
Es ist vor ein paar Tagen durch die Presse: Media-Markt und Saturn, früher mal Töchter der Metro, gehen jetzt zu JD.Com – genauer Jingdong. Natürlich kamen gleich die üblichen Forderungen, dass JD nicht nur drei Jahre die Beschäftigung und die Filialen sichern müsse, sondern langfristig. Vielleicht hätte man solche Forderungen mal bei den verschiedenen Karstadt-Kaufhof – Übernahmen aufstellen sollen. Aber das waren ja keine Chinesen. Da hat man lieber Steuergelder reingesteckt. Das Geld ist jetzt natürlich nicht weg – es hat nur wieder jemand anderes.
Ich habe nun die Info bekommen, dass JD mit den beiden Ketten ernsthaft “angreifen” will. Sie wollen expandieren, nicht “gesundschrumpfen”. Es sollen bereits Verhandlungen mit einem großen Hersteller laufen um in den Märkten eine Art Filialnetz für diesen Hersteller aufzubauen. Sozusagen eine Art Shop-in-Shop-Konzept. Die Summen, die mir genannt wurden, sind natürlich bezüglich des Jahresumsatzes der Mediamarkt/Saturngruppe von etwa 22 Mrd Euro (2022/23) nicht erheblich, aber für einen einzigen Hersteller doch erstaunlich ambitioniert. Diese Strategie ist mutig, angesichts der Tatsache, dass sich die japanischen Hersteller aus dem Einzelhandel immer mehr zurückziehen und immer mehr Fotohändler schließen.
Es könnte sein, dass es da im immerwährenden Kampf um Verkaufsfläche in solchen Shops einen dramatischen Wandel gibt. Der ein paar Herstellern nicht schmecken wird, die sich auf ihr angestammten Pfründe verlassen haben.
Es kann passieren, dass die ehemaligen “Blöd-Märkte” mit diesem Konzept auch die Konzentrationstendenzen bei den Fotohändlern befeuern und dann schließlich die Ketten wie Calumet und KameraExpress angreifen.
Es wird spannend.
Mein Saturn war früher mal Nikon Profi Händler und hatte auch die großen Teles in Vitrine. Davon ist man inzwischen maximal entfernt, nur noch ein paar wenige günstige Kitangebote.
Auch sonst ist der Markt praktisch nur noch ein Palettenschieber für weiße Ware, selbst Fernseher laufen auf Sparflamme…
Das ist auch mein Eindruck. Umso verblüffter bin ich eben über diese Nachrichten.
Saturn hatte in Mannheim-City bis etwa Corona ein prallgefülltes 3-stöckiges Gebäude. Nach der Schließung gab es 2 Jahre nix, dann öffnete Mediamarkt etwa in mittlerer Rewe-Markt-Größe in der oberen Etage der Passage Q6/Q7. Der Laden wirkt wie eine Abholstelle für online bestellte Ware und eine kombinierte Ausstellungsfläche für Apple und Samsung. Die Fotoabteilung präsentiert nur noch die Vorvorgänger der aktuellen Kameramodelle. Aktuelle Kameras sucht man dort vergeblich.
Immerhin konnte ich beim Ausverkauf ein neues 12-200 für 283€ bekommen. Der Verkäufer, der mir den Kassenbeleg ausgestellt hat, hat gestutzt, dann das Schild nochmal studiert und mir schließlich den Preis achselzuckend eingetippt – mit der Bemerkung, dass ich da wohl ein ziemliches Schnäppchen gemacht habe… Fand ich auch 🙂 Der Mannheimer Saturn war immer gut sortiert und soweit ich mich erinnere auch bei test&wow dabei.
Grüße Joachim
Das war ein Schnäppchen. Wenn man den AF nachfokussieren lässt, ist das Ding auch am langen Ende super.
Ich war vor kurzem auch in einem Media-Markt wegen Weißware. Originalverpackte Ware gab es dort nicht. Der Verkäufer riet mir online zu kaufen. Mal kurz bei Foto geguckt. So gut wie keine Auswahl. Da kann man sich freuen, wenn noch Fotofachhandel im Ort ist.
Ich glaube in vielen Städten ist der Zug für den stationären Fachhandel abgefahren. Das gilt vor allem für den Fotofachhandel. Es gibt noch Ausnahmen, die an die “gute alte Zeit” erinnern, wie z.B. Foto Wolf in Dresden.
Vor einem dreiviertel Jahr war ich dienstlich in Steyr und erkundete Abends die Stadt. Als ich dann die (recht schmalen) Schaufenstern von Foto Grünwald entdeckte, traf mich fast der Schlag. Jede Marke von Rang hatte mindestens ein Meter Stellfläche, jedes Kameramodell und mindestens 20-25 Objektive in der Austellung. Die richtig, richtig großen, langen Spitzenteles fehlten auch nicht, bei keinem Hersteller. Von Olympus war quasi das komplette Sortiment ausgestellt. Wert der Auslage (hinter Gittern) wahrscheinlich im hohen sechstelligen Bereich. Ich hab es fotografiert, sonst glaubt es mir keiner. Ob die großen Fachhandelsketten hier noch einen Stich setzen werden, glaube ich nicht. Auch sie haben ihre besten Zeiten schon sehr lange hinter sich.
Ich habe einige Jahre in den 80/90er im Fotofachhandel gelernt und gearbeitet, es war eine schöne Zeit an die ich mich gerne zurück erinnere.
Foto Grünwald in Steyr fehlt mir auf meiner Liste. Liest nicht zufällig jemand von dort mit und kann mir sagen, wie der Laden ist?
Online ist er auf jeden Fall nicht auf der Höhe der Zeit:
https://www.foto-gruenwald.at/de/olympus.html
Ein Klick oben rechts auf den Foto-Gruenwald Sticker und man kommt in den online-Shop
Es geht nicht um den Shop – sondern darum, dass die eine lange Latte Lieferanten haben, bei denen weder die Links, noch auch nur die Namen aktuell gehalten werden.
Die gleiche Überraschung habe ich im vergangenen Jahr erlebt. Beim Abendbummel stand ich plötzlich vor den Schaufenstern und war verblüfft von der Menge und Vielfalt der ausgestellten Ware. Alle Marken und Olympus nahezu komplett.
Früher waren auch in Berlin die Saturn Märkte sehr gut aufgestellt mit Canon, Nikon, Sony, Pentax und Olympus und
da waren auch gute Fachverkäufer vor Ort.
Heute sehen diese Märkte aus wie Online Abhol-Stationen ohne Fachpersonal einfach nur noch Dödel und Blödel
Märkte welche zu den sterbenden Innenstädten in Deutschland passen.