
Kallmünz ist eine prima Location, um mit Besuch knipsieren zu gehen. Enge Gassen, dekorierte Häuser, steile Felsen, ein Höhlenhaus, ne Burg mit fetter Aussicht, Brücke, Fluss, Kunst, morbide Ecken, sehenswerte Wirtschaften und – nicht zuletzt – nette Leute. Das Ganze problemlos an einem Nachmittag zu Fuß zu erkunden und zu fotografieren.
Das Titelbild ist die bronzene Dame, die neuerdings am Ufer der Naab liegt. Und auch wenn das hier den Eindruck erweckt: das ist kein Nackedei-Strand sondern im Sommer mehr so eine Durchgangsstation für Kanuten, da hier eine Stromschnelle umtragen wird – und sich genau da praktischerweise eine Pizzeria angesiedelt hat. (Aber da ja Sex sells und wir hier nicht bei Zuckerberg sind, darf ich sowas zeigen. Leider habe ich – noch – nicht ausfindig machen können, von wem die Plastik ist, vielleicht kann ein Leser helfen.)
Wie man vielleicht sieht: Kallmünz bei Regen hat auch was. Vor allem weniger Touristen.

Das hier ist das Haus, an dem Ende des 19. Jahrhunderts der “Glockenrepeater” aufgehängt wurde, damit auch der westliche Teil von Kallmünz zum Gottesdienst gerufen werden konnte. Und ja, die Glocke da oben ist genau diese. Der Herr unten drunter ist ein Ex-Olyfant. Das weiße Ding in seiner Hand ist ein Canon-Objektiv. (Jo, ich bin auch mit Kleinbildfotografen befreundet.) Und ja, stürzende Linien. Ich sagte ja: Enge Straßen. Das 7-14, das genug Bildwinkel gehabt hätte, dass ich mit Keystone das Bild geradeziehen hätte können, war nicht in der Fototasche und bei dem Regen wäre ich nur am frontlinsenputzen gewesen.

Gleiches Problem hier: Man kommt nicht weit genug weg. Die Denkmalschutzliste meldet für “Am Planl 3” kein Erbauungsdatum sondern nur “modern bezeichnet 1501”. Es ist ein typisches Oberpfälzer Bänderhaus, nur eben in der zweistöckigen Ausführung. 80cm Bruchsteinmauern wie bei Rocksdorf. Ausgesprochen netter Besitzer:

Wenn man um’s Haus rumgeht, ist am Hoftor eine Art stabile Burgmauer. Sehr alt. Kennt niemand. Der Kollege hat mir erklärt, das Haus sei seinerzeit von einem “Ritter von Epp” gebaut worden. Eventuell habe ich da auch was falsch verstanden, denn der bekannte Nazi “Franz Ritter von Epp” war bis 1916 nur “Herr Epp”. Ein Rittergeschlecht “von Epp” habe ich weder in Kallmünz noch sonstwo gefunden. Und der andere “Epp” – der Eppelein von Gailingen – war 150 Jahre früher, weiter westlich und hieß eigentlich Apollonius von Gailingen.

Das hier ist die Brücke über die Naab, die in die Altstadt führt. Von den Nazis seinerzeit gesprengt und nach dem Krieg “modern erneuert”. Links sieht man noch die Reste der alten Brücke von 1558. Wie das halt so ist im besten Deutschland aller Zeiten: die alte Brücke tut, die neue Brücke sieht unten dran so aus:

Vielleicht sollte man sich im Sinne der Nachhaltigkeit mal wieder an die Baumethoden unserer Vorfahren erinnern.
Kallmünz lebt von der Kunst mehr schlecht als recht. Die traditionsreiche Burg Apotheke ist zu.

Man kann jetzt noch alte Gläser erwerben. Weizengläser und dergleichen. Das Eiscafe gegenüber ist schon in der Winterpause, die Stühle und Tische stehen noch draußen. Schräg gegenüber die Bäckerei Zenger dagegen hat noch offen – außer mittags und Mittwoch nachmittag – auch wenn die nicht so aussieht. Die Semmeln sind angeblich richtig lecker.

Das hier ist die “Pension Vilsruhe”. So eine Art “Motel”. Garage mit Zimmer. Die Pension gehört zum Gasthaus “zur roten Amsel” in der seinerzeit Kandinsky gewohnt hat. Das Gasthaus ist seit 2018 geschlossen, die Pension aber per Mail oder Telefon buchbar. Leider ist die Gaststätte normalerweise nicht zugänglich, lediglich wenn einmal im Jahr eine Ausstellung stattfindet, kann man in den absolut sehenswerten Gastraum rein.
Interessant wie immer! Lese immer wieder gerne Deine Dokus/Berichte.
Danke!
Gruss aus der Eifel
Servus Reinhard,
Keystone finde ich nicht so prickelnd. Es begrenzt den Inhalt viel zu stark. Für stürzende Linien verwende ich die Tools vom Altenberger(leider schon verstorben). Er hat seine Routinen an Joachim Koopmann “vererbt”, der es in FixFoto(R) 4.x fest verbaut hat. Da hat man auch die Möglichkeit, die Höhe proportional zu stauchen.
Schönen Gruß
Werner