Die Dinge ändern sich

Ich nehme an, jeder hat die Meldung über den 100MP – FT-Sensor gelesen, den Xiaomi unter tatkräftiger Hilfe aus Wetzlar mit einem 17mm f/1,4 -Objektiv zusammengebaut und mit einem Handy verbunden hat. Autofokus, LiveView, Verbindung über einen Laserlink, Stromversorgung vom Handy über Induktion.

Und natürlich haben die Fachleute in den Foren sofort gelästert “Hatten wir schon mit der Olympus AIr” und Sony hatte auch schon mal sowas und das hat auch nicht funktioniert.

Ob das ein kommerzieller Erfolg wird, wird man sehen. Xiaomi ist von 2% weltweitem Marktanteil im Jahr 2013 auf Platz drei hinter Apple und Samsung gestiegen. So ganz falsch scheinen die Jungs dort nicht zu liegen.

Das spielt aber erstmal gar keine Rolle. Viel interessanter ist, dass dieser Sensor bei Sony nicht bekannt ist. Die haben keinen 100MP-FT-Sensor mit einem Dynamikbereich von 16EV.

Und da kommt mir eine Meldung unter: Samsung baut ja bekanntermaßen die Sensoren für ihre Smartphone selber. Und die haben gerade eine neue Technologie draußen. Es handelt sich um einen dreifach gestackten Sensor der Isocell-Serie. Sensoren dieser Reihe haben Synchronzeiten von 1/240s. Also keinen Rolling Shutter mehr. Sie haben Auflösungen von 48MP auf einem 1/2,6″-Sensor. 100MP auf FT ist da Peace of Cake.

Nun gibt es bereits Informationen, dass Samsung Sony den Apple-Deal abgenommen hat. Ein Multi-Milliarden-Geschäft. Bei Sony ist es in der Halbleiterabteilung gerade etwas unangenehm geworden. Man dachte, man sitze auf einem bequemen Monopol und könne die Konkurrenz kleinhalten und nu kommen die Koreaner daher und drehen den Japanern eine lange Nase – was bei den Koreanern natürlich für ein extrabreites Grinsen sorgt.

BTW: Samsung stattet Agrardrohnen von DJI mit Sensoren aus.

Wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, an dem sich Dinge ändern. Wer stur und arrogant auf seinem toten Gaul sitzen bleibt, wird zurückgelassen werden und irgendwann in eine Wolke von Schmeißfliegen starren.

Titelbild: Das Karlsgarde-Werk in Dänemark. Ein ehemaliges Wasserkraftwerk. Stillgelegt.

Update: in der ersten Version stand noch 35mm f/1,4. Das Objektiv ist aber tatsächlich ein 17mm -Objektiv.

4 Replies to “Die Dinge ändern sich”

  1. Sind diese 100 MP vielleicht bloß Subpixel, sodass
    dieser Sensor letztendlich “bloß” 25 MP hat?

    1. Darüber gibt es reihenweise Spekulationen. Xiaomi behauptet, es wären echte 100MP. Die Behauptung, es wären nur Subpixel stützt sich auf exakt nichts. (Auch wenn sie wohl offensichtlich als feststehende Tatsache behauptet wird.)
      Ich habe selbst schon vor Monaten Informationen über einen 100MP FT-Sensor bekommen. Das hielt ich bisher für eine Ente weil der Sensor IMHO dann zu langsam würde. (Über Beugung zu diskutieren bringt hier jetzt gar nichts.) Da aber Samsung nun einen dreifach gestackten Sensor vorgestellt hat, ist das Problem erledigt. Und mit 48MP auf 1″ ist eben 100MP auf FT kein technisches Problem mehr. Die Specs, die ich schriftlich bekommen habe, lassen mich vermuten, dass es sich bei dem 100MP-Sensor um einen Prototyp handelt, um den das Objektiv herum entwickelt wurde.
      BTW: Samsung entwickelt an einem 500MP-Handy-Sensor. Sie sind der Meinung, der Xiaomi-Weg mit dem anheftbaren Objektiv ist nur eine Zwischenlösung bis eben Samsung mit schierer Auflösung alles plattmacht. Kameras werden allerdings bleiben – als Nische von Hobbyisten und Profis. Der Urlaubsknipser nimmt sein Samsung-Handy und cropt.

  2. Xiaomi hat ja auch mit ihrem 15 Ultra Photography Kit auch einen ansteckbaren Kameragriff mit Bedienelementen, also Auslöser, Multifunktionsrad, etc. und erweiterter Batterie im Programm.
    Ist nun ein modulares System welches auf einem Smartphone basiert bei dem verschiedenen Module angesteckt werden der Weisheit letzter Schluss?
    Macht es Sinn Objektive inklusive eingebautem Sensor als Modul zu vertreiben? Ist das “nur” ein Produkt als Antwort auf den Trend zur Kompakten mit fest verbauten Objektiv?
    Wo macht Modularisierung Sinn? Wo setzt man die Schnittstelle der Module? Welche Teile bilden Sinnvoll die Basis? Welche Teile sind kostenintensiv und langlebig und sollten deshalb in die Basiseinheit?
    Ab wann erkauft man sich Modularität auf Kosten der Leistung, Stichwort das schwächste Glied bestimmt die Gesamtleistung erheblich.
    Was sind die bestimmenden physikalischen Randbedingungen?
    Die Grenzen verschieben sich und was sich Schlussendlich durchsetzten kann und was vom althergebrachten bleibt wird sich zeigen. Es ist nicht immer die Technik und deren neue Möglichkeiten die ein erfolgreiches Produkt hervorbringt.

    Spannend.

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