Ki wird immer besser.

Ich weiß nicht, wer von euch Snicklink kennt. Eventuell habt ihr, selbst wenn ihr noch nie den Namen gehört habt, schon Videos von ihm gesehen. Er ist mit seinen ersten DeepFakes viral gegangen und war dann sogar Thema in der Tagesschau. Zu seinen politischen und gesellschaftspolitischen Thesen will ich mich nicht äußern, darum geht’s hier nicht. (Und ich wäre euch dankbar, wenn ihr euch in den Kommentaren dran halten würdet.)

Snicklink hat auf jeden Fall vor ein paar Tagen ein Video rausgehauen:

Dabei geht es darum, was mit KI möglich ist. Snicklink hat ja schon vor einem Jahr davon geredet, dass er einen abendfüllenden Spielfilm mit KI machen will und bei seiner Commmunity abgefragt, um was es gehen soll. Das Ding ist natürlich nie was geworden, aber ich bin durchaus der Meinung, dass Snicklink aka Willy a) kreativ ist und b) in Sachen generativer KI auf der Höhe der Zeit. Er bastelt sozusagen mit dem letzten heißen Scheiß rum.

Wer also mal auf den Stand gebracht werden will, was derzeit (vor etwa einer Woche) mit KI-Tools im kreativen Bereich machbar ist, ohne sich gleich Serverfarmen in den Keller zu stellen sollte mal die gute Stunde investieren.

Spoiler:

Willy ist da deutlich euphorischer als ich. Viel von dem, was er zeigt, ist in Grenzen unterhaltsam, die Qualität ist noch lange nicht ausreichend. Aber er spricht aus seiner Perspektive, und diese Perspektive ist interessant und bedenkenswert.

Was wirklich die Schau ist, ist die spontane Reaktion von generierten Charakteren auf Chatbeiträge. Das sieht man auf YouTube nicht, weil das nur ein Zusammenschnitt eines Twitch-Streams ist, und Willy den Chat nicht einblendet. Natürlich reagiert der “Bot” nur mit Verbalinjurien, das gehört dazu, aber auch das ist interessant.

Das Schlagwort “VibeCoding” habe ich in dem Stream das erste mal gehört und das hat mir dann doch die Schuhe ausgezogen. Willy demonstriert, wie das funktioniert.

Klar, für alte KI-Hasen ist das alles ein alter Hut – aber wer mal KI aus der Perspektive eines Künstlers sehen will – ankucken.

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass KI in fünf Jahren als Hype vorbei ist und habe da sogar eine Wette mit Peter laufen. (Meine Gründe sind technischer Natur. Damit KI so gut wird, dass sie nicht mehr als exotisches Spielzeug begriffen wird, braucht es mehr Rechenleistung als wir zur Verfügung stellen können.) Aber für Künstler ist das eine spannende Sache – denn Künstler sind fehlertolerant. Ein schnelles Shoot-em-Up-Game kann ich mit VibeCoding machen. Ein komplexes Open-World-RPG ist nach einem halben Jahr VibeCoding unwartbar gegen den Baum gefahren. Eine beliebige 90er-Jahre Rocknummer kann die KI heute – man sieht’s im Video – in einer Minute aus einem Internet-Chat generieren. Aber sie kann eben keinen neuen Musikstil erfinden.

Dazu braucht es Talent, Können, Inspiration und jahrelange Ausdauer.

Nichts davon ist KI.

Titelbild: Das hat mir Excire u.a. zum Titel ausgespuckt.

8 Replies to “Ki wird immer besser.”

  1. Ich bin vor einem Jahr auf Linux umgestiegen, mit all den Vorteilen und Nachteilen. Unter Windows hatte ich ein Script um meine Daten zu sichern, ist in 30 Jahre immer weiter verfeinert worden und das Script wollte ich als Linuxanfänger passend für Linux Mint umbauen, bzw. neu schreiben. Habe mir insgesammt recht schwer getan, etwas andere Syntax und bin auch seit 10 Jahren raus aus dem Entwicklerleben – es war schwer.
    Irgendwann kam ich mit einem Problem nicht vorwärts und hatte die “Inteligenz” gefragt – das Ergeniss war perfekt, ich habe es in ein paar Stunden nicht geschafft, was dann in 10 Sekunden herauskam.
    Dann habe ich weitergemacht und mein Problem in natürlicher Sprache beschrieben – Ergebniss: ich hatte nach ca. 20 Minuten eine Sicherungssoftware, die unter Linux und Mac lief (das überprüfen sollte man schon können), mit Auswahlmenü, Verschlüsselung und anderen netten Dingen. Hätte ich wahrscheinlich nicht hinbekommen.
    Die “Krönung” war die Frage ob ich diese Software auch passend für den AppStore vom Mac haben möchte, dann könnte ich diese dort veröffentlichen. Da habe ich dann aufgehört und einfach nur ein paar Codezeilen der “Intelligenz” in mein altes Script übertragen……

    1. Es ist aber genauso wie Reinhard sagt, dass funktioniert super für schnelle und simple Ideen.
      Ich bin Senior Entwickler und merke täglich das die ganzen, auch auf SW spezialisierten Modelle sehr schnell an ihre Grenzen kommen und das beheben der Fehler ist dann nur, schnell möglich wenn man viel Erfahrung mitbringt und diese teilweise echt hakeligen Fehler sofort erkennt.

      Wartbarkeit geht auch gegen Null, wenn niemand mehr den Code selbst geschrieben hat und sich sicher ist das er ihn wirklich versteht.

  2. “Ich bin nach wie vor der Meinung, dass KI in fünf Jahren als Hype vorbei ist und habe da sogar eine Wette mit Peter laufen. (Meine Gründe sind technischer Natur. Damit KI so gut wird, dass sie nicht mehr als exotisches Spielzeug begriffen wird, braucht es mehr Rechenleistung als wir zur Verfügung stellen können.)”
    Ob etwas gut oder gut genug ist, ist eine Frage der Perspektive.
    Ich glaube, wir müssen die Resultate vom anderen Ende her andenken. Hätte jemand sich mal erträumt, dass die biologische Qualität eines durchschnittlichen gastronomischen Menüs heute schlechter ist denn je? Ist die individuelle Mobilität im durschnittlichen Verkehr heute schneller als vor 20 Jahren?
    Viele moderne Errungenschaften sind vielleicht besser geworden, viele aber auch schlechter.
    Der Schlüssel heißt immer gesellschaftliche und politische Akzeptanz.
    KI-Ergebnisse nach Kriterien von Schönheit oder Wahrheit zu bewerten, ist vermutlich zunehmend ein Luxus, der overroult wird von Effizienz, und sei diese noch so desolat. Unsere Sprachkultur ist im freien Fall, aber anscheinend erfolgt Kommunikation immer noch so gerade ausreichend, dass zugunsten von Schnelligkeit und trotz semantischem Chaos das System funktioniert.
    Ich fürchte, wir steuern auf Systeme zu , die bar jeder Ästhetik und Ethik die Wirtschaft dominieren werden, die Religion hierfür heißt KI.
    Vogel friß oder stirb.

    1. Die KI kostet absurdes Geld. Das Geld wird von Investoren bereitgestellt. Diese verlangen Rendite. Derzeit ist das Geschäftsmodell das monatliche Abo. Das funktioniert noch lange nicht, alle KI-Firmen verbrennen monatlich große Mengen Geld. OpenAi im letzten Jahr 5 Milliarden. Das sind grob 13,5 Millionen pro Tag. Es gibt einen Zugang für 200 Dollar im Monat, mit dem OpenAI fett Verlust macht, weil die Leute für 200 Dollar dann auch Leistung haben wollen. Videos bauen und so. Der Stromverbrauch ist so abnorm, dass die Preise eigentlich verdreifacht werden müssen. Nur um die Unkosten zu decken. Und wenn man berücksichtigt, dass viele für die Kohle sich dann doch überlegen, wieder selbst zu denken – die Finanzierung der KI wird innerhalb der nächsten fünf Jahre zusammenbrechen. Schlicht weil der ROI ausbleibt.
      Eines der größten Probleme der KI ist, dass die KI lediglich frei zugängliche Informationen aus dem Internet zur Verfügung hat. Das gedruckte Wissen ist für die KI nicht erreichbar. Die zuverlässigste Quelle für ChatGPT ist die Wikipedia. Die KI kann also rein prinzipiell weder Up-to-date sein, noch ein tieferes Verständnis von Kultur haben. Und je mehr gute Quellen ihren Zugang sperren, umso dümmer wird die KI. Wenn die KI-Firmen ihre Quellen nicht vernünftig bezahlen, wird ihr Content innerhalb kurzer Zeit wertlos werden. Und wenn sie für den externen Content bezahlen, wird der Zugang absurd teuer. Ja, Meta will jetzt Insta und Facebook abgreifen. Mir graust davor, was die KI da lernt….

  3. KI könnte zur Schaffung von Kunst eingesetzt werden, die Ergebnisse wären allerdings „Remixe“ bereits existierender Kunst.

    Problematisch wird es, wenn es zur „Suche nach Fakten“ verwendet wird.

    Vor kurzem war ich neugierig, ob es bei der digitalen Olympus PEN F häufige Probleme gibt.

    Google: “Olympus PEN F common issues”

    Die AI-Zusammenfassung sagte: “The Olympus PEN F, a popular digital camera, … blah blah, … common issues include film transport issues, light leaks, …”.

    (Ich erinnere mich nicht an die genauen Worte. Jetzt erscheinen die Ergebnisse weniger absurd.)

    1. Es gab eben zwei unterschiedliche PEN F, die halt ein paar Jahre auseinander liegen. Probleme beim Filmtransport oder Lichteinfall sind bei passend grober Behandlung aber bei jeder analogen Kamera ein Thema.

      1. Ja, mein Punkt war dass die KI nicht den Unterschied machte, und “a popular digital camera” schrieb und dann Informationen zur analogen Version.

        Es hat nicht nachgedacht. Es ist ein Sprachmodell, es hat einfach ein paar plausibel klingende Sätze erstellt.

        In diesem Beispiel war leicht zu erkennen, dass es Unsinn war (“digital camera with film transport issues”).

        Hätte die KI z.B. über „shutter problems“ geschrieben, hätte ein Laie nicht einfach erkennen können, ob es stimmt oder nicht.

  4. KI kann auch helfen. Mir ist gestern ein sehr großer Lightroomkatalog kaputt gegangen. Ja ich mache in Zukunft deutlich kleinere, habe mich bislang um dieses Thema einfach nicht gekümmert. Die von Adobe empfohlenen Rettungsmöglichkeiten haben nicht funktioniert, der Sicherungskatalog ging auch nicht mehr. Dann habe ich das ganze Thema in ChatGPT eingegeben, sozusagen als letzter verzweifelter Versuch. Siehe da, die KI hat mich Schritt für Schritt geführt, mir eine ganze Menge Fragen gestellt und am Ende hat der Katalog zu 99% wieder funktioniert. Ich habe keine Ahnung was da genau gemacht wurde und bin beeindruckt.

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