
Ich mache mich ja oft und gerne lustig über Leute, die Werbefilme drehen und dann ihre eigenen Produkte nicht kennen, keine Streulichtblenden draufhaben oder irgendwelches Zeug erzählen, das man im besten Fall als “ungenau” bezeichnen kann. Dabei handelt es sich um Firmen, die Luxusprodukte herstellen, von denen im Normalfall nichts abhängt. Wenn da die Leute keinen Plan haben, dann passiert da nicht viel.
Aber heute bin ich auf einen Blog einer Weltfirma – kein Startup, eine Weltfirma – gestoßen, der einen dermaßen intellektuellen Dünnpfiff erzählt, dass ich geneigt bin, alles andere als vernachlässigbare Petitesse zu bezeichnen.
Der Laden produziert Medizintechnik, Straßenbahnen, Energiesysteme, Gebäudeinfrastruktur, Küchengeräte und Automatisierungstechnik. Sie haben mal Telefone, Mikrochips und Kernkraftwerke hergestellt.
Und auf ihrem Unternehmensblog schreiben Sie jetzt allen Ernstes, dass Bitcoin die Energieform der Zukunft ist. Man könne sie ganz leicht transportieren. In beliebigen Mengen. Aufbewahren und weiterverkaufen. Ganz ohne Kosten. Eine digitale Energieform.
Bitcoin sei ” eine “Ressource”, die den Transport von Energie auf revolutionäre Weise ermöglicht: digital, verlustfrei und zu minimalen Kosten.”
Ganz unten steht: “Haftungsausschluss: Der Autor hat Energie und Zeit gewidmet, um bitcoin zu studieren. Der Autor tauscht Arbeit und Zeit durch tokenisierte Energie. Der Inhalt dieses Blogs gibt seine persönlichen Ansichten wieder. Niveau der Fachkenntnisse: Einführung“
Geschrieben wurde das von Pedro Marques Dias Valentim: Business Development Next Generation Grid Management. Sein Statement: ” As a Business Development Manager, I help Energy Companies bridge the gap between business challenges and technology to achieve net-zero goals faster.”
Wenn solche Leute Energieunternehmen beraten um schneller auf Netto-Null zu kommen, dann würde ich sagen, wir sollten einen Haken unter die Sache mit der Erde machen und unsere Energie darauf ausrichten, zum Mars auszuwandern. Oder endlich die Arche B bauen und die ganzen Unternehmensberater zur Beteigeuze schicken. Die soll ja demnächst sowieso in die Luft fliegen…
Titelbild: Das hat mir Excire nach Eingabe des Blogtitels rausgesucht. Das ist eine Klasse in einer Schule in Ningbo, China im Jahre 2013.
Wow!
Wie Du geschrieben hast, ist das Dünnpfiff, dazu der allerflüssigsten Sorte. Auf der anderen Seite: Auf solche Gedanken muss man erstmal kommen! Ich habe wirklich nachgesehen, ob da nicht als Datum der erste April steht. Aber selbst am ersten April würde ich nicht so einen Beitrag von dieser Firma erwarten…
Aber nachdem Hitler nun ein Kommunist war, warum nicht den Bitcoin als Energieträger der Zukunft preisen?
Aber im Ernst: die Geschichte der Physik und Erfindungen zeigt uns, dass viele Dinge nur durch echte Querdenker entdeckt und entwickelt wurden. Müssen wir diesen Dünnpfiff ertragen, damit unter all diesen Dingen auch mal wieder ein wirklich besonderer Gedanke für die Zukunft dabei ist? Ich hoffe nicht…
Sehen wir es mal positiv: Von diesem Niveau ist eine gewisse Curryfirma weit entfernt. Ich hoffe, ich kann mir ein “noch” sparen…
Mir scheint, dieser Blog ist ein Fake und ist nicht wirklich von SIEMENS.
Ne,ne! Da gibt es ein Mißverständnis mit dem Namen. Oder vielleicht ist das auch nur ein Übersetzungsfehler?
Die Firma heißt eigentlich “Sine Mens”.
Es kommt darauf an, was man unter ‘Energie’ versteht. Ist es die Möglichkeit, Arbeit zu leisten? Kann Bitcoin Energien freisetzen, Arbeiten in Gang setzen?
Vielleicht ist der Beitrag im Blog der Weltfirma doch nicht nur Dünnpfiff.
Viele gefährliche Entwürfe, die wir heute als absurd bezeichnen (das theologische Theorem eines Augustinus von Hippo, die Reichstagsrede von J. Goebbels im Sportpalast, die inhumanen Entgleisungen eines Trump oder Putin) sind Irrsinn, aber nicht irre genug, als dass sie nicht von Millionen von Erdenbürgern gefressen werden.
In Kunst und Literatur sind mehrfach Strömungen entstanden ( “die Berechnung der Oberfläche Gottes” in der Pataphysik; der Dadaismus als Reaktion auf die Schrecken des 1. Weltkriegs), die darauf abzielten, den sogenannten gesunden Menschenverstand aufzurütteln.
Derzeit sind wir am Scheideweg, weil kaum mehr jemand dem irrlichternden Genom einer rasenden Welt folgen kann, Authentizität, Wahrheit und Ethos ertrinken in Beliebigkeit. Der Dreiviertelnonsens hat Konjunktur, der Populismus bedient exakt dieses Filterloch der menschlichen Erkenntnisfähigkeit.
Nur das völlig Absurde konfrontiert die Sinnerwartung des Adressaten.
“Das Absurde hat insofern einen Sinn, als man sich nicht mit ihm abfindet” (Albert Camus, Der Mythos des Sisyphos).
Was ist die Aufgabe von Geld? Den Austausch von Waren und Resourcen zu vereinfachen. Ohne Geld wären wir eine sehr ineffiziente Tauschgesellschaft. Man stelle sich vor, der Betreiber dieses Blogs müsste die Produkte seiner professionellen Arbeit gegen Kartoffeln tauschen und diese im Gegenzug bei Reis-affine Herstellern von Curryprodukten gegen dessen Elektroschrott eintauschen, die dann auch noch unglücklich machen – no way.
Bitcoins entwickeln diese Methode des Substitutionshandels weiter – warum Buchungen zu übermitteln, die mit Edelmetallen abgesichert sind, wenn es auch ohne diese ginge?
Der zitierte Blogbetreiber hat seinen Erfolg immer auf die Erzeugung, den Transport und den Verbrauch von Energie gegründet. Was liegt da näher als, dieses Erfolgsmodell weiterzudenken und einfach mal die überflüssigen Zwischenschritte wegzulassen? Aus Energie wird Bitcoin, der Empfänger der Bitcoins ist glücklich – das ist die essenzielle Lehre, schon beinahe esoterische Perfektion. Man kann halt nicht erwarten, dass das auch hinter den sieben Bergen, wo manche sich noch an Influenzern, KI-Modellen und Raw-Pros abarbeitet, sofort verstanden wird.
Auf jeden Fall vielen Dank für diesen Internetfund! Einer der Hauptgründe, warum ich die Entwicklungen auf dieser Seite regelmäßig verfolge.
Das Märchen, dass Geld für einen effektiven Tauschhandel erfunden wurde, ist seit ca. 100 Jahren widerlegt. Es wird durch ständige Wiederholung nicht richtiger. Mit Geld wurden ursprünglich Ehrenschulden beglichen. Und Frauen gehandelt (ja, ist leider so!) Für den alltäglichen Tauschhandel reichte immer Kredit. Das heißt Vertrauen. Und das ist im Prinzip auch heute noch so. Wir vertrauen, dass wir für unsere Euros was kriegen, weil der Staat diesen auch als Steuer akzeptiert. Das Narrativ, dass Bitcoin eine vertrauenslose Geldwirtschaft ermöglicht, ist nicht nur illusorisch, sondern beruht auch auf der unhinterfragten (Fehl-)Annahme, dass das Leben in solch einer Gesellschaft lebenswert sein könnte.
PS: ein wenig Hintergrund dazu gibt es hier: https://mpra.ub.uni-muenchen.de/99302/
Interessante Infos vor allem in den Fußnoten.
Danke für den Link!
Jegliche Form von Tausch”währung” basiert auf Vertrauen:
Ich muss darauf vertrauen, dass ich für die Muscheln/Steine/Metallplättchen/Papierschnipsel/Computerdaten wenn ich es brauche einen für mich adäquaten Gegenwert bekomme.
Und “Wert” ist immer relativ. In der Hungerzeit nach dem 2. Weltkrieg war auch Omas Goldschmuck nach heutiger Sicht nichts wert. Denn es gab für den “teuren” Schmuck nur ein halbes Brot…
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Aber das ist alles off tipic.
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Die Kommentare zu dem Blogartikel sind auch schon ziemlich aufschlussreich.
Der hier gefällt mir sehr gut:
“Walter Müller:
Ich glaube das hier ist ein großer Spaß den sich ein paar Siemens Menschen Freitags gönnen
Schön subversiv. Ganz große Kunst. Chapeau!”
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Ich vertraue jetzt mal darauf, dass Walter Müller Recht hat. Denn nach meiner Kenntnis hat die besagte Weltfirma ziemlich viele handfeste Gerätschaften erfunden, verbessert, produziert, etc. Ich behaupte einfach mal, jede/r von uns hat schon unzählige Male mit diesen zu tun gehabt. Mein persönlicher Liebling ist, dass ich beim Zahnarzt immer dieses Logo fest im Blick habe… 😉
Du hast anscheinend die Aussage des verlinkten Blogs nicht verstanden. Bitcoin wird hier nicht als Währung gesehen, sondern als Form von Energie. Es wird mit Kohle verglichen. Kohle kannst Du in Deinen Ofen stecken, wenn Dir kalt ist. Mit Kohle kannst Du ein Elektrizitätswerk betreiben, wenn Du Strom brauchst und Kohle kannst Du im Zweifel ein paar Millionen Jahre lagern.
Was machst Du mit Bitcoin, wenn Dir kalt ist? Kannst Du mit Bitcoins Dein Handy laden? Deine Spülmaschine betreiben? Oder Bitcoin gar ein paar tausend Jahre lagern? Mit Papiergeld kann man wenigstens noch ein Feuerchen schüren oder sich den Hintern abwischen. Mach das mal mit Bitcoin…
Ich habe mal ein preisgekröntes Werbevideo für die Geldkarte gemacht. Das war, als die E-3 rauskam. Meine E-3 funktioniert noch, der Geldkarte-Chip nicht mehr.
Irgendwo habe ich mal gelesen, Kryptowährungen à la Bitcoin seien die Lösungen für Probleme, die wir erst noch suchen müssen…
Da sucht wohl jemand unter Einfluss des mittlerweile legaliserten Krautes?!
“Aus Energie wird Bitcoin, der Empfänger der Bitcoins ist glücklich – das ist die essenzielle Lehre, schon beinahe esoterische Perfektion.”
Hat doch irgendwie was….
*stirnrunzelnd*
Martin
Sie sind vor allem die Lösung von Finanzproblemen von denen, die die Währung gestartet haben. Schneeballsystem eben.
Eben den besagten Artikel gelesen. Irgendwie war ja zu befürchten, dass die Legalisierung von Cannabisprodukten Auswirkungen dieser Art haben kann…
Bin Fassungslos und möchte eigentlich meine Lebenszeit zurück, die ich fahrlässig ins Lesen des Blogbeitrages investiert habe.
Ich habe lange Zeit für diese Firma gearbeitet. Es gab dort schon immer Abteilungen für Ideen und Phantasien, um auch neue Aspekte und Ansichten zu erlangen. Soweit ich mich erinnere, war damals der Konsum psychedelischer Wirkstoffe nicht verpflichtend.
Ich verstehen den Autor aber, denn wenn ich Bitcoins habe und der Strom aus der Steckdose kommt, ist doch alles in Ordnung. Wer braucht schon die Transformatoren, Lastverteiler, Generatoren und Schaltschränke, die diese Firma auch noch im Portfolio hat. Höchste Zeit, dass da endlich mal jemand Klartext redet und unser Weltbild korrigiert!
OK, ich glaube ich muss auflösen….
Der Siemens Blog ist einfach eine Plattform, auf der sich Leute registrieren können und dann irgendwelches Zeug posten. Kann jeder machen, der lustig ist, der muss nicht mal was mit Siemens zu tun haben. Herr Valentim ist Portugiese und hat mal bei Oracle gearbeitet (2021) und hat schon den dritten Artikel zu Bitcoin bei Siemens gepostet.
Es ist tatsächlich so, in dem Blog ist einiges an Blödsinn, hin und wieder mal interessante Ansätze. Aber, wie gesagt, muss nichts direkt mit Siemens zu tun haben.
Das Problem ist nur: wenn man nur links oben fett Siemens liest und dann den Text sieht, dann fragt man sich schon, was die dort rauchen. Das ist halt das Problem, wenn man eine Plattform zur Verfügung stellt, die dann von irgendwelchen seltsamen Entitäten benutzt wird, dann sollte man halt jemand dranstellen, der sich ankuckt, was da so gepostet wird und dann eingreift.
Genau deshalb (fälschliche Assoziation des Firmenname lns mit dem Blig-Inhalt) hab ich Siemens Mal angeschrieben, ob sie nicht jemanden in der Öffentlichkeitsarbeit haben/beauftragen wollen, der die Blog-Inhalte vor Veröffentlichung fachkundig prüfen möge. Schauen wir Mal, ob/was sie antworten
Und trotzdem ist es ein Blog der deutschen Firma SIEMENS, weil …:
1. … ganz oben links das offizielle Logo von SIEMENS sichtbar ist.
(Das könnte natürlich ohne Erlaubnis benutzt werden, aber dann
hätte SIEMENS schon längst etwas dagegen unternommen.)
2. … ganz unten ein Link (“corporate info”) zur offiziellen
Internet-Seite der deutschen Firma SIEMENS führt.
3. … folgender Link zeigt, dass nur SIEMENS-Mitarbeiter sich
einen bestimmten Teil der FAQ-Seite dieses Blogs anschauen können,
indem sie sich mit ihrer SIEMENS-ID anmelden:
https://blog.siemens.com/faqs/1-all-about-internal-ingenuity/
Wegen diesen drei o.g. Gründen ist SIEMENS verantwortlich für
den Un-/Sinn, der auf dem SIEMENS-Blog veröffentlicht wird.
Dein 3. Punkt ist ein weiteres Indiz, dass es eine Scam Seite sein dürfte. Zugangsdaten von Siemens Mitarbeitern sollen abgegriffen werden.
Nein, das ist nur ein Indiz für miese WordPress-Progammierung, denn Du kannst die FAQ problemlos auch ohne Anmeldung durchkucken. Ich habe es natürlich längst probiert. Man kann sich mit einer funktionierenden Mailadresse dort ohne Probleme anmelden, sein Profil erstellen und dann Artikel schreiben. Artikel habe ich nur noch keine geschrieben, weil auch die Reichweite des Blogs lausig ist. Den Blödsinn will niemand lesen.
Offtopic,
vor einigen Tagen habe ich eine Mail meiner Online Bank bekommen.
Bis zum 18.01.25 muss eine Bestätigung und weitere Zustimmung für das vorhandene Konto vorgenommen werden. Alles, aber auch alles hat einen Offiziellen Touch.
Die Mail Adresse ist zu 99% richtig. Lässt man die PC Maus länger drauf stehen, kommt eine zusätzliche Erweiterung zum Vorschein.
Eine Bankenadresse @ Her..t.Br…ner@ T-………de gibt es nicht.
Dann erweitere ich dann doch gleich mal Deine Fachkenntnisse: Nutze PegasusMail. Da sieht man sofort im Header wo der Mist herkommt und hingeht. Um eine Phishing- oder Trojaner-Mail durch Mercury mit Spamhalter und Pegasus durchzubringen und dann auch noch den User dazu zu bringen, drauf reinzufallen, das hat die Gauner bisher immer noch intellektuell überfordert. Und ich kriege solchen Mist seit über 20 Jahren jeden Tag.
ok, Danke.