Newsticker: Nichts Neues

Schon mal aufgefallen? Wir leben in einer Endlosabwärtsschleife. Alle paar Jahre kommen die tollen Fototipps und die brandneuen, skandalösen Rechtsfälle, die den Untergang der Fotografie besiegeln, wieder. Nur mit immer weniger Fakten, immer weniger Verständnis und meistens auch noch mit immer mehr Falschinfos.

Der Standard skandalisiert eine Entscheidung der österreichischen Datenschutzbehörde, dass da einer auf der Straße einer Frau nicht in den Ausschnitt fotografieren darf – und das dann hinterher auch noch ohne zu fragen ins Netz stellt. Das würde die Street-Fotografie töten. Man dürfe ja gar nichts mehr. Da müsse man im Einzelfall entscheiden. Und hinterher fragen – das sei ja völlig weltfremd.

Guten Morgen. Seit wann gibt es die DSGVO?

Der NDR betreibt derweil Clickbait: “Selfies im Museum: “Manche schauen das Kunstwerk nicht mal an”” und der Artikel fängt auch gleich mit der dramatischen Szene an, dass da einer beim Selfie im Museum in Verona auf einen Stuhl stürzt. Das war’s dann aber so ziemlich. Es geht drum, dass die Leute im Museum knipsen und manche sich nicht mal die Bilder ankucken, und dass das mit dem Knipsen ganz doll schwierig ist, von wegen Urheberrecht und so. Und manche Museen das Knipsen verbieten und dafür sogar Gorillas neben die Bilder stellen.

Brandneue Sache. Ein Museum ist kein öffentlicher Raum, deshalb kann der Typ, der den Schlüssel hat, bestimmen, wer da drin knipst. Und wer nicht. Akzeptier’s oder bleib daheim. Wenn es erlaubt ist, für den Privatgebrach zu knipsen, dann sollte man die Bilder auch nicht ins Netz stellen und wenn man offiziell knipsen darf – Presse zum Beispiel – dann gilt die Regel, die Bilder nicht solo zu knipsen, sondern immer mit Ambiente, denn dann kann man zumindest behaupten, das urheberrechtlich geschützte Werk sei eben “Beiwerk”. Ob das den Anwalt oder das Gericht interessiert, ist eine andere Nummer.

In Berlin hat die BZ ein anderes Drama aufgedeckt. Da gehört einem ein Platz. Privatgrund. Den hat er der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, aber man darf da drauf nicht fotografieren. Von öffentlichem Grund kein Problem, aber sobald man auf seinem Grund ist, hat die Knipse in der Tasche zu bleiben.

Skandal. Und auf BZ-Nachfrage hat er das Verbot nicht mal begründet. Doppelplusungut. Das mit der Panoramafreiheit ist auch alles total neu. Kleine Nachhilfe: Auf Privatgrund entscheidet der Eigentümer, was er da zulässt. Er muss da nicht mal eine Begründung dafür geben. Das ist der Trick am Privatgrund. Wenn er den Grund nicht einfriedet, muss er halt Schilder aufstellen, damit die Leute auch informiert sind, dass das da Privatgrund ist.

Photoscala hat auch eine brandheiße Mitteilung: Die SD-Karte gibt es seit 25 Jahren. Wow. Wie wär’s mit einer Fete in Starnberg in der Redaktion? Freibier für alle? Mit feierlicher Starnberger-See-Versenkung aller in den letzten 25 Jahren verreckten SD-Karten, bei denen Stege rausgebrochen sind, die Schreibschutzschieber Freiheitsdrang hatten, die Flash-Speicher gestorben sind oder schlicht das Plastikgehäuse zerfallen ist. Aber so ist das halt mit den “Helden der Fotografie”. Helden sterben einsam. (Für die Folgen beim Anklicken dieses Links bin ich nicht verantwortlich.)

Titelbild: Schaufenster des “Frisör Mühli” in Neuhausen bei Schaffhausen in der Zentralstraße. Mittlerweile ist nicht nur der Friseur zu, sondern das ganze Haus abgerissen.

4 Replies to “Newsticker: Nichts Neues”

  1. in einer Welt die durch immer mehr Input die Menschheit überfrachtet, darf es gerne oberflächlich werden. Echtheit, gute Recherche, danach Fragen immer weniger Menschen oder sind nicht in der Lage diese zu erkennen.
    In anderen Foren werden für die Fotografie im Museum Objektive in der Größe eines FT 35- 100 mm vorgeschlagen. Weil, damit macht man bessere Bilder.
    Die Museen die das Akzeptieren müssen nach meiner Erfahrung erst noch gebaut werden.
    Sogern ich meine E-P5 benutze, der AF ist bei Performance Darbietungen nicht mehr auf der Höhe der Zeit.
    Hierfür habe ich meine Ricoh GR xx, eine kleine Fuji x- E4, Fuji x-m5. Diese sind akzeptiert.
    Als Odenwälder hat man für den Notfall immer eine Kettensäge und eine Axt im Kofferraum.
    Eine Axt im Haus pringt nur Unglück.

  2. Es gibt zwischendurch schon interessante News (die Süddeutsche hat es z.B. auch gebracht, ist aber hinter Bezahlschranke. Deshalb verzichte ich auf Link.):

    https://www.handelszeitung.ch/newsticker/ki-modelle-mussen-laut-trump-fur-inhalte-nicht-bezahlen-845538-1

    Abgesehen davon ist immer noch Sommerloch. 😉

    Aber dass die Newsanbieter mittlerweile Legion sind und Clicks generieren und schneller als die Konkurrenz sein „müssen“ hilft natürlich auch nicht…

    1. Die Systemfrage ist spannend – aber die kriegen nicht mal Politikblogs ordentlich auf die Reihe. Hier geht’s um Fotografie, und die aktuelle Rechtslage, in der wir uns als Fotografen bewegen.

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