
Ich erwähne ja immer mal wieder den “Held der Steine”, der eigentlich in einer komplett anderen Branche unterwegs ist. Klemmbausteine.
Der “Held” macht seit vielen Jahren Videos, hat früher Lego ziemlich in den Himmel gelobt, ist dann wiederholt wegen Albernheiten abgemahnt worden und zeigt immer noch Sets von Lego. Eines seiner neuesten Videos ist das da. Wie üblich – verheerend. Das Zeug wird von ihm als absurd überteuert bezeichnet (angesichts der Tatsache, dass das tatsächlich ja nur Plastikbausteine mit nicht wahrnehmbarem Materialwert sind, nicht von der Hand zu weisen) und wenn man ihn so hört, denkt man, welcher Trottel kauft von dieser Firma noch deren Produkte?
Jede Menge. Die machen im Jahr fast 10 Mrd Euro Umsatz, die Besitzer sind längst Milliardär:innen, der Marktanteil am gesamten Spielwarenmarkt in Deutschland liegt bei über 17%. Im Klemmbausteinmarkt sind sie unangefochtener Marktführer. In Dänemark sind sie so wichtig, dass der größte Flughafen in Jütland direkt vor deren Fabrik in Billund liegt.
Zusammen mit dem Finanzinvestor Blackstone und dem kanadischen Pensionsfonds besitzen die Eigentümer von LEGO auch die “Merlin” – eine britische Firma, die Themenparks betreibt. Legoland, Madame Tussauds und SeaLife gehören zu deren Marken. Umsatz 2,3 Mrd. Euro.
Der “Held” hat mit seiner Berichterstattung den dänischen Milliardär:innen anscheinend nicht geschadet. Eher hat er die Bekanntheit des Ladens erhöht und Leute dazu gebracht, über den Kauf von Klemmbausteinen nachzudenken, die das normalerweise als Kinderkram bezeichnet hätten.
Überraschung: das ist sein Plan. Er verkauft nämlich Klemmbausteine in seinem Laden. Und wenn niemand das kennt/will, verkauft er nichts davon. Ja, mittlerweile kann er von seiner Reichweite auf YouTube leben, aber natürlich funktioniert das nicht so gut, wenn er nicht gleichzeitig einen Laden hätte.
Hier ähnelt er mir in gewisser Weise. Ich lebe davon, dass ich Bücher über die Produkte von OMDS schreibe.
Die Strategie von Lego ist der Strategie von OMDS vergleichbar: Man versucht den Informationsraum zu beherrschen. Man versorgt Influencer mit Sets und erreicht somit tolle Bewertungen selbst des letzten Mistes. Die Fanboys saufen sich selbst das überteuertste Set schön und nageln jeden an die Wand, der was dagegen sagt. (Ach ja: wenn ein Influencer sagt, er werde sich die Kamera selbst kaufen – träumt nicht davon, dass der den vollen Preis zahlt!)
Man sieht: es funktioniert. Der Effekt ist: die Preise steigen immer weiter, die Händler müssen ruinöse Rabatte geben damit sie an normale Menschen überhaupt noch was verkaufen und manche Sets werden an normale Händler überhaupt nicht abgegeben.
Warum zwar Plastikstrohhalme in der EU verboten sind, nicht aber Plastik-Klemmbausteine, frage ich mich natürlich nicht. Wenn ich hier im Garten grabe, finde ich dauernd irgendwelches Mikroplastik. Milky-Way-Verpackungen, Plastikschildchen von Gartenpflanzen und eben Lego – das wohl das verrottungsfesteste Plastik ist, das ich kenne. 30 Jahre im Boden, abwaschen, wie neu.
Also: die Strategie der Dänen funktioniert. Nicht für die Kunden, nicht für die Händler, nicht für die Umwelt, aber für das dänische Konto. Und die Strategie von OMDS funktioniert offensichtlich auch. Obwohl der Laden noch nie irgendwas Innovatives auf den Markt gebracht und das Zeug von vor zehn Jahren nur immer wieder neu lackiert hat, stieg der Gewinn der OMDs GmbH 2023/2024 um annähernd 200% gegenüber dem Vorjahr.
Muss man anerkennen.
Hallo
Ich weis ja nicht wie hoch der um 200 Prozent gestiegene Gewinn ist, aber es ist doch schön zu hören wenn sie überhaupt wieder Gewinn erwirtschaften denn nur dann besteht die Hoffnung das sie irgendwann wieder Innovative Produkte entwickeln können.
Ich hoffe das die das tun denn ich habe keine Lust irgendwann das System wechseln zu müssen und Panasonic wäre irgendwie auch nur ein Notnagel.
Gruß
Hartmut
Dem zumindest Om1 und vor allen OM3 gefallen auch wenn da natürlich einiges wie zb die Artfilter schon Alt und Sattgesehen sind.
Die 200% mehr Gewinn hat die eruropäische Vertriebsorga gemacht. Die machen keine F&E.
Dieser Gewinn wird vmtl. benutzt, um der Zentrale in
Japan den 7 Mio. Euro Kredit zu gewährleisten. Und
dadurch hat die Zentrale auch Geld, um neue Kameras
zu entwickeln, z.B. eine OM-5 III ohne Stativgewinde. 😉
(Wenn man nicht mehr weinen kann, dann sollte man lachen.)
Einnahmen generiert nunmal der Vertrieb. Innovation darf dann davon vielleicht was ausgeben 😉
Irgendwie muss ja auch das „neue“ Entwicklungszentrum in Japan finanziert werden. Ob das nun dem Bereich der Consumer-Kameras dient, oder nur in einer kleinen Nische ein paar Alte gegen den Fachkräftemangel kämpfen und Linsen per Hand schleifen, wird man eh nicht erfahren.
Auch nicht, ob wie bei Olympus damals die Medizinsparte von der Kamera-/ Optik-Entwicklung profitiert oder es bei OMDS genau umgekehrt läuft, Objekterkennung in den Kameras nicht die Innovation, sondern Zweitverwertung ist. Obwohl es das wohl finanziell dann eher gar nicht bräuchte. Vielleicht lässt sich Objekterkennung im Feld, bei den Kamerakunden, auch wesentlich besser testen, statt an ein paar tausend Mustern im Labor. Dann hätte man ja noch die Win/Win-Situation die der Kamerasparte eine Existenzberechtigung verschafft. Solange in Foren über Verbesserungspotential diskutiert wird und vielleicht auch die Firmware und Apps nachhause telefonieren können.
Zumindest scheinen wir als Kunden ja noch für die Firma einen Nutzen zu haben. Sonst würde das vermutlich viel drastischer in unserem Portfolio aussehen, wie das bei anderen Unternehmen unter dem Dach von JIP geschieht. Interessant wäre vielleicht, ob sich aus dieser namhaften Ansammlung künftig mal Synergien entwickeln.
Trotz der grundverschiedenen Produkte sind die Parallelen tatsächlich nicht zu übersehen, und erschreckend.
Lego war in meiner Kindheit (Ende der 60er) ein Kinderspielzeug, bei dem man mit relativ wenig Elementen jahrelang kreativ spielen konnte. Und die Qualität war einwandfrei, die Steine kann man heute noch verwenden.
Aktuell ist alles vielfältiger und bunter, aber die Kreativität auf Seiten der Benutzer wird schwieriger. Man kann mit den neuen Elementen tolle, realitätsnahe Modelle bauen, aber die einzelnen Elemente sind kaum zu bekommen, und alles geht richtig ins Geld.
Die Produkte von Lego richten sich m.E. gar nicht mehr vornehmlich an die Kinder, sondern zum Einen an die “Beschenker” der Kinder und an die großen Kinder, die dann auch das Geld für die teuren Sets haben.
Aber aufgrund der ausgelaufenen Patente gibt es hier Alternativen.
Zu den Parallelen im Hinblick auf Olympus / OMDS muss ich wohl nicht viel schreiben. Nur: meine 40 Jahre alte OM-2 funktioniert noch, und die 50 Jahre alte 35 RC genauso.