mFT-Kamera kaufen?

Wenn man durch die Influencer-Videos scrollt, kriegt man regelmäßig Videos mit mehr als zehn Minuten vorgesetzt, in der die rhetorische Frage gestellt wird .”Soll man im Jahr 202X noch die Kamera “Outdated Mark II” kaufen?” Und die Antwort ist regelmäßig: “Selbstverständlich”. Denn man kann damit ja toll fotografieren und die Kamera ist total supi und da unten steht der Rabattcode oder der Affiliatelink. Wenn man diesen ganzen Ratschlägen folgt, hat man mittlerweile die komplette Range von allen Kameras, die jemals produziert wurden. Und alle dazu passenden Flaschenböden. Denn natürlich habe ich noch nie jemanden ein Video machen sehen, in dem die Anschaffung eines Top-Pro-Objektives von Olympus empfohlen wurde. “Lohnt es sich, noch 2025 ein 35-100 zu kaufen?”. Soll ich sowas mal machen? Ich kann ja beim FolyFos einen entsprechenden Einspieler machen. Ich verspreche auch, nur zwei Minuten zu brauchen. Ich muss ja keine Werbung schalten.

Und ja, natürlich kriege ich auch immer wieder Fragen: “Soll ich kaufen??”. Und meine Antwort ist regelmäßig: Wenn Du nicht brauchst, brauchst Du nicht. Und “brauchen” ist bei Amateuren grundsätzlich subjektiv.

Beispiele gibt es zuhauf. Frank Rückert hat legendäre Stacks mit der E-P3 gemacht. Kein Fokusbracketing. 12MP. Es geht also. Ist das jetzt ein Grund, die E-P3 zu kaufen? Nein, natürlich nicht. Es ist ein Grund, mit der vorhandenen Kamera zu üben. Rauszukriegen, was geht mit der eigenen Kamera. ich habe immer wieder Seminarteilnehmer gehabt, die mit einer Einsteigerkamera oder E-M5II dahergekommen sind und postwendend Minderwertigkeitsprobleme gegenüber den anderen Teilnehmern mit den “Proboliden” hatten. Und dann habe ich ihnen gezeigt, dass man auch mit einer E-M10IV mit 75mm schnelle Hunde von vorne knipsen kann. Wenn man’s richtig macht. Ganz ohne KI.

Ich schreibe hier für ein Publikum, das FT- und mFT-Objektive verwendet. Sollten die in 2025 eine mFT-Kamera kaufen? Gegenfrage: Wozu? Wenn man solche Objektive hat, hat man ne Kamera dazu.

Abgesehen davon: ich werde mir 2025 eine neue Kamera kaufen. Niemand muss das nachmachen, aber ich bin mir sicher, dass ich nicht der Einzige sein werde. Aber ich werde zu gegebener Zeit mitteilen, was die Kamera kann – und wie üblich, was sie nicht kann.

Und bis dahin werde ich euch nicht mit Artikeln nerven, dass ihr ganz dringend Uralt-Technik kaufen sollt, weil ihr damit cooler seid oder bessere Fotografen werdet.

Wenn ihr nichts zu tun habt, kuckt mal in mein Praxisbuch. Da stehen ein paar Sachen drin, die man machen kann…

16 Replies to “mFT-Kamera kaufen?”

  1. Wenn ich mir die aktuellen Servicepauschalen von der OM-1 I / II anschaue ist der Anreiz auch nicht allzu groß eine E-M1 III / X dafür herzugeben, wo dann ein vergleichbarer Schaden (z.B. Displaytausch) nur die Häfte oder gar ein Drittel kosten würde. So wäre selbst die Anschaffung einer guten gebrauchten oder refurbished OMDS derzeit gründlich zu überlegen, was Berufsfotografen ja eh nicht betreffen wird.

    Outdated ist schwierig. Wenn ich glaube eine bestimmte neue Funktion zu brauchen (und mir das finanziell leisten kann) dann möchte ich das auch relativ zeitnah nutzen. Wenn ich das Neue nicht brauche oder es nichts dergleichen gibt, dann muss ich das Modell auch nicht am Ende seiner Produktionszeit haben, ich will ja kein Museum eröffnen. Allerdings gebe ich auch zu, dass da eine weitere E-M1X outdatet für einen Spottpreis zu mir gekommen ist.

  2. Ja. Genau. Und:
    Amateure brauchen nix. Amateure “wollen haben”. Nämlich Fototechnik, um fotografieren zu können.
    Um ihrem Hobby nachzugehen. Prima. Viele fotografieren seit jahrzehnten und haben oft zwei Systeme (ich auch). Meistens hat man ja irgendwann “gewechselt”. Aber halt nicht alles. So wie ich.
    Profis “müssen brauchen”. Ja, weil die davon leben. Andere Baustelle, andere Preise, anderer Planet. Gut.
    Manchmal trifft es uns aber gemeinsam:
    Hersteller wechslen ihre Bajonette, ihr Sensorformat, ihren Namen, *ihre Kunden* (*passiert* gerade bei OMDS, aber was wechselt man bei OMDS gegen Kunden? Space? Unendliche Weiten, aber keine Kunden drin halt. Blöd.).
    Und vielleicht stellt sich dann die Systemfrage.
    Mich beschleicht das Gefühl, daß das gerade auch bei Forenten in Pen-and-Tell und Oly-e passiert.
    Spannende Zeiten.

  3. Mir ist gestern noch eine gut erhaltene PEN-F zugelaufen, nachdem ich schon an der M1-X und M1 Mark II gerne mit den Bildmodi gespielt habe aber die Einstellerei eher hakelig war.
    Das wars dann für die nächste Zeit an Kaufwünschen.
    Die OM-3 isses nicht weil da der Umschalthebel fehlt.
    lg
    Wolfgang

  4. Tatsächlich habe ich einem Freund, der nach vielen Jahren wieder mit der Fotografie beginnt, schweren Herzens nicht OM SYSTEM empfehlen können. Ich selbst bin schon seit 2008 dabei und eigentlich nicht unzufrieden. Aber ich bin so unsicher, wie es weitergeht. Trotz oder wegen der OM-3. Da habe ich noch keine abschließende Meinung. Die muss ich aber auch nicht haben, weil ich mit meiner Ausrüstung auch Fotos machen kann.

    1. Ja, mit Empfehlungen ist es so eine Sache, da kann man schön ins Fettnäpfchen treten. Trotzdem finde ich das Olympus mFT-System nach wie vor empfehlenswert, vor allem als Gebrauchtware. Preis/Leistung sind quasi unerreicht. Aber das ist nicht jedes Menschen Ding, die Risiken sind bekannt. Und ich verstehe jeden, der bei mFT derzeit zuckt.

      1. Und der besagte Freund kauft generell nur neu. Nicht einmal ein gebrauchtes Stativ ist da eine Option. Aber mit der Kamera der von mir empfohlenen Kamera gibt es schon technische Probleme, die wohl auch allgemein bekannt sind. Nun bin ich derjenige, der nicht das richtige System empfohlen hat. Auch ärgerlich.

        1. Ooops. Arschkarte praktisch. Aber: Dein Freund hat sich ja selbst entschieden, Du hast ihm ja nichts zwangsaufoktruiert. ER hatte die Wahl.

          1. *Klugscheißermodus ein*
            Unser Deutschlehrer hat uns gepredigt: oktroyieren heißt bereits aufzwingen. Entsprechend wäre das jetzt zwangsaufaufgezwungen.
            *Klugscheißermodus aus.*

            1. Du hast natürlich recht. Das habe ich mir beim Schreiben schon gedacht, fand es aber auch schön-schräg so. Aber “zwangsaufgezwungen” hätte ich noch lieber verwendet, wenn mir das bloß so eingefallen wäre. Vielleicht kannst Du das Wort noch in Deinem Roman unterbringen? 😉

  5. Der Besitz allein befriedigt. Alt reicht oft völlig, neu und auf dem letzten Stand macht aber viel mehr Freude, wenn es der Geldbeutel hergibt. Machen wir uns nichts vor, bei einem Hobby gibt es keine nur rationale Entscheidungen. Es muss auch Spaß machen.

  6. Pete Dent – australischer Ambassador auf FB zur OM3 die er seiner Frau gekauft hat: …
    Update: I meant to say this but the other thing I really dislike about this camera is that in Australia just two days after launch one of our camera stores is selling it for almost $500 less than the OM-System online store. So much for pre-ordering.

    Update 2: I now notice that the discount has been reduced to $111 so I’m guessing someone at Digidirect got a small rocket up their fundamental orifice.

  7. “Wer hat, der hat” – sicher gibt es keinen Grund, heute eine neue MFT-Kamera zu kaufen, wenn man schon eine hat. Wenn man aber keine hat (es soll noch Leute geben, die von der Handy-Kamera umsteigen wollen), kann man dann jemandem eine Kamera von Olympus empfehlen – und wenn ja, welche? Darauf wäre meine Antwort – hängt natürlich vom geplanten Einsatzbereich ab – immer noch in vielen Fällen: Ja, MFT ist eine sinnvolle Wahl und unter den verfügbaren (neuen) Kameras hat die OM-5 ein ordentliches Preis-Leistungsverhältnis.
    Oder vielleicht doch eher eine Panasonic Lumix? Möglicherweise, denn da gibt es zwar auch nicht nur Licht (du selbst diskutierst ja regelmäßig den Hang zur elektronischen Korrektur bei Panasonic), aber immerhin noch einen Servicepartner in Deutschland, der funktioniert und innerhalb weniger Tage eine sechs Jahre alte G9 für einen gerade noch sinnvollen Preis runderneuert hat.

    1. Du sprichst einen für mich sehr wichtigen Punkt an:
      Den Service.
      Der ist bei Panasonic vorbildlich, wie ich vor ca. einem Jahr erfahren durfte. Bei OM- System habe ich mehrfach ganz schlechte Erfahrungen gemacht, einfach indiskutabel.

  8. “Lohnt es sich, noch 2025 ein 35-100 zu kaufen?”

    Wie wäre es mit einem Bildqualitätsvergleich zw. den F2-Objektiven
    (14-35, 35-100) und den F2,8-Objektiven (12-40, 40-150)?

  9. Erst mal danke für den Artikel, den ich schon als Augenöffner empfinde (wie auch den Artikel: „mFT-Kamera kaufen?“.
    Ich fotografiere ein wenig rum, hauptsächlich im Urlaub und bei Ausflügen.
    Und nein, die Handyknipse reicht mir nicht.
    Ich hatte mal eine Samsung NX300 mit dem Standard Pancake-Zoom. Die war mir dann aber zu groß. Die kleine Sony
    HX90V war das viel praktischer, aber……
    Ich wollte „irgendwas dazwischen“, aber bitte keine „Buckelkamera“

    So kam ich zumindest mal auf das mFT Format und ja ich habe mich „verführen lassen“ von all den Influencern. Emily ist schon eine ganz besondere Marke :-), die sehr „Lumix-lastig“ ist, aber was soll’s. Unterhaltsam wars immer.

    Ich war auch schon bei der Leica D-Lux8, aber im Grunde ist das auch „nur“ Panasonic“.

    Seit ein paar Wochen haben ich eine Pen-F (günstig kaufen können) und ich werde sie nicht wieder hergeben. Ausprobiert habe ich noch andere Kameras, aber so richtig „angefixt“ hat mich keine…

    Klar, die Kamera ist nahezu 10 Jahre alt und es gibt modernes und besseres. Zur Zielgruppe passe ich auch nicht so ganz, außer beim Alter. Trotzdem! Ich habe mich in diese Kamera einfach verliebt, komme gut mit ihr zurecht und schleppe Sie fast täglich mit mir rum.

    Nein ich bin kein Profi und nicht einmal ein Hobbyfotograf. Für mich ist die Pen F wie ein Porsche, den ich nur im 2ten Gang fahre, aber so langsam lernen wir uns kennen und ich schalte in den 3ten Gang.

    Dazu trägt bestimmt auch Dein Praxisbuch bei.

    Brauchen? Nein! Wollen? Vielleicht.
    Für mich ist die Olympus Pen F die Kamera, die zu mir passt und die ich gerne dabeihabe.

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