
Das ist das Ding, von dem die Influencer träumen: Passives Einkommen. Ein “Online-Produkt”, das sich von selbst verkauft und bei dem sie nichts tun müssen und die Kohle in einem nicht endenwollenden Fluss reinkommt und man selbst nur mit dem Van in coole Locations fahren muss und dort Videos dreht, wie toll es einem geht.
Ich weiß nicht so genau, wer diese Story aufgebracht hat, mit dem “passiven Einkommen”. Gerne wird auch Investment in Crypto so verkauft, vor allem von den Crypto-Bros, die sich dann zusammen mit dem Investment in Luft auflösen. Viele Influencer verkaufen dann ihre Lightroomfilter online. Oder ein Buch “Vanlife for Dummies”. (Das Buch gibt es tatsächlich. Die Kritiken sind verheerend.)
Ich behaupte mal, dass ich mit dem was ich mache, ziemlich genau so ein Ding mache. Ich habe ein Online-Produkt das ich verkaufe und das mir mein Einkommen sichert. Ich kann vier Wochen nach Norwegen fahren. Und, wenn ich will, kann ich auch mal zwei Wochen krank und gar nichts machen. Klingt toll? Ich tausche nicht mehr Zeit gegen Geld – außer wenn ich Auftragsarbeiten als Fotograf oder Filmproduzent übernehme. Knüller?
Und jetzt die Auflösung des Rätsels. Das Brot des Autors ist ausgesprochen hart. Der Achtstundentag ist die Ausnahme. Meistens sind es zehn oder zwölf Stunden. Wenn Abgabetermin droht auch mal zwei Wochen lang 16 Stunden. Und während bei der angestellten Arbeit die Uhr Dein Freund ist – denn der Tag geht rum, ob Du reintierst oder ne ruhige Kugel schiebst – ist als Autor die Zeit Dein Feind. Das Buch muss fertig werden, piepegal ob Dir gerade was einfällt, oder ob Du irgendwo hängst. Du kannst die Arbeit nicht an einen Kollegen abschieben. Du musst einfach durch. Wenn Du nicht schreibst, kommt keine Kohle rein. (Und Du wirst fett. Unweigerlich. Das Hirn braucht Unmengen Kalorien die Du nur oral zuführen kannst und die sich dann gleichmäßig im Körper verteilen. )
Beim Blog ist es genauso. Der Artikel muss geschrieben werden. Manchmal kann man sich an einem Produkt entlanghangeln. Aber das muss man erst mal haben – und als Journalist, der vom Hersteller als “Feind” begriffen wird, weil er kritisch berichtet, muss man erst mal das Geld haben um es für irgendwelchen Mist rauszuhauen.
Ja, man kann ein digitales Produkt bauen und das dann eine Zeit lang übers Internet verkaufen. Das geht aber nicht beliebig lang. Das geht vielleicht ein, zwei Jahre, wenn man Dusel hat. Dann ist die Herrlichkeit vorbei, die Zielgruppe gesättigt und wenn man in den zwei Jahren nicht ein neues Produkt entwickelt und vorbereitet hat, steht man schneller vor dem Nichts als man denkt.

Passives Einkommen gibt es. Wenn man so ein Dutzend Millionen und einen genialen Fondsmanager hat, dann sorgt der dafür, dass die Kohle reinkommt. Wirklich “passiv” ist das nicht – denn der Fondsmanager ist da beschäftigt. Man lebt also von der Arbeit und dem Wissen anderer Leute. Und die Rendite, die der Fondsmanager “erwirtschaftet”, wird ja auch noch von realen Menschen produziert. Kapitalismus halt.
Wer als Erbe eines Familienunternehmens denkt “Geil. Passives Einkommen. Die Leute arbeiten für mich.” Der kucke sich mal den Fall Quelle/Schickedanz an. Die haben ihren Krempel von irgendwelchen Typen machen lassen, nur weil sie in der Zeitung gelesen haben, die wären ganz tolle Manager.
Wenn also Dein Fondsmanager ein Bazi ist, dann ist Dein Geld und Dein “passives Einkommen” irgendwann mal weg.
Und natürlich gibt es “passives Einkommen” in einem anderen Sinne. Man findet irgendjemand, der einen eine gewisse Zeit lang für die Simulation von Arbeit bezahlt. Aber auch diese Simulation ist aufwendig. Und nachhaltig ist das nicht. Wenn einem einer draufkommt wird man gefeuert oder verknackt. Und im Knast hat man auch kein passives Einkommen. (Und nein, wir reden hier jetzt nicht über Bürgergeld.)
Wie immer: wenn etwas zu schön klingt, um wahr zu sein, dann ist es meistens auch nicht wahr.
Die Bilder? Titelbild: Die Registrierkasse im “Bunten Häusel” in Altenberg 2012. Darunter: Die alte Kasse des Berghof Dillberg 2013. Der Berghof ist längst komplett abgerissen. Der Besitzer hat sich nun ein “Home with a view” hingebaut.
Bevor das Internet und Fusionen sowie Sterben der Agenturen die Preise kaputt gemacht haben, konnten Fotografen rechnen mit “Ein Bild in der Agentur erzeugt 1 Euro pro Jahr”. Natürlich nur, wenn genug gute Fotos angenommen waren. Das konnte man als “passives Einkommen” bezeichnen. Oder als Altersvorsorge. Leider sind die Zeiten vorbei.
Wo ich dies hier gerade lese, dachte ich mir, ich schaue mal das neue Video von OM System zur OM-5 an: “Exploring with the OM SYSTEM OM-5 | Episode 2: Follow The Light”. Wollte mal sehen, wie die Protagonistin mit der Geli umgeht. Bei 0:59min wird ein Bild vom Heidekraut mit der OM-5 und dem 25mm F1.8 gezeigt. Bei 1:50min wird dann ein Bild vom Heidekraut mit der OM-5 und dem 60mm Macro gezeigt (ob mit Geli? Keine Ahnung).
Finde den Unterschied (es gibt keinen)!!! Also das ist jetzt echt langsam verars…e.
Es kann doch nicht sein, dass in einem offiziellen Video von OM System solche Fehler passieren. Wer dafür verantwortlich ist weiß ich nicht.
Die Protagonistin kann einem fast leid tun; ob sie eine Geli benutzt hat, haben ich nicht erfahren können.