Dies ist gegen unsere Richtlinien…

Mein Lieblingssoftwarehersteller Adobe hat sich nun endlich Facebook und Co angeschlossen und beschlossen, zu entscheiden, was Kunst ist, was man zeigen darf und was nicht. Wenn man jetzt Dinge tut, die Adobe nicht supi findet, verweigert das bezahlte Werkzeug seinen Dienst. “Gegen unsere Richtlinien”.

Klar, könnte ja einer auf einmal sich die Pornos von der Adobe-KI zusammenstümpern lassen – vorzugsweise mit einem prominenten Kopf drauf. Genauso wie westliche KI sich weigert, bestimmte Personen in unvorteilhaften Positionen zu generieren. (Bei manchen Personen hat die KI allerdings keine solchen Probleme.)

Ist ja im Prinzip auch alles fein. Wir verkaufen euch Maschinengewehre, aber ihr dürft nur auf die Leute schießen, die wir auch miese finden. Selber schuld, wer da kauft.

Denn das Problem ist, dass sich das ändern kann. Wenn 2024 Kürbisköpfe mit orangener Friese noch OK waren, kann das im Herbst oder im nächsten Jahr völlig anders sein. Die vergilbten Babybilder vom Opa auf dem Eisbärfell retuschieren? Nene, das ist Kinderporno, das Klopfen an der Tür ist das SEK, jetzt ist es etwas zu spät für das Backup.

Es ist ja nicht nur so, dass die KI irren kann – was sie ja erwiesenermaßen meistens tut, man muss sich nur mal die Verschlagwortung von Excire ansehen – es können auch Menschen irren, wenn sie in anderer Leute Unterlagen rumschnüffeln. Desterwegen ist das ja auch eigentlich verboten.

Naja, wer auch immer bei Adobe schnüffelt, ob die KI oder schlecht bezahlte Inder oder gleich irgendein Geheimdienst – es sollte jedem klar sein, dass der, der die Produkte dieses Ladens kauft, auch noch dafür bezahlt, dass da Dinge passieren, die er nicht mehr unter Kontrolle hat. Und Stecker ziehen hilft nicht.

Bei Profifoto haben sie einen Screenshot gezeigt, wie das aussieht.

Da habe ich dann mal gedacht, nackte Frau auf Polstermöbel habe ich auch. Und ich schreibe hier meine User-Guidelines selber. Deshalb das Bild da oben.

Die Dame wurde übrigens bezahlt für das Posing, die lebt davon. Das Bild habe ich gemacht, als ich noch dachte, man müsse Aktfotos haben, damit man an mehr Kunden rankommt. Weil doch alle anderen auch überall “Nudes” haben. Und ja, ich habe das mit JMStV §§4 und 5 gecheckt.

Ach ja, ich weiß, man muss die KI-Tools ja nicht nutzen. Nur, warum kauft ihr dann den Kram wenn ihr die Funktionen nicht nutzt?

4 Replies to “Dies ist gegen unsere Richtlinien…”

  1. verstehe ich das jetzt richtig, man bezahlt für eine Software Geld und die Dinge für die man sie gekauft hat darf ich dann nicht tun? Verar***en kann ich mich selber, das ist dann auch viel billiger.

    1. Man “kauft” Software immer seltener.
      Spätestens mit den “beliebten” Abo-Modellen erwirbt man ein beschränktes (mindestens zeitlich) Nutzungsrecht.
      Und selbst zu Zeiten, in denen man zeitlich unbefristete Lizenzen “gekauft” hat, ist diskutierbar, ob es nicht auch nur eine zeitlich unbefristete Lizenz war.

      1. Ja, zeitlich unbefristete Lizenzen (unabhängig von Bildbearbeitungsprogrmmen) hängen bei mir an den zum Zeitpunkt des Kaufs aktuellen Betriebssystemen. Ja, bei mir steht auch noch (selten genutzt, daher derzeit sogar weggeräumt) ein Win98-PC mit 3 Lebenszeitlizenzen. Eine Software gibt es nur noch in für mich unerwünscht veränderter Form, bei einer anderen habe ich keine Ahnung, was aus dem Softwarehaus wurde und die dritte Software wurde aufgekauft und eingestellt.

        Auf dem nicht Update-fähigen Win10-PC ein weiteres, für mich fundamental wichtiges Programm (nutze ich mehrfach in der Woche) und auf einem anderen die alte Lightroom-Kaufversion.
        Also 3 PC’s, die wegen der installierten Software möglichst langfristig weiterbetrieben werden. Internetzugang ist für diese Software völlig unnötig.
        Mein Altgerätebestand wächst also “planmäßig” weiter …

        Naja, eine sehr individuelle Lösung für uns.

        Schmunzelnde Grüße

        Eckhard

  2. Ja, das macht wütend und traurig – aber…

    Es ist nichts anderes als die Verwunderung über Hass und Hetze im Web, obwohl diese im realen Leben seit jeher einfach hingenommen wird. Im Web ist es halt nur wegen der möglichen Anonymität offener zu Tage getreten. Mittlerweile braucht es die Anonymität nicht mehr, weil sich die Grenzen dadurch verschoben haben.

    Auch war es naiv zu glauben, dass man auf der „richtigen Seite“ stehend keinen Einschränkungen unterzogen wird, wenn irgendwo auf der Welt ein Zensor sitzt, der innerhalb von ein paar Sekunden ein Bild oder einen Text analysieren muss – wenn das nicht gar eine Software macht – obwohl hier vielleicht ein ganz anderer kultureller Hintergrund vorhanden ist. Man muss noch nichteinmal böse Absicht unterstellen um zu erahnen, dass das nicht funktionieren kann. Aber auch wenn das individuell auf nationaler oder europäischer Ebene ablaufen würde, kann das nicht funktionieren.

    Allein die Darstellung eines nackten Körpers innerhalb der letzten 100 Jahre hat sich in der Akzeptanz doch stets verändert und das nicht nur in eine Richtung.

    Im Rathaus Berlin-Weißensee wurde kürzlich die Venus von Medici entfernt und in ein Museum nach Leipzig verbracht. Nicht wegen des kulturellen Wertes, sondern weil ein blanker Busen in der heutigen Zeit in Berliner Behörden eine Sexismus-Debatte auslöst. Nicht nur das. Nach einigen Protesten aus der Bevölkerung wurde von den Aktivistinnen erklärt, dass sich Muslime daran stören könnten. Also auch noch gänzlich unbeteiligte Sündenböcke gefunden.

    Hänge mal heute ein Ausstellungsplakat von Newton oder Rheims an die Litfaßsäule und schaue was passiert. Da braucht es keine KI. Etliche Skulpturen in Berlin wurden schon geschliffen oder aus dem Stadtbild entfernt um sie vor weiterer Zerstörung zu „schützen“.

    Letztendlich muss man sich wieder selbst an die eigene Nase fassen. Nacktheit im Kino, aber bitte nur wenn es die Handlung erfordert. Aufreizende Models im Autoteilekatalog oder der Getränkewerbung? Gerade wir Männer fühlten uns ertappt, schuldig und zumindest wer kulturell interessiert war, begann sich selbst zu hinterfragen und entwickelte Verständnis, Sensibilität und begann sich auch selbst zu zensieren. Ja, es war richtig hier und da rote Linien einzuziehen, aber auch naiv zu glauben, dass es damit getan sei.

    Egal ob künstlerischer Akt oder Pin Up, wenn ich mir das nicht einfach mal anschauen kann, ohne das zu analysieren und zu kommentieren, sondern mich nur einfach mal daran zu erfreuen, weil es schön oder ausdrucksstark ist, mich fasziniert oder berührt, ist das eine ziemlich kalte Welt. In einer Gesellschaft wo Du Dir keinen Bildband von Newton mehr kaufen kannst, ohne den auf dem Weg nachhause wie ein Schmuddelheftchen zu verstecken darf ich mich nicht wundern, wenn ein Hersteller der sein Produkt international vertreibt und mittlerweile auch ohne regionale Anpassungen bewirbt so verfährt, wie wir es jetzt erleben. Sex sells war gestern, heute kannst Du mit solchen Beschränkungen Kasse machen oder zumindest Schaden von Deinem Unternehmen fernhalten. Was wir da vorgesetzt bekommen, ist das was wir verdienen.

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