Alte Webseiten…

Das Web ist ja mittlerweile uralt. Für Internet-Verhältnisse geradezu biblisch. Oder so. Und lange Zeit war ja das Internet #Neuland. Nicht nur für unsere politschen Fachkräfte (an denen ja ein Mangel herrscht…) sondern auch für ein paar Abteilungen bei Olympus.

Lang, lang ist’s her, da bekam ich ne Mail “Könnten Sie bitte eine Facebook-Seite einrichten?” Ich war einigermaßen verblüfft – es war 2011 und Facebook hat mich schon damals nicht interessiert. Aber ich bin ja hilfsbereit, also habe ich die deutschsprachige Facebookseite für Olympus Imaging eingerichtet. Und habe dann gleich eine Excel-Datei bekommen, in der so grob – sehr grob – drinstand, was auf Facebook eingestellt werden sollte. Schon damals auf englisch. Und nein, die Inhalte sollten dann natürlich auf Deutsch eingestellt werden. Und es gab auch noch gleich ne Todo – dass ich innerhalb von vier Stunden auf Nutzerkommentare antworten sollte, Support sollte sofort geleistet werden, das ganze natürlich dann immer an Olympus weitergeleitet werden. Das einzige, was da nicht geregelt wurde: was ich dafür kriegen sollte. Nichts halt.

Der Aufhänger damals war eine Marketingaktion, um die Tough im Markt zu platzieren. Das war das “Härtefilmfestival”. Wer sich noch dran erinnern kann… Da suchte Olympus Ideen, was man alles mit einer Tough machen konnte, die besten wurden dann von Olympus umgesetzt. Drei Sachen habe ich selber gemacht: die Tough in den Geschirrspüler, mit Asgard einen Streifen, wo wir eine in den Stausee geworfen haben – und vorne an meine Ente drangeklebt und dann – war nicht beabsichtigt – einen Unfall gebaut. Andere sind auf die Idee gekommen, die Kamera – mit laufendem Video – auf den Grill neben die Würstchen zu legen und aus einem Flugzeug zu werfen. Natürlich sind meine Videos nicht gefeatured worden. Aber – und das ist das coole dran – meine Videos gibt’s noch, die ganzen Härtefilmvideos sind weg. Futschi. Ein einziges gibt es noch:

Und das auch nur, weil damals Olympus noch keinen YouTube-Kanal hatte. Also sollte ich das auf meinen Kanal pen-and-tell hochladen. Glaubt man nicht? Dooooch.

Gerade heute ist mir wieder ne Mail in die Hände gefallen, wo mir der damalige “Trade Marketing Manager” der Olympus Deutschland GmbH ganz stolz geschrieben hat “We are live”. Weil die Kampagnensite zum Härtefilmfestival Online ging. Der Link funktioniert heute noch, nur halt geht er auf ein knallbuntes Online-Casino, das garantiert mit Olympus nichts mehr zu tun hat. (Und deshalb auch keinen Link drauf.)

Noch mal, beim Härtefilmfestival ging es nicht drum, dass Kunden Videos drehen und einschicken. Kunden sollten nur Ideen liefern, die dann die Marketingagentur gedreht hat. Natürlich nicht mit Olympus-Kamera, sondern mit “Profi-Equipment”. Ich habe gefragt, warum nicht? Man würde drüber nachdenken. Beim nächsten Mal. (Nur zur Info: In Amerika hat Olympus mit ziemlich viel Aufwand seinerzeit ganze Camps organisiert, wo mehrere Teams an einem Wochenende eigene Filme drehten. Alles mit Olys….)

Das Härtefilmfestival hat ziemlich sicher mit allem Pipapo eine mittlere fünfstellige Summe gekostet, wenn nicht sechsstellig. (An mir lag’s nicht, ich habe nur eine geschrottete Tough gekostet, die beim Unfall mit der Ente dran glauben musste.). Warum kann man nicht die paar Euros investieren, dass man die .de-Domain behält? Und vielleicht auch die Videos der Aktion? War die Aktion so peinlich? Oder gab’s von der Marketingfirma keine Lizenz für eine längere Verwendung?

(Schönen Gruß an die Marketingfirma: Ich wurde angewiesen, das Video hochzuladen, es gab keinen Hinweis, dass da irgendwelche Rechte zeitlich begrenzt oder überhaupt nicht vorhanden waren. Demzufolge bin ich davon ausgegangen, dass das alles legal ist. Wenn nicht: schickt mir ne Mail, dann lösche ich das Video. Wenn ihr wen abmahnen wollt, dann bitte die Olympus Deutschland GmbH. Der zuständige Vorgesetzte war Herr Murata, der sitzt jetzt in Amerika bei Olympus beim Endoskop-Vertrieb. Ach ja: wenn ihr die ganzen alten Videos noch habt: schickt sie rüber. Die waren cool.)

Um endlich den Punkt zu machen: Von wegen, das Internet vergisst nicht. Das Internet ist ein schwarzes Loch. Unglaublich viel guter Content ist längst verloren gegangen. Ich bin froh für jede Seite, die am Leben gehalten wird. Und dass gerade Firmen solche Kampagnenseiten einstampfen finde ich extrem schade. Unglaublicher Aufwand und dann – wech isses. Ja, bei Archive.org findet man die Seite noch. Aber die Videos sind halt weg – war alles Flash und auch mit Ruffle ist da nichts mehr zu sehen.

Ihr habt’s euch gedacht: das Titelbild oben war die Tough, die da vorne an der Stoßstange dran war. Und die Stoßstange der Ente ist nicht so ein Plastikteil, sondern ein ziemlich massiver, eiserner Meinungsverstärker. Das hier unten ist die gleiche Kamera. Auch nach dem Unfall. Von hinten. Nur um das mal zu zeigen.

3 Replies to “Alte Webseiten…”

  1. Ich hab damals mit meinem Bruder beim Tauchen in Mexiko eine Tough gefunden. Die lag jenseits der Spezifikation tief und war von Ablagerungen verkrustet. Nach etwas putzen ließ sich der Akkuschacht öffnen und die Bilder auslesen.
    Sie dokumentierten den Tag eines jungen Paares, vom morgendlichen Stoßfestigkeits-Test der Tough und dann baden im Fluss, wo sie runtergefallen und versunken ist.
    Ich hab damals die Kamera nach Hamburg geschickt. Hätte man was draus machen können. Keine Ahnung, was Oly draus gemacht hat.

    1. Die kam in Hamburg mitten Im Bilanzskandal an. Ich habe damals Tag und Nacht an der Kiste gesessen und in den Foren gekämpft, weil so ziemlich alle Medien nur Käse geschrieben haben – inklusive Mafiageschichten und völlig falschen Behauptungen. Es wird immer noch behauptet, damals hätten sich die Olympus-Manager die Taschen voll gemacht. Es ist längst erwiesen, dass die drei Leute, die Bescheid wussten, keinen Cent geklaut haben. Wer die Kohle mitgehen hat heißen, waren japanische Bankster – und später dann hat sich die Deutsche Bank auch ganz nett bezahlen lassen. (Jaja, damals hat niemand Abmahnungen an Journalisten verschickt.) Auf jeden Fall war damals in Hamburg Land unter und ich habe alle paar Stunden Mails aus HAmburg bekommen, in denen wieder irgendwas drin stand, was ich dann nachrecherchieren und faktenchecken musste, um es dann im Forum zu debunken.
      Dass die zu dem Zeitpunkt jetzt nicht so die Motivation hatten, einer Tough hinterherzuschwimmen – verstehe ich. Da wusste keiner, was morgen sein wird, weil die in Hamburg auch keine Infos bekommen haben – im Gegenteil, die haben bei mir gelesen, was mit ihrer Firma los ist.

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