
Kallmünz ist die “Perle des Naabtals”. Oder so. Es ist ein kleines, uraltes Dorf an der Naab, mit einer fotogenen Brücke, einer netten Burg, schiefen Häusern, Pizzeria, Eisdiele und Touristinfo. Und Unmassen Künstler und Galerien. Kandinsky – jo, genau der – war im Sommer 1903 mit seiner Malschule “Phoenix” in Kallmünz zum Malen (Wir waren beim letzten MotOly-Usertreffen in Kallmünz. ) Der hat da sogar Modelmalerei betrieben – er hat seine damalige Angebetete Gabriele Münter in mittelalterliche Brautklamotten gesteckt und auf der Burg posieren lassen – mit Blick auf die Naabbrücke in Kallmünz. Münter hat sich gerächt und Kandinsky beim Malen gemalt. Also die klassische “Fotografen fotografieren Fotografen beim Fotografieren”- Nummer. Übrigens hat auch Münter später fotografiert.
Soweit zum Expressionismus in Kallmünz. (Und ja, den blauen Reiter gab’s noch nicht.)
Die Frau, die hier gemeint ist, ist aber nicht Frau Münter, sondern diese hier:

Die Dame habe ich im August 2022 fotografiert und dachte eigentlich, da wäre irgendwo ein Altenheim ums Eck. Im Mai 2024 war ich dann wieder in Kallmünz und siehe da, die Dame saß immer noch auf der Bank, die Staude im Topf mit ein paar weniger Blüten und kleiner, dafür ein zweiter Topf auf der anderen Seite der Bank. Die Haare nun mit Locken.
Diese Woche war ich wieder dort.

Die Bank steht noch da, die Töpfe sind weg, das Haus hinter der Bank steht zum Verkauf. Das Mobiliar der alten Dame ist noch drin.
Und nun die Kapelle:

Das ist eine alte Kapelle – eine uralte. Der Hof dahinter war bis vor hundert Jahren ein “Einsiedlerhof”, der Ort fing erst ein paar hundert Meter weiter an. (Kallmünz ist sehr in die Länge gezogen und geht um den Felssporn rum, auf dem die Burg steht. Man hört die Glocke der Kirche deshalb in großen Teilen des Dorfes nicht. Deshalb hatte Kallmünz lange einen “Glockenrepeater”. Das war ein Junge, der rannte morgens durchs Dorf und teilte mit, dass in der Kirche die Glocke zur Messe läutete: “In d’Kircha läut ma!”. 1891 haben sie dann an passender Stelle der Hauptstraße an einem Haus eine elektrisch betriebene Glocke angebracht, die den Laufburschen arbeitslos machte.) Diese Kapelle heißt nicht “zum heiligen Gottseibeiuns” oder dergleichen, sondern simpel “zur Rast”. Da war bis vor einiger Zeit auch ein schöner Christus drin, der vom Besitzer aber irgendwann zum Restaurieren gegeben wurde. Da ist er immer noch. Die Kapelle gehört übrigens nicht dem Eigentümer des Briefkastens rechts, sondern wem anders, der sie auch nicht verkaufen will. Aber wenn jemand 6000 Euro übrig hat, kann er die Kapelle gerne restaurieren. Da hat der Besitzer nichts dagegen.

So kuckt der Eingang von vorne aus, oben im Bogen ist auch noch das Glasfenster drin. Ja, Partielle Farbe. Klar doch.
Und wieder meine Bitte: fotografiert. Draußen. Sprecht mit Menschen. Lasst euch Geschichten erzählen. Schreibt sie auf. Man denkt immer, Morgen sei doch auch noch ein Tag. Man könne das nächste Mal doch auch noch …
Eventuell gibt es kein Morgen und kein nächstes Mal.
„Man denkt immer, Morgen sei doch auch noch ein Tag. Man könne das nächste Mal doch auch noch …
Eventuell gibt es kein Morgen und kein nächstes Mal.“
Oh, wie recht Du hast. Das ist mir schon mehrmals passiert! Leider…
Sehr schön was man hier erfahren und lernen kann.
Ein schöner Beitrag
Interessanter und schöner Beitrag. Wie immer.