Frag PAT: Warum können manche Objektive stacken?

“Warum”-Fragen sind bei japanischen Kameraherstellern oft schwierig zu beantworten. Und eigentlich war die Frage ja anders: “Wovon hängt es ab, ob ein Objektiv Focusstacking kann oder nicht?”

Tja, wovon hängt das ab? Es gab ja mal einen Firmwarehack, mit dem auf einmal alle Objektive Focusstacking konnten. Wenn man seinerzeit Olympus gefragt hat, wurde erklärt, dass die Blende da nicht mitmachen würde – was ziiemlich schräg war, denn das Objektiv konnte im Notfall 999 Bilder Fokusbracketing – warum es dann an acht Bildern für den Stack scheitern sollte, war nicht wirklich nachvollziehbar.

Was ist es nun? Und warum brauchten die Kameras ein Firmwareupdate, wenn ein neues Objektiv auf den Markt kam?

Ich habe es in diesem Artikel ja schon angedeutet. Der interne Stacking-Algorithmus ist lange nicht so ausgefinkelt wie bei Helicon Focus oder ähnlicher Software. Der Stack funktioniert nur innerhalb bestimmter Grenzen. Dass die Kamera den Stack beim Titelbild zusammengeschraubt hat, war eine Ausnahme, normalerweise meldet er bei sowas gerne mal “fehlgeschlagen”.

Die Kamera braucht für den Stack eine exakte Schrittweite. Und diese Schrittweite liefert das Objektiv nur, wenn die Kamera genau weiß, bei welcher Fokusentfernung das Objektiv welche Schärfentiefe hat und wie viele Motorumdrehungen des Schrittmotors notwendig sind, um das nächste Bild an das vorherige Bild anzuschließen. Da man ja auch eine größere Schrittweite einstellen kann, muss die Kamera beim Stack auch Sprünge in der Schärfe tolerieren, solange sie eben durch die größere Schrittweite verursacht sind und diese nicht als Fehler behandeln.

Jetzt ist zum Beispiel die 1,2er-Serie nicht darauf optimiert, exakte Schärfentiefen zu liefern. Gerade bei Offenblende kann die Schärfentiefe schwanken. Das fällt normalerweise nicht auf, weil man ja nicht nachmisst, ob jetzt das Model 21cm oder 21,7cm Schärfentiefe im Gesicht hat. Für Stacks ist das aber wichtig.

Das 12-50, eigentlich “Makrofähig” ist ein Musterbeispiel dafür. Wer schon mal versucht hat, mit dem 12-50 Fokus-Bracketing zu machen wird das gemerkt haben – die Sprünge zwischen den einzelnen Schritten sind ungleichmäßig. Damit man brauchbare Stacks produzieren kann, muss man mit Schrittweite 2 oder 1 arbeiten, dann reicht die Überlappung.

Für Stackings ist das natürlich nichts. Der Kunde akzeptiert nicht, wenn die Stacks aus der Kamera mit bestimmten Objektiven einfach oft Murks sind.

Deshalb geht das nicht mit allen Objektiven. Ist natürlich für die Werbung nicht so toll, wenn man erklärt, dass die teuren Objektive keine genauen Fokusschritte können, aber dafür sind sie eben auch nicht gebaut.

4 Replies to “Frag PAT: Warum können manche Objektive stacken?”

  1. Vielen Dank Reinhard für die Erklärung; wieder mal was gelernt hier bei pat.
    Eigentlich unterstellt man dem Hersteller oft paschal Willkür, aber hier gibt es anscheinend auch technisch nachvollziehbare Gründe.

  2. Vielen Dank für die Erklärung.

    Wenn Olympus zuerst das Stacking-Feature implementiert hat, brauchte die Kamerafirmware natürlich eine Liste der stackingfähigen Objektive und vielleicht auch weitere Informationen dazu, wie z.B. die Schrittweite.

    Aber, für die Zukunft hätte man auch eine Funktion in Firmware der Kamera und des Objektivs machen können, damit die (neueren) Objektive diese Informationen an die Kamera mitteilen können.

    Dann müssen sie nicht alle unterstützten Kameras für jedes neue stackingfähiges Objektiv aktualisieren, und können auch nicht mehr unterstutzte Kameras (wie E-M1 Mark 1) immer mit neuen Objektiven stacken.

    So hat Panasonic es gemacht für DfD. (DfD hat ein ähnliches Problem: es braucht spezifische Informationen über das Objektiv.)

    1. Und siehe da, da ist sogar OMDs drauf gekommen. Seit der OM-1 braucht es keine Firmwareupdates mehr für neue stackingfähige Objektive.

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