut toll – auch die OM-4, wenn nich gerade eine Verschlußfeder ausgehakt war und in den Bildraum hineinragte. Ich war trotdem sehr zufrieden, wollte aber AF, der schlechten Augen wegen. Das OM AF-System war ein Witz und eine Katastrophe. Dann kamen Nikon F4 und EOS 1 … und ich war weg. Zu Olympus bin ich erst seit MFT zurückgekommen. Wenn es mir zu bunt wird – Systemwechsel kann ich …
Wie recht Du hast – aber ob das die OMDS Oberen hören und vor allem verstehen und ob es ohnehin nicht zu spät ist.
Ich bin seit dem Erscheinen der Olympus Pen FT “Olympus Fan”, der die vielen genialen Lösungen und die Präzision in der Umsetzung von Olympus geschätzt hat. (Die damals von der Konkurenz unerreichte analoge OM 1 (bis Pentax nachzog), die OM 2 und 4 Ti usw. Dazu die kleinen aber dennoch guten Objektive…)
Es tut mir weh zu erleben, was der Olympus Nachfolger gerade macht.
Hoffentlich tun meine FT Optiken (nebst einigen mFt Objektiven) noch lange ihren Dienst …
Lutz
Mir geht es wie Lutz.
Als Olympus Kunde bin ich es ja schon gewohnt, radikale Systemwechsel mit zu erleben.
Von OM zu Camedia zu FT zu mft. Immer waren Adapter im Spiel und immer wurde es teuer. Wenn ich mir 1975 nicht diese phantastische, kleine und handliche Spiegelreflex mit dem Name OM-1 gekauft hätte, würde mich Olympus sehr wahrscheinlich nicht interessieren. Mit dieser Kamera fotografiere ich übrigens, im Gegensatz zu meiner E-1, die ab und zu mal in die Hand genommen wird um die Haptik wahrzunehmen und anschließend wieder in der Vitrine verschwindet, immer noch.
Im Moment bin ich mir nicht ganz klar wohin bei OMDS die Reise geht. Von daher hoffe ich wie Lutz, dass meine vorhandenen Objektive (FT und mft) noch eine zeitlang halten. Investieren werde ich in diese Marke derzeit jedenfalls nicht.
Viele Grüße
Thomas
Ich muss Dir widersprechen. Als uns die E-1 in Werfenweg vorgestellt wurde, betonte Eric, dass Olympus keine fremden und keine alten Objektive dran haben wollte, wegen telezentrisch und so. Das war für mich der Grund, eine Pentax K100s zu kaufen, und keine E-1. Ich wollte den Venusdurchgang 2004 durchs Teleskop fotografieren, und das ging dank dieser Politik mit Olympus nicht. Kurz danach gab es den OM-FT-Adapter, zu spät für mich.
Danke für die Info – ich bin ja erst mit der E-500 ins Oly-DSLR-Lager gewechselt. Deswegen wusste ich das nicht. Eric war aber nie Angestellter von Olympus, sondern immer “nur” externer Promotor. Der hat das Wording wiedergegeben, das ihm vorgegeben wurde. Der hat mir auch mal erzählt, dass die neuen Objektive soooo toll sind, dass sie keine Streulichtblende mehr brauchen. Klar, Olympus hat damals die neuen Objektive ohne ausgeliefert und da war das das Argument, mit denen das den Kunden verkauft wurde. Braucht ihr eh nicht.
Das ist das Problem mit der Kundenkommunikation: viele flunkern ihren Kunden was vor, anstatt dass sie ehrlich sind und sagen “Haben wir noch nicht, sind wir dran, kommt in ca. nem halben Jahr.” Weil sie denken, der Kunde geht dann zur Konkurrenz. Ja, kann sein, aber wenn man ihm erklärt, man wisse besser, was gut für ihn ist, dann geht er ganz sicher zur Konkurrenz.
Langfristige Kundenbindung, schwer aufzubauen, leicht zu zerstören.
Wer miterleben musste, mit welcher Konsequenz Olympus damals den Support für das analoge OM-System eingestellt hat, kann in der heutigen Entwicklung vielleicht tatsächlich – zynisch betrachtet – ein gewisses Maß an Traditionsbewusstsein erkennen. Da haben nicht wenige kleine Werkstätten neben dem Erhalt des analogen Systems auch verhindert, dass sich Kunden von der Marke getrennt haben. Man fiel ja erstmal schlichtweg ins Leere.
Hätte ich die Gewissheit, dass Panasonic wenigstens mit einem wertigen Gehäuse und der 1.7er Reihe (die ja in den Telebereich Erweiterung finden soll) an mFT festhält, wäre die derzeitige Entwicklung bei OMDS für mich eigentlich kein Thema mehr. Dann könnte man die Reste aus seinem Olympus-Bestand einfach noch aufbrauchen. Meine Hoffnung ist halt, dass Kameras wie die BGH den Fortbestand von mFT bei Panasonic auch im Fotobereich unterstützen.
Olympus war eine sehr gute Firma. Alle Olympusprodukte haben auf irgend eine Art u d Weise Kultstatus. Das ist und bleibt so.
Der Nachfolger will oder hat nicht begriffen was Olympus für ein Erbe hinterlassen hat.
So wie ich das einschätze kommt auch kein Firmware Update mehr. Wozu auch! Nach deren Logik kann damit kein Geld verdient werden.
Ich vergleiche Olympus mit Borgward. Beide waren zu ihrer Zeit genial und irgendwie die besten.
Die jeweiligen Nachfolger haben nicht begriffen welche Kronjuwelen so ein guter Name darstellt. Das Erbe wurde „verkackt“. (Synonym für „in den Sand“ gesetzt)
Dass der New Beetle technisch in allem nur schlechter als der Golf ist, war den Machern auch klar. Deshalb war er nur für den Amerikanischen Markt gedacht, da man dort an den Beetle Mythos anknüpfen wollte, und dafür noch immer gut genug war.
Dann haben die Deutschen geschrieen: Und warum gibt es das Auto nur in USA. VW hat eingelenkt, und dann bekamen sie die Haue , weil der Golf einfach besser als der Beetle war…
Aber das mit den Adapter finde ich auch schlecht. OMDS hätte zeigen können, daß sie Kundenwünsche annehmen, indem sie wieder Qualitativ hochwertige Adapter heraus gebracht hätten. So etwas in zeiten von Profit Diktat und Kostenoptimierung durchzusetzen Firmenintern allerdings sehr schwierig.
Ich denke es geht darum die Technologie in lukrativen Sparten der technischen Fotografie zu plazieren, und Konsumer können froh sein, daß weiterhin Service gibt, und ab und an neues Produkt heraus kommt.
Für die Bilanzen bringt es aber erst Recht nix, eine angeschlagene Marke neu etablieren mit einem nichtssagendem Namen den keiner kennt. In einem stark schrumpfendem Markt, wo kaum Neukunden zu erwarten sind, auch noch Unterstützung der treuen Bestandskunden streichen – mutig, mutig… Das hat nix mit Nostalgie zu tun, sondern mit Nachhaltigkeit und Zukunftssicherheit. Es mag ja verlockend sein seine Kunden zum Neukauf bewegen, aber dann muss man auch was bieten was sich lohnt. Und zwar langfristig
Das mit der Zukunftssicherheit lag aber auch bei Olympus schon im Argen, spätestens mit der E-P7. Ohne Anschlussmöglichkeit für den genialen FL-LM3. Wäre ein schöne Zweitkamera zu einer größeren und den Blitz hätte man an beiden verwenden können. Ich versteh es nicht, ist der vierte Kontakt echt so teuer?
Ich habe es schon mehrmals beim FolyFos thematisiert. Es gab ab ca 2016 bei Olympus einen neuen Marketingchef, der systematisch alles hintertrieben hat, was die Marke vorangebracht hätte. Die PEN-F konnte er nicht mehr verhindern, aber er hat es geschafft, ihren Erfolg zu verhindern, indem er die Losung ausgegeben hat, diese Kamera als “Designstück” zu vermarkten. Quasi als Gadget zum um den Hals hängen. Die E-M1II war auch schon zu weit, also hat er sie erst mal kastrieren lassen – Procapture ging anfangs nicht mit FT-Objektiven. Als ich auf der Vorstellung mit meinen TopPros aufgetaucht bin, habe ich böse Reaktionen bekommen. “Wir fotografieren nicht mehr mit FT”. War mir wurscht. (Ich bin dann halt nicht mehr auf die Events eingeladen worden.) Alles was danach kam, war nur noch Recycling. Die E-M5 und die E-M1 waren noch Knüller, die E-M1II wäre es auch gewesen, wenn man gleich die FW-Updates hineingepackt hätte. E-M1III und E-M1X – müssen wir nicht drüber reden. Und die OM-1 ist weit vom Knüller entfernt. Sie ist eine anständige Kamera. Aber sie hat gegenüber der Konkurrenz keinen jahrelangen Vorsprung – wie frühere Kameras das mal hatten. Und die PL-Serie war nach der PL-7 nur noch Firmwareupdate mit neuem Aufkleber drauf und die E-P7 dann eine richtige Frechheit. Der Tiefpunkt. Die Verkäufe haben sich in engen Grenzen gehalten und mittlerweile gibt’s die nicht mal mehr im OMDS-Shop. Dagegen wollen Sie für die E-PL10, die Technik von vor neun (!) Jahren beinhaltet, im Kit immer noch 749,-. Was ich für endfrech halte.
“Es gab ab ca 2016 bei Olympus einen neuen Marketingchef, der systematisch alles hintertrieben hat, was die Marke vorangebracht hätte.”
Macht Sinn, wenn sich ein Investor in das Board hineingeklagt hat, der auf eine Wertsteigerung seines Investments hin arbeitet, die an Böres erfolgt, wenn bei einem sonnst lukrativen Konzern eine defizitäre kleine Sparte abgestossen wird.